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- URN to cite this document:
- urn:nbn:de:bvb:355-opus-4295
- DOI to cite this document:
- 10.5283/epub.10235
Item type: | Thesis of the University of Regensburg (PhD) |
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Open Access Type: | Primary Publication |
Date: | 23 November 2004 |
Referee: | Prof. Dr. Horst Strunk |
Date of exam: | 9 July 2003 |
Institutions: | Philosophy, Art History, History, and Humanities > Institut für Geographie > Lehrstuhl für physische Geographie |
Keywords: | Bodenerosion , Kolluvium , Paläobotanik , Terra fusca , Sediment , Boden , Karst , Fränkische Alb , , soil erosion , colluvium , prehistoric settlement , landscape change , human impact , karst , pedological analysis , sediments , Terra Fusca |
Dewey Decimal Classification: | 500 Science > 550 Earth sciences |
Status: | Published |
Refereed: | Yes, this version has been refereed |
Created at the University of Regensburg: | Yes |
Item ID: | 10235 |
Abstract (German)
Der Schloßberg bei Kallmünz (25 km nordöstlich von Regensburg, südöstliche Fränkische Alb) wird seit 1999 interdisziplinär mit dem Ziel untersucht, die Landschaftsgeschichte zu rekonstruieren und die menschliche Einflussnahme auf den Wandel der Landschaft einzuschätzen. Hier befand sich eine der bedeutendsten vorgeschichtlichen Höhensiedlungen im bayerischen Raum. Karstgebiete sind Gebiete, in ...
Abstract (German)
Der Schloßberg bei Kallmünz (25 km nordöstlich von Regensburg, südöstliche Fränkische Alb) wird seit 1999 interdisziplinär mit dem Ziel untersucht, die Landschaftsgeschichte zu rekonstruieren und die menschliche Einflussnahme auf den Wandel der Landschaft einzuschätzen. Hier befand sich eine der bedeutendsten vorgeschichtlichen Höhensiedlungen im bayerischen Raum.
Karstgebiete sind Gebiete, in denen Wasser das Gestein lösen kann und sich infolgedessen ein karsttypischer Formenschatz entwickelt. Sie unterscheiden sich damit von anderen Gebieten durch einen �inneren Abtrag�, d. h. zum oberflächennahen Abtrag kommt eine vertikale Wegführung gelöster Stoffe durch das Sickerwasser in den Untergrund. Von einer Karstlandschaft wird deshalb erwartet, dass Niederschläge, soweit sie nicht verdunsten, ziemlich vollständig und schnell in den Untergrund versickern. Entsprechend sollten Bodenverlagerungen nur bis zur nächsten Karstspalte stattfinden. Kolluvien konnten sowohl in Dolinen am Oberhang, als auch in kolluvialen Schwemmfächern am Unterhang gefunden werden. Dies zeigt dass unter bestimmten Umständen auch oberflächliche Bodenerosion bis zu den Vorflutern stattfindet. Die Faktorenkonstellationen werden vorgetellt.
Die Einflüsse dieser karsttypischen Eigenschaften auf die geowissenschaftlich-bodenkundliche und paläoökosystemare Forschung kann als ambivalent bezeichnet werden:
Auf der einen Seite bringen sie einige Nachteile mit sich. So erschweren sie, die bodenkundliche Situation des oberflächennahen Untergrundes zu klären. In den Karsthohlräumen sind Bodenmaterial, Sedimente und Lösungsrückstände unterschiedlichster Alter und Eigenschaften konserviert. Im Laufe einer Tieferlegung der Oberfläche werden diese immer wieder in unterschiedlichem Maße aufgearbeitet und an der Bodenentwicklung beteiligt. Auch bezüglich der Forschungen zu periglazialen Deckschichten, deren Kenntnis und Verbreitung im Mittelgebirgsraum von grundlegender Bedeutung ist, klafft in Karstgebieten eine große Lücke. Die durchgeführten Untersuchungen zur Genese der Terrae Fuscae (Mikromorphologie, Tonmineralogie, Situmetrie, Stratigrafie) legen nahe, dass es sich dabei möglicherweise um holozäne, aus Kolluvien oder lehmig vorverwitterten und bereits teilentkalkten, periglazialen Deckschichten entwickelte Schichtglieder handelt. Sie können somit einen Beitrag zur Diskussion um Genese, Stratigrafie und Klassifikation der Terrae Calcis leisten.
Ferner schlägt sich ein ungünstiger Effekt dieses Prozessgefüges in den kolluvialen Schwemmfächern am Hangfuß nieder. Diese in der Regel erstklassige Untersuchungsstandorte können in Karstgebieten verstärkt problematische Archive darstellen. Die karstiven Hohlformen ermöglichen Zwischendepositionen am Ober- und Mittelhang. Die Folge davon können komplex aufgebaute Schwemmfächer am Hangfuß sein, die Schichtlücken und Inversionen, möglicherweise auch Kolluvien gemischten Alters aufweisen.
Darüberhinaus bieten Karstgebiete aufgrund ihrer oberflächlichen �Trockenheit� für paläobotanische Untersuchungen nur ungünstige Vorraussetzungen, da Moore selten oder nicht vorhanden sind. In der Arbeit wird eine Kombination von Holzkohleanalyse und Pollenanalyse in Verbindung mit den geowissenschaftlichen Befunden vorgestellt, die dennoch wichtige Daten zur Rekonstruktion der Landschafts- und Vegetationsgeschichte liefert.
Auf der anderen Seite können die durch Lösungsprozesse des Gesteins geschaffenen Hohlräume äußerst günstige Sedimentfallen bereit stellen. In einer Doline stand so eine lückenlose Archivierung von Kolluvien zur Verfügung, da ein Austrag von Kolluvien ausgeschlossen werden konnte. Die Kolluvien konnten detailliert stratifiziert und die einzelnen Schichtglieder datiert werden. Aufgrund der ermittelbaren Volumina der einzelnen kolluvialen Serien sowie der Größe des Einzugsgebietes, war eine exakte Ablagerungsdynamik und Bilanzierung der vorgeschichtlichen Bodenerosion am Schloßberg möglich. Bereits ab der frühen Bronzezeit sind Mindestwerte der Erosion von nahezu 1 t/ha/a nachzuweisen.
Für die Rekonstruktion des Landschaftswandels wurden geowissenschaftliche Archive wie anthropogenetisch bedingte geomorphologische Formen (z.B. Wälle, Stufenraine), Böden und Bodenbildungen sowie Kolluvien, Auenlehme und Torfkörper herangezogen.
Durch die interdisziplinäre methodische Verknüpfung der unterschiedlichen Archive gelang es, ein genaues Bild der Landschaft und des holozänen Wandels am Schloßberg bei Kallmünz zu rekonstruieren. Es zeigt geringe, lokale Eingriffe seit dem Neolithikum. Spätestens ab der Bronzezeit setzt intensive Landnutzung ein. Höhepunkte der Intensität stellen Mittelalter und Neuzeit dar.
Translation of the abstract (English)
Since 1999 multidisciplinary investigations at the Schloßberg of Kallmünz (25 km northwest of Regensburg, Germany) are carried out in order to reconstruct the natural and human impacts on Holocene landscape change. In the Bronze Age on the Schloßberg existed one of the largest prehistoric hilltop settlements of southeast Germany. In Karst regions, like the Frankonian Alb, the rock underlies water ...
Translation of the abstract (English)
Since 1999 multidisciplinary investigations at the Schloßberg of Kallmünz (25 km northwest of Regensburg, Germany) are carried out in order to reconstruct the natural and human impacts on Holocene landscape change. In the Bronze Age on the Schloßberg existed one of the largest prehistoric hilltop settlements of southeast Germany.
In Karst regions, like the Frankonian Alb, the rock underlies water solution. Thus they provide special landscape forms as a consequence of the erosion and sediment transport within the karstive joints and pockets. Rainfall is supposed to infiltrate quickly into the karsthydrological system with only little superficial runoff. This influences the amount of soil erosion and colluvial deposition in an important way. Colluvial deposits were found in sinkholes in upper slope position as well as in alluvial fans at downslope position. This gives evidence that in some circumstances superficial runoff and soil erosion does take place. The process-response-system is shown.
This process-structure has an enormous but ambiguous effect on pedological and paleoecological research.
On one hand there are several negative effects. The pattern of soils and sediments in Karst regions is complex. Older soil material and solution residue can be conserved in sinkholes, but then again be reworked and therefore takes part in actual pedological and erosion processes. Thus alluvial fans of colluvial origin in downslope position can document complex structures with hiatus and inversions due to deposition and reworking of sediments in karstive holes on the mid- and upslope positions.
In addition, caused by the dry character, Karst regions provide rarely possibilities for paleobotanical methods like e.g. pollen analysis. Because of the intensive influence on landscape since prehistoric time, many charcoal fragments could be found. In this paper, a combination of pollen analysis and charcoal analysis is presented, which can in cooperation with geoscientific research, still provide important evidence of the landscape and vegetation change induced by humans.
On the other hand the karstive solution process has very positive effects on landscape research, as it provides outstanding sediment traps, even in upper- and midslope position. For example, one sinkhole provides a complete record of colluvial deposition from the Early Bronze Age to the Roman period. The midslope position allows to define the size of the runoff area. The sediments could be stratified and dated in detail and so the extent of soil erosion in different prehistoric periods could be calculated exactly. Thus it is possible for the first time in karst regions, to give exact runoff data in t/ha/a from the Early Bronze Age to the Roman Period.
Soils and colluvial sediments as well as agricultural terracing walls (Stufenraine) and prehistoric walls, flood loams (Auenlehme) (all with soil development processes) and mires were used as geoscientific archives.
Micromorphological, clay mineral, situmetrical and stratigraphical data of the redbrown cambisol ( = Terra Fusca) shows, that it could be of postglacial age. Periglacial, preweathered and to some extent decarbonated layers underlie the Terra Fusca and provide the soil parent material rather than solid limestone rock. In some parts the Terra Fusca contents charcoal fragments dated into Neolithic times to Bronze Age. At the moment it is not possible to quantify the extent of colluvial processes influenced by humans or soil creep processes which are involved in the formation of the Terra Fusca.
The colluvial sediments of the research area have been stratified and dated in detail and thus provided the basis for further investigation. The multidisciplinary combination of methods shows the landscape of the Schloßberg area and its change as follows:
In Neolithic times the slopes are mostly covered by forests. There are no hints of cereal pollen in flood loams. Radiocarbon-dated colluvial deposits however give evidence, that farming has already taken place in very local extension on the Schloßberg plateau.
Already in the Early Bronze Age (~ 2000 BC) the complete southern Schloßberg plateau was under cultivation, shown by widespread colluvial deposits. There is further evidence, that agricultural terraces, probably built to avoid soil runoff, existed already in this time.
In the Late Bronze Age and Urnfield culture period (Urnenfelderzeit ~ 1200 BC) continuing agricultural intensity is assumed, however, there is a lack of widespread colluvial deposits out of this time.
The colluvial depostion as well as the exact quantification of soil erosion indicates, that forest clearance and agriculture increased rapidly in the early Bronze Age and continued with nearly the same intensity all over the Bronze Age.
Agriculture can be shown in the Hallstatt- and Látene period as well. However, like for the Urnfield period, there is a lack of widespread colluvial deposits in the Látene period, though it is supposed to be one of the main settlement phases.
With the onset of the Roman period human influences on the valleys can be proofed. Pieces of slag (Schlacke) indicate mining activities. The Naab valley seemed to be cleared up mainly and cultivated with cereal fields.
In the Medieval Age and Modern Time the intensity reaches its peak. Colluvial deposits are widespread. Cereal pollen still increases, historical maps and papers and further pieces of slag are evidence of mining activity. However, no significant increase of heavy metal contents in medieval and modern floodplain loams can support these results.
Metadata last modified: 26 Nov 2020 13:28