Kopfverletzungen im Fußball sind aufgrund befürchteter gravierender Konsequenzen im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte - trotz ihrer im Vergleich zu anderen Verletzungen geringeren Frequenz - in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Speziell das Kopfballspiel als integraler Teil der Sportart wird zunehmend im Hinblick auf mögliche Kurz- und Langzeitfolgen kontrovers diskutiert.
Im Rahmen ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Kopfverletzungen im Fußball sind aufgrund befürchteter gravierender Konsequenzen im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte - trotz ihrer im Vergleich zu anderen Verletzungen geringeren Frequenz - in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Speziell das Kopfballspiel als integraler Teil der Sportart wird zunehmend im Hinblick auf mögliche Kurz- und Langzeitfolgen kontrovers diskutiert.
Im Rahmen dieser Arbeit wurden erstmals adäquate epidemiologische Daten zum Kopfballspiel in ausreichender Stückzahl mithilfe der Videoanalyse von 669 Spielen der Saison 2016/17 der 3. Liga und Regionalliga Bayern gesammelt. Außerdem wurden kopfverletzungsträchtige Situationen (Critical Incidents) nach in der Literatur vordefinierten und verwendeten Kriterien begutachtet. Als Erfassungsinstrument der Analyse dienten dabei standardisierte, bereits validierte Fragebögen. Diese beinhielten diverse Items, um die einzelnen Situationen zeitlich, räumlich und situativ umfassend zu beschreiben.
In über 1000 Stunden regulärer Spielzeit wurden so 87.105 Kopfbälle und 572 kopfverletzungsträchtige Situationen ausgewertet. Für die 3. Liga ergaben sich damit Mittelwerte von 141,7 Kopfbällen pro Spiel und 6,4 Kopfbällen pro Spieler und Spiel. In der Regionalliga Bayern fielen mit 115,8 Kopfbällen pro Spiel und 5,3 Kopfbällen pro Spieler und Spiel diese geringer aus. Insgesamt führten vor allem defensive Spieler - und hier insbesondere Verteidiger - Kopfbälle aus. Überwiegend im Mittelfeld wurde dabei der Kopfball aus dem freien Spiel heraus zum Passen oder Klären von Situationen benutzt, wovon wiederum 52,3% (3. Liga) bzw. 44,7% (Regionalliga Bayern) sich im Rahmen einer Zweikampfsituation ereigneten.
Die Analyse der kopfverletzungsträchtigen Situationen führte zu inhomogeneren Ergebnissen bei deutlich geringeren Fallzahlen. In der 3. Liga konnten Häufigkeiten von etwa 0,9 kopfverletzungsträchtigen Situationen pro Spiel und in der Regionalliga von 0,8 kopfverletzungsträchtigen Situationen pro Spiel festgestellt werden. Als Risikofaktoren mit hoher Effektstärke konnten vor allem das Vorliegen eines Foulspiels, Zweikampfs, eine Beteiligung mehrerer Spieler, hohe Ellenbogenpositionen sowie der Abschuss des Kopfes durch den Ball bestimmt werden.
Zukünftige Forschungen zum Thema Kopfballspiel und möglicher Folgen sollten sich an den im Rahmen dieser Studie gewonnenen Erkenntnissen, welche erstmals den realen Spielbetrieb zweier Spielklassen über eine Saison hinweg abbilden, orientieren. Auch können durch die Studienerkenntnisse, gerade im Hinblick auf verletzungsgefährliche Situationen, Präventionsstrategien abgeleitet werden. Pädagogische Maßnahmen sowie theoretische und praktische Trainingsschulungen können neben der Aufklärung aller Beteiligten zu einer Reduktion von schweren Kopfverletzungen im Sport, insbesondere im Fußball, führen.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
In the last two decades head injuries in football were getting more attention in public because of presumed severe impacts on the brain. Especially the header as an integral part of the game is being discussed because of potential severe short and long term consequences.
The aim of this study was to capture epidemiological data of headers in a sufficient amount for the first time. Therefore, ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
In the last two decades head injuries in football were getting more attention in public because of presumed severe impacts on the brain. Especially the header as an integral part of the game is being discussed because of potential severe short and long term consequences.
The aim of this study was to capture epidemiological data of headers in a sufficient amount for the first time. Therefore, 669 games of the season of 2016/17 were video-analyzed with standardized validated questionnaires. Also, situations with potential head injuries (critical incidents) were examined.
In over 1000 hours of regular game time 87.105 headers and 572 critical incidents were evaluated. For the third-highest league (3. Liga) in Germany there was an average of 141,7 headers per game and 6,4 headers per game and player, for one of the highest amateur leagues (Regionalliga Bayern) there was an average of 115,8 headers per game and 5,3 headers per game and player. All in all, especially defensive players used headers in the midfield to pass the ball or clarify a situation. In most situations there were duels (52,3% in 3. Liga, 44,7% in Regionalliga Bayern).
The analysis of the situations with potential head injuries included less case numbers and the results were more inhomogenous. In the 3. Liga there were approximately 0,9 and in the Regionalliga Bayern 0,8 critical incident situations per game. As main risk factors fouls, duels, situations with multiple people, high elbow positions and shootings by the ball arise.
For the first time, the present data creates a realistic reflection of the gaming operations. Therefore, prospective studies have to recognize the findings of this study. As a result, it may be possible to derive prevention strategies for dangerous situations by analysing the critical incidents. Educational measures as well as theoretical and practical training courses can lead to a reduction in severe head injuries in sports, especially in football.