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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-opus-7558
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.10530
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 14 Februar 2007 |
Begutachter (Erstgutachter): | Albrecht P. (Prof. Dr.) Luttenberger |
Tag der Prüfung: | 10 Januar 2007 |
Institutionen: | Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften > Institut für Geschichte > Entpflichtete und im Ruhestand befindliche Professoren > Neuere und Neueste Geschichte - Prof. Dr. Franz Bauer |
Stichwörter / Keywords: | Industrialisierung , Proto-Industrialisierung , Strategische Allianz , Actor-Network-Theory , Agency-Theorie , Handlungstheorie , Ressourcenmanagement , Mark <Grafschaft> , Metallindustrie , Klein- und Mittelbetrieb , Handlungsspielraum , Reidemeister , Metallgewerbe , Grafschaft Mark , Gewerbebezirk , Industrial networks , entrepreneurship , SME , SMB , industrialization |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 900 Geschichte und Geografie > 943 Geschichte Deutschlands |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 10530 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Arbeit beschäftigt sich mit Handlungsräumen und Handlungsspielräumen kleiner und mittelständischer Unternehmen in unternehmerischen Netzwerken. Diese werden am Beispiel der Unternehmungen der Reidmeister auf der Vollme dargestellt. Bei den Betrieben dieser Unternehmer, die Produktionsprozess und Vertrieb im märkischen Metallgewerbe organisierten, handelte es sich, gemessen an Betriebsgröße ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Arbeit beschäftigt sich mit Handlungsräumen und Handlungsspielräumen kleiner und mittelständischer Unternehmen in unternehmerischen Netzwerken. Diese werden am Beispiel der Unternehmungen der Reidmeister auf der Vollme dargestellt. Bei den Betrieben dieser Unternehmer, die Produktionsprozess und Vertrieb im märkischen Metallgewerbe organisierten, handelte es sich, gemessen an Betriebsgröße und Arbeitsweise, meist um mittelständische Unternehmen.
Legt man die Maßstäbe der traditionellen Industrialisierungsforschung zugrunde, wird man die Wirtschaftsweise der Vollmer Reidemeister nicht unbedingt als erfolgreich bezeichnen können. Denn im Gegensatz zu anderen Unternehmerfamilien wie Harkort oder Hoesch bauten sie keinen zentralisierten, großgewerblichen Betrieb auf, sondern führten ihre Geschäfte bis ins 20. Jahrhundert hinein als mittelständische Unternehmungen fort. Dieses Urteil muss zwangsläufig zustande kommen, wenn man ein Standardmodell anlegt, das von einer großgewerblichen, fabrikindustriellen Wirtschaftsform ausgeht und danach fragt, was die Reidemeister denn hätten tun müssen, um diese zu erreichen. Ein derartiges Modell ist jedoch statisch und lässt die Möglichkeit sich verändernder Rahmenbedingungen im Prinzip nicht zu. Es bietet ebenfalls keinen Raum für Alternativen zur großgewerblichen Industrialisierung, die zwar unter Umständen ebenso wirtschaftlichen Fortschritt und unternehmerische Leistung darstellen, aber aus der etablierten Perspektive heraus kaum zu erfassen sind.
Deshalb ist eine alternative Sichtweise gefragt, will man die Wirtschaftsweise mittelständischer Unternehmen untersuchen. Diese kann erlangt werden, wenn man nicht von einem vordefinierten Idealzustand als Ziel unternehmerischer Tätigkeit ausgeht, sondern stattdessen die Handlungsräume und Handlungsspielräume betrachtet, die den Unternehmern für ihre wirtschaftliche Tätigkeit zur Verfügung standen, und wenn man danach fragt, wie erfolgreich die Unternehmer darin waren, diese auszuschöpfen und zu erweitern. Die durch die strukturellen Rahmenbedingungen gebildeten Handlungsräume der Reidemeister auf der Vollme prägte eine große Dynamik. Ihre Handlungsspielräume, die durch die zum jeweiligen Zeitpunkt herrschenden wirtschaftlichen und sozialen Konstellationen definiert wurden, waren nicht uneingeschränkt nutzbar, da die Reidemeister auf der Vollme in engmaschige und stark arbeitsteilige Produktionsnetzwerke eingebettet waren. Wegen der vielfältigen gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Akteuren im märkischen Metallgewerbe erscheint das Thema gerade für die heutige Zeit relevant. Denn mit externalisierten Produktionsnetzwerken, Just-in-Time-Lieferbeziehungen und strategischen Allianzen prägen Produktionsformen die heutige Wirtschaft, die deutliche Ähnlichkeiten mit denen im märkischen Metallgewerbe um 1800 aufweisen. Die Reidemeister auf der Vollme wurden durch die Veränderungen in ihrem Umfeld weder überfordert, noch verschliefen sie die Industrialisierung. Sie fanden, im Gegenteil, durchaus Mittel und Wege, um sich anzupassen und aus den Marktchancen Kapital zu schlagen. Allerdings lässt sich ihre Strategie nicht mit den traditionell in der Industrialisierungsgeschichte benutzten Kategorien erfassen. Denn die Veränderungen erfolgten weniger auf dem Gebiet der Produktionstechnik und der Betriebsorganisation, als auf dem der Markterschließung und des Vertriebs. Eine vertikale Integration der Produktionsstufen erfolgte auf der Vollme nur ansatzweise. Stattdessen ermöglichten die horizontale Differenzierung des Produktspektrums und die Neuausrichtung im Vertrieb, neue Märkte zu erschließen. Der Strategiemix ermöglichte es auch, das Volumen der Anlageinvestitionen relativ klein zu halten und das finanzielle Risiko zu senken. Wie ein Vergleich mit anderen Unternehmern zeigt, war diese Vorgehensweise durchaus sinnvoll. Friedrich Harkort, zum Beispiel, verkörpert den wagemutigen Unternehmer Schumpeter�scher Prägung. Er ging den Weg einer großgewerblichen Expansion und scheiterte am Ende. Die Reidemeister auf der Vollme expandierten nicht nach der Art Harkorts. Vielmehr erweiterten sie ihre Unternehmungen organisch. Sie hielten Investitionen und Risiko gering, was ihnen zwar kein übermäßig großes Aufwärtspotential bescherte, aber ihnen ein respektables Einkommen und ihren Arbeitern einen relativ sicheren Arbeitsplatz garantierte.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
This paper analyzes the degree of freedom for entrepreneurial decisions that small and medium-sized businesses have when they are part of an industrial network. Basis for the analysis are the undertakings of the Vollme "Reidemeister", who organized the metal manufacturing process in the county Mark's metal industry. Due to the size and nature of their enterprises, the Vollme "Reidemeister" owned ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
This paper analyzes the degree of freedom for entrepreneurial decisions that small and medium-sized businesses have when they are part of an industrial network. Basis for the analysis are the undertakings of the Vollme "Reidemeister", who organized the metal manufacturing process in the county Mark's metal industry. Due to the size and nature of their enterprises, the Vollme "Reidemeister" owned a typical small/medium business. Measured by the criteria that are commonly used in the historical and economic analysis of industrialization, the Vollme "Reidemeister" cannot be regarded as successful in a traditional sense as their business remained comparatively small and did not resemble a factory type of industrialized enterprise. However, traditional approaches are static and do not take into account the dynamic environment in which businesses usually act. Neither do they allow room for entrepreneurial achievement and economic progress that materializes in ways other than those idealized by traditional economic history. For that reason, an alternative perspective is required. This alternative perspective can be achieved by measuring not what the entrepreneur should have done in order to reach a pre-defined ideal state embodied in a factory industrial enterprise but by analyzing how the entrepreneur managed to leverage and extend the degree of freedom for entrepreneurial decisions that he or she had. This view is highly relevant today as more and more small and medium entrepreneurs are forming part of industrial networks and see their ability to act constrained by the necessity to co-operate with other actors in the network. Using the alternative framework proposed in this paper, the Vollme "Reidemeister" cannot be seen as having missed out on the benefits of industrialization. Rather than that, it can be proven that, by using a careful strategy aimed at stability and organic growth, the Vollme "Reidemeister" did indeed act in an innovative and entrepreneurial way.
Metadaten zuletzt geändert: 26 Nov 2020 12:49