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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-326377
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 30 Oktober 2015 |
Begutachter (Erstgutachter): | Dr. habil. Bertram Reingruber |
Tag der Prüfung: | 20 Oktober 2015 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Chirurgie |
Stichwörter / Keywords: | Frakturen, Kinder, AO-Klassifikation, LiLa-Klassifikation |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 32637 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Zur Klassifikation von Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter existieren zwei Varianten einer universellen Systematik, die „AO-Klassifikation für Kinder“ und die „LiLa-Klassifikation“. Mit dieser Untersuchung soll zum einen die Anwenderfreundlichkeit beider Klassifikationssysteme erhoben werden, zum anderen deren Zuverlässigkeit. Für diesen Zweck wurden zwei Subgruppen von ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Zur Klassifikation von Frakturen der langen Röhrenknochen im Wachstumsalter existieren zwei Varianten einer universellen Systematik, die „AO-Klassifikation für Kinder“ und die „LiLa-Klassifikation“. Mit dieser Untersuchung soll zum einen die Anwenderfreundlichkeit beider Klassifikationssysteme erhoben werden, zum anderen deren Zuverlässigkeit. Für diesen Zweck wurden zwei Subgruppen von Probanden mit unterschiedlichem Erfahrungsgrad untersucht, um so die Bedeutung von Erfahrung auf die Klassifikationszuverlässigkeit zu überprüfen und deren Übereinstimmung mittels Fleiss-Kappa-Werten zu berechnen.
Beide Klassifikationssysteme unterscheiden die Fraktur anhand von sechs Stellen. So findet bei beiden Systematiken an Stelle 1 und 2 eine Einteilung bzgl. der Lokalisation im Skelett und im Knochen statt. Bei der weiteren Einteilung unterscheiden sich die Systeme. In der AO-Klassifikation wird eine weitere Einteilung nach Epiphyse/Metaphyse/Diapyhse an Stelle 3 und nach Schweregrad an Stelle 5 vorgenommen. Die LiLa-Klassifikation entscheidet hingegen an Stelle 3 nach artikulär/diaphysär und an Stelle 5 nach dem Dislokationsausmaß. Stelle 4 unterscheidet in beiden Systematiken nach besonderen Frakturtypen (Salter Harris 1-4, Two Plane Fraktur, etc.). Die 6. Stelle wird bei beiden Klassifikationssystemen als Ausnahmeziffer angegeben. So werden bei der AO-Klassifikation im Falle besonderer Frakturtypen weitere Details wie Angulation, Dislokation oder Verlauf der Frakturlinie klassifiziert. Bei der LiLa-Klassifikation wird im Falle von Frakturen paariger Knochen bei der Klassifizierung des nicht tragenden Knochens an 6. Stelle ein U für Ulna bzw. ein F für Fibula angegeben.
Von den Probanden wurden insgesamt 24 Röntgenbildersätze mit a.p. und seitlichen Aufnahmen der frakturierten langen Röhrenknochen von Kindern, die das 18. Lebensjahr noch nicht begonnen und offene Epiphysenfugen hatten, klassifiziert. Ohne ein vorangegangenes Training wurden die Bilder von jedem Probanden nach Lektüre der Klassifikationsstandards beurteilt. Die Probanden gehörten entweder der Subgruppe der Anfänger, bestehend aus Studenten im letzten klinischen Jahr, oder der Erfahrenen, bestehend aus kindertraumatologisch tätigen Ärzten, an. Zur Objektivierung der Übereinstimmung der Klassifikationscodes der teilnehmenden Probanden im Sinne der Interobserver-Reliabilität wurden die Fleiss-Kappa-Werte mit Hilfe eines SPSS-Makros berechnet. Der Wert 0 entspricht der Zufallswahrscheinlichkeit, der Wert + 1,0 der maximalen Übereinstimmung, ein Wert < 0 entspricht einer Übereinstimmung geringer als die Zufallswahrscheinlichkeit. Die beiden Hauptunterschiede der Klassifikationssysteme sind die Stellen 3 und 5. Diesen wurde besondere Aufmerksamkeit geschenkt, um eventuelle Vorteile eines der beiden Systeme herauszuarbeiten.
Beim Vergleich der Klassifikationssysteme und der erzielten Kappa-Werte lässt sich in vier Unterpunkten der Auswertung eine signifikante Überlegenheit der AO-Klassifikation feststellen. Die Befragung der Probanden ergab jedoch eine höhere Anwenderfreundlichkeit für die LiLa-Klassifikation, da diese einfacher im Vorgehen des Klassifizierungsprozesses und nützlicher für den klinischen Alltag sei. Die Analyse der 3. Stelle zeigte einen signifikant höheren Kappa-Wert bei der AO-Klassifikation. Diese ist jedoch nicht mit der 3. Stelle der LiLa-Klassifikation vergleichbar, da diese einen unterschiedlichen Sachverhalt klassifiziert, der eine größere Erfahrung beim Anwender voraussetzt. Beim Vergleich der Anwendergruppen zeigten sich bei der AO-Klassifikation keine signifikanten Unterschiede, sodass eine Klassifizierung bis inklusive Stelle 3 mit validen Ergebnissen auch von traumatologisch unerfahrenen Probanden möglich ist. Die Auswertung der 5. Stelle erbrachte trotz einer subjektiv einzuschätzenden und somit erfahrungsgeprägten Dislokation zwei signifikant höhere Kappa-Werte für die LiLa-Klassifikation. Eine Erklärung hierfür können wir nicht abgeben, jedoch empfehlen wir aufgrund der Therapierelevanz die 5. Stelle der LiLa-Klassifikation erfahrenen Traumatologen zu überlassen. Die Bedeutung der Erfahrung der Anwender für die Klassifikationszuverlässigkeit konnte durch insgesamt acht signifikant höhere Kappa-Werte (vier innerhalb der LiLa- und vier innerhalb der AO-Klassifikation) in der Gruppe der Ärzte im Vergleich zur Studentengruppe nachgewiesen werden. Dieses Ergebnis ist kritisch zu werten, da eine Abhängigkeit der Zuverlässigkeit einer Klassifikation von der Erfahrung seiner Anwender die Objektivität eines Klassifikationssystems limitiert.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
For the classification of fractures of the long bones in children there are two existing systems, the „AO-classification for children“ and the „LiLa-classification“. In our study we want to evaluate user satisfaction and reliability. We made two study-groups with participants of different levels of experience to check the influence on classification-reliability and calculate kappa-coefficients. ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
For the classification of fractures of the long bones in children there are two existing systems, the „AO-classification for children“ and the „LiLa-classification“. In our study we want to evaluate user satisfaction and reliability. We made two study-groups with participants of different levels of experience to check the influence on classification-reliability and calculate kappa-coefficients.
The classification-systems both distinguish the fractures with six figures. In both classification-systems the first two figures describe the localization in the skeleton and in the bone itself. From then on the AO-classification differentiates on third figure between epiphysis/metaphysis/diaphysis and on fifth figure between three levels of severity. The LiLa-classification differentiates on third figure between articular/shaft-fractures and on fifth figure between different degrees of dislocation. Figure four describes special paediatric fractures and the sixth figure is an exceptional code in both classifications.
The participants classified 24 fracture-x-rays with a.p. and sideways pictures. The children were younger than 18 years of age and still had open epiphysial-plates. Without a training session they had to classify the slides after reading the classification-explanations. The participants were divided in two groups as students and traumatologists. For evaluation of the interrater-reliability we calculated the Fleiß-kappa coefficient via a SPSS-macro. 0 equals the chance-correlated probability, below 0 equals a probability below chance-correlated probability and +1 equals the biggest possible agreement.
We saw four kappa-values with significant advantage for the AO-classification. In our questionnaire the participants preferred the LiLa-classification for its easier handling in clinical all-day routine. On third figure we found advantage for AO-classification but didn´t find a difference in-between the two subpopulations so we concluded that classifying with AO-classification can be proceeded up to the third figure also by inexperienced staff. Regarding the fifth figure we saw two significant higher kappa-values for the LiLa-classification. We couldn´t give an explanation for this but concluded that fracture classification with LiLa-classification should only be performed by experienced staff because of its great influence on further therapy planning.
We found experience to have an influence on classification-reliability which has to be seen from a critical point of view because a classification system should be an objective instrument independent of experience.
Metadaten zuletzt geändert: 25 Nov 2020 15:36