| License: Publishing license for publications excluding print on demand (7MB) |
- URN to cite this document:
- urn:nbn:de:bvb:355-opus-9333
- DOI to cite this document:
- 10.5283/epub.10710
Item type: | Thesis of the University of Regensburg (PhD) |
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Open Access Type: | Primary Publication |
Date: | 27 February 2008 |
Referee: | Prof. Dr. Albrecht P. Luttenberger |
Date of exam: | 16 January 2008 |
Institutions: | Philosophy, Art History, History, and Humanities > Institut für Geschichte > Alumni or Retired Professors > Neuere und Neueste Geschichte - Prof. Dr. Franz Bauer |
Keywords: | Aufgeklärter Absolutismus , Schulpolitik , Triaspolitik , Physiokraten , Reformpolitik , Einheitssteuer , Karl Friedrich <Baden, Großherzog> , Reform , Zensur in Baden , Reichs- und Territorialpolitik Badens , Kindermorddebtatte in Baden , Baden Geschichte 1750-1810 , Charles Frederick of Baden (1746-1811) , enlightened absolutism , physiocrats , reforms in Baden 1750-1810 , history of Baden (1750-1810) |
Dewey Decimal Classification: | 900 History & geography > 943 General history of Europe Central Europe Germany |
Status: | Published |
Refereed: | Yes, this version has been refereed |
Created at the University of Regensburg: | Yes |
Item ID: | 10710 |
Abstract (German)
Im Mittelpunkt der Studie steht die Auseinandersetzung mit dem Phänomen der aufgeklärten Monarchie und zwar unter dem Aspekt der Kontinuitäten und eigenständigen Entwicklungen insbesondere im Bereich des Dritten Deutschlands. Diesem Ansatz folgend wurde für die badische Geschichte die Bedeutung des Epochenjahres 1789 relativiert und die erste Dekade des 19. Jahrhunderts in die Studie einbezogen. ...
Abstract (German)
Im Mittelpunkt der Studie steht die Auseinandersetzung mit dem Phänomen der aufgeklärten Monarchie und zwar unter dem Aspekt der Kontinuitäten und eigenständigen Entwicklungen insbesondere im Bereich des Dritten Deutschlands. Diesem Ansatz folgend wurde für die badische Geschichte die Bedeutung des Epochenjahres 1789 relativiert und die erste Dekade des 19. Jahrhunderts in die Studie einbezogen. Sowohl hinsichtlich der inneren Reformen wie auch der territorialen Expansion ist eine Kontinuitätslinie in die Rheinbundära nachweisbar, bei der die französischen Ereignisse je nach Reformbereich mal als katalytisches, mal als störendes Element hinzutreten, im badischen Fall aber gegenüber eigenständigen Überlegungen und Bestrebungen eher als zweitrangig einzustufen sind.
Die Reformen, die während Karl Friedrichs Regierungszeit in den unterschiedlichsten Bereichen unternommen wurden, sind ohne die aktive Mitwirkung vieler Räte und Amtleute nicht denkbar. Es ist auffallend, dass viele Verbesserungen und Reformen von tätigen Amtleuten und Räten überhaupt erst angestoßen wurden. Da man praxisorientiert und Kosten sparend vorgehen wollte, wurde den Lokalbedienstungen oft erst der Auftrag erteilt, einen örtlich begrenzten Versuch �auf Probe� zu unternehmen. Stellte sich dieser Versuch nach den Berichten der Amtleute als positiv dar, ging man dazu über, auch anderen Ämtern die Umsetzung der in Frage stehenden Maßnahme ans Herz zu legen. Nach diesem Muster wurden nach und nach Veränderungen landesweit umgesetzt, wobei man gerne lokale Modifikationen einer Einrichtung in Kauf nahm, wenn sie nur überhaupt implementiert wurde.
Die Untertanen selbst rückten immer mehr in den Mittelpunkt der Verwaltungstätigkeit, sie avancierten vom reinen Objekt staatlichen Handelns zu Partizipanten am Reformprozess. Der Erfolg vieler Reformen in der Landwirtschaft, im Steuerwesen oder im Elementarschulbereich hing nicht unwesentlich damit zusammen, ob die Betroffenen letztendlich vom Sinn der Maßnahmen überzeugt werden konnten. Die Ortsvorgesetzten nahmen dabei eine wichtige Vermittlerrolle ein. Sie traten dabei sicherlich nicht als gleichberechtigte Partner in Erscheinung, eine willkürliche Ausübung der Amtsgewalt durch die lokalen Bedienstungen war aber ausgeschlossen, zumal die Zentralbehörden bestrebt waren, die Rechtssprechung bei den Lokalbedienstungen anzugleichen und Ungerechtigkeiten zu bekämpfen.
Es zeigt sich im Behördenschriftgut, dass selbst in einem kleinen Territorium wie Baden die Aufklärungsbewegung nicht als monolithischer Block verstanden werden darf. Oft kam es deswegen innerhalb der Beamtenschaft zu Diskussionen über Umfang und Geschwindigkeit der Reformen, die diese zum Teil blockierten.
Die Diskussion von Ideen und die Erörterung von Reformmaßnahmen war ein Merkmal der Aufklärungsbewegung, das sich in der anschwellenden Zahl von Publikationen jeder Art widerspiegelte. Auch in diesem Bereich fuhr die Regierung einen als liberal zu bezeichnenden Kurs. Die Zensur in Baden vollzog sich in sehr gemäßigten Bahnen, teilweise kann man sogar von einer faktischen Pressefreiheit sprechen. Das Zeitungs- und Publikationswesen wurde während der Regierungszeit Karl Friedrichs also vor allem unter ökonomischen und (volks)aufklärerischen Gesichtspunkten betrachtet und dementsprechend gefördert bzw. nicht unnötig eingeschränkt.
Der Markgraf wurde schon früh durch die Ideen der Physiokratie geprägt. Die Physiokraten sind in diesem Zusammenhang als Vertreter eines jüngeren Naturrechts anzusprechen, die den Begriff Naturrecht anthropozentrisch von der Natur des Menschen her definierten und unveräußerbare Grund- und Menschenrechte postulierten, die durch keinen gesetzgeberischen Akt außer Kraft gesetzt werden konnten � egal ob es sich nun um den absoluten Willen eines Fürsten oder die Entscheidung einer Repräsentativkörperschaft handelte.
In einem zweiten Exkurs am Ende der Studie wird noch auf die Reichs- und Außenpolitik Badens im 18. Jahrhundert eingegangen. Als Ergebnis kann man die These aufstellen, dass die territoriale Vergrößerung Badens vom Konzept her nicht auf die Französische Revolution zurückzuführen ist, sondern ihre Grundlegung schon um die Jahrhundertmitte im Zusammenhang des preußisch-österreichischen Dualismus bzw. der damit verbundenen Gefahr der Zweiteilung des Reiches hat. Schon seit dem Siebenjährigen Krieg gab es in Baden Pläne, sich auf Kosten der Mitstände erheblich zu vergrößern, um die eigene politische Existenz vor allem gegen das als Bedrohung empfundene Haus Habsburg sicherzustellen. Die Französische Revolution bzw. die Erschütterung des politischen Systems in Europa durch die Siege Napoleons lieferten im Grunde �nur� den machtpolitischen Hintergrund, um das �große Projekt� aus der Zeit des Siebenjährigen Krieges Realität werden zu lassen, natürlich unter anderen Vorzeichen.
Translation of the abstract (English)
Moderate et prudenter - this was Charles Frederick of Baden�s ruling motto printed on a portrait medal in 1751 to make his reform intention public. Thus began a decade-long reform era which made Baden well known far beyond its borders as a country governed in an exemplary manner. The study deals with the phenomenon of enlightened monarchy and stresses the aspect of continuity and independent ...
Translation of the abstract (English)
Moderate et prudenter - this was Charles Frederick of Baden�s ruling motto printed on a portrait medal in 1751 to make his reform intention public. Thus began a decade-long reform era which made Baden well known far beyond its borders as a country governed in an exemplary manner.
The study deals with the phenomenon of enlightened monarchy and stresses the aspect of continuity and independent developments particularly in the area of the so called �Third Germany�. This approach challenges the importance of the French Revolution for the history of Baden and has led to the inclusion of the first decade of the 19th century in the study. Both concerning internal reforms as well as territorial expansion one can establish the thesis that the French Revolution was not the main source of change.
Charles Frederick�s intention to improve the economic situation of his country, especially in the agricultural area, soon led to his adoption of the doctrines of the French Physiocrats. In practice, however, his intentions met numerous structural problems and resistance, not the least among his councillors and civil servants. Applying his ruling motto, Charles Frederick worked patiently on the slow and possibly consensual implementation of his plans.
The policy of reform as a whole, however, would have ended in a complete failure without the active participation of many councillors and local civil servants (�Amtleute�). Charles Frederick himself advocated a communicative style among his councillors (�Kollegialstil�) in order to weigh best the pros and cons of of a specific problem. Many reform plans were initiated by active local civil servants. To save money the government endorsed those reform plans in general but advised the local authorities to limit their scope and first practice the feasibility of a project at a local scale. Whenever the reform plan turned out to be a success, other local administrations were informed and encouraged to follow, allowing considerable modifications of the original plans, for example concerning basic primary schooling.
The subjects themselves evolved during Charles Frederick�s reign as participants of the reform process. The success of many reforms concerning agriculture, taxation or basic schooling depended not the least on the citizens� willingness to comply. The representatives of the small local communities (�Ortsvorsteher�) played a major role in the implementation of reform plans. The also had the right to complain about local authorities and the sources prove that the central government took those complaints seriously.
The discussion of ideas and the discussion of reform measures was characteristic for the Enlightenment movement. In this context, censorship in Baden can be labelled as liberal or moderate. The events in France from 1789 onward, for example, could freely be published as long as the journalists kept a �historical� style and did not comment on the events.
In a final chapter the study focusses on Baden�s foreign policy. One can say that the concept of territorial expansion at the expense of smaller secular and ecclesiastical co-estates (�Mitstände�) was not brought about by the French Revolution, but had already evolved during the Seven Years� War. Growing concern about his own political future as a quasi-independent prince of the Empire, Charles Frederick and some of his councillors worked out a scheme of alliance with Prussia and especially Great Britain, which, if successful, would not only have led to a kind of German Confederation but also to a considerable expansion of Baden similar to that achieved under Napoleon � but already in the 1760s.
Metadata last modified: 26 Nov 2020 12:33