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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-323572
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.32357
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 21 August 2015 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Rainer H. Straub |
Tag der Prüfung: | 29 Juli 2015 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Innere Medizin I |
Stichwörter / Keywords: | Arthritis, Sauerstoffverbrauch, Tiermodell |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 500 Naturwissenschaften und Mathematik > 570 Biowissenschaften, Biologie |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 32357 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Aktivierung des Immunsystems im Kontext chronisch entzündlicher Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis ist energetisch betrachtet sehr kostspielig. Berechnungen haben gezeigt, dass das aktivierte Immunsystem einen geschätzten Energiebedarf von 2000-2200 kJ hat, was ca. 25 % des Grundumsatzes ausmacht. Dies beweist, dass die Energiebereitstellung genauestens reguliert werden muss, um ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Aktivierung des Immunsystems im Kontext chronisch entzündlicher Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis ist energetisch betrachtet sehr kostspielig. Berechnungen haben gezeigt, dass das aktivierte Immunsystem einen geschätzten Energiebedarf von 2000-2200 kJ hat, was ca. 25 % des Grundumsatzes ausmacht. Dies beweist, dass die Energiebereitstellung genauestens reguliert werden muss, um Entzündungsreaktionen zu „nähren“ und Reparaturprozesse aufrecht zu erhalten (27). Die systemische Energieregulation dient der Speicherung energiereicher Substrate. Während der Inflammation muss eine Energieumverteilungsreaktion stattfinden, um das aktivierte Immunsystem zu unterstützen („Energy appeal reaction“). Der wichtigste Aspekt der zellulären Energieregulation ist die ATP-Synthese. Diese erfolgt über die Haupt-stoffwechselwege der Glykolyse, Proteolyse und β-Oxidation von Fettsäuren. Der Energieverbrauch und damit die ATP-Synthese kann über Messungen des Sauerstoff-verbrauchs realisiert werden. Der Energieverbrauch in einzelnen Organen zu verschiedenen Zeitpunkten wurde im Krankheitsverlauf der Arthritis bisher noch nicht untersucht und sollte im ersten Teil dieser Arbeit bestimmt werden. Dazu wurde eine neue Methode entwickelt („SEEC - spatial energy expenditure configuration“), die Organe mit gesteigertem Energiebedarf identifizieren sollte. Diese basiert auf der in vitro Messung des Sauerstoffverbrauchs in verschiedenen Organen und wurde bei gesunden, arthritischen und sympathektomierten DBA1/J Mäusen angewendet. Der Sauerstoffverbrauch wurde in Milz, Thymus, drainierenden Lymphknoten, Herz, Nebennieren, Leber, Niere, Gehirn, Darm, Schilddrüse und im umgebenden Fettgewebe der Lymphknoten im Verlauf der experimentellen Arthritis bis Tag 55 bestimmt. In arthritischen Lymphknoten und Milzen wurde ein deutlicher Anstieg des Sauerstoffverbrauchs, sowie der Organgewichte verglichen mit Kontrolltieren festgestellt. Obwohl die frühe Sympathektomie (SYX) die Arthritis milderte, konnte ein Anstieg des Sauerstoffverbrauchs und der Zellzahl beobachtet werden. Dies traf auch auf gesunde sympathektomierte Tiere zu und wurde als Zeichen der Retention von Lymphozyten in lymphatischen Organen bei arthritischen und gesunden sympathektomierten Tieren interpretiert. Andere untersuchte Organe wie Leber und Niere wiesen einen verminderten Sauerstoffverbrauch in arthritischen Tieren im Vergleich zu gesunden Kontrolltieren auf.
Die SEEC-Methode wurde außerdem angewendet, um den Sauerstoffverbrauch im Verlauf der Arthritis von ATGL (Adipozyten Triglycerid Lipase)-defizienten Tieren im Vergleich zu Wildtyp Tieren (C57BL/6) zu untersuchen. In diesen Tieren konnte ein gesteigerter Sauerstoffverbrauch in Leber und Niere festgestellt werden. Es ist anzunehmen, dass durch verminderte Lipolyse Aktivität eine gesteigerte Gluconeogenese Aktivität in Leber und Niere auftritt. Weiterhin konnte ein erhöhter Sauerstoffverbrauch in Lymphknoten, Nebennieren und im Darm beobachtet werden. Das Herz zeigte einen verminderten Sauerstoffverbrauch, was mit Beobachtungen von Rudolf Zechner übereinstimmt, der gezeigt hat, dass die übermäßige Fettakkumulation im Herzen ATGL-defizienter Tiere dessen Funktion beeinträchtigt und zu einem frühzeitigen Tod der Tiere führt (65;66).
Im Rahmen dieser Arbeit konnte des Weiteren gezeigt werden, dass eine Icilin Behandlung eine starke, durch Kältezittern hervorgerufene, Energieumverteilungsreaktion in DBA1/J Mäusen auslöst. Icilin induziert ein Gefühl von Kälte sowie starkes Zittern in den Tieren und die Energie geht für Wärmeproduktion verloren. Icilin behandelte Tiere entwickelten eine signifikant mildere Arthritis als unbehandelte Kontrolltiere, was die Bedeutung der Energieregulation bei chronisch entzündlichen Erkrankungen unterstreicht.
Im zweiten Teil dieser Arbeit sollte untersucht werden, wie das sympathische Nervensystem (SNS) das Migrationsverhalten von Lymphozyten und Milzzellen beeinflusst. Hier sollte sowohl das Einwandern von Zellen als auch der Egress aus lymphatischen Organen untersucht werden. Im Modell der Kollagen Typ II-induzierten Arthritis (CIA) ist die frühe Aktivierung des SNS proinflammatorisch, während sie im späteren Stadium antiinflammatorisch wirkt. Frühe Sympathektomie (SYX) vor Immunisierung der Tiere mildert die Arthritis, die genauen Mechanismen sind aber noch nicht geklärt (59). In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass das Einwandern von Milzzellen in die Milz, sowie das Einwandern von Lymphozyten in die Lymphknoten in sympathektomierten Mäusen verglichen mit gesunden Kontrolltieren gesteigert war. Nach früher SYX konnte eine erhöhte Expression von CCR7 auf Lymphozyten und ein gesteigertes CCL21 Level in Zellkulturüberständen von Lymphknotenzellen festgestellt werden. Das trägt wahrscheinlich zu einer Retention von T-Zellen und dendritischen Zellen innerhalb der Lymphknoten bei. Der Egress von Lymphozyten benötigt einen Sphingosin-1-Phosphat (S1P) Gradienten, der im Lymphknotenparenchym hoch und an der Austrittsstelle zum Lumen hin gering ist. Die Messung von S1P im Mausserum ergab eine signifikant höhere Serumkonzentration in CIA Tieren verglichen mit Kontrolltieren. Die frühe SYX erniedrigte die S1P Konzentration in arthritischen Tieren auf das Kontrollevel.
Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Etablierung der SEEC-Methode die Identifikation von Organen im Krankheitsverlauf der experimentellen Arthritis ermöglicht hat, die einen hohen Energiebedarf aufweisen. Im Rahmen dieser Arbeit konnten die drainierenden Lymphknoten als Zielorgan des sympathischen Nervensystems bestimmt werden. Die SYX-induzierte Milderung der Arthritis wird wahrscheinlich durch die Retention von Lymphozyten in sekundären lymphatischen Organen hervorgerufen. Das könnte die Rezirkulation von Immunzellen zum Ort des Entzündungsgeschehens verhindern und auf diese Weise zur Verbesserung des Arthritis-Schweregrades beitragen.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
An autoimmune response with differentiation and proliferation of clonal immune cells and the subsequent tissue-directed inflammatory process in the clinically symptomatic phase of the disease are very energy-demanding. As recent calculations demonstrate, the activated immune system needs approximately 2000 – 2200 kJ/day, which means 25 % of the basal metabolic rate. Thus, energy regulation and ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
An autoimmune response with differentiation and proliferation of clonal immune cells and the subsequent tissue-directed inflammatory process in the clinically symptomatic phase of the disease are very energy-demanding. As recent calculations demonstrate, the activated immune system needs approximately 2000 – 2200 kJ/day, which means 25 % of the basal metabolic rate. Thus, energy regulation and cellular bioenergetics are of outstanding importance to serve a stimulated immune system.
Systemic energy regulation serves the storage of energy-rich fuels. During inflammation, particularly during the chronic process of inflammation in long standing inflammatory diseases like rheumatoid arthritis, a reallocation of energy-rich fuels to the activated immune system is necessary in order to nourish the inflammatory process (“Energy appeal reaction”) (27). The most important aspect of cellular bioenergetics in inflammation is generation of ATP, using the basic energy-rich substrates glucose, proteins and fatty acids. Energy consumption, and, thus, ATP generation can be measured by studying the consumption of oxygen. However, energy expenditure in different organs at different time points has never been investigated during immunization (the asymptomatic phase of the disease) or apparent inflammation (the symptomatic phase of the disease).
A new technique termed “spatial energy expenditure configuration (SEEC)” was developed to demonstrate bodily areas of high energy demand. SEEC is based on the removal of tissue during the course of arthritis, and subsequent determination of oxygen consumption in vitro. SEEC was established in healthy control animals, arthritic animals and animals that underwent prior sympathectomy. The model of type II collagen arthritis in DBA1/J mice was used in order to develop an arthritic-specific SEEC. The oxygen consumption in spleen, thymus, draining lymph nodes, heart, adrenals, liver, kidney, brain, gut, thyroid gland and in surrounding fat tissue of draining lymph nodes was determined during the course of experimental arthritis for 55 days.
In draining lymph nodes and spleens of arthritic mice, a marked increase in oxygen consumption and organ weight during the course of arthritis was observed. Although early SYX ameliorated later CIA, early SYX increased energy consumption and cell numbers in arthritic but also in control lymph nodes. This was interpreted as a probable sign of lymphocyte retention in lymphoid organs in healthy and arthritic animals. Other investigated organs like liver or kidney decreased their oxygen consumption (control vs. arthritic animals).
The SEEC technique was further applied to investigate the oxygen consumption during the course of arthritis in ATGL (Adipose triglyceride lipase)-deficient animals and compared to wildtype animals. C57BL/6 mice deficient for this important lipase revealed increased oxygen consumption in the liver and kidney. This might be due to a lack of lipolysis activity, and therfore increased gluconeogenetic activity in the liver for the generation of energy rich fuels in form of glucose. ATGL-deficient arthritic animals also showed higher energy demand in lymph nodes, adrenals and gut. The oxygen consumption in the heart of these animals was lower, which goes in line with observations from Rudolf Zechner, who showed that the excessive cardiac lipid accumulation impairs hart function and leads to a premature death in these animals (65;66).
In the context of this work it could further be demonstrated that treatment of animals with Icilin leads to a strong energy reallocation. Icilin induces a feeling of cold and strong shivering behaviour in mice and energy is lost for heat production. Icilin treated animals developed a significant less severe arthritis than control animals, which underlines the importance of energy regulation in chronic inflammatory diseases.
The aim of the second part of this work was to determine how the SNS influences homing behaviour of lymphocytes in lymph nodes / spleen and, in parallel, egress of lymphocytes from draining lymph nodes / spleen of control and arthritic animals, since the sympathetic nervous system (SNS) plays an important role in course and development of autoimmune diseases like arthritis. In type II collagen- induced arthritis (CIA), early activation of the SNS is proinflammatory, but the SNS is antiinflammatory in later stages of the disease. Early sympathectomy (SYX) prior to immunization ameliorates disease severity, but beneficial mechanisms of early SYX are not completely understood (59). Splenocyte migration to the spleen and lymphocyte migration to lymph nodes were enhanced in early SYX compared to control mice. After early SYX, an elevated expression of CCR7 on lymph node cells and a higher level of CCL21 in lymphocyte cell culture supernatants could be observed. This probably contributes to retention of T cells and dendritic cells within lymph nodes. Egress of lymphocytes requires an Sphingosine-1-phosphate (S1P) gradient, low in the lymph node parenchyma and high at the exit site in the vascular lumen. The measurement of S1P in mouse serum revealed a significant higher concentration in CIA animals when compared to controls. Importantly, early SYX decreased S1P concentration in arthritic animals to control levels.
By using the SEEC technique, locations of high energy demand that are involved in the initiation and continuation of the autoimmune process in an animal model of arthritis were identified. In this work it could be demonstrated that the draining lymph nodes are a target organ of the sympathetic nervous system. SYX-induced disease amelioration is probably exerted by sequestration of lymphocytes in secondary lymphoid organs. This might prevent recirculation of immune cells to peripheral sites of inflammation and thereby ameliorate the disease.
Metadaten zuletzt geändert: 25 Nov 2020 23:39