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- urn:nbn:de:bvb:355-epub-235275
Item type: | Thesis of the University of Regensburg (PhD) |
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Open Access Type: | Primary Publication |
Date: | 6 March 2012 |
Referee: | Prof. Dr. Göran Hajak and Prof. Dr. Michael Pfeifer |
Date of exam: | 17 February 2012 |
Institutions: | Medicine > Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie |
Keywords: | Psychiatrie-Personalverordnung, Evaluation PsychPV, Kostensysteme in der Psychiatrie |
Dewey Decimal Classification: | 600 Technology > 610 Medical sciences Medicine |
Status: | Published |
Refereed: | Yes, this version has been refereed |
Created at the University of Regensburg: | Yes |
Item ID: | 23527 |
Abstract (German)
Die Diskussion um Finanzierungssysteme, Kostendruck und Personalmangel im klinischen Bereich zieht sich im Moment durch die gesamte deutsche Medienlandschaft. Da die Personalkosten mit den größten Anteil der Gesamtkosten in Kliniken ausmachen, ergibt sich hier ein direkter Zusammenhang zwischen Kostendruck und immer weiteren personellen Einsparungen bzw. Personalmangel. So betrug in den letzten ...
Abstract (German)
Die Diskussion um Finanzierungssysteme, Kostendruck und Personalmangel im
klinischen Bereich zieht sich im Moment durch die gesamte deutsche
Medienlandschaft. Da die Personalkosten mit den größten Anteil der Gesamtkosten
in Kliniken ausmachen, ergibt sich hier ein direkter Zusammenhang zwischen
Kostendruck und immer weiteren personellen Einsparungen bzw. Personalmangel.
So betrug in den letzten Jahren die durchschnittliche Veränderungsrate in den
Budgets der Kliniken weniger als 1% jährlich, die durchschnittliche jährliche
Lohnkostensteigerung dagegen lag bei mehr als 3%. Personaleinsparungen
erscheinen angesichts dieser Zahlen für die Kliniken unumgänglich, um weiterhin
wirtschaftlich und kostendeckend arbeiten zu können. Im Bereich der psychiatrischen
Kliniken liefert die Psychiatrie Personalverordnung Vorgaben für die
Personalbemessung. Auf Grund der auch hier bestehenden Budgetierung mit daraus
resultierendem Kostendruck und Personalmangel stellt sich die Frage inwieweit die
vor mehr als zehn Jahren implementierten Vorgaben der PsychPV als Instrument der
Personalbemessung noch den aktuellen Anforderungen der klinischen Tätigkeit
entsprechen. Ziel der vorliegenden Studie war es deshalb den Arbeitsalltag von
Stationsärzten in der Psychiatrie zu beobachten, zeitlich genau zu erfassen und die
erhobenen Zeitwerte mit den Vorgaben der PsychPV zu vergleichen. Für die
Datenerhebung wurde ein Protokollbogen entworfen, auf welchem die
Einzeltätigkeiten des jeweiligen Arztes genau dokumentiert werden konnten. Vier
geschulte Rater erfassten mittels dieses Bogens in vier verschiedenen
psychiatrischen Kliniken mit Versorgungspflicht jeweils eine Woche die Tätigkeiten
des ihnen zugeteilten Stationsarztes minutengenau. Pro psychiatrischer Klinik
wurden die Daten auf vier Stationen bzw. von vier Stationsärzten erhoben, insgesamt
liegen also Daten von 16 Stationen vor. Es wurden nur allgemeinpsychiatrische
Stationen in die Untersuchung einbezogen. Zusätzlich wurden die Einzeldiagnosen
der Patienten auf den jeweiligen Stationen und spezifische Kenndaten der beteiligten
Stationen erhoben. Die Einteilung der Patienten auf Station in PsychPV Kategorien
(A1-A6) nach Schweregrad der Diagnose wurde vom beobachteten Stationsarzt
selbst vorgenommen. Unter Berücksichtigung dieser Einteilung konnten dann nach
den Vorgaben der PsychPV die entsprechenden Vergleichswerte nach PsychPV
errechnet werden. Sowohl für die errechneten als auch die beobachteten Zeitwerte
wurden Absolut-/Realwerte und anteilsmäßige Relativwerte berechnet. Allgemein
war zu beobachten, dass die Ärzte auf Grund zusätzlicher Verpflichtungen außerhalb
des PsychPV-Bereiches wie beispielsweise Fort- und Weiterbildung für die
Facharztausbildung oder Tätigkeit in den Institutsambulanzen, einen Teil ihrer
Arbeitszeit mit PsychPV- fremden Tätigkeiten verbringen. Aus diesem Grund bleibt
für die Arbeit auf Station etwas weniger Zeit, als von der PsychPV vorgegeben.
Betrachtet man direkt die Arbeit auf Station so ergibt sich im Vergleich mit den
Vorgaben der PsychPV eine Verschiebung der Arbeitszeit hin zu mehr Administration
und Dokumentation und im Gegenzug weniger direktem Patientenkontakt wie
Einzelgesprächen und Gruppentherapien. Hinsichtlich der übergeordneten
Kategorien der PsychPV: 1. Medizinisch-psychiatrische Grundversorgung, 2.
Einzelfallbezogene Behandlung, 3. Gruppentherapie, 4. Mittelbar patientenbezogene
Tätigkeiten ergaben die Daten der Studie einen realen Mehraufwand für die
Grundversorgung der Patienten, wohingegen für Gruppentherapie und
Einzelfallbezogene Behandlung weniger Zeit aufgewendet wurde als von der
PsychPV vorgegeben. Unterteilt man die Tätigkeiten des Stationsarztes nach
Patientenbezug in Tätigkeiten mit direktem Patientenkontakt, indirekte Behandlung,
Aufnahme und Therapieplanung, Dokumentation und Administration sowie
Fortbildung so zeigt sich auch bei dieser Auswertung im Vergleich mit den Vorgaben
der PsychPV ein deutlicher Mehraufwand für Dokumentation und Administration.
Darüber hinaus wird auch mehr Zeit in indirekte Behandlung sowie Fortbildung
investiert, als von der PsychPV vorgegeben. Dagegen wird nur etwa halb so viel Zeit
für Tätigkeiten im direkten Patientenkontakt aufgewendet, wie von der PsychPV
veranschlagt. Mehr Zeit als von der PsychPV vorgegeben, wird mit Aufnahmen und
Therapieplanung verbracht. Einzelgespräche, Gruppentherapien und
Angehörigengruppen finden in wesentlich geringerem Ausmaß statt als in der
PsychPV veranschlagt. Bei Tätigkeiten mit indirektem Patientenbezug nimmt der
Informationsaustausch mit Kollegen die meiste Zeit in Anspruch, auch hier wird
wiederum mehr Zeit investiert als die PsychPV vorsieht. Therapiekonferenzen und
Außenkontakte finden im Vergleich mit den Daten der PsychPV seltener statt.
Aufgeschlüsselt wurde auch der Zeitaufwand für Dokumentation und Administration.
Dieser beinhaltet die Tätigkeiten Dokumentation, Administration, Unterbringungen
und Konzeptarbeit. Hier ergibt sich gegenüber der PsychPV ein Mehraufwand für
Dokumentation und Administration, dagegen aber weniger Zeit für Unterbringungen
und Konzeptarbeit. Einige der im Rahmen der Studie beobachteten Tätigkeiten
ließen sich nicht eindeutig einer PsychPV Kategorie zuordnen und wurden deshalb
unter der Kategorie „nicht kategorisiert“ zusammengefasst. Dieser Bereich beinhaltet
Tätigkeiten wie Wegzeiten, E-Mail/Post sichten sowie Sonstiges. Der letzte Posten
umfasst alle Tätigkeiten, die weder den PsychPV-Kategorien, noch einem der
entworfenen Oberbegriffe zugeordnet werden konnte. Bei den nicht kategorisierten
Tätigkeiten nehmen die Wegzeiten am meisten Zeit in Anspruch. Anhand der in der
Studie erhobenen Daten wurde anschließend noch errechnet, wie sich einerseits die
ärztliche Wochenarbeitszeit auf die einzelnen Tätigkeiten verteilt, andererseits, wie
sich die Arbeitszeit aus der Sicht des einzelnen Patienten verteilt. Für den
durchschnittlichen Arzt ist der zeitintensivste Posten die Verlaufsdokumentation. Für
diese Tätigkeit wurde für den einzelnen Arzt ein Zeitaufwand von über sechs
Stunden pro Woche erhoben. Darüber hinaus wird auch sehr viel Zeit mit
verlaufsbezogener Informationsweitergabe und mit Visiten verbracht. Am wenigsten
Zeit wird vom Durchschnittsarzt wiederum für Angehörigengruppen,
Therapiekonferenzen und Außenkontakte aufgewendet. Aus der Sicht des
Durchschnittspatienten wird für ihn am meisten Zeit mit der Dokumentation seines
Krankheitsverlaufes und der Informationsweitergabe an Kollegen verbracht. Pro
Woche sieht der Patient seinen betreuenden Arzt 11 Minuten in den Visiten und 7,4
Minuten in einem Einzelgespräch.
Gruppen für Angehörige des durchschnittlichen Patienten werden pro Patient und
Woche 0,005 Minuten, also faktisch gar nicht angeboten.
Translation of the abstract (English)
In Germany, the economic situation of psychiatric hospitals has markedly changed during the last years. Whilst the number of patients has steadily increased, many clinics considerably reduced the number of therapeutic staff due to an increasing lack of financial support. The German psychiatric personnel regulations act defines the number of therapeutic staff for an adequate psychiatric treatment, ...
Translation of the abstract (English)
In Germany, the economic situation of psychiatric hospitals has markedly changed during the last years. Whilst the number of patients has steadily increased, many clinics considerably reduced the number of therapeutic staff due to an increasing lack of financial support. The German psychiatric personnel regulations act defines the number of therapeutic staff for an adequate psychiatric treatment, but the requirements of this regulations acts nowadays are widely missed in most of the German psychiatric hospitals. This severely affects the therapeutic work on psychiatric wards.
This study analyses tasks and activities of medical doctors on psychiatric wards and compares the houres spent with various types activities with the amount of time that should be spent according to the personnel regulations act.
Results show that doctors spend much more time with documentation and administrative work than originally intended by the personnel regulations act. They compensate this mainly by a reduction of time spent in direct contact with patients. In this context, the number of psychotherapy sessions as well as sessions with the patients` relatives has been considerably reduced, whereas the time spent vor emergency intervention and basic treatment still corresponds to the calculation according to the personnel regulations act.
Metadata last modified: 25 Nov 2020 15:25