Pre-Season Testungen - "Vertikaler Drop-Jump und "Side-Hop" zur Bestimmung des individuellen Risikoprofils für Verletzungen der unteren Extremitäten bei Elite-Jugendhandballspielern
Einleitung: In der Literatur werden verschieden Screening-Verfahren zur Identifizierung von Risikofaktoren späterer Kreuzbandverletzungen beschrieben. Das Ziel dieser Studie war es, einen Zusammenhang zwischen bestimmten Kniebewegungen während einer Risikobewegung und möglicherweise auftretenden Verletzungen herzustellen und zu testen, ob Handballspieler mit späteren Kreuzbandrupturen ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Einleitung: In der Literatur werden verschieden Screening-Verfahren zur Identifizierung von Risikofaktoren späterer Kreuzbandverletzungen beschrieben. Das Ziel dieser Studie war es, einen Zusammenhang zwischen bestimmten Kniebewegungen während einer Risikobewegung und möglicherweise auftretenden Verletzungen herzustellen und zu testen, ob Handballspieler mit späteren Kreuzbandrupturen identifiziert werden können.
Methodik: 178 junge Elitehandballspieler (Alter: 15,1 ± 0,8 Jahre, Größe: 173,7 ± 9 cm, Gewicht: 66,3 ± 10,9 kg) beider Geschlechter absolvierten einen Screening-Test vor der Saison, der sowohl den Drop-Jump als auch den Side-Hop beinhaltete. Die Sportler wurden 1-2 Jahre prospektiv begleitet und in dieser Zeit hinsichtlich akuter, nicht traumatischer Verletzungen des vorderen Kreuzbandes beobachtet. Der Less-Score, die Knieadduktion und Knieflexion sowohl zum Zeitpunkt des initialen Kontakts als auch zum Zeitpunkt der maximalen Knieflexion, sowie der Knievalguskollaps wurden mit Hilfe von Videoanalysen erfasst. Eine gerade Beinachse wurde mit 180° festgelegt. Es wurde nach Verletzungsrisikofaktoren gesucht und die Differenz zwischen den beiden Geschlechtern beurteilt.
Ergebnisse: Es traten 3 Verletzungen des vorderen Kreuzbandes während der zu untersuchenden Saison auf, bei denen allerdings zuvor keine erhöhten Risikofaktoren identifiziert werden konnten. Es konnte ein Unterschied zwischen den beiden Geschlechtern bezüglich der Bewegungen im Kniegelenk festgestellt werden. Beim Drop-Jump zeigten die männlichen Sportler eine kleinere (96 ± 14°) maximale Knieflexion als die weiblichen Athleten (91 ± 11°, p<0,01). Außerdem konnten Seitenasymmetrien für beide Geschlechter festgestellt werden. Weibliche Testpersonen landeten bei initialem Kontakt mit dem rechten Bein in stärkerer Knievalgusstellung als ihre männlichen Kollegen (p<0,01). Zum Zeitpunkt der maximalen Knieflexion zeigten die weiblichen Probanden, sowohl für das rechte Bein (männlich:166 ± 10°, weiblich: 157 ± 11°, p<0,01), als auch für das linke Bein (männlich: 174 ± 5°, weiblich: 170 ± 6°, p<0,01) stärkere Knievalgusstellungen. Während der Side-Hop-Tests stellte sich heraus, dass ein Knievalguskollaps öfter bei den Mädchen als bei den Jungen auftrat. (Links: 12 Mädchen vs. 6 Jungen, p=n.s.; rechts: 14 Mädchen vs. 6 Jungen, p=n.s.)
Fazit: Die Videoanalysen des Drop-Jumps und des Side-Hops zeigten geschlechtsbezogene Unterschiede in Bezug auf Asymmetrien der unteren Extremitäten jungendlicher Elitehandballspieler. Es konnten allerdings keine Risikofaktoren für spätere Verletzungen des vorderen Kreuzbandes mit diesen beiden Tests identifiziert werden, was möglicherweise der körperlichen Entwicklung der Sportler, dem durchgeführten handballspezifischen Präventionsprogramm oder der, zur Analyse der eher seltenen VKB-Rupturen im Handball, relativ kleinen Studienkohorte zuzuschreiben ist.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Purpose: A number of screening tasks have been used in the literature to identify those at greatest risk of future ACL injury. The purpose of this study was to examine the relationship in knee kinematics between high risk manoeuvers and to determine whether individuals with future ACL injury can be identified.
Methods: 178 youth elite team handball players (age: 15,1 +- 0,8 years, height: ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Purpose: A number of screening tasks have been used in the literature to identify those at greatest risk of future ACL injury. The purpose of this study was to examine the relationship in knee kinematics between high risk manoeuvers and to determine whether individuals with future ACL injury can be identified.
Methods: 178 youth elite team handball players (age: 15,1 +- 0,8 years, height: 173,7+-9 cm, weight: 66,3 +-10,9 kg) of both sexes completed a preseason testing including drop-jump and side-hop and were prospectively followed for 1-2 years for any acute, non-traumatic ACL injury. Landing Error Severity Score, knee adduction and knee flexion at initial contact, peak knee adduction moment, peak knee flexion angle and valgus collapse were assessed by means of video analysis. A straight leg axis was defined as 180 degree. Logistic regression models were used to search for injury risk factors and to analyze differences between the two sexes.
Results: 3 severe knee injury/ ACL injury had occurred during the investigated seasons but no risk factor could be identified for future ACL injury. Differences in knee kinematics between the two sexes could be established. During Drop-Jump testing, male players (96 ± 14 degree) showed a stiffer maximum knee flexion compared to female players (91 ± 11 degree, p < 0.01). Side asymmetries could be seen for both sexes, and female players landed in a higher knee valgus in the right leg compared to male players at initial contact (p < 0.01) and at maximum knee flexion for the right (166 ± 10 degree vs. 157 ± 11 degree, p < 0.01) and left (174 ± 5 vs. 170 ± 6, p < 0.01) lower limb. During SH testing, a knee valgus collapse was seen more frequently in girls than in boys for the left (12 girls vs. 6 boys, OR 2.1, 95% CI 0.74 – 5.92, p = n.s.) and right side (14 girls vs. 6 boys, OR 2.5, 95% CI 0.91 – 6.99, p = n.s.).
Conclusions: Video analysis of drop jump and side hop showed sex differences and asymmetries for male and female elite youth team handball players. However, no risk factor could be identified for future ACL injury, possibly due to effects of maturation and handball-specific neuromuscular prevention exercises.