Zusammenfassung
Transferforschung
Transfer bezeichnet die Übertragung von Wissen bzw. Problemlösungen von einer Ausgangs bzw. Quell-Situation auf eine Anwendungs bzw. Ziel-Situation. In vielen Laboruntersuchungen zeigte sich, daß Versuchspersonen spontan nur sehr selten Transfer zeigen. Der gleiche Befund konnte bei Felduntersuchungen festgestellt werden: Lernenden gelingt es häufig nicht, in einer Lernsituation ...
Zusammenfassung
Transferforschung
Transfer bezeichnet die Übertragung von Wissen bzw. Problemlösungen von einer Ausgangs bzw. Quell-Situation auf eine Anwendungs bzw. Ziel-Situation. In vielen Laboruntersuchungen zeigte sich, daß Versuchspersonen spontan nur sehr selten Transfer zeigen. Der gleiche Befund konnte bei Felduntersuchungen festgestellt werden: Lernenden gelingt es häufig nicht, in einer Lernsituation Gelerntes auf eine Anwendungssituation außerhalb des schulischen bzw. Ausbildungskontextes zu übertragen (-> Lernen). Insbesondere besteht das Problem des Lerntransfers in der Weiterbildung darin, daß in Trainingsmaßnahmen häufig Kompetenzen erworben werden, die dann am Arbeitsplatz nicht entsprechend angewendet werden. Die Transferforschung beschäftigt sich mit der Untersuchung von Bedingungen der Förderung erfolgreichen Transfers. Dabei lassen sich zwei wesentliche Untersuchungsstränge unterscheiden, die experimentelle Transferforschung und die an Modellen zum situierten Lernen orientierte Forschung über die Förderung anwendbaren Wissens (-> Lerntransfer). Die experimentelle Transferforschung weist bereits eine fast hundertjährige Tradition auf; ihr Beginn läßt sich mit THORNDIKEs Theorie der identischen Elemente festlegen. In dieser Theorie wird die Ähnlichkeit von Lern und Anwendungssituation als ausschlaggebende Bedingung für Transfer angesehen. Eine zweite, etwa zur gleichen Zeit entstandene Sichtweise geht auf JUDD zurück und betont die Bedeutung allgemeiner Prinzipien und Strategien für die Übertragbarkeit von Wissen. Die neueren Ansätze des situierten Lernens entstanden vornehmlich in den USA in den 80er Jahren. Hier ist die Vermittlung von Wissen und domänenspezifischen Strategien in konkreten Problemsituationen zentral. Es wird betont, daß Transfer vor allem dadurch gefördert werden kann, daß bereits die Lernsituationen die späteren Anwendungsmöglichkeiten des vermittelten Wissens und der erworbenen Fertigkeiten berücksichtigen. Dies bedeutet, daß vornehmlich anhand authentischer, komplexer Situationen problemorientiert gelernt werden soll.
Transferforschung
HOLYOAK, K. J.: The pragmatics of analogical transfer. In: BOWER G. H. (Hrsg.): The psychology of learning and motivation. New York 1985, S. 59-87
MESSNER, H.: Wissen und Anwenden. Zur Problematik des Transfers im Unterricht. Stuttgart 1978
PRENZEL, M./MANDL, H.: Lerntransfer aus einer konstruktivistischen Perspektive. In: MONTADA, L. (Hrsg.): Bericht über den 38. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Trier 1992. Göttingen 1993, S. 701-709