| Lizenz: Creative Commons Namensnennung 4.0 International (1MB) |
- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-518204
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
---|---|
Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 7 März 2022 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Hans Jürgen Schlitt |
Tag der Prüfung: | 1 März 2022 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Chirurgie |
Stichwörter / Keywords: | AKI, incidence, consequences, renal recovery |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 51820 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Das Auftreten einer akuten Nierenschädigung (Acute Kidney Injury) nach operativen Eingriffen stellt mit einer Inzidenz von rund 40% einen häufigen und bei einer Mortalität von bis zu 50% auch kritischen Aspekt in der Versorgung von Intensivpatienten dar. Die KDIGO Klassifikation definiert die AKI als plötzliche Reduktion der Nierenfunktion und teilt diese in drei Schweregrade ein. In der ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Das Auftreten einer akuten Nierenschädigung (Acute Kidney Injury) nach operativen Eingriffen stellt mit einer Inzidenz von rund 40% einen häufigen und bei einer Mortalität von bis zu 50% auch kritischen Aspekt in der Versorgung von Intensivpatienten dar. Die KDIGO Klassifikation definiert die AKI als plötzliche Reduktion der Nierenfunktion und teilt diese in drei Schweregrade ein. In der vorliegenden Studie „The Development of Acute Kideny Injury after Major Surgical Procedures: DAKIMAS“ wurden Risikofaktoren, prä- und postoperative Parameter im Verlauf der Erkrankung, sowie die Erholung der Nierenfunktion nach einer AKI näher untersucht. Dafür wurden aus 324 Patienten der Intensivstation 90 über den Behandlungszeitraum vom 01.10.2018 bis 31.03.2019 am Universitätsklinikum Regensburg 153 Patienten in die Studie eingeschlossen und retrospektiv deren Aufenthalt evaluiert. Den primären Endpunkt der Arbeit stellt das Auftreten einer AKI im Stadium 2 oder 3 innerhalb von sieben Tagen nach einem operativen Eingriff dar und war bei 13,1% der Patienten festzustellen und zudem verbunden mit signifikant erhöhter Mortalität. So verstarben 35% dieser Patienten im Krankenhaus verglichen mit nur 3% in der Kontrollgruppe. Bei 40% der Patienten mit AKI im Stadium 2 oder 3 war im Verlauf die Initiation eines Nierenersatzverfahrens notwendig. Ein Progress des Stadium 1 zu höheren Stadien war bei 35% der als Stadium 1 klassifizierten Patienten zu beziffern.
Präoperativ erhöhten eine pathologische Kreatininkonzentration und GFR-Reduktion das Risiko für eine AKI signifikant. Postoperativ und über den Zeitraum von sieben Tagen hinweg, war bei einer Laktatkonzentration über 18mg/dl (äquivalent zu 2 mmol/l) und einem um 0,1 reduzierten pH-Wert sowohl ein erhöhtes Risiko für eine AKI zu eruieren, als auch mit der Schwere der Laktaterhöhung ein höheres Stadium der AKI korreliert. Das postoperative Auftreten von hämodynamischer Instabilität, gekennzeichnet durch den Abfall des mittleren arteriellen Blutdruckes unter 50 mmHg oder der Notwendigkeit von vasopressiver Medikation, zeigte eine signifikante Assoziation zur AKI in den Stadien 2 oder 3. Jede Dosissteigerung der Vasopressoren pro 0,1 mg/h erhöhte das Risiko einer AKI um 52%.
Die Kontrolle des Flüssigkeitshaushalts und das damit verbundene Volumenmanagement sind zentrale Punkte in der Versorgung von Intensivpatienten. Die Gewährleistung eines ausreichenden intravasalen Volumens bei Vermeidung einer Volumenüberladung ist ein wichtiges Ziel im Management der AKI. Die verabreichten Flüssigkeitsvolumina waren in beiden Gruppen vergleichbar, allerdings zeigten AKI-Patienten signifikant häufiger eine positive kumulative Bilanz, welche durch eine signifikant geringere Flüssigkeitsausscheidung erklärbar war und zudem einen möglichen Grund für den im Vergleich signifikant höheren Diuretikabedarf liefert. Die Applikation von Diuretika wird jedoch nur zur Behandlung einer Überwässerung und nicht zur Prävention oder Therapie einer AKI empfohlen. Eine Steigerung der Diurese bei AKI-Patienten kann und sollte nicht durch Applikation von Diuretika erreicht werden.
Das Outcome der Intensivpatienten wird durch eine AKI wesentlich beeinflusst und wurde durch die Erhebung von sekundären Endpunkten untersucht. Der am häufigsten erreichte Endpunkt war die kardiovaskuläre Dysfunktion bei 70% aller AKI-Patienten und damit deutlich häufiger als in der Vergleichsgruppe mit lediglich 16,5%. Sowohl eine Dysfunktion der Leber als auch eine Sepsis traten bei der Hälfte aller AKI-Patienten auf und waren damit ebenfalls häufiger als in der Vergleichsgruppe mit 9,1% bzw. 3% festzustellen. Auch die respiratorische und neurologische Dysfunktion war signifikant mit dem Auftreten einer AKI assoziiert. Die Beatmungsdauer lag bei AKI-Patienten mit durchschnittlich 82,6 Stunden deutlich über der Vergleichsgruppe. Die Behandlungsdauer auf der Intensivstation war mit dem Auftreten einer AKI im Stadium 2 oder 3 signifikant verlängert gegenüber Patienten ohne einer AKI in diesen Stadien.
Die Mortalität der AKI-Patienten stieg auf bis zu 75% bei Notwendigkeit der Initiation eines Nierenersatzverfahrens in unserer Studie. Umso wichtiger sind die Auswirkungen einer Erholung der Nierenfunktion auf das Outcome der Intensivpatienten, welche bisher in deutlich geringerem Umfang untersucht sind. Eine totale Erholung der Nierenfunktion innerhalb von sieben Tagen postoperativ war in 25% der Fälle nachweisbar. Eine partielle Erholung, definiert als Reduktion des Schweregrades oder als zunächst erfolgreiche Entwöhnung von Nierenersatzverfahren, war bei 55% der Patienten, die den primären Endpunkt erreicht hatten, feststellbar. Die Auswirkungen einer frühen Erholung der Nierenfunktion beeinflussten insbesondere die Aufenthaltsdauer und Mortalität dieser Patienten. Auch bei initial hohem Stadium einer AKI war im Falle einer totalen Erholung der Nierenfunktion weder eine signifikant längere intensivstationäre Behandlung noch eine längere Krankenhausaufenthaltsdauer im Vergleich zu Patienten, welche keine AKI erlitten hatten, nachweisbar. Die hohe Mortalität von 35% reduzierte sich bei nur partieller Erholung der Nierenfunktion auf 9,1% und bei totaler Erholung auf 4,5% und war damit deutlich niedriger als unter ausbleibender Verbesserung der Nierenfunktion mit einer Mortalität von 66,7%. Diese Reduktion bietet einen wichtigen Vorteil und sollte den klinischen Fokus und das therapeutische Vorgehen dahingehend verändern, die Erholung der Nierenfunktion nach einer AKI mehr in den Vordergrund zu stellen.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The occurrence of Acute Kidney Injury (AKI) after surgical interventions is a frequent and critical aspect in the care of intensive care patients with an incidence of about 40% and a mortality of up to 50%. The KDIGO classification defines AKI as a sudden reduction in renal function and divides it into three degrees of severity. In the present study, "The Development of Acute Kideny Injury after ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The occurrence of Acute Kidney Injury (AKI) after surgical interventions is a frequent and critical aspect in the care of intensive care patients with an incidence of about 40% and a mortality of up to 50%. The KDIGO classification defines AKI as a sudden reduction in renal function and divides it into three degrees of severity. In the present study, "The Development of Acute Kideny Injury after Major Surgical Procedures: DAKIMAS," risk factors, preoperative and postoperative parameters during the course of the disease, and recovery of renal function after AKI were examined in more detail. For this purpose, 153 patients from 324 patients of the intensive care unit 90 were included in the study over the treatment period from 01.10.2018 to 31.03.2019 at the University Hospital Regensburg and their stay was retrospectively evaluated. The primary endpoint of the work represents the occurrence of stage 2 or 3 AKI within seven days after surgery and was found in 13.1% of patients and was also associated with significantly increased mortality. Thus, 35% of these patients died in the hospital compared with only 3% in the control group. Initiation of renal replacement was necessary in 40% of patients with stage 2 or 3 AKI. Stage 1 progression to higher stages was quantifiable in 35% of patients classified as stage 1.
Preoperatively, pathologic creatinine concentration and GFR reduction significantly increased the risk for AKI. Postoperatively and over the seven day period, a lactate concentration greater than 18mg/dl (equivalent to 2 mmol/l) and a pH reduced by 0.1 both increased the risk of AKI and correlated with the severity of lactate elevation a higher stage of AKI. The postoperative occurrence of hemodynamic instability, characterized by the drop in mean arterial blood pressure below 50 mmHg or the need for vasopressive medication, showed a significant association with AKI at stages 2 or 3, and each dose increase of vasopressors per 0.1 mg/h increased the risk of AKI by 52%.
Fluid balance control and related volume management are key issues in the care of ICU patients. Ensuring adequate intravascular volume while avoiding volume overload is an important goal in the management of AKI. Administered fluid volumes were comparable in both groups, but AKI patients were significantly more likely to show a positive cumulative balance, which could be explained by significantly lower fluid excretion and also provides a possible reason for the significantly higher diuretic requirement in comparison. However, the application of diuretics is recommended only for the treatment of overhydration and not for the prevention or therapy of AKI. Increasing diuresis in AKI patients cannot and should not be achieved by application of diuretics.
The outcome of ICU patients is significantly affected by AKI and was investigated by collecting secondary endpoints. The most common endpoint was cardiovascular dysfunction in 70% of all AKI patients, significantly higher than in the comparison group with only 16.5%. Both liver dysfunction and sepsis occurred in half of all AKI patients, also more frequently than in the comparison group at 9.1% and 3%, respectively. Respiratory and neurologic dysfunction were also significantly associated with the occurrence of AKI. Ventilation duration was significantly higher in AKI patients than in the comparison group, averaging 82.6 hours. ICU treatment duration was significantly prolonged with the occurrence of stage 2 or 3 AKI compared with patients without AKI at these stages.
The mortality of AKI patients increased to as high as 75% with the need for initiation of renal replacement in our study. This makes the impact of recovery of renal function on the outcome of ICU patients, which has been studied to a much lesser extent, all the more important. Total recovery of renal function within seven days postoperatively was detectable in 25% of cases. Partial recovery, defined as reduction in severity or initial successful weaning from renal replacement procedures, was detectable in 55% of patients who met the primary endpoint. The impact of early recovery of renal function particularly influenced length of stay and mortality in these patients. Even in initially high stage AKI, there was no evidence of significantly longer intensive care unit treatment or hospital length of stay in the case of total recovery of renal function compared with patients who had not suffered AKI. The high mortality of 35% was reduced to 9.1% in case of only partial recovery of renal function and to 4.5% in case of total recovery and was thus significantly lower than under no improvement of renal function with a mortality of 66.7%. This reduction offers an important advantage and should change the clinical focus and therapeutic approach to place more emphasis on recovery of renal function after AKI.
Metadaten zuletzt geändert: 07 Mrz 2022 13:21