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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-opus-3156
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.10145
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 9 Dezember 2003 |
Begutachter (Erstgutachter): | Peter (Prof. Dr.) Poschlod |
Tag der Prüfung: | 10 Oktober 2003 |
Institutionen: | Biologie und Vorklinische Medizin > Institut für Pflanzenwissenschaften |
Stichwörter / Keywords: | Schweine <Familie> , Beweidung , Zoochorie , Biodiversität , Samenbank <Pflanzenbau> , Grünland , Naturschutz , Störung , Schweinefreilandhaltung , funktionelle Merkmale , Vegetationsdynamik , alte Haustierrassen , Bodenstörung , disturbance , nonmetric multidimensional scaling , functional traits , dispersal , biodiversity |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 500 Naturwissenschaften und Mathematik > 570 Biowissenschaften, Biologie |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 10145 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Freilandhaltung von Schweinen stellt eine alte Form der Landnutzung mit einer charakteristischen Flora dar. Sie ist in Mitteleuropa fast vollständig in Vergessenheit geraten, wurde aber durch das BMBF-Projekt "Schweinefreilandhaltung im Rahmen der Landschaftspflege" wieder eingeführt. Dazu wurden fünf Weiden von jeweils ca. 2 ha Größe ausgewählt (Stromtalaue der Elbe, Bachaue, ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Freilandhaltung von Schweinen stellt eine alte Form der Landnutzung mit einer charakteristischen Flora dar. Sie ist in Mitteleuropa fast vollständig in Vergessenheit geraten, wurde aber durch das BMBF-Projekt "Schweinefreilandhaltung im Rahmen der Landschaftspflege" wieder eingeführt. Dazu wurden fünf Weiden von jeweils ca. 2 ha Größe ausgewählt (Stromtalaue der Elbe, Bachaue, Kalkscherbenacker und verbrachtes Niedermoor im Weserbergland und eine Bergweide der Schwäbischen Alb) und mit regionaltypischen Rassen (Angler Sattelschwein, Düppler Weideschwein und Schwäbisch Hällisches Schwein) in extensiver Besatzleistung von 0,1 bis 1,2 GV*a/ha drei Jahre lang bestückt. In dieser Dissertation werden Vegetationsveränderungen mit Hilfe von Dauerquadraten auf den neu angelegten Schweineweiden analysiert: (1) Die Schweineweiden differenzieren sich von den Behandlungsvarianten der Vergleichsflächen (konventionellen Beweidung/Mahd). Lediglich in produktiven oder wenig beweideten Untersuchungsgebieten stellen sich lokale Verbrachungen ein. Am Elbestandort wird eine Förderung zahlreicher feuchtigkeitsliebender Arten nachgewiesen, die aus historischen Aufzeichnungen alter Schweineweiden bekannt sind (z.B. Alisma-, Bidens-, und Juncus-Arten und Arten der Wasser-Hahnenfuß-Gruppe). (2) Segetalarten nehmen signifikant zu. Die Förderung von Arten der Zwergbinsengesellschaften wird an Einzelarten belegt. (3) Der Besatz von Schweinen führt aufgrund der Wühlaktivitäten zu einem erheblichen Offenbodenanteil. Auf den so geschaffenen Störstellen laufen viele annuelle Kräuter auf. Zuvor bestandsbildende Gräser werden zurückgedrängt. (4) Dadurch steigt auf Schweineweiden sowohl die räumliche als auch die zeitliche Dynamik. Die höhere Dynamik hat in dem Niedermoorstandort nach einer Wiedervernässungsmaßnahme zur Folge, dass sich die Vegetation auf der Schweineweide schneller den neuen standörtlichen Bedingungen angepasst und feuchtigkeitsliebende Arten stärker zunehmen als auf einer Referenzbrache mit gleicher Vernässung. (5) Die meisten Arten können auf der Schweineweide über die drei Beobachtungsjahre trotz intensiver Störung überleben. Mit zahlreichen neu etablierten Arten ergibt sich eine Nettozunahme der Artenvielfalt auf Schweineweiden. (6) In den meisten Weidegebieten ergibt sich in bodenchemischen Untersuchungen und indiziert durch Ellenberg'sche Nährstoffzeigerwerte eine leichte Eutrophierung. Zur Abschätzung des Ausbreitungspotenzials von Pflanzenarten durch Schweine wurde Schweinekot gesammelt und kultiviert. Die gefundenen Arten korrelieren sowohl mit der Diasporenbank des Bodens als auch mit der fruchtenden Vegetation. Aus der Präsenz/Absenz-Analyse wird geschlossen, dass alle Diasporen grundsätzlich das Potenzial besitzen, von Schweinen ausgebreitet zu werden. Die Ergebnisse verdeutlichen die historische Bedeutung von Freilandschweinen als Vektor zur Ausbreitung von Arten in der Kulturlandschaft. Schweine sind die einzigen großen Herbivoren, die erhebliche Mengen der Diasporenbank im Boden ausbreiten. Als Besiedlungsquellen für Pflanzenarten, die neu auf die Schweineweiden gelangt sind, kommt die Aktivierung der Diasporenbank, Einwanderung aus anderen Teilen der Weide, eine Ausbreitung aus der Umgebung durch Wind und in geringem Umfang ein zoochorer Transport beim Umsetzen der Schweine in Frage. Für alle Möglichkeiten wurden Artbeispiele gefunden. Die Diasporenbank besitzt nach den erfolgten Abschätzungen die größte Bedeutung als Besieldungsquelle. Dies kann auch mit dem Fallbeispiel Peplis portula belegt werden. Um den Einfluss der Schweinefreilandhaltung nicht nur auf die untersuchten Arten ausdrücken zu können, sondern auch über den Artenset hinaus zu generalisieren, werden die Ergebnisse des Vegetationsmonitoring funktionell untersucht. Damit wird die Zunahme von Therophyten, von annuellen Arten, von Arten mit flachen Wurzelsystemen, mit langlebiger Diasporenbank und ohne vegetative Ausbreitungsfähigkeit und die Abnahme der Mahdverträglichkeit und des Futterwertes ermittelt. Zusätzlich wird mit einer multivariaten Analyse der zunehmenden Arten gezeigt, dass neben den generativen auch vegetative Regenerationsstrategien auf den Weiden realisiert werden. Diese Ergebnisse können als Basis für die Vorhersage der Vegetationsentwicklung auf neu errichteten Schweineweiden herangezogen werden. Das Störungsregime der Schweineweide führt somit zu einer Reduktion etablierter, dominanter und konkurrenzkräftiger Arten und ermöglicht die Etablierung konkurrenzschwacher Arten. Dies ist eine Chance für gefährdete Arten der heutigen Kulturlandschaft, die durch mangelnde Populationsverjüngung gefährdet sind. Schweinebeweidung kann darüber hinaus entsprechend dem lokalem Artenpool als Naturschutzmaßnahme zur Förderung gefährdeter Segetalarten, Zwergbinsenarten und historischer Schweineweidearten oder zur Wiederherstellung dynamischer Prozesse angewandt werden.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Pig pasturing was a traditional way of land use with typical plant species. Since this way of land use is almost forgotten in Central Europe, a BMBF project "Schweinefreilandhaltung im Rahmen der Landschaftspflege" established five pastures of about 2 ha size in Germany (meadow in the Elbe floodplains, a riverine wetland, a former arable field and a degraded mire in the Weserbergland and a ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Pig pasturing was a traditional way of land use with typical plant species. Since this way of land use is almost forgotten in Central Europe, a BMBF project "Schweinefreilandhaltung im Rahmen der Landschaftspflege" established five pastures of about 2 ha size in Germany (meadow in the Elbe floodplains, a riverine wetland, a former arable field and a degraded mire in the Weserbergland and a mountain meadow in the Swabian Alb). They were stocked with the local breeds (Angeln Saddleback, Düppler Pasture Pig and Swabian Häller Pig) in low densities at 0,1 to 1,2 AU*a/ha for three years. In this thesis, the changes in vegetation were monitored by means of permanent plots with the following results. (1) Rooting pigs generated large areas of bare soil. On these sites previously dominating grasses were reduced and annual herbs developed. (2) The vegetation on pig pastures developed differently from the reference sites (cow, horse and sheep pasture/mowing). Only in productive or very extensively grazed pastures local succession stages occured. On the Elbe floodplains, moisture favouring species increased which were reported from ancient pig pastures (e.g. Alisma-, Bidens- and Juncus-species and species of the Ranunculus aquatilis-group). (3) Arable species (Secalietea, Chenopodietea) increase significantly. Single species indicate a fostering of species of the Isoëto-Nanojuncetea. (4) The spatial heterogeneity and temporal dynamics increased. At the mire-site, the higher species dynamics caused a more rapid adjustment of vegetation to the risen ground water table, which was achieved for restoration purposes. On this site, more species established which favour wet conditions than on a fallow reference area which was affected by the risen water table in the same way. (6) Most of the species survived pig pasturing during three years in spite of heavy disturbance. Due to many newly established species phytodiversity increased on the pig pastures.(7) In most of the pastures, soil chemistry (N, P, K) and Ellenberg values indicate a slight nutrient enrichment. In order to assess the dispersal potential of plants via pigs, dung was collected and cultivated. The emerging species correlate with both the soil diaspore bank and the established fruit setting vegetation. From a presence/absence analysis it is concluded that all diaspores from the local species pool have the potential to be dispersed via pigs. The results clarify the historical importance of free ranging pigs for the dispersal of plant species in cultural landscapes. Pigs are the only large herbivores that disperse considerable quantities of the soil diaspore bank. New plants on pig pastures can originate from different sources. They can be activated from the soil diaspore bank, they can move from other parts of the pasture to the permanent plots, they can be dispersed via wind from the surroundings or they can be dispersed via pigs from other pastures. For all of these ways species examples were found. The diaspore bank is discussed to be the most important source for the colonisation process within three years. This was also supported by a case study of Peplis portula. In order to generalise the effect of pig grazing from particular species towards strategies, functional traits were analysed. This resulted in an increase of therophyts, of annual species, of species with shallow roots, with high diaspore longevity and without clonal growth and in a decrease of the capability of mowing and of fodder value (although not significant). Additionally, a multivariate analysis of increasing species revealed that at least two different strategies are realised on the pig pasture. Apart of the dominating generative regeneration, long-living hemi-cryptophytes with clonal growth can be successful in productive habitats. These results can be used as basis for the prediction of future vegetation development on newly established pig pastures. To conclude, the disturbance regime of pig pastures causes a reduction of the dominant vegetation with competitive species and an establishment of competitively inferior species. This is a chance for endangered species which suffer from over ageing. Furthermore, pig pastures can be used as conservation tool to foster endangered arable species, Isoëto-Nanojuncetea species and species which are reported from historical pig pastures, if an appropriate species pool is present.
Metadaten zuletzt geändert: 26 Nov 2020 13:38