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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-374739
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.37473
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 5 September 2018 |
Begutachter (Erstgutachter): | Dr. Bertram Reingruber |
Tag der Prüfung: | 26 Juni 2018 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Kinder- und Jugendmedizin |
Stichwörter / Keywords: | Anorektale Manometrie, Halbleiter, Kinder, Normwerte, Untersuchungsprotokoll, Leitlinien |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 37473 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Hintergrund: Die anorektale Manometrie ist ein zentrales, nichtinvasives Verfahren der proktologischen Diagnostik zur Objektivierung der Sphinkterfunktion und Detektion pathophysiologischer Ursachen von Stuhlentleerungsstörungen. Die halbleitergestützte Methode kommt hierbei aufgrund ihrer Effizienz und kindgerechten Anwendbarkeit zunehmend häufiger zum Einsatz. Für Kinder liegen jedoch keine ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Hintergrund: Die anorektale Manometrie ist ein zentrales, nichtinvasives Verfahren der proktologischen Diagnostik zur Objektivierung der Sphinkterfunktion und Detektion pathophysiologischer Ursachen von Stuhlentleerungsstörungen. Die halbleitergestützte Methode kommt hierbei aufgrund ihrer Effizienz und kindgerechten Anwendbarkeit zunehmend häufiger zum Einsatz. Für Kinder liegen jedoch keine Normwerte oder Standardisierung des Untersuchungsablaufes vor.
Ziel: Das Ziel dieser Arbeit war es, anhand einer prospektiven Studie, Normwerte an einem Kollektiv gesunder Kinder zu erheben. Es wurde weiterhin der Frage nachgegangen, ob die Messergebnisse von Alter, Geschlecht, Messverfahren oder Messsystem beeinflusst werden. Des Weiteren wurde untersucht, inwiefern sich die Messergebnisse proktologischer Patienten von denen Gesunder unterscheiden und welche Parameter in der Diagnostik, Therapieplanung und Verlaufskontrolle von klinischer Relevanz sind. Abschließend sollte der aktuelle Stellenwert der Manometrie in nationalen Leitlinien und kinderchirurgischen Kliniken analysiert werden.
Material und Methoden: Für die Normwerterhebung wurden 73 proktologisch gesunde Kinder im Alter von elf Tagen bis 14 Jahren mit einer 9-Kanal-Halbleitersonde untersucht. Es erfolgte die Einteilung in fünf Altersgruppen. Entsprechend des Alters und der Mitarbeit der Kinder wurden in stationärer Messtechnik Druckwerte in Ruhe, während des Kneifens, Dauerkneifens, Pressens und Hustens aufgezeichnet sowie ein Ruhedruckprofil in kontinuierlicher Rückzugstechnik erstellt. Mit Hilfe eines zusätzlich eingeführten Ballonkatheters wurde der rektoanale Inhibitionsreflex (RAIR) beurteilt.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der Normwerterhebung ließen insgesamt keinen Zusammenhang zwischen Alter oder Geschlecht mit den Ruhe-, Kneif-, Press- und Hustenaufzeichnungen sowie RAIR, Asymmetrie und Analkanallänge erkennen. Bezüglich der Messgenauigkeit stieg die intraindividuelle Reproduzierbarkeit der Ruhedruckmessung mit dem Alter der Patienten an. Basierend auf eigenen Ergebnissen und einer Metaanalyse der in Literatur verwendeten Untersuchungs- und Auswertungsschemata wurde hinsichtlich Aussagekraft und Handhabbarkeit bei Kindern ein Untersuchungsprotokoll erarbeitet.
Anhand eines Vergleichs der gesunden Stichprobe mit insgesamt 169 kinderproktologischen Patienten mit Obstipation, Überlaufenkopresis, Inkontinenz, M. Hirschsprung und anorektalen Malformationen wurden diejenigen Parameter identifiziert, die eine gute Diskriminationsfähigkeit zwischen Gesund und Krank aufweisen. Es wurde die Wertigkeit der Parameter in der Diagnostik und Verlaufskontrolle beurteilt und so eine Handlungsempfehlung erarbeitet. Diese bietet eine an das entsprechende Krankheitsbild bzw. an die vorherrschende Symptomatik angepasste Auswahl der Untersuchungsbestandteile, um so spezifische Fragestellungen beantworten zu können.
Eine deutschlandweite Umfrage zum Einsatz der Manometrie in kinderchirurgischen Kliniken zeigt eine deutliche Diskrepanz zwischen tatsächlicher Nutzung und den Vorgaben der Leitlinien zur Diagnostik von Stuhlentleerungsstörungen. Ein Drittel aller befragten Kliniken nutzen sie, regelmäßig kommt sie jedoch nur in einem Sechstel zum Einsatz. Der zurückhaltende Einsatz der Manometrie in der Pädiatrie hat neben den fehlenden Normwerten und Standardisierung auch methodische und ökonomische Ursachen. Insbesondere wurde auf die notwendige Patientenkooperation, die Artefaktanfälligkeit sowie der hohe Zeit- und Personalaufwand hingewiesen.
Schlussfolgerung: Entgegen der Erwartung zeigen weder Alter noch Geschlecht einen Einfluss auf die erhobenen Messwerte. Basierend auf den Ergebnissen von 73 gesunden Kindern, können somit alters- und geschlechtsunabhängige Referenzwerte für die pädiatrische Diagnostik mit Halbleitersonden genutzt werden. Ein standardisiertes Untersuchungsprotokoll definiert Ablauf und Interpretation der Manometrieuntersuchung und ermöglicht die bessere Vergleichbarkeit von Einzeluntersuchungen verschiedener Zentren.
Eine symptomorientierte Auswahl der Untersuchungsparameter ermöglicht es, pathophysiologische Ursachen von Stuhlentleerungsstörungen zu erkennen und so einen relevanten Beitrag zur Therapieplanung zu liefern. Die Manometrie hat somit, insbesondere kombinier mit anderen Untersuchungsverfahren, weiterhin einen hohen klinischen Stellenwert.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Background: Anorectal manometry is an essential, noninvasive diagnostic tool to determine sphincter function and to detect pathophysiological causes of disorders of defecation. Despite the increasing use of microtransducer systems due to their efficiency and suitability for infants, neither pediatric normal values nor standardized methods for parameter exist. Purpose: The goal of this work was ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Background: Anorectal manometry is an essential, noninvasive diagnostic tool to determine sphincter function and to detect pathophysiological causes of disorders of defecation. Despite the increasing use of microtransducer systems due to their efficiency and suitability for infants, neither pediatric normal values nor standardized methods for parameter exist.
Purpose: The goal of this work was to conduct a prospective study to obtain normal values for anorectal manometry for infants and evaluate their relation to age, gender or method used. Furthermore, another objective was to compare healthy and symptomatic infants with disorders of defecation and identify the relevant parameters for diagnosis, planning of therapy and follow up. Finally, the current significance of manometry in German guidelines and pediatric surgical clinics was evaluated.
Methods and Participants: We examined 73 healthy volunteers with ages ranging from eleven days to 14 years without history of prior defecation disorders or diseases affecting the anal canal. We divided the collected data into five different age groups. Anorectal manometry was performed with a 9-channel microtransducer system. We recorded resting sphincter tone, squeeze pressure, coughing reflex, attempted defecation using a stationary measurement technique. An anal profile using continuous pull through technique was compiled. Furthermore, the rectoanal inhibitory reflex (RAIR) was evaluated.
Results: The results showed no significant correlation between age or gender and the resting sphincter tone, the rectoanal inhibitory reflex (RAIR), length of the anal canal, coughing reflex, length of the high pressure zone, and the ability to squeeze the EAS. Intra-individual reproducibility increased with the patients’ age. Based on own data and publications, a standardized protocol for performing manometry was developed, focusing on informative value and practicability with infants.
Comparing normal values and 169 patients with obstipation, encopresis, incontinence, Hirschsprung’s disease and anorectal malformations revealed qualitative and quantitative dissimilarities. Parameters which allow to distinguish between healthy and symptomatic patients were assessed and a recommendation for a symptom-oriented choice of tests was developed.
A nationwide survey was analyzed, sampling the utilized measurement systems and reasons to use or not to use anorectal manometry. Although advised in the guidelines for defecation disorders only one third of the interviewed departments are using anorectal manometry. Among these, only one sixth is using the method frequently. Apart from missing normal values and standardization, economic and methodical reasons as well as interfering artefacts, patient compliance or the benefit of alternative diagnostics, were named.
Conclusion: Surprisingly, neither age nor gender influence pressure values. Based on results from 73 healthy infants, we suggest the application of uniform normal values for anorectal manometry for infants. A standardized protocol defines common methods for measurement and interpretation of results and ensures good comparability of examinations between different laboratories.
A symptom-based selection of examination parameters allows the detection of pathophysiologic reasons for defecation disorders and thus can contribute to therapy management. Hence, manometry - especially in combination with other examination methods - will continue to play a significant role in clinical work.
Metadaten zuletzt geändert: 25 Nov 2020 19:33