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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-217436
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 16 August 2011 |
Begutachter (Erstgutachter): | PD Dr. Christian Wrede und Prof. Dr. Thomas Bein |
Tag der Prüfung: | 4 Juli 2011 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Innere Medizin I |
Stichwörter / Keywords: | Akute Vergiftung, Beatmungstherapie, deutsche internistische Intensivstation, Entwicklung der Intensivmedizin, internistische Intensivstation, Intoxikation, Pankreatitis, Reanimation, Scoring System, Sepsis, acute pancreatitis, antibiotic use, APACHE scoring system, catecholamine therapy, development of intensive care, intensive care unit, intoxication, kidney dialysis, length of stay, mechanical ventilation, mortality in intensive care units, outcome analysis, respiratory therapy, resuscitation, sepsis |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 21743 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Als Zielsetzung dieser retrospektiven Studie galt es, das Patientenkollektiv einer internistischen Intensivstation hinsichtlich demographischer Daten, der Zusammensetzung des Krankheitsspektrums, dem Einsatz technischer und therapeutischer Maßnahmen, sowie bezüglich Outcomeanalysen zu untersuchen. Außerdem erfolgte die genauere Betrachtung und Auswertung spezieller Patientengruppen. Desweiteren ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Als Zielsetzung dieser retrospektiven Studie galt es, das Patientenkollektiv einer internistischen Intensivstation hinsichtlich demographischer Daten, der Zusammensetzung des Krankheitsspektrums, dem Einsatz technischer und therapeutischer Maßnahmen, sowie bezüglich Outcomeanalysen zu untersuchen. Außerdem erfolgte die genauere Betrachtung und Auswertung spezieller Patientengruppen. Desweiteren wurden unsere gewonnenen Ergebnisse mit denen aus ähnlich aufgebauten Arbeiten aus Mainz aus den Jahren 1966-79, sowie 1980-88 und aus Frankfurt aus dem Jahre 1990 verglichen. Hierbei galt es die Frage zu klären, ob bzw. inwiefern sich während der vergangenen 35 Jahre ein gewisser Trend in der Intensivmedizin abzeichnen lässt. Abschließend wurde noch kurz auf die geschichtliche Entwicklung der Intensivmedizin unter Berücksichtigung ethischer Gesichtspunkte eingegangen.
Vom 01. Januar bis 31. Dezember 2001 wurden insgesamt 466 Patienten auf die internistische Intensivstation 92 des Universitätsklinikums Regensburg mit dem Schwerpunkt Gastroenterologie aufgenommen und behandelt. Von 96,7% dieser Patienten waren die Krankenakten verfügbar bzw. größtenteils verwertbar, so dass 452 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 55,4 Jahren in die Auswertungen einbezogen werden konnten. Die geschlechtsspezifische Aufteilung des Patientenguts belief sich mit 56,9% zugunsten der Männer. Im Erhebungsjahr 2001 verbuchten 44 Patienten (9,7%) mehr als einen stationären Aufenthalt auf der Intensivstation 92 für sich („Wiederholungspatienten“). Die größte Hauptdiagnosegruppe stellten entsprechend dem Schwerpunkt der analysierten Intensivstation mit 26,1% (n=118) Patienten mit „Abdominellen Erkrankungen“ dar, wobei alleine 24 Patienten dieser Gruppe an einer akuten Pankreatitis litten. Über die Hälfte der Patienten (60,0%) wies zusätzlich zu der Diagnose, die zur Aufnahme auf die Intensivstation führte, mindestens eine weitere schwere Begleitkrankheit auf. An erster Stelle der Nebendiagnosen standen hierbei die Gruppe der koronaren Erkrankungen und/oder der Myokardinfarkt. Insgesamt erlagen 15,9% der Patienten auf der Intensivstation ihrer Erkrankung, wobei hier Patienten mit Erkrankungen des Nervensystems die höchste Mortalitätsrate verbuchten. Die besten Überlebenschancen hatten dagegen Patienten mit akuten Vergiftungen, Erkrankungen der Niere und des endokrinen Systems. Die Gesamtklinikumsmortalität betrug 20,1%. Es zeigte sich ein tendenzieller Anstieg der Sterblichkeit bei steigendem Patientenalter. Während der Intensivbehandlung mussten 45,4% der Patienten beatmet werden – die Mortalität dieser Patienten lag mit 32,7% signifikant über der der Nichtbeatmeten mit einer Sterbequote von nur 2,0%. Die Länge der Beatmungspflichtigkeit hatte in dieser Studie keinen Einfluss auf die Überlebensrate. Die Intensivverweildauer lag im Durchschnitt bei 7,6 Tagen, während die Gesamtliegezeit im Klinikum 24,6 Tage betrug. Gut die Hälfte der Erkrankten musste nur bis zu vier Tagen auf der Intensivstation behandelt werden. Patienten aus dem Gebiet der Pulmologie verbuchten in dieser Studie mit im Mittel 11,0 Tagen die längsten Liegezeiten auf der Intensivstation. Deutlich unterdurchschnittliche Aufenthaltszeiten zeigten sich bei Patienten mit akuten Vergiftungen. Tendenziell ergab sich ein leichter Anstieg der Verweildauer bei steigendem Alter. Besondere Beachtung wurde folgendem Erkrankungskollektiv zugeschrieben: Patienten mit Z.n. Reanimation, sowie Erkrankte mit den Aufnahmediagnosen Intoxikation, Sepsis oder akute Pankreatitis. Die soeben genannten vier Patientengruppen traten mit einer Inzidenz von 4,9% bis 11,1% am Gesamtpatientengut auf und hatten teilweise aufgrund ihrer vom Gesamtdurchschnitt abweichenden Überlebensrate und Liegezeit nicht unerheblichen Einfluss auf das Outcome des untersuchten Patientenkollektivs: Während die Mortalitätsrate der reanimierten und septischen Patienten mit jeweils über 60% signifikant über der mittleren Sterberate der gesamten Patienten auf der Intensivstation (15,9%) lag, zeichneten sich Patienten mit Vergiftungen und akuter Pankreatitis durch eine signifikant unterdurchschnittliche Mortalität aus. Mit Ausnahme der Intoxikierten benötigten die drei anderen Patientengruppen jedoch eine fast doppelt so hohe Behandlungsdauer auf der Intensivstation wie das gesamte Patientenkollektiv.
Die detaillierte Untersuchung des intensivpflichtigen Patientenguts im Rahmen dieser Studie veranschaulichte, dass der Krankheitsverlauf und somit auch das Outcome der Patienten von einer Vielzahl von Faktoren abhängen. Den größten Einfluss auf den Behandlungserfolg hat demnach die Erkrankungsschwere des einzelnen Patienten, welche wiederum hauptsächlich durch das Grundleiden und die Anzahl der bestehenden Organversagen mitbestimmt wird. Bestätigt werden konnte diese Aussage durch die durchwegs höheren Mortalitätsraten im Falle einer nötig gewordenen technischen (Reanimation, Beatmung, Nierenersatztherapie, ECMO, Plasmapherese) oder therapeutischen (Gabe von Antibiotika oder Katecholaminen) Maßnahme im Sinne einer fortgeschrittenen Erkrankung des Patienten. Um die Erkrankungsschwere des Einzelnen besser objektivieren zu können, wird weltweit zunehmend das APACHE-Score-System unterstützend hinzugezogen.
Ein zusammenfassender Vergleich unserer Studie mit Ergebnissen der drei Vergleichsarbeiten und Veröffentlichungen aus der internationalen Literatur ist jedoch nur sehr eingeschränkt und unter äußerst kritischer Betrachtung möglich. Als Gründe hierfür gelten vor allem die meist unterschiedlichen Ein- und Ausschlusskriterien der Patienten in diverse Studien, die nicht einheitliche Definition der Diagnosegruppen und eine eventuelle Selektion des Patientenguts aufgrund eines möglichen Schwerpunkts der jeweils ausgewerteten Intensivstation. Dennoch lassen sich unsere Ergebnisse gut in die internationalen Analysen einfügen.
Gerade im Hinblick auf die der Fragestellung dieser Arbeit zugrunde liegenden Vergleichsarbeiten aus Mainz und Frankfurt zeigt sich übereinstimmend und konform zu den Aussagen betreffender Fachliteratur, dass die historische Entwicklung einer Intensivstation entscheidend das vorherrschende Krankheitsspektrum mitbestimmt. Trotzdem machen die kardiologischen Erkrankungen in allen drei Vergleichsstudien ungeachtet einer möglichen Schwerpunktbildung eine dominierende Hauptdiagnosegruppe aus, während die endokrinen Erkrankungen ebenfalls einheitlich das Schlusslicht bilden. Somit kann man sagen, dass trotz der Zeitspanne von immerhin über 30 Jahren zumindest bezüglich der Häufigkeitsverteilung der Hauptdiagnosegruppen relativ konstante Verhältnisse vorherrschen. Ebenso zeigte sich in allen drei Vergleichsarbeiten, sowie auch in der internationalen Literatur, dass sich im Laufe der Jahre eine kontinuierliche Erhöhung des Altersdurchschnitts, sowie eine gleich bleibende leichte Geschlechtsverteilung zugunsten der Männer ergaben. Bezüglich weiterer, im allgemeinen Interesse stehender Parameter, wie v.a. der Beatmungsinzidenz, der Liegedauer und dem Outcome lässt sich beim Vergleich der Arbeiten aus Mainz, Frankfurt und Regensburg über die vergangenen drei Jahrzehnte hinweg kein richtungsweisender Trend zeigen, was wiederum u.a. – wie bereits oben erwähnt - mit den nicht ganz einheitlichen Definitionen und Einschlusskriterien der jeweiligen Studien zusammenhängen dürfte.
Abschließend wurde die historische Entwicklung der Intensivmedizin bis ins heutige Zeitalter dargestellt, wobei auch ethische Gesichtspunkte und damit verbundene Kritikpunkte angeschnitten wurden. Zusammenfassend kam man hier zu dem Ergebnis, dass trotz aller medizinischer Fortschritte und mannigfacher technischer Möglichkeiten, stets der Patient als Individuum im Mittelpunkt stehen sollte und dessen Wille, wenn nur irgendwie möglich, respektiert werden sollte.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
An aim of this retrospective study was to analyze the patient population of an internal medicine intensive care unit with regard to demographic data, the composition of the disease spectrum, the use of technical and therapeutic interventions, as well as with respect to study outcome analysis. Besides, it was done the exact observation and evaluation of specific patient groups. Furthermore, our ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
An aim of this retrospective study was to analyze the patient population of an internal medicine intensive care unit with regard to demographic data, the composition of the disease spectrum, the use of technical and therapeutic interventions, as well as with respect to study outcome analysis. Besides, it was done the exact observation and evaluation of specific patient groups. Furthermore, our results were compared to those of similar construction works of Mainz in the years 1966-79 and 1980-88 and from Frankfurt in 1990. A major aim was to clarify the question, whether respectively to what extent, there was a certain trend in the ICU during the past 35 years. Finally, it was even a brief look at the historical development of intensive care medicine, taking into account ethical considerations.
From January 1st to December 31st 2001 a total of 466 patients were included and treated in the internal medicine intensive care unit 92 of University Hospital of Regensburg with the center of focus of Gastroenterology. From 96.7% of these patients medical records were available and mostly recyclable, so that 452 patients with a mean age of 55.4 years could be included in the analysis. The gender distribution in the patient population amounted to 56.9% in favor of men. In survey year 2001 44 patients (9.7%) recorded more than one hospitalization in the intensive care station 92 for themselves (“repeat patients”). The major principal diagnosis group presented, according to the focus of the intensive care unit, to patients with “abdominal diseases” analyzed with 26.1% (n = 118). Always 24 patients of this group are suffering from acute pancreatitis. About half of the patients (60.0%) had at least one other severe concomitant disease in addition to the diagnosis that led to admission to intensive care unit. At the forefront of secondary diagnosis it was the group of coronary diseases and/or myocardial infarction. In total, 15.9% of patients died of their disease in the ICU – patients with diseases of the nervous system recorded the highest mortality rate. Patients with acute poisoning, diseases of the kidney and the endocrine system had the best chance of survival. The overall hospital mortality was 20.1%. There was a trend increase in mortality with increasing patient age. During the intensive treatment 45.4% of the patients required a mechanical ventilation – the mortality rate of these patients was 32.7% and consequently significantly higher than that of non-ventilated with a mortality rate of only 2.0%. In this study there was no influence on the survival rate by the length of the mechanical ventilation. The intensive care stay averaged 7.6 days, while the total time spent in hospital was 24.6 days. Just over half of the patients had only to be treated in the ICU for four days. Patients with pulmonary diseases recorded with an average of 11.0 days the longest waiting times in the ICU in this study. Significantly below average residence times were found in patients with acute poisoning. The trend resulted in a slight increase in retention time with increasing age. Special attention was attributed to the following disease cohort: Patients after resuscitation and patients with admission diagnosis of intoxication, sepsis or acute pancreatitis. The just-mentioned four groups of patients occurred with an incidence of 4.9% to 11.1% and had a partly influence on the patients outcome because of their different average survival rate and length of hospital stay: While the mortality rate of patients after resuscitation and septic patients, each with over 60.0%, was significantly above the average mortality rate of the whole patients of the ICU (15.9%), patients with intoxications and acute pancreatitis have a significantly below-average mortality. In exception of the intoxicated patients, the three other groups of patients needed almost twice the length of treatment in the ICU as the entire patient population.
The detailed analysis of the critically ill patient population in this study illustrated that the process of disease and therefore also patient outcome depend on a variety of factors. The most influence on treatment success depends on the severity of disease of each individual patient, which mainly is determinate by the underlying disease and the number of existing organ failures. This statement was confirmed by the consistently higher mortality rates in the case of a necessary technical (resuscitation, mechanical ventilation, renal replacement therapy, ECMO, plasmapheresis) or therapeutic (antibiotics or catecholamine) measure in the sense of an advanced disease of the patient. To objective the severity of disease of each individual patient in a better way, the APACHE score system is involved supportive.
A comparison of our study with results of the three comparative studies and publications in the international literature is very limited and only possible in regard to extremely critical considerations. The reasons are found in the usually very different inclusion and exclusion criteria of patients in various studies, the indifferent definition of diagnostic groups and the possibility of selection of the patient population due to a possible priority of each evaluated ICU. Nevertheless, our results fit in well in the international analysis.
Especially in regard to the question underlying comparative studies from Mainz and Frankfurt as well as in agreement to international studies, it is shown that the historical development of intensive care units significantly influenced the predominant disease spectrum. Nevertheless, the cardiac diseases are a dominant primary diagnosis group in all three compared studies, regardless of a possible formation of a dominant focal point of primary diagnosis group, while the endocrine diseases are consistently at the bottom. Thus, one can say that despite of the time span of at least over 30 years, there are nearly constant conditions in regard to the primary diagnostic group. Also appeared in all three comparative studies, as well as in the international literature, it is shown a continuous increase in the average age and a consistent mild sex ration in favor of men over the past years. Regard to further public interests for stationary parameters, especially the incidence of mechanical ventilation, the length of stay at hospital and the mortality rate, it can’t be shown a certain kind of trend over the past three decades by comparing the studies from Mainz, Frankfurt and Regensburg. The reason for this is – as already mentioned – the not uniform definitions and inclusion criteria of the different studies.
Finally, the historical development of intensive care medicine up to the present era was shown, where ethical aspects and related criticisms have been broached. In summary we come to the conclusion, that despite of all medical advances and manifold technical possibilities, the individual patient should be in the center of interest and the will of him should be respected whenever it is possible.
Metadaten zuletzt geändert: 25 Nov 2020 15:23