Zusammenfassung
Interferenzen beim episodischen Erinnern können sowohl durch das Abspeichern neuer Episoden als auch durch den Abruf bereits gespeicherter Episoden entstehen. Diese Interferenzen wurden in den vergangenen 25 Jahren oftmals mit dem Konzept des stärkeabhängigen Wettbewerbs erklärt. Nach diesem Konzept konkurrieren Episoden, die einen gemeinsamen Hinweisreiz teilen - etwa im selben ...
Zusammenfassung
Interferenzen beim episodischen Erinnern können sowohl durch das Abspeichern neuer Episoden als auch durch den Abruf bereits gespeicherter Episoden entstehen. Diese Interferenzen wurden in den vergangenen 25 Jahren oftmals mit dem Konzept des stärkeabhängigen Wettbewerbs erklärt. Nach diesem Konzept konkurrieren Episoden, die einen gemeinsamen Hinweisreiz teilen - etwa im selben räumlich-zeitlichen Kontext beobachtet wurden - um das Erinnertwerden, wenn dieser Hinweisreiz präsentiert wird. Eine durch das Abspeichern neuer Episoden oder die Stärkung bereits gespeicherter Episoden erzeugte Zunahme im Wettbewerb soll dann für das Vergessen von Episoden verantwortlich sein. Die Ergebnisse aus Experimenten der letzten fünf Jahre legen nahe, dass diese theoretische Sichtweise inadäquat ist und Interferenzen nicht durch stärkeabhängigen Wettbewerb erzeugt werden. Die Daten deuten stattdessen darauf hin, dass einige Interferenzformen durch einen nicht stärkeabhängigen Konkurrenzmechanismus, andere durch einen Suppressionsmechanismus erzeugt werden. Einige praktische Folgerungen aus diesen Befunden für Befragungssituationen, wie etwa Zeugenbefragungen, werden diskutiert.