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- URN to cite this document:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-360096
- DOI to cite this document:
- 10.5283/epub.36009
Item type: | Thesis of the University of Regensburg (PhD) |
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Open Access Type: | Primary Publication |
Date: | 21 July 2017 |
Referee: | Prof. Dr. Göran Hajak |
Date of exam: | 21 July 2017 |
Institutions: | Medicine > Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie |
Keywords: | Theory of Mind, Emotionserkennung, Schizophrenie, psychosoziales Funktionsniveau |
Dewey Decimal Classification: | 600 Technology > 610 Medical sciences Medicine |
Status: | Published |
Refereed: | Yes, this version has been refereed |
Created at the University of Regensburg: | Yes |
Item ID: | 36009 |
Abstract (German)
Unter der Theory of Mind (ToM) wird die Fähigkeit verstanden, sich selbst und anderen Menschen mentale Zustände zuzuschreiben. Bei ToM-Aufgaben höherer Ordnung (Second Order) wird das Zuschreiben einer Überzeugung einer Person über die Überzeugung einer anderen Person überprüft. Schizophrene Menschen weisen bei der Lösung von Aufgaben zur ToM Defizite auf, wie bereits diverse Vorgängerstudien ...
Abstract (German)
Unter der Theory of Mind (ToM) wird die Fähigkeit verstanden, sich selbst und anderen Menschen mentale Zustände zuzuschreiben. Bei ToM-Aufgaben höherer Ordnung (Second Order) wird das Zuschreiben einer Überzeugung einer Person über die Überzeugung einer anderen Person überprüft. Schizophrene Menschen weisen bei der Lösung von Aufgaben zur ToM Defizite auf, wie bereits diverse Vorgängerstudien beschrieben haben (Frith 1992; Brüne 2008; Sprong et al. 2007). Insbesondere ToM-Aufgaben zu Second Order (SO) scheinen Schizophrenen größere Schwierigkeiten zu bereiten (Bozikas et al. 2011). Auch in der Emotionserkennung (ER) sind Schizophrene beeinträchtigt (Allott et al. 2015), insbesondere in der Wahrnehmung negativer Emotionen (Fett und Maat 2013; Addington und Addington 1998). Zusammenhänge zwischen der ToM und der ER konnten bei gesunden Probanden festgestellt werden (Mier et al. 2010b; Brüne 2005a). Ebenso wurden Zusammenhänge zwischen der ToM und der ER bei schizophrenen Patienten untersucht. Hierbei zeigen jedoch diverse Vorgängerstudien einen Mangel an Korrelationen (Achával et al. 2010; Mier et al. 2010a). Die schizophrene Symptomatik könnte nach Mandal et al. (1999) und Kim et al. (2013) in Zusammenhang mit der Ausprägung der defizitären Emotionserkennung stehen. Auch scheinen Defizite in der ToM sowie der ER Einflüsse auf das psychosoziale Funktionsniveau zu haben (Kee et al. 1998, Brüne 2005a, 2005b; Brown et al. 2014).
In der vorliegenden Arbeit wurde eine klinische Studie durchgeführt, in der 36 an Schizophrenie erkrankte Patienten mit einer gesunden Kontrollgruppe hinsichtlich der Bearbeitung von Aufgaben zur ToM und zur ER verglichen wurden. Die ToM-Aufgaben bestanden aus nonverbalen Bildergeschichten ähnlich dem Sally-Anne-Paradigma (Baron-Cohen et al. 1985). Es wurden Aufgaben zu den verschiedenen Bedingungen der ToM erster Ordnung True Belief (TB) und False Belief (FB), sowie der ToM zweiter Ordnung (SO) und der Realität (Real) als Kontrollbedingung gestellt. Es zeigte sich, dass die Patienten in allen Bedingungen im Vergleich zur Kontrollgruppe schlechter abschnitten. Zu diesem Ergebnis kamen bereits vorherige Studien wie die von Mazza et al. (2001) und Roncone et al. (2002). In der vorliegenden Studie zeigten die Patienten der schizophrenen Gruppe in den Aufgaben, zu deren richtiger Lösung die Fähigkeit zu Mentalisieren notwendig war, die größten Defizite. Die Patienten wiesen signifikante Unterschiede zwischen den jeweiligen Bedingungen TB, FB sowie SO im Vergleich zur Realitätsbedingung auf. In den Aufgaben zur Bedingung SO-ToM zeigten die Patienten die größten Leistungsdefizite. Hierbei fielen nicht nur eine verminderte Anzahl von richtig gelösten Aufgaben („Hits“), sondern auch eine verlängerte Reaktionszeit auf.
Zudem wurden in dieser Arbeit die schizophrenen Patienten mit dem FEEL-Test (Kessler, H., Bayerl, P., Dei 2001) in ihrer Fähigkeit untersucht, in Gesichtern dargestellte Emotionen richtig zu erkennen. Es zeigten sich Defizite bezüglich der negativ besetzten Emotionen Ärger, Ekel, Trauer und stärkste Einschränkungen in der Erkennung der Emotion Angst. Die Emotion Freude konnte am häufigsten richtig erkannt werden. Diese Studie zeigt zudem, dass Schizophrene generell in der Emotionserkennung beeinträchtigt sind, verglichen mit einer Kontrollgruppe nach Kessler, H., Bayerl, P., Dei (2001). Jedoch herrscht weiterhin eine kontroverse Sachlage in bisherigen Studien darüber, welche Emotion von Schizophrenen am Besten erkannt werden kann (Bediou et al. 2005; Tsoi et al. 2008). Eine Ursache hierfür könnte sowohl das heterogene Krankheitsbild der Schizophrenie unter Berücksichtigung und Einfluss des jeweiligen Ausprägungsgrades der Psychopathologie sein, als auch das Vorliegen eines generellen oder spezifischen Defizits in der Emotionserkennung bei schizophrenen Menschen (vgl. Kosmidis et al. 2007).
Um möglichen Zusammenhängen zwischen der ToM und der ER bei Schizophrenen nachzugehen, wurden in dieser Arbeit Aufgaben beider Paradigmen miteinander verglichen. Zusammenhänge zwischen richtig gelösten Aufgaben zur ER und zur ToM konnten bei den Patienten hierbei nicht nachgewiesen werden. Es ist bekannt, dass Schizophrene gegenüber Gesunden in ihren sozialen Kognitionen beeinträchtigt sind (Mier und Kirsch 2016; Buck et al. 2016; Sommer 2007). Mangelnde Korrelationen zwischen ToM und ER wurden zuvor von Autoren beschrieben (Achával et al. 2010). Vorgängerstudien haben jedoch Zusammenhänge der beiden Komponenten ToM und ER bei gesunden Probanden aufgezeigt (Mier et al. 2010b; Brüne 2005a). Dieser Unterschied von Schizophrenen zu Gesunden ließe sich möglicherweise dadurch erklären, dass Schizophrene in ihrer Fähigkeit eingeschränkt sind, ein korrektes Bild von sich und anderen zu erstellen sowie kognitive und emotionale Zustände anderer Personen zu beurteilen (Lysaker et al. 2014). Schizophrene aktivieren zum Lösen von ToM- sowie ER-Aufgaben im Gegensatz zu Gesunden möglicherweise unterschiedliche neuronale Netzwerke sowie wenden verschiedene Strategien an, um an soziale Informationen zu gelangen (Frith und Frith 1999; Frith, U., & Frith, C. D. 2001; Mier et al. 2010a). So scheint das Lösen von ToM- wie auch ER-Aufgaben besondere Anforderungen vorauszusetzen. Auch ist die Relevanz einer Unterscheidung von kognitiver ToM und affektiver ToM (Shamay-Tsoory et al. 2007) hervorzuheben, welche als voneinander unabhängige Konstrukte zu verstehen sind (Kalbe et al. 2010). Einflüsse des psychosozialen Funktionsniveaus auf die soziale Kognition wurden bereits mehrfach in Studien beschrieben (Kee et al. 1998; Roder 2011; Brown et al. 2014). Auch in der vorliegenden Arbeit liessen sich Zusammenhänge zwischen den Aufgaben zur ToM (SO und TB) und sozialen Fertigkeiten aufzeigen, was die Mentalisierungsfähigkeit der Probanden als Prädiktor für ein hohes psychosoziales Funktionsniveau nahe legt (Bora et al. 2006). Korrelationen zwischen den
Paradigmen der Emotionserkennung und dem psychosozialem Funktionsniveau konnten in dieser Studie nicht nachgewiesen werden.
Zusammenfassend wurde in der vorliegenden Arbeit erstmals experimentell aufgezeigt, dass sich bei schizophrenen Patienten in der richtigen Erkennung von Emotionen im FEEL-Test keine signifikanten Korrelationen zu Aufgaben der Theory of Mind nachweisen lassen.
Translation of the abstract (German)
The Theory of Mind (ToM) is the ability to attribute mental states to oneself and others. Second-order ToM tasks examine the ability to handle the belief of one person about the belief of another person. Schizophrenic patients struggle with solving ToM tasks, which has already been shown in several preceding studies (Frith 1992; Brüne 2008; Sprong et al. 2007). Especially second-order (SO) ToM ...
Translation of the abstract (German)
The Theory of Mind (ToM) is the ability to attribute mental states to oneself and others. Second-order ToM tasks examine the ability to handle the belief of one person about the belief of another person.
Schizophrenic patients struggle with solving ToM tasks, which has already been shown in several preceding studies (Frith 1992; Brüne 2008; Sprong et al. 2007). Especially second-order (SO) ToM tasks seem to be difficult for schizophrenic patients (Bozikas et al. 2011). Also, their emotion recognition is restricted (Allott et al. 2015), in particular the perception of negative emotions (Fett und Maat 2013; Addington and Addington 1998). Healthy test persons show correlations between ToM and ER (Mier et al. 2010b, Brüne 2005a). Correlations between ToM and ER were also examined in schizophrenia patients. Several previous studies reveal a lack of correlations here (Achával et al. 2010; Mier et al. 2010a). According to Mandal et al. (1999) and Kim et al. (2013) the schizophrenic pathology could be connected to the lack of emotion recognition abilities. A lack of ToM and ER seem to influence the psychosocial functioning level (Kee et al. 1998, Brüne 2005a, 2005b; Brown et al. 2014).
In the present thesis a clinical trial was conducted in which 36 schizophrenic patients were compared to a healthy control group in terms of solving ToM and ER tasks. The ToM tasks consisted of non-verbal picture stories resembling the Sally-Anne-paradigm (Baron-Cohen et al. 1985). Tasks were composed according to the conditions of first-order ToM true belief (TB) and false belief (FB), as well as second-order ToM and reality (Real) as control condition. As a result, patients scored worse in all the conditions compared to the control group. Previous studies, e.g. the one of Mazza et al. (2001) and Roncone et al. (2002), also got this result. In the present study schizophrenia patients struggled most with solving those tasks that required the ability to mentalize. The patients exhibited significant differences between each of the conditions TB, FB and SO and the condition of reality. In second-order ToM tasks patients displayed the lowest productivity. A reduced amount of hits and a prolonged reaction time were to be recognized here.
Additionally, schizophrenic patients’ ability to recognize emotions via facial expressions was examined in this thesis using the FEEL-Test (Kessler, H., Bayerl, P., Dei 2001). The test revealed that patients have trouble recognizing anger, disgust and sadness and that they can barely recognize the emotion of fear. Happiness, however, was recognized most often. This trial also shows that schizophrenic patients are generally restricted in recognizing emotions, compared to a control group (Kessler, H.,Bayerl, P., Dei 2001). But up to now, studies show that it is still controversial which emotions are identified best by schizophrenics (Bediou et al. 2005; Tsoi et al. 2008). The heterogeneous symptoms of schizophrenia as well as a general or specific lack of the ability to recognize emotions can be a reason for the controversial situation (cf. Kosmidis et al. 2007).
Furthermore, to find out about possible correlations between ToM and ER in schizophrenic patients, tasks of both paradigms were compared in this thesis. However, correlations between correctly solved ER tasks and ToM tasks could not be shown. It is well known that schizophrenic patients – in comparison with healthy test persons - are restricted in social cognitions (Mier und Kirsch 2016; Buck et al. 2016; Sommer 2007). The lack of correlations between ToM and ER was described previously by several authors (Achával et al. 2010). Other previous studies have, however, revealed correlations between ToM and ER in healthy test persons (Mier et al. 2010b; Brüne 2005a). This difference between schizophrenic patients and healthy test persons can possibly be explained by the condition, that a schizophrenic person is restricted in the ability to create a correct image of him- or herself and others as well as in the ability to recognize cognitive and emotional state of minds of others (Lysaker et al. 2014). Compared to healthy people, schizophrenic patients possibly activate different neuronal networks to solve ToM and ER tasks and use other strategies to gain social information (Frith und Frith 1999; Frith, U. & Frith, C.D. 2001; Mier et al. 2010a). Solving ToM as well as ER tasks seem to demand special requirements. The relevance to distinguish cognitive ToM and affective ToM (Shamay-Tsoory et al. 2007) which have to be understood as separate independent constructs (Kalbe et al. 2010) is equally to be stressed. Influences of psychosocial functioning on social cognition were described several times in previous studies (Kee et al. 1998; Roder 2011; Brown et al. 2014). In this thesis, correlations between ToM tasks (SO and TB) and social abilities are also shown, which indicate that the test persons’ ability to mentalize is a predicator for high psychosocial functioning (Bora et al. 2006). Correlations between paradigms of emotion recognition and psychosocial functioning could not be shown in this trial.
To sum up, the present thesis demonstrates for the first time in a clinical trial that there are no significant correlations between the correct recognition of emotions in the FEEL-Test and Theory of Mind tasks in schizophrenic patients.
Metadata last modified: 25 Nov 2020 15:40