Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation)
Open Access Art:
Primärpublikation
Datum:
15 Dezember 2017
Begutachter (Erstgutachter):
Dr. Fabio Padovini und Dr. Dr. Dieter Henrich
Tag der Prüfung:
19 April 2016
Institutionen:
Nicht ausgewählt
Stichwörter / Keywords:
antizipierter Vertragsbruch; vorweggenommene Nichterfüllung; Rechtsbehelf; Aufhebung des Vertrages vor Fälligkeit
anticipatory breach of contract; non-performance; remedies; termination before the obligation becomes due
Das Thema meiner Promotionsarbeit lautet „Der antizipierte Vertragsbruch“. Es handelt sich um ein Rechtsinstitut, das sich in den common law Rechtssystemen herausbildete. Nach der Lehre des sog. „anticipatory breach of contract“ kann der Gläubiger den Vertrag bereits vor Fälligkeit aufheben und Schadensersatz verlangen, wenn es offensichtlich ist, dass eine Nichterfüllung bei Fälligkeit eintreten ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Das Thema meiner Promotionsarbeit lautet „Der antizipierte Vertragsbruch“. Es handelt sich um ein Rechtsinstitut, das sich in den common law Rechtssystemen herausbildete. Nach der Lehre des sog. „anticipatory breach of contract“ kann der Gläubiger den Vertrag bereits vor Fälligkeit aufheben und Schadensersatz verlangen, wenn es offensichtlich ist, dass eine Nichterfüllung bei Fälligkeit eintreten wird. Ausdrückliche Vorschriften über die Vertragsaufhebung vor Fälligkeit wurden ferner in den letzten Jahren sowohl in die Einheitsrechtstexte und –projekte als auch in einige Zivilgesetzbücher eingeführt (z.B. in das deutsche BGB). Eine Analyse der Texten, die den antizipierten Vertragsbruch regeln, zeigt, dass sie insbesondere zwei Rechtsbehelfe gegen die Gefahr der Nichterfüllung vorsehen: Als erstens wird das Recht der benachteiligten Partei vorgesehen, den Vertrag vor Fälligkeit sofort aufzuheben. Der zweite Rechtsbehelf, der in Betracht kommt, besteht dann in dem Recht der benachteiligten Partei, die eigene Leistung auszusetzen und von der anderen Partei angemessene Sicherheiten für die künftige Leistungserbringung zu verlangen. Die Ratio des beschriebenen Mechanismus besteht in einer ausgeglichenen Wahrung der Interessen beider Parteien: Des Schuldners, der durch die Leistung ausreichender Sicherheit der Vertragsaufhebung entgehen kann; und des Gläubigers, dem das Recht auf Sicherheitsleistung die Gefahr einer unbegründeten Aufhebungserklärung vermeiden soll. Der Schadensersatzanspruch wird von meisten Texten nicht für die Fälle des Vertragsbruchs vor Fälligkeit vorgesehen, steht aber nach h.M. auch in diesen Fällen der zum Rücktritt des Vertrages berechtigten Partei zu. Meine Dissertation prüft, ob der antizipierte Vertragsbruch mit den Prinzipien der italienischen Rechtsordnung, wo eine ausdrückliche Regelung des Instituts fehlt, vereinbar ist. Die Rechtsprechung und die Lehre haben bis heute die Frage meistens positiv beantwortet. Beim Fehlen einer expliziten Norm bleibt aber die dogmatische Einordnung der vorweggenommenen Nichterfüllung in das System des italienischen Leistungsstörungsrechts fraglich.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The subject of my PhD thesis is the anticipatory breach of contract. The doctrine of the anticipatory breach originates in the common law systems and regulates the cases in which it is clear that there will be a non-performance at the time the contractual obligations become due. In these cases English law recognises the aggrieved party a right to terminate the contract and to sue the other for ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The subject of my PhD thesis is the anticipatory breach of contract. The doctrine of the anticipatory breach originates in the common law systems and regulates the cases in which it is clear that there will be a non-performance at the time the contractual obligations become due. In these cases English law recognises the aggrieved party a right to terminate the contract and to sue the other for damages before the other’s party obligation becomes due. On the contrary, traditionally, civil law legal systems did not contain any express provision regarding such kind of breach of contract, although, lately, several legislators (as, for example, the German one) have adopted provisions granting special remedies for an anticipated non-performance. Additionally, similar provisions were introduced in the Uniform Law on the International Sale of Goods and in other proposals enacting uniform contract law rules. The analysis of these provisions shows that there are two main remedies available to the non-breaching party before the performance is due. First, the party may terminate the contract in advance, when it is certain that a non-performance will occur. On the other hand, if the party fears a future breach of contract, but it is unsure about this, it may demand adequate assurance from the other party and meanwhile suspend its performance. The right to demand assurance avoids the risk of an incorrect prediction of the future breach and, at the same time, grants the debtor another possibility to perform. As far as the right to damages is concerned, several codes and legal texts do not expressly recognise the creditor’s possibility to claim for damages prior to the date set for performance. However, the courts and the doctrine admit the possibility for the creditor to claim damages as a consequence of an anticipatory breach. My PhD thesis focuses on the Italian legal system, where a specific regulation of the issue of the anticipatory non-performance is not in place. The purpose of the dissertation is to understand whether such non-performance can be admitted, as the prevailing opinion states. Furthermore, the thesis attempts to understand which remedies could be granted to the non-breaching party in consequence to an anticipatory breach of contract.