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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-opus-8579
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.10591
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 9 Oktober 2007 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Albrecht P. Luttenberger |
Tag der Prüfung: | 10 Juli 2007 |
Institutionen: | Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften > Institut für Geschichte > Entpflichtete und im Ruhestand befindliche Professoren > Neuere und Neueste Geschichte - Prof. Dr. Franz Bauer |
Stichwörter / Keywords: | Seemannshausen , Augustiner-Eremiten , Augustinerkloster , Geschichte , Kloster , , Seemannshausen , Austin Friars , Austin Friars Convent |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 900 Geschichte und Geografie > 943 Geschichte Deutschlands |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 10591 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Dissertation knüpft an die Ergebnisse der jüngsten Mendikantenforschung an, die die Bettelorden nicht mehr nur als Phänomen mittelalterlicher Urbanität versteht, sondern auch ihre Ausstrahlung auf die dörfliche Welt und den Grad ihrer Integration in ländliche Strukturen genauer zu bestimmen will. Diese Erweiterung der Perspektive drängt sich beim niederbayerischen Augustiner-Eremiten-Konvent ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Dissertation knüpft an die Ergebnisse der jüngsten Mendikantenforschung an, die die Bettelorden nicht mehr nur als Phänomen mittelalterlicher Urbanität versteht, sondern auch ihre Ausstrahlung auf die dörfliche Welt und den Grad ihrer Integration in ländliche Strukturen genauer zu bestimmen will.
Diese Erweiterung der Perspektive drängt sich beim niederbayerischen Augustiner-Eremiten-Konvent Seemannshausen geradezu auf, weil er aus einem 1255 vom Regensburger Domdekan Heinrich Seemann gestifteten, eher agrarisch orientierten Wilhelmiten-Kloster hervorging und deshalb von vorneherein darauf angewiesen war, in der ländlichen Gesellschaft einen adäquaten Platz zu finden. Die wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür schufen die Erstausstattung durch die Gründerfamilie und Zuwendungen der Grafen von Leonsberg. Auf dieser Basis konnte der Konvent ein Netz vielfältiger Kontakte zum regionalen Adel aufbauen, die seine Existenz konsolidieren halfen.
In der frühen Konventsgeschichte spielte die Integration des Seemannshausener Wilhelmiten-Klosters in den neuen Bettelorden der Augustiner-Eremiten eine besondere Bedeutung, da diese nur gegen den Widerstand der Mönche vollzogen werden konnte. Es bedurfte 1263 der Intervention des Regensburger Bischofs, um den Ordenswechsel herbeizuführen, der durch das erste Provinzkapitel der deutschen Augustiner in Seemannshausen 1264 nachdrücklich bekräftigt wurde.
Den Besitzstand des Konvents sicherten Schenkungsbestätigungen der bayerischen Herzöge ab. Auch die pastorale Bedeutung des Konvents für die Region war durch die Gewährung von Ablässen durch die Bischöfe von Regensburg und der Nachbardiözesen und durch die Verleihung des Rechts Beichte zu hören und zu predigen hinreichend aufgewertet. In der Konstituierung als Klosterhofmark und im Erwerb eines wirtschaftlich wertvollen Salzprivilegs fand die Konsolidierungsphase um 1350 einen gewissen Abschluss.
Das umfangreichste Kapitel der Dissertation ist dem Personal des Konvents gewidmet, wobei die Prioren im Mittelpunkt stehen. Trotz der schmalen Quellenbasis konnte ein umfangreicher Bestand prosopographischer Daten erschlossen werden, die neben biographischen Angaben nicht nur vielfältige Informationen über Klosterkarrieren und Aktivitäten, sondern auch Aufschluss geben über die Konventsleitung und vorhandene Ämter, die Einbeziehung in das Pfarrsystem, über Fragen der klerikalen Ausbildung, zeitspezifischer Entwicklungen und besonderer Ereignisse.
Das dritte Kapitel der Arbeit behandelt die wirtschaftliche Entwicklung des Konvents. Es setzt ein mit einem Überblick über die Grundausstattung, die in strenger Interpretation mit dem Armutsideal eines Mendikantenordens nicht vereinbar war. Es zeigt sich aber, dass das strikte Bekenntnis der Augustiner-Eremiten zum mendikantischen Armutsideal, etwa in den Regensburger Konstitutionen von 1290, pragmatische Lösungen nicht völlig ausschloss.
Darüber hinaus müssen in den ersten Jahrzehnten freiwillige Almosen und auf Terminierstationen in Mühldorf und Burghausen gestützte Bettelgänge für die Versorgung des Konvents eine nicht unwichtige Rolle gespielt haben. Die dazu nötige Sicherung der räumlichen Mobilität der Mönche gewährleisteten Schutzbriefe der Bischöfe von Regensburg, Passau, Salzburg und Freising. Die Entfaltung einer ordenseigenen Seelsorgetätigkeit neben dem bestehenden Pfarrsystem setzte zudem eine Exemtion von der bischöflichen Jurisdiktion voraus. Mit dem Angebot pastoraler Dienste in Beichte, Predigt und Begräbniswesen und durch die Attraktion von Ablässen erhöhte sich die Aussicht auf Almosen und als Spenden kaschierte Gebühren.
Für den Beginn des 14. Jahrhunderts ist eine starke Zunahme der Seelgerätstiftungen zu konstatieren, die als Gegenleistung für das liturgische Totengedächtnis dem Konvent namhafte Einnahmen einbrachten, die man durch spitzfindige Konstruktionen mit dem Armutsideal in Einklang zu bringen suchte. Zahlreiche Einzelfälle illustrieren das Spektrum der Gestaltung solcher Stiftungen.
Im Gesamtüberblick über die wirtschaftliche und spirituelle Wirksamkeit der Augustiner-Eremiten von Seemannshausen zeichnet sich deutlich eine Kernzone im näheren geographischen Umfeld des Konvents ab, der eine weiter ausgreifende Region extensiver Nutzung angelagert war. Demnach boten die agrarwirtschaftlichen und sozialen Strukturen des ländlichen Raums für einen Mendikantenkonvent durchaus eine dauerhaft tragfähige Existenzgrundlage und ein pastorales Wirkungsfeld, das dem Selbstverständnis des Ordens als Institut der Seelsorge adäquat war.
Ein umfangreicher Quellenanhang stellt in Regestenform das verfügbare Quellenmaterial in chronologischer Abfolge zusammen. Er basiert auf der erstmaligen gründliche Erschließung der archivalischen Überlieferung zum Konvent Seemannshausen und stellt das eruierte Material zu weiteren Auswertungen bereit.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The thesis refers to the results of the latest research on mendicant orders. These no longer see the mendicants only as a phenomenon of medieval urbanity, but are anxious to seize also on their influence on the village world and to determine the degree of their integration into rural structures more exactly. This extended perspective is most obvious with the convent of Austin Friars in ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The thesis refers to the results of the latest research on mendicant orders. These no longer see the mendicants only as a phenomenon of medieval urbanity, but are anxious to seize also on their influence on the village world and to determine the degree of their integration into rural structures more exactly.
This extended perspective is most obvious with the convent of Austin Friars in Seemannshausen in Lower Bavaria. It originated from a donation of Heinrich Seemann, dean of the Regensburg cathedral, who founded in 1255 a monastery of the rather agrarian oriented order of Williamites, which therefore from the beginning was obliged to find an adequate place in the rural society of the Late Middle Ages. The first economical basis of the convent consisted in the original endowment by the founder family and contributions of the counts von Leonsberg. On this basis the convent could develop a net of various contacts to the regional nobility, which helped to consolidate its existence.
A significant role in early convent history was played by the integration of the Seemannshausen Williamite monastery into the new mendicant order of the Austin Friars, since this could only be carried out in the face of open resistance by the brethren. In 1263 it required the intervention of the Regensburg bishop to accomplish this change in the order, which was affirmed by the first province chapter of the German Austin Friars in Seemannshausen in 1264.
The pastoral importance of the convent for the region was sufficiently enhanced by the granting of indulgences by the bishops of Regensburg and the neighbouring dioceses and by awarding the right to preach and to hear confession. The consolidation phase of the convent came to a certain conclusion in the middle of the 14th Century, when Seemannshausen could obtain lower jurisdiction (�Hofmark�) and was granted an economically valuable salt privilege.
The most extensive chapter of the thesis is dedicated to the personnel of the convent, whereby the focus is on the priors, while on other brethren only sporadic information could be deduced: in addition to biographical details, various information could be recorded not only about monastery careers and activities, but also about convent officials and existing offices, the inclusion into the parochial system, clerical education, time-specific developments and special events.
The third chapter of the work treats the economic development of the convent. It begins with an overview of the original endowment for the Williamite monastery in 1255, which in the strictest sense was not compatible with the mendicant ideal of poverty. It is shown however that the strict rules of the Austin Friars, recorded for example in the Regensburg Constitutions from 1290, did not completely exclude pragmatic solutions for the problematic mendicant ideal of poverty.
Beyond that in the first decades voluntary donations and alms from begging stations (�Termineien�) in Mühldorf and Burghausen must have played an important role for the supply of the convent, in addition to the income from the endowments. Charters of the bishops of Regensburg, Passau, Salzburg and Freising ensured the necessary mobility of the friars. The development of the order�s own cure of souls beside the existing parochial system required exemption from episcopal jurisdiction. With the offer of pastoral services like preaching, hearing confession and funeral matters and by the attraction of indulgences, the prospect of alms and fees (covered as donations) increased.
For the beginning of the 14th Century a strong increase of memorial foundations (�Seelgerätstiftungen�) can be noticed. The liturgical memory of the dead yielded considerable incomes, which by over subtle constructions the friars sought to bring into accordance with their ideal of poverty. Numerous individual cases illustrate the spectrum of such donations.
The overview over the economic and spiritual efficiency of the Seemannshausen Austin Friars clearly shows a core zone in the closer geographical surroundings of the convent, and a region of extensive effect further away. Therefore the economical and social structures of the rural area offered the mendicants � notwithstanding their otherwise mainly urban field of activity � a quite durable basis for existence and an area of pastoral activity.
An extensive appendix arranges the available source material in chronological order in long form, or in excerpts. It is based on the first thorough development of the Seemannshausen convent archives and makes the material accessible to further historical research.
Metadaten zuletzt geändert: 26 Nov 2020 12:41