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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-225795
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.22579
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 22 November 2011 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Thomas Glück und Prof. Dr. André Gessner |
Tag der Prüfung: | 14 November 2011 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Innere Medizin I |
Themenverbund: | Nicht ausgewählt |
Stichwörter / Keywords: | Harnwegsinfektion, Antibiotikatherapie, Antibiotikaresistenz, geriatrische Patienten, urinary tract infection, antibiotic therapy, antibiotic resistance, geriatric patients |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 22579 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Antibiotika-resistente Bakterien stellen für die erfolgreiche Therapie von Infektionen ein zunehmendes Problem dar. Für Rehabilitationsabteilungen liegen bis dato wenig Daten zur Resistenzlage und zum Antibiotikagebrauch vor. Daher wurde in dieser retrospektiven Quer- und Längsschnittstudie in der Abteilung für geriatrische Rehabilitation an der Kreisklinik Trostberg das Keimspektrum mit seinen ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Antibiotika-resistente Bakterien stellen für die erfolgreiche Therapie von Infektionen ein zunehmendes Problem dar. Für Rehabilitationsabteilungen liegen bis dato wenig Daten zur Resistenzlage und zum Antibiotikagebrauch vor. Daher wurde in dieser retrospektiven Quer- und Längsschnittstudie in der Abteilung für geriatrische Rehabilitation an der Kreisklinik Trostberg das Keimspektrum mit seinen Antibiotikaresistenzen, die Antibiotikaverordnung in der zuweisenden Abteilung und mögliche Risikofaktoren für eine Resistenzentstehung untersucht. Die Hypothese der Arbeit war, dass in einer Rehabilitationsabteilung durch vorangegangene antimikrobielle Therapien und lange stationäre Voraufenthalte ein resistenteres Keimspektrum zu finden ist als in den zuweisenden Kliniken. Zusätzlich wurde untersucht, ob ein Zusammenhang zwischen der Resistenzrate und der Aufenthaltsdauer in den stationären Voraufenthalten, Alter, Geschlecht, Gewicht und einer immunsuppressiven Therapie besteht sowie erfasst, wie häufig eine Clostridium-difficile-assoziierte Colitis als Komplikation einer antibiotischen Therapie mit ggf. Häufung bei bestimmten Antibiotika auftrat.
Im Untersuchungszeitraum von Mai 2006 bis Dezember 2008 wurden die Ergebnisse der mikrobiologischen Untersuchungen an der Abteilung für geriatrische Rehabilitation an der Kreisklinik Trostberg analysiert. Dabei wurden Kulturen aus Urin, Blut und Sputum berücksichtigt, in denen ein oder mehrere Erreger nachweisbar waren. Die Fälle wurden anhand einer Datenbankabfrage des korrespondierenden mikrobiologischen Labors ermittelt. Über die krankenhauseigene Software wurden die digitalisierten Antibiogramme ausgelesen und in einer Datenbank erfasst. Anhand der Akten über den stationären Aufenthalt in Trostberg und der Voraufenthalte wurden alle weiteren benötigten Daten gewonnen. Das Erregerspektrum aus der geriatrischen Rehabilitationsabteilung Trostberg wurde mittels Chi-Quadrat-Test dem Spektrum an im Voraufenthalt ermittelten Erregern gegenübergestellt. Die Resistenzraten wurden regional mit den Resistenzraten im Klinikum Traunstein und national mit den Ergebnissen der PEG-Resistenzstudie 2007 verglichen. Die Korrelation der Risikofaktoren wurde mit linearer und multipler Regression mit Hilfe eines eigens entwickelten Resistenzscores Rs geprüft. Für den Vergleich der Gruppen männlich vs. weiblich bzw. immunsupprimierte vs. nicht immunsupprimierte Patienten wurden der Wilcoxon Test und der Rank Sum Test verwendet. Der Vergleich Anzahl Antibiotika vs. Resistenz auf Vorantibiotika wurde mittels One Way ANOVA durchgeführt.
Die Aussagekraft der vorliegenden Studie über das Keimspektrum in einer Rehabilitationsklinik beschränkt sich aufgrund der in 97% der Fälle vorliegenden Antibiogramme aus Urinkulturen im Wesentlichen auf Harnwegsinfektionen. In 89 Episoden fanden sich 134 Erreger. 12 Patienten standen unter einer immunsuppressiven Therapie mit z.B. Corticosteroiden oder Antirheumatika. Die Harnwegsinfektionen in der Abteilung für geriatrische Rehabilitation in Trostberg zeigten sich am häufigsten durch Escherichia coli hervorgerufen (37,3%), gefolgt von Enterokokken und Klebsiellen (zusammen 32,8%). Die aus den umliegenden Häusern zugewiesenen Patienten entstammten mehrheitlich aus chirurgischen Abteilungen. 86,5% der Patienten mit Erregernachweis in der geriatrischen Rehabilitationsabteilung hatten während des Voraufenthaltes ein Antibiotikum erhalten. Das Erregerspektrum in den zuverlegenden Abteilungen hatte daher einen etwas höheren Anteil gram-positiver Erreger als in der Abteilung für geriatrische Rehabilitation. Die Resistenzraten sind im Vergleich zu den Daten der PEG-Resistenzstudie 2007 tendenziell niedriger. Insbesondere bei den am häufigsten während des Voraufenthaltes eingesetzten Substanzen Cefuroxim, Ciprofloxacin, Cotrimoxazol und Ampicillin/Sulbactam sind die Resistenzen in der geriatrischen Abteilung in Trostberg im Vergleich zu den Daten aus dem Klinikum Traunstein jedoch oftmals höher. Die in der geriatrischen Rehabilitationsabteilung am häufigsten verwendeten Antibiotika (Cotrimoxazol, Cefuroxim und Ciprofloxacin) decken sich zum einen gut mit den in Leitlinien zur Therapie von Harnwegsinfektionen vorgeschlagenen Substanzen, zum anderen gut mit der Resistenzsituation. Das jetzige Mittel erster Wahl Cotrimoxazol sollte allerdings wegen zu hoher Resistenzraten nicht mehr verwendet werden. Auch Breitspektrumpenicilline zeigen bereits eine schlechte Wirksamkeit. Relativ günstig ist die Situation in der geriatrischen Rehabilitationsabteilung (noch) für die Cephalosporine.
Ein signifikant positiver Zusammenhang konnte in dieser Untersuchung zwischen der Antibiotikaresistenz und der Anzahl der im Vorfeld verabreichten Antibiotika festgestellt werden. Mit diesem Parameter vermutlich assoziiert, ergab sich auch ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen der Dauer der Voraufenthalte und der Resistenz. Erstaunlicherweise war das Alter negativ mit der Resistenz der in der geriatrischen Rehabilitationseinrichtung isolierten Erreger korreliert. Kein signifikanter Zusammenhang konnte zwischen Resistenz und Geschlecht oder immunsuppressiver Therapie festgestellt werden. Eine Assoziation eines speziellen Antibiotikums mit dem Auftreten einer Clostridium-difficile-assoziierten Colitis konnte nicht gefunden werden.
An konkreten Konsequenzen aus den Ergebnissen der Untersuchung ergibt sich für die geriatrische Rehabilitationsabteilung in Trostberg die Empfehlung, den Einsatz von Cotrimoxazol bei der empirischen Therapie von Harnwegsinfektionen wegen allgemein hoher Resistenzraten zu überdenken. Risikogruppen wie immunsupprimierte Patienten müssen bezüglich eines Harnwegsinfektes nicht anders als immunkompetente Patienten antimikrobiell therapiert werden. Da die Anzahl der im Vorfeld eines Aufenthaltes auf einer geriatrischen Rehabilitationsabteilung verabreichten Antibiotika signifikant mit Resistenzen der Isolate korreliert sind und ein ursächlicher Zusammenhang nahe liegt, soll generell eine rationale, sparsame Antibiotikatherapie durchgeführt werden, um das Problem der zunehmenden Resistenzen nicht noch zu verstärken.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
In this retrospective study, 89 urinary tract infection episodes in patients of a geriatric rehabilitation facility in Trostberg, Bavaria were studied between 05/2006 and 12/2008. The investigation included the spectrum of pathogens identified, antibiotic resistance rates, antibiotic treatment, and infection risk factors such as age, sex, body weight, duration of prior hospital stay, previous ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
In this retrospective study, 89 urinary tract infection episodes in patients of a geriatric rehabilitation facility in Trostberg, Bavaria were studied between 05/2006 and 12/2008. The investigation included the spectrum of pathogens identified, antibiotic resistance rates, antibiotic treatment, and infection risk factors such as age, sex, body weight, duration of prior hospital stay, previous infections and pathogens isolated, and antibiotics used.
134 pathogens were identified among the 89 urinary tract infection episodes studied. E. coli, Enterococci, Klebsiella spp. together made up approx. 70% of the pathogens. The spectrum of pathogens isolated in the rehabilitation facility showed more gramnegative bacteria compared to the distribution of pathogens responsible for the infectious episodes during the preceding hospital stay. This is explained because only urinary tract infections were studied.
Compared to the most recently published resistance data for Germany, and the resistance data for a district hospital in which most of the patients in the rehabilitation facility were treated before, resistance rates in the rehabilitation facility tended to be higher than in the admitting hospital, but were slightly lower than in Germany overall, indicating a generally less dramatic resistance situation in the rural area of southeastern Bavaria.
86.5% of the patients had received at least 1 (1 to 7) antibiotics during the preceding hospital stay. A newly defined resistance index, defined as the relation of resistant antibiotic classes to all tested antibiotic classes for the respective pathogen was found to be significantly related to the number of antibiotic prescribed during the preceding hospital stay. Similarly, the duration of the preceding hospital stay was significantly positively correlated with the resistance index while age was found to be inversely correlated.
Trimethoprim-sulfamethoxazole, cefuroxime-axetil, and ciprofloxacin were the most frequently used antibiotics for treatment of the urinary tract infections studied in the rehabilitation facility. The resistance rates observed indicate that trimethoprim-sulfamethoxazole is not an optimal agent for empiric use in this setting, as a resistance rate of 30,8% against all pathogens for this agent appears too high. Therefore other agents should be considered for empiric use in the rehabilitation facility, but cumulative resistance rates for other oral antibiotics such as cefuroxime-axetil and ciprofloxacin were also found to be comparatively high.
In conclusion, the study confirmed the hypothesis, that preceding antibiotic therapy in a geriatric population selects a more resistant pathogen spectrum, which then colonizes the body. Subsequent infections are then caused by pathogens with higher resistance.
Metadaten zuletzt geändert: 26 Nov 2020 05:48