Zusammenfassung (Deutsch)
Einleitung: Zwar ist in Deutschland die Zahl der Tuberkuloseerkrankungen seit einigen
Jahren konstant, jedoch nimmt die Anzahl der multiresistenten Erkrankungen, also eine
Resistenz mindestens gegen die beiden am häufigsten eingesetzten Antituberkulotika
Isoniazid und Rifampicin, durch die Öffnung Europas nach Osten und die zunehmende Zahl
von Flüchtlingen stetig zu. Das Auftreten ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Einleitung: Zwar ist in Deutschland die Zahl der Tuberkuloseerkrankungen seit einigen
Jahren konstant, jedoch nimmt die Anzahl der multiresistenten Erkrankungen, also eine
Resistenz mindestens gegen die beiden am häufigsten eingesetzten Antituberkulotika
Isoniazid und Rifampicin, durch die Öffnung Europas nach Osten und die zunehmende Zahl
von Flüchtlingen stetig zu. Das Auftreten multiresistenter Formen der Tuberkulose macht den Einsatz alternativer Antibiotika unumgänglich. Diese sogenannten Zweit- und Drittlinien-Antituberkulotika zeichnen sich durch eine schlechtere Studienlage und weniger gute Verträglichkeit aus. Einige von ihnen stehen im Verdacht schwere psychische Störung auslösen zu können.
Methode: In der vorliegenden Arbeit wurde die Therapie von 449 stationären Patienten eines
Spezialkrankenhauses für Tuberkulosebehandlungen hinsichtlich der Sicherheit in der
Anwendung der Medikamente retrospektiv ausgewertet. Dabei wurde das Auftreten schwerer Nebenwirkungen (mADRs) und speziell das Vorkommen psychischer Störungen,
die zu einer Unterbrechung der Therapie führten, innerhalb von zwei großen Patientengruppen erfasst und verglichen. Die erste Gruppe enthielt 249 Patienten (Gruppe
1), deren Therapieplan ausschließlich Erstlinienmedikamente nach Empfehlung der WHO enthielt. Eine zweite Gruppe mit 200 Patienten (Gruppe 2) hatte mindestens eines der
gesondert untersuchten Zweit-/Drittlinienmedikamente (Cycloserin, Terizidon, Prothionamid, Moxifloxacin) erhalten. Diese Gruppe wurde im Verlauf nochmal in eine Gruppe mit
Kombinationstherapie aus Erst- und Zweit-/Drittlinienmedikamenten mit 189 Patienten
(Gruppe 2.1) und eine Gruppe mit ausschließlicher Zweit-/Drittlinientherapie und 11Patienten (Gruppe 2.2) unterteilt.
Ergebnisse: mADRs ohne Berücksichtigung der Ursachen wurden bei 14,05% der Gruppe 1 und 29,50% (p = < 0,001) der Gruppe 2 bzw. 27,51% (p = 0,002) in Gruppe 2.1 und 63,64% (p = 0,001) in Gruppe 2.2 festgestellt. Psychiatrische Diagnosen konnten in 2,81% der Fälle
bei Gruppe 1, 7,00% (p = 0,037) in Gruppe 2 bzw. 6,88% (p = 0,043) in Gruppe 2.1 und 9,10% (p = 0,483) in Gruppe 2.2 erfasst werden. Hinsichtlich der Häufung von schweren
Nebenwirkungen und dem Auftreten psychischer Störungen in Gruppe 2 gegenüber Gruppe 1 besteht Signifikanz. Die Auswertung der vier Einzelsubstanzen ergibt Signifikanz in Bezug auf das Auftreten genereller mADRs (p = < 0,001 – 0,049) im Vergleich zur Referenzgruppe 1, aber keine Signifikanz in Bezug auf die Häufung psychischer Störungen (p = 0,087 – 0,795). Nach Absetzen einzelner oder mehrerer Medikamente verbesserte sich der Gesundheitszustand von 91,43% der Patienten von Gruppe 1 und 78,85% der Gruppe 2.
Bei psychischen Störungen besserte sich der Zustand in Gruppe 1 bei 85,71% der Patienten
und in Gruppe 2 bei 46,15%
Diskussion: Das gehäufte Auftreten schwerer Nebenwirkungen jeglicher Art unter der Beteiligung von Zweit- und/oder Drittlinienmedikamenten an der Therapie der Tuberkulose ist unbestritten. Das psychogene Potential dieser Ersatzmedikamente bleibt allerdings fraglich. Zu viele Einflussfaktoren, darunter vor allem die Therapiebedingungen, die Therapiedauer und die große Variabilität der Therapieregimes machen eine konkrete
Aussage und den Rückschluss auf einzelne Medikamente äußerst schwierig. Auch bereits vorhandene Untersuchungen liefern hierfür keine einheitlichen Ergebnisse. Für das
Auftreten schwerer psychischer Störungen während der Therapie scheint eine Kombination aus Medikamenten und deren Nebenwirkungen, Art und Dauer der Therapie, sowie die
Schwere der Erkrankung eher wahrscheinlich zu sein, als die Wirkung eines einzelnen Medikaments. Antworten darauf könnte die Analyse ganz bestimmter
Medikamentenkombinationen unter definierten Therapiebedingungen liefern.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Introduction: The increasing number of MDR/XDR tuberculosis in Germany leads to the use of alternative drugs. This so called second line antituberculotics are suspected to trigger severe mental disorders
Methods: Retrospective analysis of 449 hospitalised patients in a German hospital specialized on the treatment of tuberculosis. Two equal groups were analysed. 249 patients (Group 1) were ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Introduction: The increasing number of MDR/XDR tuberculosis in Germany leads to the use of alternative drugs. This so called second line antituberculotics are suspected to trigger severe mental disorders
Methods: Retrospective analysis of 449 hospitalised patients in a German hospital specialized on the treatment of tuberculosis. Two equal groups were analysed. 249 patients (Group 1) were treated with the standard antituberculotic regimen recommended by the WHO (RMP, INH, PZA, EMB/SM), 200 patients (Group 2) were treated with at least one of secone line drug (CS, TZ, MFX, PTH/189/Group 2.1) or only second line antituberculotics (11/Group 2.2).
Results: 14,05% of patients in Group 1, 29,50% (p= <0,001) respectively 27,51% (p= 0,002) in Group 2.1 and 63,64% (p=<0,001) developed mADRs of any kind. Psychiatric mADRs could be found in 2,81% of cases in Group 1, 7,00% (p=0,037) in Group 2 respectively 6,88% (p=0,043) in Group 2.1 and 9,10% (p=0,483) in Group 2.2. But there was no link to one of the second line drugs and psychiatric mADRs analyzed as single substances (p = 0,087 - 0,795)
Discussion: The occurence of higher rates of mADRs of any kind in the use second line antituberculotics compared to a first line therapy was found. The link from psychiatric mADRs to one of the analyzed second line antituberculotic drugs could not be made. It seems like there are much more factors that can lead to severe mental disorders in the treatment of tuberculosis of hospitalised patients like length of stay/treatment and severity of the illness itself.