Abstract
Vier wesentliche Faktoren erklären Dauer und Schärfe der Weltwirtschaftskrise in den frühen 1930er Jahren. Erstens gelang es den Nationalstaaten nicht, sich auf ein koordiniertes wirtschaftspolitisches Programm zur Krisenbekämpfung zu einigen. Zweitens führte der Golddevisenstandard Länder mit negativer Handelsbilanz in eine gefährliche Abhängigkeit von kurzfristigen Kapitalimporten, deren Abzug ...
Abstract
Vier wesentliche Faktoren erklären Dauer und Schärfe der Weltwirtschaftskrise in den frühen 1930er Jahren. Erstens gelang es den Nationalstaaten nicht, sich auf ein koordiniertes wirtschaftspolitisches Programm zur Krisenbekämpfung zu einigen. Zweitens führte der Golddevisenstandard Länder mit negativer Handelsbilanz in eine gefährliche Abhängigkeit von kurzfristigen Kapitalimporten, deren Abzug in einer Kettenreaktion eine schnelle internationale Ausbreitung der Krise bewirkte. Zudem war es den vom Verlust ihrer Goldreserven betroffenen Zentralbanken nicht möglich, dem strauchelnden Geschäftsbankensystem als „Lender of last resort“ zu dienen. Drittens machten viele Regierungen den Fehler, der Krise mit einer kontraktiven Fiskalpolitik begegnen zu wollen. Viertens hatte die Volkswirtschaftslehre die Regierenden auch nicht darauf vorbereitet, den psychologischen Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise wirksam entgegenzutreten. So beschleunigte der abrupte Übergang vom Optimismus der „Golden Era“ zum Pessimismus der Depression gerade in der Anfangsphase den Rückgang der privaten Konsumnachfrage. Später war es das schwindende Vertrauen in die Funktionsfähigkeit des Geschäftsbankensystems, das zu Bankenkrisen und in deren Folge zu Deflation und Investitionsschwäche führte.