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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-319805
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.31980
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 26 Juni 2015 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Thomas Loew |
Tag der Prüfung: | 18 Mai 2015 |
Institutionen: | Medizin > Abteilung für Psychosomatische Medizin |
Stichwörter / Keywords: | Körperpsychotherapie, autogenes Training, funktionelle Entspannung, konzentrative Bewegungstherapie, Atemtherapie, Tanztherapie |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 31980 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Die hier vorliegende Arbeit enthält die Ergebnisse einer Befragung an den Kliniken für Psychosomatik in Deutschland und befasst sich mit der Frage, welchen Stellenwert die Körperpsychotherapieverfahren und Körperverfahren an solchen Einrichtungen haben und in welcher Weise sie angewendet werden. Die Rücklaufquote der Befragung betrug 48% (N=90). Von diesen Kliniken wendeten 98% ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die hier vorliegende Arbeit enthält die Ergebnisse einer Befragung an den Kliniken für Psychosomatik in Deutschland und befasst sich mit der Frage, welchen Stellenwert die Körperpsychotherapieverfahren und Körperverfahren an solchen Einrichtungen haben und in welcher Weise sie angewendet werden. Die Rücklaufquote der Befragung betrug 48% (N=90). Von diesen Kliniken wendeten 98% Körper(psycho)therapieverfahren an. Die fünf am häufigsten genannten Verfahren waren das Autogene Training (62%), die Funktionelle Entspannung (50%), die Konzentrative Bewegungstherapie (48%), die Tanztherapie (42%) und die Atemtherapie (42%). Es ist zu bemerken, dass unter den häufiger genutzten Therapien die von der EABP akkreditierten Methoden eher unterrepräsentiert waren.
46% der Kliniken wandten die Körper(psycho)therapie als Bestandteil des psychotherapeutischen Prozesses an, weitere 41% wandten diese Methoden zumindest teilweise in diesem Kontext an.
In den 90 befragten psychosomatischen Abteilungen wurden insgesamt 74% der stationären Patienten mit Körperpsychotherapieverfahren behandelt, dies sind 51 603 Patienten jährlich. Hochgerechnet auf die insgesamt 347 Psychosomatischen Kliniken in Deutschland wären das insgesamt knapp 200 000 (198 433) mit Körperpsychotherapie behandelte Patienten pro Jahr. In den Kliniken, die KPT als Teil der Psychotherapie durchführen, erhalten die Patienten durchschnittlich ca. 40% mehr Therapiesitzungen in KPT.
Auf die Frage, nach welcher Nummer im Prozedurenschlüssel die KPT-Verfahren abgerechnet werden, ergab sich ein sehr heterogenes Antwortbild. Insgesamt 32% der Befragten konnten keine konkrete Antwort auf diese Frage geben. Die am häufigsten genannten Nummern im Prozedurenschlüssel waren 8 – 974 und die Abrechnung nach KTL. Hier ist zu beachten, dass mit den neuen Abrechnungsbestimmungen des ab 01.01.2015 verplichtend geltenden Psych-Entgeldsystems des InEK (Institut für das Entgeldsystem im Krankenhaus) eine gravierende Umstellung auf die psychosomatischen Kliniken und ihre Kodierkräfte zukommt.
Auf die Frage nach Kontraindikationen für die KPT-Verfahren gaben 53 % der befragten Chefärzte bestimmte Diagnosen oder Situationen an, bei denen Sie Körperpsychotherapieverfahren für ungeeignet halten. Die hier am häufigsten genannten Krankheitsbilder waren die schwere Psychose (25%), körperliche Einschränkungen (8%), schweres Trauma (7%) und Demenz (2%). Weitere 8% gaben an, dies von Fall zu Fall individuell zu entscheiden.
Die Berufsgruppen, von denen die KPT an deutschen Kliniken für Psychosomatik mit Abstand am häufigsten durchgeführt wird, sind Ärzte (21% aller Therapeuten, N= 869), Tiefenpsychologen (16,5%) , Physiotherapeuten (14,6%) und Verhaltenstherapeuten (13,0%). Es fiel auf, dass gerade unter Ärzten und Psychologen die Rate der Therapeuten mit Zertifikat der entsprechenden Fachgesellschaft eher gering war. So besaßen nur knapp 16% der Ärzte ein Zertifikat für das jeweilige Verfahren, bei den Psychologen insgesamt sind waren immerhin 21,9%, während der Anteil der Zertifizierten Therapeuten unter Sportlehrern mit 80 % am höchsten war, gefolgt von Sporttherapeuten mit 79% und Psychologen mit Schwerpunkt Systemische Therapie mit immerhin 48%. Über alle Berufsgruppen gemittelt lag die generelle Zertifizierungsrate nur bei 26,7 % der Therapeuten.
Ein zweiter Teil der hier vorliegenden Arbeit beleuchtet die Rahmenbedingungen der zur Zertifizierung führenden Ausbildungsgänge. Hierzu wurden die jeweiligen Fachgesellschaften direkt kontaktiert und ihre Internetseiten ausgewertet.
Eine von der jeweiligen Fachgesellschaft zertifizierte Ausbildung dauert je nach KPT-Methode 1 – 6 Jahre. Innerhalb dieser Zeit müssen insgesamt 32 bis 1600 Stunden unterschiedlichen Unterrichts absolviert werden. Die Kosten einer solchen zertifizierten Ausbildung betragen 1600 Euro bis 28600 Euro. In den Methoden Integrative Bewegungstherapie, Biodynamik, Atemtherapie und Funktionelle Entspannung kann zusätzlich eine Weiterbildung zum Körperpsychotherapeuten absolviert werden, welche 190 – 525 Lehrstunden umfasst und den Absolventen dann zum selbstständigen therapeutischen Arbeiten qualifiziert.
Die hier vorliegende Untersuchung veranschaulicht, wie die Körper(psycho)therapie in Deutschland eine weite Verbreitung gefunden hat und sich immer stärker auch im stationären psychotherapeutischen Setting etabliert. Gleichzeitig zeigt sie auch, dass die körpertherapeutische Landschaft immer noch geprägt ist von einer starken Inhomogenität in vielen Bereichen. Dies erschwert Vergleichbarkeit, Qualitätssicherung und damit auch die Behauptung beispielsweise gegenüber der etablierten Psychotherapie. Eine gemeinsame Ausbildung in Körperpsychotherapie, wie sie im Marburger Masterstudiengang begonnen wurde, bietet möglicherweise eine Alternative, die die Ressourcen bündelt ohne dabei die vielfältigen Ideen, die jede einzelne Methode beizutragen hat, außer Acht zu lassen.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
What significance does body psychotherapy for German psychosomatic hospitals have? In which ways are they used clinically? In order to find answers to these questions a survey has been conducted among the psychosomatic hospitals in Germany. The return rate was 48 % with 90 answers total. 98 % of these hospitals used some form of body psychotherapy. The most popular methods were found to be ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
What significance does body psychotherapy for German psychosomatic hospitals have? In which ways are they used clinically? In order to find answers to these questions a survey has been conducted among the psychosomatic hospitals in Germany. The return rate was 48 % with 90 answers total. 98 % of these hospitals used some form of body psychotherapy. The most popular methods were found to be Autogenic Training (62%), Functional Relaxation (50%), Concentrative Movement Therapy (48%), Dance Therapy (42%) and Breath Therapy (42%). Interestingly, the methods accredited by the European Association for body psychotherapy (EABP) were not favored by the hospitals.
In 46 % of the hospitals, body psychotherapy was used as a part of psychotherapy, an additional 41% included it at least partially into the psychotherapeutic process. In clinics that were using body psychotherapy in the context of psychotherapy, patients received 40% more therapy sessions.
73% of the patients on the psychosomatic wards were treated with body psychotherapy, which adds up to 51603 patients per year within the 90 clinics included in this study only. Extrapolation for the total of 347 psychosomatic hospitals in Germany leads to a number of 200 000 patients treated with body psychotherapy in Germany per year.
Due to a recent and still ongoing change in the encoding system in German psychosomatic hospitals, many clinics (32 %) could not state a number in the codification system (Prozedurenschlüssel) with which the body psychotherapy was encoded. With the codification system becoming increasingly relevant to the hospital´s finances, this will have to change in due time.
When asked for contraindications to body psychotherapy, 25% of the doctors named severe psychosis, 8% physical restrictions, 7% severe psychological trauma and 2 % named dementia. 8% stated that this has to be decided individually for each patient case.
According to this study, body psychotherapy is mostly practiced by medical doctors (21,7%, N=869), analytical psychologists (16,5%), physiotherapists (14,6%) and behavioural psychologists (13,0%). Yet only 16% of the doctors and 22 % of the psychologists were holding a certificate of the occupation cooperative society in the respective method. The ratio of certified therapists was highest among PE teachers (80%), sport therapists (79%) and among psychologists with focus on systemic therapy (48%). The overall ratio of certified practicioners was only 26,7%.
The education and training leading to a said certificate takes between 1-6 years, including 32 to 1600 hours of lessons, depending on the therapy method. Costs for the training range from 1600 Euros to 28600 Euros. The cooperative societies of Integrative Body Psychotherapy, Boidynamics, Breathing Therapy and Functional Relaxation also offer an additional training to become a ceritifed bodypsychotherapist rather than bodytherapist.
To put it in a nutshell, body(psycho)therapy has reached a high level of distribution within Germany, including inpatient settings. Yet at the same time, inhomogeneity within the field is still a problem and makes it hard to set standards, insure quality control, and to assert the significance of body therapy next to the well established school of conservative psychotherapy. The body psychotherapy master´s degree program started in Marburg proposes one solution that could unify and straighten the loose ends without neglecting the variety of ideas and concepts that each body psychotherapy method has to offer.
Metadaten zuletzt geändert: 25 Nov 2020 23:52