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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-346595
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.34659
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 13 Oktober 2016 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Michael Pawlik |
Tag der Prüfung: | 28 Juli 2016 |
Institutionen: | Rechtswissenschaften > Entpflichtete oder im Ruhestand befindliche Professoren > Lehrstuhl für Strafrecht, Strafprozessrecht und Rechtsphilosophie (Prof. Dr. jur. Michael Pawlik) |
Stichwörter / Keywords: | Diebstahl, Rechtsgut, Eigentum, Gewahrsam, Persönlichen Freiheit, Staatsbürgerliches Recht/Larceny, Legal Interest, Ownership, Possession, Personal Freedom, Civic Right |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 300 Sozialwissenschaften > 340 Recht |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 34659 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Heutzutage behandeln die deutschen Strafrechtswissenschaftler den Streitfall „Diebesdiebstahl“ gemäß § 242 StGB und nach der Annahme der Rechtsgutstheorie. Die Frage nach dem/den durch § 242 StGB zu schützenden Rechtsgut/Rechtsgütern ist seit der Einführung des Tatbestandes streitig. Die Auffassungen im Schrifttum lassen sich in folgende drei Richtungen differenzieren. Erstens ist nach der ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Heutzutage behandeln die deutschen Strafrechtswissenschaftler den Streitfall „Diebesdiebstahl“ gemäß § 242 StGB und nach der Annahme der Rechtsgutstheorie. Die Frage nach dem/den durch § 242 StGB zu schützenden Rechtsgut/Rechtsgütern ist seit der Einführung des Tatbestandes streitig. Die Auffassungen im Schrifttum lassen sich in folgende drei Richtungen differenzieren. Erstens ist nach der herrschenden Meinung neben dem Eigentum auch der Gewahrsam an der Sache als weiteres Rechtsgut des § 242 StGB anzusehen. Nach dieser Auffassung wird der „Diebesdiebstahl“ nach § 242 StGB bestraft, weil der Entzug des „Diebesgewahrsams“ durch den weiteren Diebstahl zur Gewahrsamsverletzung des reinen Gewahrsamsinhabers führt. Zweitens wird im Schrifttum häufiger behauptet, dass das in § 242 StGB geschützte Rechtsgut lediglich das Eigentum an der Sache sei und die durch Wegnahmehandlung herbeigeführte Gewahrsamsverletzung beim „Diebesdiebstahl“ nur eine unrechtserhöhende Angriffsart auf das Eigentum darstelle. Mit anderen Worten wird nach dieser Ansicht die bereits stattgefundene Eigentumsverletzung durch die folgende Gewahrsamsverletzung intensiviert. Schließlich richtet sich der Diebstahl nach der früheren Auffassung unmittelbar lediglich gegen den Gewahrsam oder den Gewahrsam im wirtschaftlichen Sinne. Werde demnach der unrechtmäßige bzw. rechtswidrige Gewahrsamsinhaber, z.B. der Dieb oder der an der Sache Unberechtigte, bestohlen, so könne der Täter des „Diebesdiebstahls“ gemäß § 242 StGB bestraft werden.
Nach der überwiegenden Auffassung besteht die Aufgabe des Strafrechts bei Delikten gegen die Person darin, die Rechtsgüter des Einzelnen zu gewährleisten. Die Schutzgüter der Delikte gegen die Person stellen die durch Strafrecht zu schützenden Interessen einer Person dar, die zur Verwirklichung ihres sozialen Lebens benötigt werden. Die benötigten Interessen einer Person in ihrem sozialen Leben bedeuten die handgreiflichen Ressourcen, die ihr als ihr rechtliches Vermögen zuteil werden und durch deren Gebrauch die Person ihr soziales Leben eigenständig ausführen kann. Besitz der Ressourcen ist daher als das selbständige Arrangement des sozialen Lebens einer Person und die freie Entwicklung ihrer Persönlichkeit zu verstehen. Rechtsgüterschutz bei Delikten gegen die Person wird demnach mit dem Schutz der persönlichen Freiheit gleichgestellt. Mit anderen Worten stellt der Endzweck des Rechtsgüterschutzgedankens die Gewährleistung der persönlichen Freiheit des Rechtsgutsinhabers dar. Das wesentliche Problem beim „Diebesdiebstahl“ ist aber: Welche rechtliche persönliche Freiheit des 1. Diebs, der nicht berechtigt sogar widerrechtlich die Sache in seinem Gewahrsam hält, wird durch den weiteren Diebstahl verletzt? Wenn die Bestrafung des 2. Diebs nach § 242 StGB nicht zur Gewährleistung der rechtlichen persönlichen Freiheit des 1. Diebs, also des bloßen Gewahrsamsinhabers, dient, muss näher dargelegt werden, wen und welche rechtliche persönliche Freiheit im Falle des „Diebesdiebstahls“ durch § 242 StGB geschützt werden soll.
Nach der soeben skizzierten Ausführung soll die Frage erlaubt sein, ob die Rechtsgutstheorie die Aufgabe des Strafrechts bei Delikten gegen die Person, nämlich die Gewährleistung der persönlichen Freiheit, zweckmäßig erfüllen kann. Nach den Auseinandersetzungen der Arbeit kann man zu dem Schluss kommen, dass das Eigentumsrecht des Eigentümers und das staatsbürgerliche Recht des bloßen Gewahrsamsinhabers die zwei zu schützenden persönlichen Rechte des § 242 StGB sind. Weil der Endzweck der Rechtsgutstheorie den Schutz der persönlichen Freiheit darstellt, wird aufgrund der Auseinandersetzungen innerhalb der Arbeit der Rechtsgüterschutzgedanke nicht völlig abgelehnt; vielmehr können die freiheitsgesetzlichen Mängel der Rechtsgutstheorie durch die Diskussion der Arbeit behoben werden.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Nowadays, the German criminal law scholars deal with the dispute ”stealing from thieves” according to § 242 of the German Criminal Code and the legal interest theory. The question of the legal interest(s) to be protected by § 242 of the German Criminal Code is in dispute since the introduction of the offense. The views in the literature can be differentiated in the following three directions. ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Nowadays, the German criminal law scholars deal with the dispute ”stealing from thieves” according to § 242 of the German Criminal Code and the legal interest theory. The question of the legal interest(s) to be protected by § 242 of the German Criminal Code is in dispute since the introduction of the offense. The views in the literature can be differentiated in the following three directions. First, according to the prevailing opinion, the possession of personal property must be regarded as the other legal interest of § 242 of the German Criminal Code in addition to the ownership of chattels. According to this viewpoint is the ”stealing from thieves” punishable under § 242 of the German Criminal Code because the deprivation of the "thief’s possession" through the following theft leads to the violation of the possession of the stolen goods. Secondly, in the literature, it is more frequently stated that the legal interest protected by § 242 of the German Criminal Code is merely the ownership, and the deprivation of the possession in the case of ”stealing from thieves” is only an unlawful attack on the ownership. In other words, according to this view, the ownership violation already taking place in the case of ”stealing from thieves” is intensified by the subsequent deprivation of the possession. Finally, according to the earlier view, larceny is merely directed against the possession or the possession in the economic sense. Accordingly, the thief, who steals from unlawful or illegal possessor, e.g. the thief or the unauthorized person, could be punished in accordance with § 242 of the German Criminal Code.
In keeping with the overwhelming opinion, the task of criminal law in the case of offenses against the person is to guarantee his legal interests. The legal interests protected by the offenses against the person represent the interests of a person to be protected by criminal law which are needed to achieve his social life. The necessary interests of a person in his social life are the tangible resources that are given to him as his legal assets, and by the use of the resources the person can fulfill his social life independently. Possession of resources is therefore to be understood as the self-arrangement of the social life of a person and the free development of his personality. Protection of the legal interests in the case of offenses against the person is consequently equated with the protection of personal freedom. In other words, the ultimate purpose of the legal interest theory is to ensure the personal freedom of the legal interest owner. The main problem in the case of ”stealing from thieves” is, however, the following: what legal personal freedom of the 1st thief, who unlawful and even illegal possesses the property, is violated by the other theft? If the punishment of the 2nd thief according to § 242 of the German Criminal Code is not to guarantee the legal personal freedom of the 1st thief, that is, the freedom of the mere possessor, it is necessary to specify who and what legal personal freedom in the case of ”stealing from thieves” should be protected by § 242 of the German Criminal Code.
According to the above sketched version, it is doubtful whether legal interest theory can ever adequately fulfill the task of criminal law in the case of offenses against the person, namely the guarantee of personal freedom. Following the discussion of the Dissertation one can come to the conclusion that ownership right of the owner and the civic rights of mere possessor are the two personal rights to be protected by § 242 of the German Criminal Code. Because the ultimate purpose of legal interest theory is the protection of personal freedom, the legal interest theory is not completely rejected as a result of the dissertation; in fact, the freedom-deficiencies of legal interest theory can be remedied through discussion of the Dissertation.
Metadaten zuletzt geändert: 25 Nov 2020 22:03