Regensburger Beiträge zur Bodenkunde, Landschaftsökologie und Quartärforschung; Band 11: Anthropogeomorphologische Untersuchungen an der Nürnberger Altstraße in der südlichen Frankenalb bei Regensburg - Bodenkundlich-geomorphologische und geophysikalische Feldstudien zur Quantifizierung der anthropogen induzierten Landschaftsveränderung
Die vorliegende Arbeit leistet einen Beitrag zur Quantifizierung von Bodenerosion in historischer Zeit. Zu diesem Zweck werden anthropogeomorphologische Studien durchgeführt, die neben der anthropogen induzierten Landschaftsveränderung auch den Einfluss der Landschaft auf die Entscheidungen menschlichen Handelns berücksichtigen. In einem definierten Landschaftsausschnitt, westlich des ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die vorliegende Arbeit leistet einen Beitrag zur Quantifizierung von Bodenerosion in historischer Zeit. Zu diesem Zweck werden anthropogeomorphologische Studien durchgeführt, die neben der anthropogen induzierten Landschaftsveränderung auch den Einfluss der Landschaft auf die Entscheidungen menschlichen Handelns berücksichtigen. In einem definierten Landschaftsausschnitt, westlich des Stadtgebietes von Regensburg, wird ein Hohlwegsystem kartiert und vermessen. In einer Detailstudie werden mit herkömmlichen feldbodenkundlichen Methoden die Daten für die Modellierung der präerosiven Geländeoberfläche erarbeitet. Durch den Vergleich mit der rezenten Geländeoberfläche, welche durch eine terrestrische Vermessung exakt erfasst wird, kann eine Massenbilanzierung mit höchst möglicher Genauigkeit erstellt werden. Es zeigt sich, dass selbst mit hohem technischem und zeitlichem Aufwand ca. 30 % der korrelaten Sedimente nicht mehr erfasst werden können. In einem weiteren Schritt wird die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse mit der Refraktionsseismik und dem Georadar geprüft. Es stellt sich heraus, dass die vorliegenden, tonig - lehmigen Sedimente den Einsatz der genannten geophysikalischen Methoden zulassen. Allerdings bleibt bei der Erfassung von Kolluvien die vertikale Auflösung hinter den Erwartungen und den herkömmlichen, zeitaufwendigen bodenkundlich - sedimentologischen Feldmethoden zurück. Auch mit Datenlücken ist zu rechnen, so dass keine lückenlosen 2D - Untergrundinformationen gewonnen werden. Die Zeitersparnis des geophysikalischen Ansatzes ist jedoch enorm, so dass der Einsatz von Refraktionsseismik und / oder Georadar bei der Erfassung von Kolluvien auf größeren Arealen zu empfehlen ist. Neben der Detailuntersuchung wird das gesamte Hohlwegsystem vermessen und digital erfasst, so dass der Materialaustrag aus dem ca. 360 ha großen Areal berechnet werden kann. Im Resultat zeigt sich, dass 44545 t Bodenmaterial durch Hohlwegeintiefung erodiert wurden. Auch unter hohem Zeitaufwand und großer Sorgfalt summiert sich bei dem gewählten Aufnahme- und Berechnungsverfahren der statistische Fehler auf bis zu +/- 29 %. Die Radiokarbondatierung der korrelaten Sedimente und Kolluvien liefert mangels datierbaren Materials nur eine unzureichende zeitliche Auflösung. Die durchgeführten Sedimentdatierungen mittels der OSL - Methode haben bei den Kolluvien aufgrund zu geringer Materialbleichung durchwegs zu hohe Alter und damit unbrauchbare Ergebnisse geliefert. Erst durch die Verknüpfung der physiogeographischen Studien mit dem geschichtlichen Hintergrund der Region kann die Hohlwegeintiefung und die damit verbundene Bodenerosion in die Zeitspanne vom 7. / 9. Jahrhundert bis zum Übergang 15. / 16. Jahrhundert gestellt werden. Das vorliegende Hohlwegsystem kann als ein multifunktionales Straßennetz betrachtet werden, welchem in unterschiedlichen Zeitabschnitten verschiedene Bedeutung zugemessen werden kann. Es hat sich gezeigt, dass die untersuchten Hohlwege nicht nur durch den lokalen Verkehr entstanden sind, sondern auch erheblich durch den überregionalen Verkehr Richtung Nürnberg geprägt wurden. Das vorliegende Hohlwegsystem ist somit als ein Teilstück der alten Nürnberger Straße zu betrachten.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
This thesis is gives a contribution to quantify the soil erosion in historic times. For this purpose, anthropogeomorphological studies have been carried out. Not only the anthropogenic induced landscape development has been considered, but also the influence of the landscape on human decisions and acts.
In an defined segment of land to the west of urban Regensburg, a system of narrow passes is ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
This thesis is gives a contribution to quantify the soil erosion in historic times. For this purpose, anthropogeomorphological studies have been carried out. Not only the anthropogenic induced landscape development has been considered, but also the influence of the landscape on human decisions and acts. In an defined segment of land to the west of urban Regensburg, a system of narrow passes is mapped and surveyed. In a detailed study with conventional methods from pedology and geomorphology, a model of the terrain surface is built, that shows the structure of the landscape before soil erosion began. Comparing the model with the recent surface, that was recorded with a total station survey, a high resolution mass balance is calculated. It can be shown, that even using state-of-the-art technology and high expenditure of time, 30 % of the correlate sediments cannot be recorded anymore. In another step it was attempted, if the results could be reproduced or improved, using refraction seismology and ground penetrating radar. It could be shown, that the used geophysical methods are suitable even for clayey and loamy colluvial sediments. Whether the vertical resolution was inferior to the results of the conventional methods and did not come up to expectations. In addition gaps of data have to be assumed, which leads to incomplete 2D subsurface information. However the saving of time with the geophysical approach is immense, thus it is recommended to use the refraction seismology and / or ground penetrating radar for investigations of colluvial sediments on large areas. Besides the detailed study, the whole system of the narrow passes was mapped and digitally recorded, so the loss of soil material of the approx. 360 ha area could be calculated. In the result it is shown that 44545 t of soil were eroded caused by the sinking-process of the roads. Even with high expenditure of time and greatest care, the statistical error summarizes to +/- 29 %. The radiocarbon dating of the correlate sediments and the colluvia delivered due to lack of sufficient suitable material, only an insufficient resolution of time. Even using the OSL dating method did not produce the date of the process of sedimentation. The reason was the insufficient bleaching of the minerals during transportation hence the ages where too high and of little use. Finally, the combined results, acquired using methods from the physical geography, with the historical background of the site, proved that the process of erosion could be dated into the time span from the 7th / 9th century to the 15th / 16th century. The investigated narrow pass system has to be considered as a multifunctional road network, that had various importance in different periods of time. It is safe to say that the narrow passes were not only caused by local traffic, but also national traffic in the direction of Nuernberg. Therefore, the examined narrow pass system is a part of the historical street �Alte Nürnberger Straße�.