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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-288692
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.28869
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 26 September 2013 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Dr. Joachim Grifka |
Tag der Prüfung: | 24 September 2013 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Orthopädie |
Stichwörter / Keywords: | Schallprotektion, Musik, Schmerzempfinden, Knietotalendoprothese, Schmerztherapie, Propofol, Regionalanalgesie |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 28869 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Diese Studie stellte sich zur Aufgabe, die Auswirkungen der intraoperativen Schallprotektion auf das postoperative Schmerzempfinden zu evaluieren. Außerdem sollte herausgefunden werden, welche der beiden Interventionen – Schallschutz oder Musikeinspielung – im Bezug auf die postoperative Schmerzverminderung effektiver ist. Hintergrund dieser Fragestellung ist die Annahme, dass trotz Sedierung die ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Diese Studie stellte sich zur Aufgabe, die Auswirkungen der intraoperativen Schallprotektion auf das postoperative Schmerzempfinden zu evaluieren. Außerdem sollte herausgefunden werden, welche der beiden Interventionen – Schallschutz oder Musikeinspielung – im Bezug auf die postoperative Schmerzverminderung effektiver ist. Hintergrund dieser Fragestellung ist die Annahme, dass trotz Sedierung die während einer Operation auftretenden, beängstigenden Geräusche wahrgenommen und im impliziten – teils auch im expliziten – Gedächtnis abgespeichert werden können. Des Weiteren gehen wir davon aus, dass eine derartige bewusste oder unbewusste Erinnerung an das Operationsgeschehen die postoperativen Schmerzen negativ beeinflussen und diese somit verstärken könnte.
Aus diesem Grund wurden insgesamt 83 Patienten in die prospektive, einfach-blinde Studie aufgenommen. Bei allen Personen wurde die Implantation einer Kniegelenkstotalendoprothese unter Regionalanästhesie (Psoas-Kompartment- und N. ischiadicus-Katheter) mit zusätzlicher Propofolsedierung und postoperativer Regionalanalgesie durchgeführt. Die Teilnehmer wurden nach schriftlicher Zustimmung randomisiert in eine Schallschutz-Gruppe (n=28), eine Musik-Gruppe (n=27) und eine Kontrollgruppe (n=28) eingeteilt. Der Schallschutz wurde mit Hilfe von Oropax® und Kapselgehörschutz verwirklicht, die Musikeinspielung über Ganzohrkopfhörer mit Musik in der Lautstärke Vol14. Die Teilnehmer der Kontrollgruppe erhielten keinerlei Schallschutz. Alle Patienten gaben für den Fall, dass sie zur Musik-Gruppe gehören würden, vorab ihre Lieblingsmusikrichtung (Klassik, Volksmusik oder Rock&Pop) an. Jede Art der Schallprotektion wurde nur für die Wirkzeit des Sedierungsmittels verwendet, um die Verblindung beibehalten zu können. Postoperativ wurde die Schmerzentwicklung des Patienten durch das Team im Aufwachraum, durch den Schmerzdienst des Institutes für Anästhesiologie & Schmerztherapie und das Pflegepersonal auf Station genau beobachtet und in Form von Schmerzscores dokumentiert. Für die Erhebung der Schmerzscores wurde die Visuelle Analoge Skala (VAS) verwendet. Am Tag vor der Entlassung in die Rehabilitationsklinik wurden alle Patienten standardisiert zu ihrer Erinnerung an die Operation befragt.
Für die Auswertung wurden die pro Tag gemittelten Schmerzscores der Patienten verwendet. Damit ergeben sich im Idealfall für den gesamten Krankenhausaufenthalt sieben Werte pro Patient. Auf der Grundlage dieser Datenmenge wurden der mittlere und der maximale Score der Intervalle Tag 1-3, Tag 4-7 und Tag 1-7 deskriptiv analysiert. Für weitere Vergleiche wurden der mittlere und der maximale Score der einzelnen Tage untersucht. Alle Analysen wurden getrennt für das Kollektiv und die einzelnen Gruppen durchgeführt. Außerdem fanden Daten aus der Patientenakte und die Angaben zur Erinnerung in der Ergebnisausarbeitung Anwendung.
Die Patienten der drei Untergruppen waren hinsichtlich der anthropometrischen Daten (Geschlecht, Alter, BMI), der Daten zur Operationsausführung (Prothesenfixierung, OP-Dauer), der postoperativen Beobachtungen (Verwendung des Femoraliskatheters, Katheterliegedauer) und der Angaben zur Erinnerung vergleichbar. Lediglich die OP-Technik (navigiert/ nicht navigiert) variierte signifikant zwischen den Versuchsgruppen. Dennoch kann das Patientenkollektiv der drei verschiedenen Gruppen als vergleichbar angesehen werden. Die Auswertung der pro Intervall gemittelten Schmerzwerte ergab in den drei verschiedenen Zeitabschnitten keinen Unterschied zwischen den Untersuchungsgruppen. Auch die Maximalwerte der verschiedenen Phasen wiesen beim gruppenspezifischen Vergleich ähnliche Ergebnisse auf. Ebenfalls zeigten sich bei der Erhebung der tagesspezifischen Mittel- und Maximalwerte keine Differenzen zwischen den drei verschiedenen Patientenuntergruppen. Es konnten also summa summarum keine Effekte der unterschiedlichen intraoperativen Schallprotektion auf die postoperative Schmerzausprägung dargestellt werden.
Mögliche Gründe für das Fehlen von Gruppenunterschieden sind die individuell unterschiedliche Einstellung zu Lärm an sich, die verschiedenen Erfahrungen mit Voroperationen, eine fehlende Interpretation der Geräusche als Operationslärm oder eine mangelnde Zuordnung der akustischen Reize zum Operationsgeschehen am eigenen Körper. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass sich die implizite Erinnerung nicht im Schmerzempfinden widerspiegelt, sondern in anderen Bereichen der Psyche, wie beispielsweise der Stimmungslage.
Außerdem muss – als Limitation der eigenen Studie – festgehalten werden, dass der angewandte Schallschutz eine Restwahrnehmung der Umgebungsgeräusche nicht vollständig unterbinden konnte. Somit konnten die Patienten die Operationsgeräusche trotzdem hören, wenn auch deutlich leiser. Des Weiteren sieht man die Verwendung der Faces-Pain-Scale mit der im Vergleich zur VAS geringeren Fehlerwahrscheinlichkeit bei dem vornehmlich älteren Patientengut als empfehlenswerter an.
Obwohl mit dieser Studie kein direkter Effekt der intraoperativen Schalldämpfung auf das postoperative Schmerzempfinden dargestellt werden konnte, sehen wir die Verwendung von Musik im gesamten perioperativen Setting als sehr sinnvollen, komplementären Beitrag zur Verbesserung des allgemeinen Patientenbefindens während der Operation und auch postoperativ an. Die prä-, intra- und postoperative Musikeinspielung zeigte in anderen Studien positive Auswirkungen auf die Schmerzausprägung [16,39,59,143,173,175,220,224], die Angst [16,175] und den Sedierungs- und Schmerzmittelverbrauch [11,39,59,130,170,173,275]. Vor allem die Zufriedenheit und das Wohlbefinden der Patienten können mit dieser unkomplizierten, nebenwirkungsfreien und kostengünstigen Intervention verbessert werden [22,58,66,98,162,170,220,275]. Deshalb erscheint uns eine Kombination aller Vorteile durch das Einspielen der Musik vor, während und nach der Operation mittels umgebungsschalldämpfender Kopfhörer als empfehlenswert.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The aim of this study is to evaluate the effect of intraoperative sound protection on the postoperative pain. Beside this it should be found out which of both interventions - sound protection or playing music - is more effective in relation to postoperative pain reduction. The background of this study is the supposition that frightening noises during the surgery can be perceived also with ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The aim of this study is to evaluate the effect of intraoperative sound protection on the postoperative pain. Beside this it should be found out which of both interventions - sound protection or playing music - is more effective in relation to postoperative pain reduction. The background of this study is the supposition that frightening noises during the surgery can be perceived also with sedation and saved in the implicit - partly in the explicit - memory. Further on we assume that such conscious and unconscious memories of the surgery can influence the postoperative pain in a negative way and thus pain may increase.
83 patients were included in the prospective, single-blind study. Everybody of these got the implantation of a knee-endoprosthesis under regional anaesthesia (psoas-compartment- catheter and nervus-ischiadicus-catheter) with additional propofol-sedation and postoperative regional analgesia. The participants were - after written consent - randomized and divided in a sound-protection group (n = 28), a music group (n = 27) and a control group (n = 28). The sound protection was realized with Oropax and capsule hearing protection and in the music group the recording of music happened with whole ear headphones and the music in volume 14. The patients of the control group didn`t get any sound protection. Everyone elected in advance his favorite music direction (classic, folk music or rock&pop) for the case that he gets a member of the music group. The sound protection was only used during the sedation time to keep up the blinding. Postoperatively the pain development of the patient was exactly observed by the team of the PACU, by the pain service of the institute of anaesthesiology & pain therapy and by the care personnel. Everybody documented the pain in the form of pain scores. To evaluate the exact score the visual analoge scale was used. The day before release in rehabilitation each patient was standardized asked about his memories of surgery.
For the analysis the mean pain score of each day was used. On this way seven scores per patient resulted for the whole hospital stay in the ideal case. On the basis of this data the mean and the maximal pain score of the interval day 1-3, day 4-7 and day 1-7 were analyzed in a descriptive manner. Furthermore the mean and the maximal score of each day was investigated. All analysis were conducted separately for the collective and the subgroups. Also the data from the patient-acts and the interviews were included in the evaluation.
The patients of the three subgroups were comparable concerning to anthropometric data (sex, age, BMI), to data of the surgery (fixation of prothesis, duration of surgery), to postoperative observations (nervus-femoralis-katheter, retention period of katheter) and to memories. Only the surgery-technique (navigation/ no navigation) was significant different. The evaluation of the mean pain scores of the time-intervals (day 1-3, day 4-7 and day 1-7) resulted in no difference between the subgroups. Also the maximal pain scores of the different phases and the day-specific mean and maximal scores showed similar results for all groups. Summarized there was no effect of the different intraoperative sound protection on the postoperative pain level.
Reasons for these results can be the different attitude towards noise, the different experience with surgeries, the missing interpretation of the noises or the missing relation of the acoustic stimulus to the treatment of the own body. Furthermore there is the possibility that the implicite memories are not reflected in the pain level, but maybe in other sectors of the psyche.
It also must be determined - as a limitation of this study - that the used sound protection couldn´t prevent completely from a rest preception. Because of that patients could hear the operation noises nevertheless, even though significantly quieter. Further we think that the use of the face-pain-scale with its comparatively lower error probability is better than the VAS - especially in older people.
Although this study couldn´t show an effect of intraoperative sound protection on the postoperative pain level, we estimate the use of music in the whole perioperative setting as a very useful contribution to the improvement of patients condition during the surgery and postoperatively. The pre-, intra- and postoperative playing of music shows in other studies a positive influence on pain level, on fear and on consumption of sedative and anagletic medication. Especially the satisfaction and the well-being of the patients can be improved by this uncomplicated and economical intervention without any side effects. Therefore the combination of all beneficials by playing music before, during and after the surgery with ambient-sound-absorbing ear-headphones seems to us to be very advisable.
Metadaten zuletzt geändert: 26 Nov 2020 01:47