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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-542907
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.54290
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 1 Juni 2023 |
Begutachter (Erstgutachter): | PD Dr. Sebastian Geis |
Tag der Prüfung: | 22 Mai 2023 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Unfallchirurgie |
Stichwörter / Keywords: | Fingeramputation; Fingerreplantation; Langzeitergebnisse |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 54290 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Der Erfolg einer Fingerreplantation wird nicht allein durch die Einheilung des replantierten Fingers bestimmt, sondern ebenso durch die funktionellen und sozioökonomischen Ergebnisse. In der vorliegenden Studie erfolgte die Deskription handchirurgischer Patienten mit Fingeramputationsverletzung sowie die Analyse der objektiven und subjektiven Behandlungsergebnisse. Dafür wurden 153 Patienten mit ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Der Erfolg einer Fingerreplantation wird nicht allein durch die Einheilung des replantierten Fingers bestimmt, sondern ebenso durch die funktionellen und sozioökonomischen Ergebnisse. In der vorliegenden Studie erfolgte die Deskription handchirurgischer Patienten mit Fingeramputationsverletzung sowie die Analyse der objektiven und subjektiven Behandlungsergebnisse. Dafür wurden 153 Patienten mit Amputationsverletzungen der oberen Extremität am Hochschulzentrum für Plastische und Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungschirurgie Regensburg evaluiert. Im Untersuchungszeitraum von März 2007 bis Mai 2018 wurden insgesamt 161 Replantationen durchgeführt, darunter sechs Makro- und 155 Fingerreplantationen. Neben der retrospektiven Datenanalyse erfolgten die klinische Nachuntersuchung und Befragung der Patienten. Dabei wurden Langzeitergebnisse bezüglich der Handfunktion, der subjektiven Bewertung durch den Patienten anhand des DASH-Fragebogens sowie der Arbeitsfähigkeit erhoben. Das Patientenkollektiv bestand zu 11% aus weiblichen und zu 89% aus männlichen Personen bei einem Altersdurchschnitt von 43,9 Jahren. Bei 39% der Patienten ereignete sich die Amputationsverletzung am Arbeitsplatz. Bezüglich der Unfallhäufigkeit ließ sich ein Anstieg im Frühling und Herbst mit Maximum in den Monaten März und September verzeichnen. 49% der Patienten erlitten eine Amputationsverletzung der dominanten Hand. In 68% der Fälle ereigneten sich Einfingerverletzungen, wobei der Daumen am häufigsten betroffen war. Zu Mehrfingerverletzungen kam es in 32% der Fälle. Betrachtet man den Amputationstyp der verletzten Finger, so ließen sich in 52% der Fälle Total- und in 48% Subtotalamputationen beobachten. Die Unfallursachen stellten überwiegend Sägeverletzungen dar, gefolgt von diversen Maschinen und Holzspaltern. Bei 62% der Fingerverletzungen handelte es sich um Avulsionen, 17% waren Schnittverletzungen, zusätzlich kamen 10% Quetsch- und 11% Ausrissverletzungen vor. Die meisten Fingeramputationen ereigneten sich in den Tamai Zonen III und IV. Die durchschnittliche Operationszeit für Mikroreplantationen lag bei 5 h 42 min. Für die Osteosynthese wurden in erster Linie Kirschner-Drähte eingesetzt. Die stationäre Aufenthaltsdauer der Patienten betrug im Mittel 14,5 Tage. Die Einheilungsrate der replantierten Finger lag bei 53%. Insgesamt ereigneten sich 120 Früh- und 39 Spätkomplikationen, wobei 255 Folgeeingriffe durchgeführt werden mussten.
Im Rahmen der Nachuntersuchung ergaben sich anhand des Fingerkuppen-Hohlhand-Abstandes und des Fingernagel-Tischkanten-Abstandes ein Flexions- und Extensionsdefizit von im Mittel 2,9 bzw. 2,1 cm. Für die Grobgriffstärke fand sich ein Mittelwert von 72,9% und für die Spitzgriffstärke ein Mittelwert von 82,1% in Relation zur gesunden Seite. 70% der verletzten Finger wiesen eine normale oder befriedigende Zweipunktdiskrimination auf. 68% der nachuntersuchten Patienten klagten über Kälteintoleranz. Unter den befragten Patienten ergab sich ein mittlerer DASH-Wert von 18,7. 90% der zum Unfallzeitpunkt berufstätigen Patienten kehrten in das Arbeitsleben zurück bei einer mittleren Arbeitsunfähigkeitsdauer von 5,1 Monaten. Bei Totalamputation des Fingers war die Wahrscheinlichkeit für die Einheilung des Replantates signifikant erniedrigt. Keine Osteosynthese zu gebrauchen, führte zu einer signifikant höheren Einheilungsrate. Die Notwendigkeit eines Interponates im Rahmen der arteriellen Gefäßrekonstruktion verringerte die Wahrscheinlichkeit für das Überleben des Fingers. Replantierte Finger mit zwei oder drei venösen Anastomosen wiesen signifikant höhere Überlebensraten auf als jene mit nur einer Anastomose. Einen signifikanten Einfluss auf den DASH-Score zeigten die Handkraft des Patienten sowie die durchgeführten Rehabilitationsmaßnahmen. Mit steigender Handkraft nahm der DASH-Wert ab. Patienten, bei denen im Rahmen der Nachbehandlung ambulante oder stationäre Rehabilitationsmaßnahmen notwendig waren, wiesen deutlich höhere DASH-Werte auf als Patienten ohne Rehabilitationsmaßnahmen. Auf die Dauer der Arbeitsunfähigkeit des Patienten wiesen sowohl der DASH-Wert als auch die Rehabilitationsmaßnahmen einen signifikanten Einfluss auf. Mit steigendem DASH-Wert nahm die Arbeitsrückkehrzeit zu. Erfolgte im Rahmen der Nachbehandlung eines Patienten eine stationäre Rehabilitation, so verlängerte sich dessen Arbeitsrückkehrzeit deutlich. Die Handkraft des Patienten wurde durch das Level der Fingeramputation signifikant beeinflusst, wobei diese mit jeder Stufe der Amputationshöhe in proximale Richtung abnahm. Das Flexionsdefizit des Patienten erhöhte sich, wenn eine statio-näre Rehabilitation erforderlich war. Das Extensionsdefizit vergrößerte sich bei Verwendung einer Platte anstelle eines Kirschner-Drahtes. Es ließen sich signifikante Korrelationen zwischen dem DASH-Wert und der Arbeitsrückkehrzeit sowie dem DASH-Wert und der Handkraft feststellen. Patienten mit einer Langfingerreplantation wiesen eine bessere subjektive Einschätzung ihrer Fähigkeiten auf als Patienten mit einer Replantation des Daumens.
Zwischen Patienten mit eingeheilten Fingern und Patienten, die sich einer sekundären Stumpfbildung unterziehen mussten, ließen sich keine signifikanten Unterschiede bezüglich des DASH-Wertes, der Dauer der Arbeitsunfähigkeit und der Wiederaufnahme der beruflichen Tätigkeit finden. Patienten, die nach dem Unfall in ihren ursprünglichen Beruf zurückkehrten, wiesen eine bessere subjektive Einschätzung ihrer Leistungsfähigkeit auf. Bei Patienten, die nach dem Unfall ihren Beruf wechseln mussten, ließ sich eine längere Arbeitsrückkehrzeit beobachten. Ereignete sich das Trauma am Arbeitsplatz, wurde die Rückkehr in den Beruf negativ beeinflusst.
Die vorliegende Studie identifizierte bedeutende Faktoren, die der Verbesserung der Replantationsmedizin hinsichtlich des Replantatüberlebens sowie der funktionellen Ergebnisse dienen können. Aufgrund von Diskrepanzen in der Berichterstattung ist die Festlegung eines internationalen Standards für die Bewertung der Ergebnisse nach Fingerreplantation erforderlich, um qualitativ hochwertige Evidenz zu gewährleisten.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The success of finger replantation is not only determined by the healing of the replanted finger, but also by the functional and socioeconomic outcomes. In the present study, hand surgery patients with finger amputation injury were descripted and objective and subjective treatment outcomes were analyzed. For this purpose, 153 patients with upper extremity amputation injuries were evaluated at the ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The success of finger replantation is not only determined by the healing of the replanted finger, but also by the functional and socioeconomic outcomes. In the present study, hand surgery patients with finger amputation injury were descripted and objective and subjective treatment outcomes were analyzed. For this purpose, 153 patients with upper extremity amputation injuries were evaluated at the University Center for Plastic and Aesthetic, Hand and Reconstructive Surgery Regensburg. During the study period from March 2007 to May 2018, a total of 161 replan-tations were performed, including six macro- and 155 finger replantations. In addition to retrospective data analysis, clinical follow-up and patient interviews were conducted. Long-term results regarding hand function, subjective evaluation by the patient using the DASH questionnaire, and work ability were collected. The patient population consisted of 11% females and 89% males with an average age of 43.9 years. In 39% of the patients, the amputation injury occurred at the workplace. The frequency of accidents increased in spring and autumn with a maximum in March and September. 49% of the patients suffered an amputation injury of the dominant hand. Single-finger injuries occurred in 68% of cases, with the thumb being the most frequently affected. Multiple-finger injuries occurred in 32% of cases. Considering the amputation type of the injured fingers, total amputations could be observed in 52% of the cases and subtotal amputations in 48%. The causes of accidents were mainly saw injuries, followed by various machines and wood splitters. Avulsions accounted for 62% of finger injuries, cuts for 17%, and crushing injuries for 10% and avulsion injuries for 11%. Most finger amputations occurred in Tamai zones III and IV. The average operative time for microreplantations was 5 h 42 min. Kirschner wires were primarily used for osteosynthesis. The mean inpatient length of stay was 14.5 days. The healing rate of replanted fingers was 53%. A total of 120 early and 39 late complications occurred, and 255 follow-up procedures had to be performed.
During the follow-up examination, the fingertip-hollow hand distance and the fingernail-table edge distance revealed a flexion and extension deficit of 2.9 and 2.1 cm, respectively, on average. A mean of 72.9% was found for coarse grip strength and a mean of 82.1% for acute grip strength in relation to the healthy side. 70% of the injured fingers showed normal or satisfactory two-point discrimination. 68% of the patients examined complained of cold intolerance. Among the patients surveyed, the mean DASH value was 18.7. 90% of the patients who were working at the time of the accident returned to work with a mean duration of disability of 5.1 months.
Total amputation of the finger significantly decreased the likelihood of healing of the graft. Not using osteosynthesis resulted in a significantly higher healing rate. The need for an interposition device as part of arterial vascular reconstruction decreased the likelihood of finger survival. Replanted fingers with two or three venous anastomoses had significantly higher survival rates than those with only one anastomosis. A significant influence on the DASH score was shown by the patient's hand strength and the rehabilitation measures performed. As hand strength increased, the DASH score decreased. Patients who required outpatient or inpatient rehabilitation measures during follow-up had significantly higher DASH scores than patients without rehabilitation measures. Both the DASH value and the rehabilitation measures had a significant influence on the duration of the patient's inability to work. As the DASH value increased, the work return time increased. If inpatient rehabilitation was required as part of a patient's follow-up treatment, the patient's work return time increased significantly. The patient's hand strength was significantly affected by the level of finger amputation, decreasing with each level of amputation in the proximal direction. The patient's flexion deficit increased when inpatient rehabilitation was required. The extension deficit increased when a plate was used instead of a Kirschner wire. Significant correlations could be found between DASH score and work return time and DASH score and hand strength. Patients with long finger replantation showed better subjective assessment of their abilities than patients with thumb replantation.
No significant differences could be found between patients with healed fingers and patients who underwent secondary stump formation with respect to DASH score, duration of disability, and return to work. Patients who returned to their original occupation after the accident had a better subjective assessment of their performance. Patients who had to change their occupation after the accident showed a longer return to work time. If the trauma occurred in the workplace, the return to work was negatively affected.
The present study identified significant factors that may serve to improve replantation medicine in terms of graft survival as well as functional outcomes. Because of discrepancies in reporting, the establishment of an international standard for the assessment of outcomes after finger replantation is needed to ensure high-quality evidence.
Metadaten zuletzt geändert: 01 Jun 2023 08:09