Diese Publikation ist Teil des DEAL-Vertrags mit Springer.
Zusammenfassung
Hintergrund
Bei der zu kommentierenden Arbeit handelt es sich um die Publikation der HD17-Studie der GHSG (German Hodgkin Study Group). Ziel der Untersuchung war es, bei Morbus Hodgkin in intermediären Stadien eine Deeskalation der Therapie durch den Verzicht auf die Radiotherapie (RT) bei PET-negativem Befund nach 4 Zyklen Chemotherapie zu evaluieren. Bei PET-positivem Befund erfolgte eine ...
Zusammenfassung
Hintergrund
Bei der zu kommentierenden Arbeit handelt es sich um die Publikation der HD17-Studie der GHSG (German Hodgkin Study Group). Ziel der Untersuchung war es, bei Morbus Hodgkin in intermediären Stadien eine Deeskalation der Therapie durch den Verzicht auf die Radiotherapie (RT) bei PET-negativem Befund nach 4 Zyklen Chemotherapie zu evaluieren. Bei PET-positivem Befund erfolgte eine Involved-node-RT (INRT). Verglichen wurde mit der gegenwärtigen Standardtherapie im intermediären Stadium bei Morbus Hodgkin. Als primärer Endpunkt wurde das progressionsfreie Überleben (PFS) untersucht. Sekundäre Endpunkte waren das Gesamtüberleben (OS), Komplettremission (CR), PET-Negativität nach 4 Zyklen Chemotherapie, Toxizitäten zum Ende der Therapie und das Auftreten von Sekundärmalignomen im Verlauf.
Patienten und Methoden
In die multizentrische, randomisierte Phase-III-Studie wurden insgesamt 1100 Patienten (Alter: 18–60) aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und den Niederlanden mit Morbus Hodgkin im intermediären Stadium eingeschlossen und 1:1 in 2 Gruppen randomisiert. Im PET4-geführten Arm erhielten die Patienten 2 Zyklen eBEACOPP + 2 Zyklen ABVD und im Anschluss, falls das PET daraufhin negativ wurde, keine RT mehr. Nur im Fall, wenn sich nach der Chemotherapie in der PET ein positiver Residualbefund ergab, wurde eine Involved-node-RT durchgeführt. Verglichen wurde mit dem seinerzeitigen Standardarm (2 Zyklen eBEACOPP + 2 Zyklen ABVD, gefolgt von einer Involved-field-Radiotherapie [IFRT] mit 30 Gy). Das Hauptziel war es, eine Nichtunterlegenheit des untersuchten Regimes im Hinblick auf das PFS im PET4-geführten Arm (PET/CT-nach 4 Zyklen Chemotherapie) zu zeigen.
Ergebnisse
Zwischen 13.01.2012 und 21.03.2017 wurden initial 1100 Patienten*innen eingeschlossen, deren Daten letztendlich in 428 Fällen im Standardarm und 477 im PET4-Arm in der Per-protocol-Analyse ausgewertet werden konnten. Bei einem medianen Follow-up von 46,2 Monaten lag das progressionsfreie Überleben bei 97,3 % (im Standardarm) und 95,1 % (im PET4-geführten Arm). Der Unterschied zwischen den Gruppen lag mit 2,2 % im Rahmen der definierten Grenze von 8 % für Nichtunterlegenheit. Bei 348 (69 %) von 502 Patienten im Standardarm und 290 (57 %) von 507 Patienten im PET4-geführten Arm zeigte sich eine Komplettremission. An Nebenwirkungen (CTC Grad 3 oder 4) traten unter bzw. direkt nach der Chemotherapie vor allem Leukopenien (436/528 Patienten im Standardarm [83 %] vs. 443/529 Patienten im PET4-geführten Arm [84 %]) und Thrombozytopenie (139 [26 %] vs. 176 [33 %]), Infektionen (32 [6 %] vs. 40 [8 %]) sowie Nausea oder Emesis (38 [7 %] vs. 29 [6 %]) auf. Nach Radiotherapie ergaben sich an Akuttoxizitäten vor allem Dysphagie (26 [6 %] im Standardarm vs. 3 [2 %] im PET4-Arm) und Mukositis (9 [2 %] vs. keine). Ein Patient im PET4-geführten Arm verstarb an einer Sepsis.
Schlussfolgerung der Autoren
Bei Patienten mit neu diagnostiziertem Morbus Hodgkin im intermediären Stadium kann, wenn sich nach der Behandlung mit 2 + 2-Chemotherapien ein PET4-negativer Befund ergibt, auf eine konsolidierende Radiotherapie verzichtet werden, ohne dass damit ein klinisch relevanter Effektivitätsverlust der Therapie einhergeht. Die PET4-geführte Therapie könnte dadurch den Anteil derjenigen Patienten verringern, die nach RT ein Risiko für Spättoxizitäten haben.