Darmkrebs, Kolon-Karzinom, Laparoskopie, Krebsregister, Versorgungsforschung
bowel cancer, colon carcinoma, laparoscopy, cancer registry, health services research
Hintergrund:
Über 20 Jahre nach der Einführung von laparoskopischer Chirurgie für Kolon-Karzinome bevorzugen viele Chirurgen noch immer den offenen Operationszugang, obwohl verschiedene randomisierte Studien zu dem Schluss kamen, dass die Laparoskopie ein onkologisch sicheres Verfahren ist. Das geringe Vertrauen in die minimalinvasive Chirurgie ist möglicherweise Ergebnis eines Mangels an ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Hintergrund:
Über 20 Jahre nach der Einführung von laparoskopischer Chirurgie für Kolon-Karzinome bevorzugen viele Chirurgen noch immer den offenen Operationszugang, obwohl verschiedene randomisierte Studien zu dem Schluss kamen, dass die Laparoskopie ein onkologisch sicheres Verfahren ist. Das geringe Vertrauen in die minimalinvasive Chirurgie ist möglicherweise Ergebnis eines Mangels an hochwertigen retrospektiven Arbeiten, die das Langzeitüberleben von Darmkrebspatienten nach laparoskopischen und offenen Routine-Eingriffen vergleichen.
Patienten und Methoden:
Diese bevölkerungsbezogene Kohortenstudie vergleicht in erster Linie Gesamtüberlebens- und rezidivfreie Überlebensraten nach laparoskopischen und offenen Kolon-Karzinom Resektionen. Die Daten dafür stammen aus einem deutschen klinischen Krebsregister, welches sämtliche Tumordiagnosen innerhalb eines 1,1 Millionen Einwohner umfassenden süddeutschen Regierungsbezirks erfasst. Insgesamt wurden etwa 2700 Patienten mit elektiver chirurgischer Resektion eines primären, nicht metastasierten Adenokarzinom des Kolons zwischen Januar 2004 und Dezember 2013 in die Auswertungen eingeschlossen. Zum Überlebenszeitvergleich wurde unter anderem auf Kaplan-Meier Analysen, relative Überlebensmodelle und multivariable logistische und Cox-Regressionsanalysen zurückgegriffen.
Ergebnisse:
Während des Beobachtungszeitraums nahm die Laparoskopierate zunächst von 6,9% auf 17,8% zu, um dann 2013 wieder auf ein Niveau von 13,2% zu sinken. Laparoskopisch operierte Patienten sind im Durchschnitt jünger, haben ein niedrigeres UICC-Stadium und erhalten häufiger eine adjuvante Chemotherapie. Die perioperative Mortalitäts-Rate ist nach minimalinvasiven Operationen geringer, wobei diesbezüglich in der multivariablen Analyse das Signifikanzniveau knapp verfehlt wird. Über alle eingeschlossenen Patienten gerechnet weisen die laparoskopischen Patienten im Vergleich zur offenen Gruppe signifikant höhere 5-Jahres-Gesamtüberlebens- und relative Überlebensraten auf (5-Jahres Gesamtüberlebensrate offen vs. laparoskopisch: 69,0 vs. 80,2%, p <0,001). Die Rezidivrate laparoskopischer Patienten ist marginal höher. Bei Betrachtung der rezidivfreien Überlebensraten minimiert sich dementsprechend der Vorteil der laparoskopisch Operierten und verfehlt das Signifikanzniveau knapp. Nach Adjustierung für eine Reihe wichtiger Confounder ist weiterhin ein signifikanter Überlebensvorteil der laparoskopischen Patienten in den Subgruppen der UICC-Stadium II Patienten sowie bei den 65- bis 77-jährigen zu beobachten.
Schlussfolgerung:
Gerade bei der im klinischen Alltag äußerst relevanten Subgruppe der Patienten mit mäßig fortgeschrittenem Tumoren im typischen Erkrankungsalter ist aus Sicht dieser Studie ein verstärkter Einsatz minimalinvasiver Operationstechniken anzustreben - die notwendige Expertise des Operateurs vorausgesetzt. Dennoch sind weitere bevölkerungsbezogene Beobachtungsstudien zum Thema nötig. Der auf repräsentativen klinischen Registern aufbauende Forschungsansatz des „real-time monitorings“ der „daily clinical practice“ profitiert stark von der Digitalisierung im Gesundheitssystem und dem Big-Data-Ansatz. - Eine Chance, die es zu nutzen gilt. Je mehr Patienten aus repräsentativen Settings unterschiedlicher Gesundheitssysteme weltweit untersucht werden, desto verlässlicher ist die Evidenz, die aus der Zusammenschau aller Ergebnisse entsteht.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Background:
Over 20 years after the introduction of laparoscopic surgery for colon cancer, many surgeons still prefer the open approach. Whereas randomized controlled trials (RCTs) have proven the oncologic safety of laparoscopy, long-term data depicting daily clinical routine are scarce.
Patients and Methods:
Main objective of this population-based cohort study is to compare 5-year ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Background:
Over 20 years after the introduction of laparoscopic surgery for colon cancer, many surgeons still prefer the open approach. Whereas randomized controlled trials (RCTs) have proven the oncologic safety of laparoscopy, long-term data depicting daily clinical routine are scarce.
Patients and Methods:
Main objective of this population-based cohort study is to compare 5-year overall, relative, and recurrence-free survival rates after laparoscopic and open colon carcinoma surgery. Data derive from an independent German cancer registry encompassing all tumor patients within a political district of 1.1 million inhabitants. The final analysis included approximately 2700 patients with major elective resection of primary non-metastatic colonic adenocarcinoma between January 2004 and December 2013. Survival rates were compared using Kaplan–Meier analyses, relative survival models, and multivariate Cox regression. Sensitivity analysis quantified selection bias.
Results:
The proportion of laparoscopic procedures increased from 6.9 to 17.8% at the end of observation period. Laparoscopy patients were younger, had a lower UICC stage, and were more likely to receive postoperative chemotherapy. Lower perioperative mortality rates were observed after minimal invasive surgery, although there was no significant difference in multivariate analysis. Overall, relative, and recurrence-free survival of laparoscopic patients was significantly superior or equivalent in Kaplan–Meier analysis (5-year overall survival rate open vs. laparoscopic: 69.0 vs. 80.2%, p <0.001). The superiority of laparoscopy mostly remained stable after adjusting for confounders, while significance was reached in middle-aged and in stage II patients.
Conclusion:
Laparoscopy is a safe and promising alternative to the open approach in daily clinic practice. This is especially true for patients in the typical onset-age of colon carcinoma featuring a moderately advanced tumor stage. These favorable outcomes require future confirmation by more high-quality studies outside the setting of RCTs. - The more data on a topic is explored, the more reliable the outcomes are. We are living in times of “big data”. Thanks to modern information processing techniques cancer registry research soon will be established as a valuable source of medical evidence right out of the daily clinic practice.