Da trotz hoher Prävalenz aktuell noch keine wirksame und zugelassene Therapie der Fatigue existiert, versuchten wir in dieser Studie einen einfachen, aber möglicherweise hilfreichen Ansatz zur Verbesserung der Fatiguesymptomen bei Patienten mit MS zu evaluieren. Aufgrund der im Tiermodell nachgewiesenen positiven Wirkung auf MS sowie den in weiteren neurologischen Erkrankungen beobachteten ...
Abstract (German)
Da trotz hoher Prävalenz aktuell noch keine wirksame und zugelassene Therapie der Fatigue existiert, versuchten wir in dieser Studie einen einfachen, aber möglicherweise hilfreichen Ansatz zur Verbesserung der Fatiguesymptomen bei Patienten mit MS zu evaluieren. Aufgrund der im Tiermodell nachgewiesenen positiven Wirkung auf MS sowie den in weiteren neurologischen Erkrankungen beobachteten Effekten untersuchten wir in der vorliegenden Studie den klinischen Einfluss von Kaffeekonsum bei Patienten mit MS.
Der erstellte Fragebogen legt seinen Schwerpunkt besonders auf den individuellen Kaffeekonsum und dessen subjektive Auswirkungen auf die Patienten. Des Weiteren dient er der Einschätzung der Fatiguesymptomatik der Patienten sowie generellen Schlafstörungen.
In unserer retrospektiven Studie ließ sich bei 37,1 % der eingeschlossenen Patienten (n = 124) eine schwere Fatiguesymptomatik nachweisen. Die Fatigue stand in keinem Zusammenhang mit dem Alter oder der speziellen Verlaufsform der MS. In der Untersuchung der subjektiven Wahrnehmung von regelmäßigen Kaffeekonsum konnten wir keinen signifikanten Unterschied in der Wirkung hinsichtlich einer vorliegenden Fatigue nachweisen.
Der stärkste positiven Effekt wurde bei Patienten nachgewiesen, die unter einer niedrigen bis mittelgradigen Beeinträchtigung der MS leiden, entsprechend der Gruppe der Patienten mit einem EDSS-Wert zwischen null und vier Punkten. Hier zeigte sich der größte Einfluss auf die kognitiven Fähigkeiten, wie eine erhöhte Leistungsfähigkeit, eine verbesserte Konzentrationsfähigkeit und einer besser strukturierten Tagesroutine.
Weiterhin konnten wir feststellen, dass unabhängig von Krankheitsintensität und aktuellem Befinden bei keinem der teilnehmenden Patienten schwerwiegenden Nebenwirkungen auftraten. Ebenso konnte kein Hinweis für einen Zusammenhang zwischen Kaffee- bzw. Koffeinkonsum und der Schlafqualität bzw. der Tagesschläfrigkeit gefunden werden.
Des Weiteren wurde ein Studiendesign für eine prospektive Pilotstudie erstellt, welche die Auswirkungen von regelmäßigen Kaffeekonsum bei Patienten untersuchen soll, die unter ausgeprägten Fatiguesymptomen leiden. Hierzu wurden zwei Studienarme erstellt, eine Interventionsgruppe mit Vorgaben für den Kaffeekonsum sowie einer Kontrollgruppe ohne Vorgaben. Über einen Zeitraum von neun Wochen sollten die Teilnehmer ihr Kaffeeverhalten und ihr Befinden täglich dokumentieren. In der durchgeführten Pilotstudie hierzu zeigten sich bisher keine Hinweise auf unerwünschte Wirkungen des regelmäßigen Kaffeekonsums. Um einen eventuellen Nutzen weiter zu evaluieren und um statistische Aussagen über die Effekte treffen zu können, sind Studien in größerem Umfang nötig.
Zusammenfassend konnten wir schlussfolgern, dass strukturierter Koffeinkonsum für einige ausgewählte Patienten mit ausgeprägter Fatiguesymptomatik eine Therapieoption darstellen kann, solange weiterhin keine gut wirksame medikamentöse Therapie zur Verfügung steht.
Translation of the abstract (English)
Since, despite a high prevalence, there is currently no effective and approved therapy for fatigue, in this study we sought to evaluate a simple but potentially helpful approach to improve fatigue symptoms in patients with MS. Based on the positive effect on MS demonstrated in animal models, as well as the effects observed in other neurological diseases, in this study we investigated the clinical ...
Translation of the abstract (English)
Since, despite a high prevalence, there is currently no effective and approved therapy for fatigue, in this study we sought to evaluate a simple but potentially helpful approach to improve fatigue symptoms in patients with MS. Based on the positive effect on MS demonstrated in animal models, as well as the effects observed in other neurological diseases, in this study we investigated the clinical impact of coffee consumption in patients with MS.
The created questionnaire focuses especially on the individual coffee consumption and its subjective effects on the patients. Furthermore, it serves to assess the fatigue symptoms of the patients as well as general sleep disturbances.
In our retrospective study, 37.1% of the included patients (n = 124) showed severe fatigue symptoms. Fatigue was not related to age or the specific course of MS. In the investigation of the subjective perception of regular coffee consumption we could not prove a significant difference in the effect with regard to a present fatigue.
The strongest positive effect was demonstrated in patients suffering from low to moderate MS impairment, corresponding to the group of patients with an EDSS score between zero and four points. Here, the greatest impact was seen on cognitive abilities, such as increased performance, improved ability to concentrate, and a better structured daily routine.
Furthermore, we were able to determine that regardless of disease intensity and current condition, no serious side effects occurred in any of the participating patients. Likewise, no evidence for a relationship between coffee or caffeine consumption and sleep quality or daytime sleepiness could be found.
Furthermore, a study design was created for a prospective pilot study to investigate the effects of regular coffee consumption in patients suffering from pronounced fatigue symptoms. For this purpose, two study arms were created, an intervention group with guidelines for coffee consumption and a control group without guidelines. Over a period of nine weeks, the participants were to document their coffee behavior and their condition on a daily basis. The pilot study conducted to date has shown no evidence of adverse effects from regular coffee consumption. In order to further evaluate a possible benefit and to be able to make statistical statements about the effects, studies on a larger scale are necessary.
In summary, we could conclude that structured caffeine consumption may be a therapeutic option for some selected patients with pronounced fatigue symptoms as long as no well effective drug therapy is still available.