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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-362525
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.36252
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 19 Oktober 2017 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Thomas Loew und Prof. Dr. Karin Tritt |
Tag der Prüfung: | 29 Juli 2017 |
Institutionen: | Medizin > Abteilung für Psychosomatische Medizin |
Stichwörter / Keywords: | AVEM; Burnout; berufsbezogene Therapie; Stress; berufliches Bewältigungsverhalten; Rehabilitation |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 36252 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Vorrangiges Ziel einer medizinischen Rehabilitationseinrichtung ist neben der Verbesserung des Gesundheitszustandes der Patienten deren Wiedereingliederung ins Berufsleben. Die Berücksichtigung von Verhaltensweisen, Einstellungen und Gewohnheiten im Arbeitsleben ist im therapeutischen Prozess für eine langfristige gesundheitliche Stabilität und beruflichen Erfolg unerlässlich. Das bewährte ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Vorrangiges Ziel einer medizinischen Rehabilitationseinrichtung ist neben der Verbesserung des Gesundheitszustandes der Patienten deren Wiedereingliederung ins Berufsleben. Die Berücksichtigung von Verhaltensweisen, Einstellungen und Gewohnheiten im Arbeitsleben ist im therapeutischen Prozess für eine langfristige gesundheitliche Stabilität und beruflichen Erfolg unerlässlich.
Das bewährte psychodiagnostische Verfahren zur Ermittlung von subjektivem Arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM) erfasst zusätzlich zu eben jenem Arbeitsmuster die persönlichen Ressourcen zur Bewältigung der Anforderungen. Das Bewältigungsverhalten hängt eng mit der psychischen Diagnose zusammen. Das individuelle AVEM-Profil ermöglicht es, die stabilen gesundheitsförderlichen und gesundheitsgefährdenden Verhaltens- und Erlebensmuster zu erkennen und daraus individuelle rehabilitative Maßnahmen abzuleiten.
Der AVEM besteht aus elf Skalen, welche zu drei Bereichen zusammengefasst werden können und unterscheidet vier Typen: Gesund G, Schonung S, Risikotyp A (überhöhtes Engagement, geringe Distanzierung in Bezug auf berufliche Probleme und verminderte Widerstandskraft gegenüber psychischen Belastungen) und Risikotyp B (reduziertes Engagement bei zugleich eingeschränkter Distanzierungsfähigkeit, starke Resignationstendenz und verminderte psychische Belastbarkeit). Diese elf Skalen dienen zum einen der Erkennung von gesundheitsschädigenden Arbeitsweisen. Gleichzeitig können sie zum anderen zur Ableitung von Maßnahmen, welche gezielt an bestehenden Defiziten angreifen, herangezogen werden.
Obwohl Therapien der Primärerkrankungen von Patienten in medizinischen Reha-Einrichtungen häufig durchaus Erfolge zeigen, führt die Verarbeitung der psychodynamischen Konflikte und der klinischen Symptomatik zu keinen günstigen arbeitsbezogenen Nebeneffekten - ein Ergebnis, welches durch die AVEM-Musterverteilung zum Zeitpunkt der Entlassung im Vergleich zu der Verteilung bei Reha-Beginn erkennbar wird: Nur bei einem geringen Prozentsatz an Patienten lässt sich eine Veränderung zum positiven AVEM-Muster G beobachten. Daher muss für ein nachhaltiges Therapieergebnis eine spezifisch auf die arbeitsbezogenen Verhaltens- und Erlebensmuster zugeschnittene Behandlung erfolgen.
Als Ausgangspunkt der vorliegenden Arbeit dient eine repräsentative Studie zur Thematik Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster, aus der zunächst Auszüge aus Hypothesen und Ergebnissen erläutert werden. Die Darstellung dieser Studie erfolgt, um die Notwendigkeit einer am AVEM-orientierten, verbesserten berufsbezogenen Therapie aufzuzeigen.
Auf Basis ausgewählter Studienergebnisse wird ein idealtypisches Behandlungssetting erstellt, welches vorrangig die AVEM-Ergebnisse von AVEM-Mustertyp-B verbessern soll, um einem fortschreitenden Motivationsverlust dieser bzgl. der Entwicklung einer Depressionserkrankung besonders gefährdeten Patientengruppe vorzubeugen. Dem in dieser Untersuchung beschriebenen Therapiekonzept liegen zwei existierende berufsspezifische Therapieprogramme zugrunde: „Fit für den Beruf“ und „Stressbewältigung am Arbeitsplatz“. Neu ist die Ausrichtung der berufsbezogenen Therapie auf sechs Skalen des AVEMs aus dessen zweitem (Widerstandskraft gegenüber beruflichen Belastungen) und drittem Bereich (berufsbegleitende Emotionen), welche hohe Korrelationen mit dem Merkmal der Depressivität aus der Symptomcheckliste nach Derogatis aufweisen. Eine Verbesserung der Werte dieser AVEM-Skalen, welche beim Burnout-Mustertyp-B fast durchwegs am schlechtesten ausfallen, ist unerlässlich, um diese Patientengruppe angemessen auf den Arbeitsalltag nach dem Rehabilitationsaufenthalt vorzubereiten. Durch die Kombination der zwei Therapieprogramme kann sowohl positiv auf die vorherrschende Motivationslosigkeit als auch auf die kaum oder nicht vorhandene Stressbewältigung von Muster-B-Vertretern eingewirkt werden.
Das adaptierte Therapiekonzept erstreckt sich auf fünf Module, wobei zunächst eine einführende Sitzung von Patienten mit Muster-B-typischen defizitären Stanine-Werten besucht wird. Im Anschluss werden die Patienten dann entsprechend der Skalen, in denen sie dem Muster B entsprechende Werte aufweisen, den korrespondierenden Therapiemodulen zugewiesen. In diesen Modulen wechseln sich Theorie, Gruppendiskussionen und Rollenspiele ab, um den Patienten möglichst anschauliche Lösungswege und Handlungsalternativen aufzuzeigen. Zusätzlich werden Inhalte über Arbeitsblätter vermittelt. Ziel der Therapie ist ein Patient, der nach den absolvierten Modulen bei der erneuten Befragung mittels AVEM zum Zeitpunkt der Entlassung sowie zwölf Monate nach Ende des Reha-Aufenthaltes stabile, positive AVEM-Werte erreicht, welche dem Mustertyp G zugeordnet werden können.
Für die zukünftige Forschung in diesem Bereich sind weitere Studien zum Erfolg entsprechender Therapieprogramme wünschenswert, um die berufliche Situation vieler Rehabilitanden nach dem Klinikaufenthalt nachhaltig zu stabilisieren.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The primary aim of a medical rehabilitation facility, besides the improvement of the patients’ health condition, is their vocational reintegration. The consideration of behavior patterns, attitudes, and habits in work life is essential for the long-term stability of health and occupational advancement during the therapeutic process. The reliable psycho-diagnostic method to ascertain the ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The primary aim of a medical rehabilitation facility, besides the improvement of the patients’ health condition, is their vocational reintegration. The consideration of behavior patterns, attitudes, and habits in work life is essential for the long-term stability of health and occupational advancement during the therapeutic process.
The reliable psycho-diagnostic method to ascertain the subjective work-related behavior and experience pattern is AVEM (German: Arbeitsbezogenes Verhaltens- und Erlebensmuster). AVEM covers the individual resources to accomplish work requirements in addition to the aforementioned work pattern. The coping behavior is closely linked to the psychological diagnosis. The individual AVEM-profile enables the detection of stable healthy and unhealthy behavior and experience patterns and hence the deduction of individual rehabilitative measures.
AVEM consists of eleven scales which can be combined to three sections. These sections differentiate between four types: Healthy (G), Conservation (S), Risk Type A (excessive commitment, low dissociation with regard to occupational problems and diminished resilience towards mental strain) and Risk Type B (reduced commitment along with limited ability for dissociation, severe tendency for resignation and diminished mental resilience). These eleven scales serve to detect unhealthy work patterns and at the same time they can be used to deduce measures which specifically target existing deficiencies.
Although therapies for patients’ primary diseases in medical rehabilitation clinics indeed often show effectiveness, the reprocessing of psychodynamic conflicts and clinical symptoms does not lead to beneficial work-related side effects. This result is made apparent through the distribution of AVEM-patterns at the time of discharge compared to the distribution at the beginning of rehabilitation: a shift to positive AVEM-pattern G can only be seen on a minor percentage of patients. Accordingly, a treatment for specific work-related behavior and experience patterns has to take place to obtain a sustainable therapeutic success.
The present paper originates in a representative research study on the subject of work-related behavior and experience patterns. Excerpts of this study’s hypotheses and results are explained in more detail to show the necessity of an AVEM-orientated, improved occupational therapy.
Based on selected study results an ideal treatment setting is created, which primarily should improve the AVEM-results of AVEM-pattern-type-B to prevent a progressive loss of motivation of a group of patients with high risk of developing depression. The described therapeutic concept in this study is based on two existing job-related therapy programs: “Fit for work” (German: “Fit für den Beruf”) and “Stress management at the workplace” (German: “Stressbewältigung am Arbeitsplatz”). New is the focus of work-related therapy on six scales of AVEM coming from the second section (resilience to vocational stress) and third section (emotions concerning work), which show high correlations to the depressive characteristic of Derogatis’ symptom-checklist. It is essential to improve AVEM-scale values which turn out badly almost throughout Burnout-pattern-type-B in order to appropriately prepare this patient group for everyday work after rehabilitation. Through combining two therapy programs it is possible to influence both the prevailing lack of motivation and the scarce or missing stress management of pattern-B-representatives.
The adapted therapy concept covers five modules with an introductory session for patients with pattern-B-typical deficient stanine-values. Subsequently, the patients are assigned to corresponding therapy modules according to their deficient scales. During these modules, theory sessions, group discussions and role play alternate to show the patients the best intuitively accessible solution processes and action alternatives. In addition, content is provided through work sheets. The aim of this therapy is to present a patient who obtains stable, positive AVEM-values which can be assigned to pattern-type-G after the passed modules at a second survey with AVEM at the time of discharge and at a third survey twelve months after the end of rehabilitation.
More studies concerning the success of similar therapy programs are desirable for prospective research to stabilize the vocational situation of many rehabilitants after their clinic stay.
Metadaten zuletzt geändert: 25 Nov 2020 20:52