| License: Publishing license for publications excluding print on demand (5MB) |
- URN to cite this document:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-288913
Item type: | Thesis of the University of Regensburg (PhD) |
---|---|
Open Access Type: | Primary Publication |
Date: | 31 October 2013 |
Referee: | Prof. Dr. Peter Angele |
Date of exam: | 11 September 2013 |
Institutions: | Medicine > Lehrstuhl für Unfallchirurgie |
Keywords: | Polytrauma, Zuverlegungen, Traumazentrum, multiple trauma, interhospital transfer, ISS |
Dewey Decimal Classification: | 600 Technology > 610 Medical sciences Medicine |
Status: | Published |
Refereed: | Yes, this version has been refereed |
Created at the University of Regensburg: | Yes |
Item ID: | 28891 |
Abstract (German)
Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) nimmt seit 01.09.2007 aktiv am Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) teil. Im Traumanetzwerk Ostbayern steht das UKR für ein überregionales Traumazentrum. Der strukturelle Ablauf der Polytraumaversorgung, sowie Verlegungskriterien für schwerverletzte Patienten, sollen durch das Weißbuch der DGU und der Initiative ...
Abstract (German)
Das Universitätsklinikum Regensburg (UKR) nimmt seit 01.09.2007 aktiv am Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU) teil. Im Traumanetzwerk Ostbayern steht das UKR für ein überregionales Traumazentrum. Der strukturelle Ablauf der Polytraumaversorgung, sowie Verlegungskriterien für schwerverletzte Patienten, sollen durch das Weißbuch der DGU und der Initiative TraumaNetzwerkD DGU standardisiert sein. Dennoch ist es national und auch international nicht eindeutig, ob jeder polytraumatisierte Patient umgehend in ein Traumazentrum transportiert werden soll, oder vorerst in der nächstgelegenen Klinik behandelt werden soll.
Die Ziele dieser Arbeit waren die Traumaversorgung am Universitätsklinikum Regensburg zu beschreiben und die Qualität zu beurteilen. Außerdem mögliche Unterschiede zwischen primär und sekundär versorgten Traumapatienten herauszufinden und gegebenenfalls Vorteile im Outcome zu zeigen, die einen primären Transport aller Traumapatienten an ein Traumazentrum rechtfertigen könnten.
Prospektiv wurden zwischen dem 01.09.2007 und dem 31.08.2008 174 Traumapatienten, die in Notarztbegleitung im Schockraum des UKR versorgt wurden und initial als intensivpflichtig erschienen, in die Studie aufgenommen. Der präklinische und klinische Verlauf wurde bis zum Zeitpunkt der Entlassung dokumentiert und anschließend ausgewertet. Unterschieden wurde zwischen dem Gesamtkollektiv (Gruppe A; n=174), den direkt an das UKR transportierten Patienten (Gruppe D; n=140; 80%) und den sekundär an das UKR zuverlegten Patienten (Gruppe S; n=34; 20%), sowie jeweils nach Patienten mit einem ISS ≥ 16 (n=134; 77%). Die Qualität der Versorgung wurde vor allem anhand des Jahresberichts des Traumaregisters der DGU beurteilt.
Das Eigenkollektiv war mit einem durchschnittlichen Injury Severity Score (ISS) von 31 im Vergleich zu anderen Traumatologie-Studien relativ schwer verletzt (z.B. Traumaregister DGU: ISS: 24). Die Mortalitätsrate von 14% war trotz der relativ größeren Verletzungsschwere nicht höher als in anderen Kollektiven (z.B. Traumaregister DGU: 14%). Die beobachtete Letalität war deutlich niedriger als alle verwendeten Prognosescores voraussagten (z.B. prognostizierte Letalität nach RISC-Score: 19%; tatsächliche Letalität:12%; Standardized Mortality Ratio: 0,6). 61% der Patienten waren zum Zeitpunkt der Klinikentlassung am UKR nach der Glasgow Outcome Scale (GOS) gut erholt (zum Vergleich: Traumaregister DGU:47%). Die Traumapatienten am UKR blieben tendenziell kürzer stationär (20 d) als das Gesamtkollektiv im Traumaregister der DGU (25 d). Eine FAST („focussed assessment sonography for trauma“), sowie eine Ganzkörper-CT gehören am UKR, wie von zahlreichen Arbeiten und Leitlinien gefordert, bereits zur Standarddiagnostik in der frühen Polytraumaversorgung (FAST: 99% der primär versorgten Patienten; Ganzkörper-CT: 92% der primär versorgten Polytraumapatienten). Eine kürzere Schockraumversorgungsdauer (68 min. vs. 76min.) und eine kürzere Dauer bis zur Durchführung einer Abdomensongraphie (5 min. vs. 8 min.) im Vergleich zum Traumaregisterkollektiv der DGU, standen unter anderem für die hohe Qualität der Traumversorgung am UKR. Die im Vergleich zum Traumaregisterkollektiv höhere präklinische Intubationsrate bei Patienten mit einem schweren Thoraxtrauma (77% vs. 65%), sowie bei Patienten mit einem schweren Schädel-Hirn-Trauma (98% vs. 93%), sprachen zudem für eine hochwertige präklinische Traumaversorgung am UKR bzw. im Traumanetzwerk Ostbayern. Demgegenüber besteht Verbesserungsbedarf zum Beispiel in der Dauer bis zur Durchführung einer Ganzkörper-CT (UKR: 27 min. vs. Traumaregister DGU: 26 min.).
72% (n=97) der schwerverletzten Patienten (ISS ≥ 16) mussten außerhalb der Regelarbeitszeit (16-8 Uhr) am UKR versorgt werden und stellten somit eine Arbeitsbelastung des diensthabenden Personals dar.
Sekundär am UKR versorgte Patienten unterschieden sich zum Beispiel in der Verletzungsschwere nach ISS und NISS, dem Verletzungsmuster, dem Unfallhergang, dem Alter, physiologischen Aufnahmeparametern (Herzfrequenz, Temperatur, Hämoglobinwert, Quickwert , ph-Wert, usw.) der Anzahl und Häufigkeit an Operationen, der Häufigkeit im Auftreten einer Sepsis und einem Multiorganversagen nicht signifikant von primär am UKR versorgten Patienten.
Die sekundär versorgten Patienten lagen signifikant länger im UKR als die primär versorgten Patienten (z.B. S Überlebende: 29,6 Tage vs. D Überlebende 23,2 Tage; p = 0,017). Im Outcome zeigten sich dennoch, weder in der Mortalität (p=0,513), noch im Zustand bei der Entlassung, anhand der GOS, signifikante Unterschiede zu den primär versorgten Patienten.
Zuverlegte Patienten belasteten die Arbeitskräfte signifikant häufiger nachts (p=0,035) und an Freitagen (p=0,042) als direkt an das UKR transportierte Patienten. Die Verlegungsindikation war bei fast allen Patienten eindeutig nachzuvollziehen.
Trotz der Vorbehandlung der zuverlegten Patienten konnte die Schockraumbehandlungsdauer nicht wesentlich verkürzt werden (69 vs. 70 min.) und eine CT-Diagnostik musste ebenfalls in über 90% der zuverlegten Polytraumapatienten noch durchgeführt werden. Verbesserungswürdig erscheint hier die Übermittlung von bereits auswärts durchgeführter radiologischer Diagnostik.
In Zusammenschau erfüllt die Polytraumaversorgung am UKR eindeutig die geforderten Standards und stellt sich in nahezu allen Bereichen im Vergleich zu Daten aus anderen Arbeiten, als überdurchschnittlich gut dar.
Bis auf die längeren Klinikaufenthaltsdauern von sekundär versorgten Patienten, konnten nur geringe Unterschiede zwischen den primär und den sekundär versorgten Patienten festgestellt werden.
Unterschiede im Outcome, die einen direkten Transport aller Traumapatienten an ein Traumazentrum rechtfertigen, konnten am UKR nicht gefunden werden.
Abschließend ist festzustellen, dass sich das Universitätsklinikum Regensburg als überregionales Traumazentrum im Traumanetzwerk Ostbayern als ein sehr gut funktionierendes System mit einer hohen Qualität in der Traumaversorgung erweist. Eine Fortführung der Traumaforschung am UKR in den nächsten Jahren ist notwendig, um zum einen diese Feststellung anhand größerer Fallzahlen zu untermauern und zum anderen weiter einen Beitrag zur Verbesserung der Traumaversorgung zu liefern.
Translation of the abstract (English)
The University Medical Center of Regensburg (UMCR) has participated in the “Traumaregister” of the German Society for Trauma Surgery (Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, DGU) since 01.09.2007. Within the Eastern Bavarian trauma network, the UMCR represents a Level I trauma center. The structural procedure of multiple trauma care as well as criteria for an inter-hospital transfer of a ...
Translation of the abstract (English)
The University Medical Center of Regensburg (UMCR) has participated in the “Traumaregister” of the German Society for Trauma Surgery (Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie, DGU) since 01.09.2007. Within the Eastern Bavarian trauma network, the UMCR represents a Level I trauma center. The structural procedure of multiple trauma care as well as criteria for an inter-hospital transfer of a severely injured person should be standardized by the DGU’s “Whitebook” and the “Initiative TraumaNetworkD DGU”. On a national or international level, however, it is not clear whether every multiple trauma patient should be taken directly from scene to a Level I or at least Level II trauma center or being treated in the closest clinic at first.
The goals of this dissertation are describing trauma care at the University Medical Center of Regensburg and evaluating its quality. Moreover, it tries to find possible differences between direct scene and interhospital transferred patients as well as to show possible advantages, which may justify a direct transport of all multiple trauma patients to a Level I trauma center. A total of 174 trauma patients, who were accompanied by an emergency doctor, treated in the UMCR’s emergency room and initially assessed as needing intensive care treatment, were admitted to the study between 01.09.2007 and 31.08.2008. The pre-clinical and clinical process has been documented until the patient´s discharge and evaluated afterwards. It is distinguished between the whole population (group A; n=174), patients who were taken directly from the scene to the UMCR (group D; n=140; 80%) and patients who were transferred to the UMCR (group S; n=34; 20%) as well as patients having an ISS ≥ 16 (n=134; 77%). The quality of trauma care has mainly been evaluated by reference to the annual report of the DGU’s “Traumaregister”.
Compared to other trauma studies our population was more severely injured (average Injury Severity Score: 31; e.g. “Traumaregister DGU”: ISS: 24). Although having a relatively higher injury severity score, the mortality rate of 14% is not higher than in other populations (e.g. “Traumaregister DGU”: 14%). The observed lethality was distinctly lower than every applied prognostic score predicted (e.g. predicted lethality by RISC-Score: 19%; observed lethality: 12%; Standardized Mortality Ratio: 0.6). By reference to the Glasgow Outcome Scale (GOS), 61 percent of the patients were well recovered by the time they left the UMCR (in comparison: “Traumaregister DGU”: 47%). On average, trauma patients at the UMCR were treated for a shorter period of time as the “Traumaregister” population (25 d). As it is required by numerous studies and guidelines, a ”FAST” (focused assessment sonography for trauma) as well as a whole-body CT scan are already part of UMCR’s standard diagnostics in early multiple trauma care (primary treated patients “FAST”: 99%; whole-body CT scan: 92%). A shorter emergency room treatment (68 min vs. 76 min) time and less duration until “FAST” (5 min vs. 8 min) compared to the “DGU’s Traumaregister” population are indicative of the high quality of trauma care at the UMCR, among other factors. The higher pre-clinic intubation rate upon patients suffering from severe chest trauma (77% vs. 65%) and patients with a severe traumatic brain injury compared to the “Traumaregister” population are additional reasons for very competitive pre-clinic trauma care at the UMCR or the Eastern Bavarian trauma network. Conversely, there is need for improvement for example in the time passing until a patient gets a whole-body CT scan (UMCR: 27 min vs. “Traumaregister DGU”: 26 min). At the UCMR, 72 percent (n=97) of severely injured patients (ISS ≥ 16) had to be treated out of hours (4 p.m. to 8 a.m.), thereby increasing the workload of duty staff.
Patients who had been transferred directly from the scene were not significantly different in injury severity by reference to ISS and NISS, injury patterns, circumstances of the accident, age, physiological admission parameters (cardiac frequency, body temperature, hemoglobin count, quick number, pH-value, et cetera), number and frequency of surgeries, frequency of septicemia and multiple organ failure to transferred patients. Transferred trauma patients had to stay significantly longer at the UMCR than primarily treated ones (e.g. group S survivors: 29.6 days vs. group D survivors 23.2 days; p=0.017). The outcome by reference to the GOS, however, does not show any significant differences to primarily treated patients, neither in mortality (p=0.513) nor in performance status at the time of discharge.
Secondarily treated patients add significantly more to staff work loads during the night (p=0.035) and on Fridays (p=0.042) than patients who were directly admitted to the UMCR. In almost every case, the reason for interhospital transfer could be verified.
Despite the fact that secondarily treated patients had received prior treatment at other hospitals, the duration of emergency room treatment at UMCR could not be reduced significantly (69 min vs. 70 min). In addition, more than 90% of secondarily treated multiple trauma patients had to receive further CT scans. In relation to this finding, the way in which radiological diagnostics conducted externally are communicated to UMCR seems to be in need of improvement.
These findings confirm that multiple trauma care at the UMCR fulfills all required standards. According to other studies the UMCR’s multiple trauma care can be seen as above average in almost every aspect.
Apart from longer clinical stays of secondarily treated patients, only minor differences between primarily and secondarily treated patients could be observed.
Differences in outcome that would justify direct admission of all trauma patients to a Level I trauma center were not found at the UMCR.
In conclusion, it is noted that the University Medical Center of Regensburg proves to be a highly effective trauma care centre, both on its own and as a transregional trauma center within the Eastern Bavarian trauma network. Future trauma research at the UMCR will be necessary to confirm the findings presented in this thesis through analyzing an increased number of cases and also in order to contribute to an improvement of trauma care.
Metadata last modified: 25 Nov 2020 15:32