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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-361152
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.36115
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 29 August 2017 |
Begutachter (Erstgutachter): | PD Dr. Annelie Plentz und Prof. Dr. Hans Jürgen Schlitt |
Tag der Prüfung: | 23 August 2017 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene |
Stichwörter / Keywords: | parvovirus B19, prevalence, pure red-cell aplasia, anemia, anaemia, solid organ transplantation, transplantation, adult, pediatric, children, liver transplantation, tacrolimus, corticosteroid |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 500 Naturwissenschaften und Mathematik > 570 Biowissenschaften, Biologie 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 36115 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Es ist bekannt, dass Parvovirus B19 (B19V) bei akuten Infektionen immunsupprimierter Patienten, beispielsweise nach Organtransplantation, zu schweren Verläufen mit hohen Viruslasten und schweren, chronischen Anämien führen kann. Es ist jedoch unklar, inwiefern Reaktivierungen latenter B19V-DNA zu einer persistierenden Infektion und Anämie bei Transplantatempfängern beitragen kann. Zu ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Es ist bekannt, dass Parvovirus B19 (B19V) bei akuten Infektionen immunsupprimierter Patienten, beispielsweise nach Organtransplantation, zu schweren Verläufen mit hohen Viruslasten und schweren, chronischen Anämien führen kann. Es ist jedoch unklar, inwiefern Reaktivierungen latenter B19V-DNA zu einer persistierenden Infektion und Anämie bei Transplantatempfängern beitragen kann. Zu B19V-Infektionen organtransplantierter Kinder gibt es bisher keine größeren Untersuchungen.
Im Rahmen dieser retrospektiven Studie wurden organtransplantierte Erwachsene und Kinder mittels rt-qPCR, inkl. Genotypisierung, auf die Präsenz von B19V-DNA innerhalb der ersten sechs Monate nach Transplantation hin untersucht. Zudem erfolgte die Bestimmung des prä- und postoperativen B19V-Serostatus mittels ELISA. Die Ergebnisse wurden mit Hämoglobinspiegeln und Retikulozytenzahlen als Surrogatmarker für aplastische Anämien korreliert. Bei den Kindern erfolgte zudem eine Analyse klinischer Parameter und des Zusammenhangs mit der Immunsuppression.
Unsere Untersuchungen bestätigten, dass das höchste Risiko für eine B19V-DNAämie in den ersten drei Monaten nach Organtransplantation besteht. Bei den 268 erwachsenen Transplantatempfängern war die Prävalenz einer B19V-DNAämie mit 3,4% im Vergleich zu bisherigen Studienergebnissen eher niedrig, bei gleichzeitig sehr niedrigen Viruslasten. Bei Nierentransplantierten war die Prävalenz trotz intensiverer Immunsuppression am niedrigsten, was darauf hindeuten könnte, dass Nieren seltener zur Transmission von B19V-Infektionen führen als andere Organe. In den meisten Fällen handelte es sich dabei um Reinfektionen, Reaktivierungen oder lediglich eine B19V-DNA-Freisetzung aus dem Transplantat. Dies resultierte nicht in einer höheren Anämieprävalenz.
Bei den lebertransplantierten Kindern zeigte sich mit 9,3% eine deutlich höhere B19V-Prävalenz als bei den Erwachsenen. Bei vier Patienten handelte es sich um prolongierte Erstinfektionen mit Beginn vor Transplantation, bei einem um eine Primärinfektion unter Immunsuppression. Als Risikofaktoren waren Hochdosisprednisolon-Anwendungen und Tacrolimus-basierte Immunsuppressionsregime eruierbar. Die Viruslasten waren höher als bei den Erwachsenen, jedoch nicht in Größenbereichen, die bei Erstinfektionen unter Immunsuppression zu erwarten sind. Im Falle des Patienten mit Primärinfektion nach Transplantation zeigte sich ein untypischer Verlauf mit einer über drei Jahre persistierenden Virämie. Die Viruslasten waren jedoch überwiegend niedrig und der Patient litt nur an einer leichten Anämie. Anämien traten bei B19V-Infektion im Kindesalter insgesamt signifikant häufiger auf als bei nichtinfizierten Kindern. Bei knapp 30% der Anämien im Kindesalter war B19V nachweisbar. Schwere Verlaufsformen blieben jedoch aus. Es erfolgte bei einem Großteil der Kinder die Anwendung von IVIG zur CMV-Prophylaxe, was dazu führte, dass die Rate an seropositiven Patienten zum Zeitpunkt der Transplantation mit der bei Erwachsenen vergleichbar war. Dies hatte wahrscheinlich einen protektiven Effekt bezüglich Primärinfektionen nach Transplantation mit potentiell schweren Verläufen.
Aus diesen Erkenntnissen schlussfolgern wir, dass schwere aplastische Anämien nur bei Primärinfektionen, nicht jedoch bei B19V-Reaktivierungen auftreten. Leichte Anämieepisoden waren bei den Kindern jedoch, im Gegensatz zu Erwachsenen, in knapp 30% mit B19V assoziiert. Daher empfehlen wir bei Anämie organtransplantierter Kinder dringend eine B19V-Diagnostik mittels PCR, insbesondere bei Tacrolimus-basierter Immunsuppression oder nach Hochdosis-Glukokortikoid-Therapie. Ein generelles präoperatives B19V-Screening oder prophylaktische IVIG-Transfusionen sind bei Kindern zu diskutieren.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
It is known that acute parvovirus B19 (B19V) infections in immunocompromised patients – like after solid organ transplantation - may lead to long-lasting high-level viremia with severe anemia. However, it is unclear, whether reactivation of latent B19V DNA causes persisting infections and anemia, as well. There is only few data on the impact of B19V in pediatric transplant recipients, with high ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
It is known that acute parvovirus B19 (B19V) infections in immunocompromised patients – like after solid organ transplantation - may lead to long-lasting high-level viremia with severe anemia. However, it is unclear, whether reactivation of latent B19V DNA causes persisting infections and anemia, as well. There is only few data on the impact of B19V in pediatric transplant recipients, with high risk of primary infection, so far.
We retrospectively analyzed the impact of B19V infection in 268 adult liver, heart and kidney recipients and in 54 liver transplanted children. In a six-month period after transplantation, blood samples were tested for B19V DNA by quantitative real-time PCR, which allows discrimination between B19V genotypes 1-3. The patients` pre-transplantation serostatus was determined. Viremia was correlated with anemia, reticulocytopenia and immunosuppression.
We found the highest risk of B19V viremia within the first three months after transplantation as well both in adult and pediatric transplant recipients. The prevalence of B19V DNA was low in adult patients with 3.4% DNAemia. Viral loads were low. In kidney recipients, the rate of detected B19V DNA was even lower despite the need for higher immunosuppression. Thus, it could be assumed that renal tissue is a less common cause of B19V transmission compared to heart or liver transplants. Mostly, there were reactivations or probably only circulating DNA, released from the transplant organ, in adult patients. We didn`t find a higher prevalence of anemia in these cases of reactivation.
With 9.3%, the prevalence of B19V was distinctly higher in liver transplanted children. In 4/5 patients, prolonged virus shredding after primary infection prior to transplantation accounts for the viremia. High-dose prednisolone therapy and tacrolimus-based immunosuppressive regimens were risk factors for B19Viremia. Viral-loads were significantly higher in children than in adult recipients. In one case, we found a primary infection after transplantation with an uncommon course and persisting viremia for more than three years. He developed only mild anemia and viral load were mostly low. In liver transplanted children, anemia was significantly more frequent in B19V infected patients. Almost 30% of anemic samples were from B19Viremic patients. Severe courses of anemia did not occur. In most pediatric patients, IVIG were routinely administered for prophylaxis of CMV infections, what led to a serostatus comparable to that of adults after transplantation. Thus, these were probably protective from B19V infections after transplantation with severe anemia, as well.
We conclude that severe anemia only occurs after B19V primary infection. However, mild anemia was associated in almost 30% with B19Viremia in children. Thus, we recommend B19V PCR diagnostics in every anemic pediatric transplant recipient. Screening for B19V before transplantation and consequent prophylactic IVIG administration must be discussed in children.
Metadaten zuletzt geändert: 25 Nov 2020 20:59