| Lizenz: Veröffentlichungsvertrag für Publikationen ohne Print on Demand (3MB) | |
| PDF (26MB) |
- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-opus-3697
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.10188
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
---|---|
Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 29 März 2004 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Mathias Schmitz |
Tag der Prüfung: | 10 Oktober 2003 |
Institutionen: | Philosophie, Kunst-, Geschichts- und Gesellschaftswissenschaften > Institut für Politikwissenschaft |
Stichwörter / Keywords: | Deutschland <DDR> / Nationale Volksarmee , Nationale Volksarmee , DDR , Militärreform , NVA , Wiedervereinigung , National People's Army , GDR , "Military Reform" , NPA , reunification |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 900 Geschichte und Geografie > 943 Geschichte Deutschlands |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 10188 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Am 7. Oktober 1989 präsentierte sich die Nationale Volksarmee der DDR in der Parade zum 40. Jahrestag der Republik noch in gewohnter Weise mit Stechschritt und dem Aufmarsch der Truppenkontingente, fast genau ein Jahr später existierte sie nicht mehr. Ohne einen Schuß abgegeben zu haben, war die nach der sowjetischen Westgruppe einst schlagkräftigste Armee des Ostblocks sang- und klanglos von der ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Am 7. Oktober 1989 präsentierte sich die Nationale Volksarmee der DDR in der Parade zum 40. Jahrestag der Republik noch in gewohnter Weise mit Stechschritt und dem Aufmarsch der Truppenkontingente, fast genau ein Jahr später existierte sie nicht mehr. Ohne einen Schuß abgegeben zu haben, war die nach der sowjetischen Westgruppe einst schlagkräftigste Armee des Ostblocks sang- und klanglos von der Bildfläche verschwunden.
Das Ende der NVA folgte aus dem Ende des Bestehens der DDR, beides die Konsequenz des Beitritts zur Bundesrepublik. Mit dem Untergang der DDR verlor die NVA als Institution und Instrument dieses Staatswesens die Legitimationsgrundlage. Sie spielte als personelle/ materielle Planungsgröße beim Aufbau der Bundeswehrstruktur-Ost zwar noch eine Rolle, aber nicht mehr in ihrer Identität als "Nationale Volksarmee" oder in der eines aus der NVA hervorgegangenen eigenständigen Truppenteils der Bundeswehr.
Der Sachverhalt ist allerdings komplexer als es auf den ersten Blick scheint, denn der Erklärungsansatz läßt außer acht, daß dieses Ende schrittweise kam und sich während des Zerfallsprozesses der alten Ordnung lange Zeit noch keineswegs definitiv absehen ließ, wie die neue aussehen würde. Denn wenn die Auflösung der Nationalen Volksarmee nach Meinung der Bonner Regierung auch unumgänglich war, so wiesen die Vorstellungen der politischen Leitung und militärischen Führung der NVA zur Zukunft der Armee zunächst in eine ganz andere Richtung: Wäre es nach dem Wollen der DDR-Seite gegangen, so wäre die NVA in ihrem Kern erhalten geblieben. Es hätte auf DDR-Gebiet noch über Jahre hin eine zweite deutsche Armee gegeben, als Teil gesamtdeutscher Streitkräfte selbst in einem vereinten Deutschland.
Die gegensätzlichen Positionen beider Seiten spiegelten die unterschiedliche Interessenlage. Sie wurde bestimmt durch den Gegensatz in der Grundfrage des "Zusammenwachsens gesamtdeutscher Streitkräfte", einem Gegensatz, der sich letztlich ableitete aus der über lange Zeit bestehenden Erwartung auf DDR-Seite, im Sinne der eigenen politischen Vorstellungen, Einfluß nehmen zu können auf den deutsch-deutschen Einigungsprozeß, gerade auch hinsichtlich der Sicherheitspolitik: Die NVA habe sich mit dem Bekenntnis zur demokratischen Wende in der DDR und im Ergebnis einer tiefgreifenden Militärreform völlig gewandelt. Sie solle auf dem Weg zu einer neuen, gesamteuropäischen Friedensordnung eine Vorreiterrolle im Prozeß der militärischen Abrüstung übernehmen, bis hin zur Selbstauflösung.
Das Scheitern der NVA in ihrem Bestreben, den politischen Systemwandel in der DDR und später den Systemwechsel zur Bundesrepublik im Kern unbeschadet zu überdauern, ist das Thema dieser Studie. Ihr Ausgangspunkt ist ein Blick auf den für das Ende der DDR und ihrer Armee ursächlichen Kontext, auf das Scheitern des sozialistischen Systems in der DDR und auf die Rolle, die der NVA in diesem System und im Bündnis mit der Sowjetunion zukam. Die NVA soll dabei zum einen als militärische Organisation, zum anderen als Institution im SED-Staat DDR in den Blick kommen. In Anbetracht ihres spezifischen Charakters als "sozialistischer" Armee und der daraus resultierenden Besonderheit der politischen Einbindung stellt sich vor dem Hintergrund des Herbstes 1989 naturgemäß als erstes die Frage, wie sich die NVA in den kritischen Monaten Oktober/November angesichts der drohenden "Konterrevolution" verhalten hat. Waren die wenig später vollzogene Trennung von der SED, die "Militärreform" und der eigens ins Leben gerufene "Runde Tisch" des DDR-Verteidigungsministeriums wirklich Beleg dafür, mit der politisch-gesellschaftlichen Entwicklung Schritt halten zu wollen? Die Frage nach dem Selbstverständnis der NVA als ehemals "Parteiarmee", nach seinem Offizierkorps und dessen Versuchen, sich nach dem Sturz des alten Systems aus der Verklammerung mit ihm zu lösen, und seinem Scheitern in dem Bemühen, die Fortexistenz der Armee in ihrem Kern sichern zu können, das ist die zentrale Thematik der Arbeit.
Während die Darstellung der krisenhaften Entwicklung in den Streitkräften auf der einen Seite und des Bemühens der NVA-Führung um den Erhalt der Armee auf der anderen die Situation innerhalb der NVA beleuchten will, konzentriert sich das Interesse im letzten Teil der Arbeit auf die Frage nach den politischen Entscheidungen, die die Destruktion und letztendlich Zerschlagung der NVA in die Wege leiteten. Im Vordergrund der Betrachtung steht dabei nicht so sehr die Abfolge der Ereignisse als die Konstellation der Bedingungen, die mit einer gewissen Zwangsläufigkeit zum Untergang der DDR-Armee führten.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
On 7 October 1989, the National People�s Army (NPA) of the German Democratic Republic (GDR) presented itself for the parade to mark the fortieth anniversary of the Republic in its usual manner, yet almost one year later the NPA had ceased to exist. Without having fired a single shot, the second-most powerful army in the Soviet Union had simply disappeared from the scene. The end of the NPA was ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
On 7 October 1989, the National People�s Army (NPA) of the German Democratic Republic (GDR) presented itself for the parade to mark the fortieth anniversary of the Republic in its usual manner, yet almost one year later the NPA had ceased to exist. Without having fired a single shot, the second-most powerful army in the Soviet Union had simply disappeared from the scene.
The end of the NPA was a consequence of the end of the GDR, both resulting from East Germany being reunified with the Federal Republic of Germany. When the GDR came to an end, the NPA lost its legitimacy as an institution and instrument of this state. When the armed forces of East Germany were being built up, the NPA had a role to play in a personnel and material sense, but in its capacity as a �National People�s Army� or as an independent unit with its origins in the NPA there was no role for it to play in the armed forces of the Federal Republic of Germany.
The facts of the matter however are more complex than they initially appear. The approach does not take into consideration the fact that this end came gradually and that, during the process which resulted in the end of the GDR, it was at no time possible to foresee clearly how the new order would look. Although the disbanding of the National People�s Army was, in the opinion of the federal government in Bonn, essential and inevitable, the political and military leaders of the NPA initially had a very different opinion on the future direction their army would take. If the authorities in the GDR had had their way, the core of the NPA would have continued to exist. For years after reunification there would have been a second German army in the former GDR, which would have formed a part of the overall German armed forces in the reunified Germany.
Both sides� conflicting positions reflected their different interests. These interests were characterized by the contrast in relation to the basic issue of how �all of the German armed forces could be joined together�. This contrast originated in the long-held expectation on the side of the authorities in the GDR that, in accordance with their own political ideas, they would be able to influence the Germano-German reunification process with regard to the new security policy. After all, by declaring their belief in the democratic changes in the GDR and by implementing far-reaching military reforms, the NPA had changed completely. The NPA should therefore play a leading role in the disarmament process leading to a new, peaceful order throughout Europe, and it should also eventually be able to disband itself at some point.
The theme of this study is the failure of the NPA to survive undamaged at its core the change in the political system in the GDR and, later on, the changeover to the system of the Federal Republic of Germany. This study begins with a look at the original context in which the end of the GDR and its army took place, the collapse of the socialist system in the GDR and the role which the NPA played within this system and as part of its alliance with the Soviet Union. In this respect the NPA is considered, on the one hand, as a military organisation and, on the other, as an institution in the United Socialist Party state of the GDR. In consideration of its specific character as a �socialist� army, and the resultant unusual nature of political integration, the first question to be asked against the background of the events of autumn 1989 is naturally how the NPA behaved in the critical months of October and November with regard to the impending �counter revolution�. Were the separation from the United Socialist Party, the �military reform� and the round table initiated by those in charge in the defence ministry of the GDR, all of which took place soon after the �counter revolution� had begun, really proof of the authorities� willingness to keep pace with the political and social developments? This paper focuses on issues relating to the way in which the NPA used to see itself as a �party army�, its officer corps and these officers� attempt to free themselves from the embrace of the old system once it had collapsed, and their failure to ensure the continued existence of the core of the army.
While the purpose of the depiction of the way in which the crisis within the armed forces developed on the one hand, and, on the other, the efforts of those in charge of the NPA to save the army, is to examine the situation within the NPA, the focus of interest in the last part of the paper is the issue of the political decisions leading to the destruction and, ultimately, the shattering of the NPA. The main focus of this examination is not so much the sequence of events as the combination of conditions, which, with certain inevitability, led to the end of the army of the GDR.
Metadaten zuletzt geändert: 26 Nov 2020 13:34