Untersuchung zur Fahrtauglichkeit bei der Multiplen Sklerose:
Datenerhebung im Rahmen einer prospektiven Studie zur
Ermittlung des Einflusses von Vigilanz, Schlaf und Kognition bei
MS-Erkrankten und Kontrollen
Fahrtauglichkeit bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ist ein noch insgesamt wenig untersuchtes und möglicherweise unterschätztes Themengebiet, welches aufgrund seiner unumstritten hohen gesellschaftlichen Relevanz mehr Aufmerksamkeit zugesprochen werden sollte. Der bisherige Forschungskonsens beruht dabei auf einer vor allem hohen Bedeutung verschiedener kognitiver Defizite, wenn es um die ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Fahrtauglichkeit bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS) ist ein noch insgesamt wenig untersuchtes und möglicherweise unterschätztes Themengebiet, welches aufgrund seiner unumstritten hohen gesellschaftlichen Relevanz mehr Aufmerksamkeit zugesprochen werden sollte. Der bisherige Forschungskonsens beruht dabei auf einer vor allem hohen Bedeutung verschiedener kognitiver Defizite, wenn es um die Beeinträchtigung der fahrrelevanten Leistung geht. Mithilfe einer fragestellungsspezifischen Testdiagnostik sollte in dieser Arbeit erfasst werden, ob und welche relevanten, kognitiven Dimensionen bei MS-Patienten unterschiedlicher Krankheitsstadien die Fahrtauglichkeit in welchem Maße beeinträchtigen. Hierzu wurden MS-Patienten nach Stellung der Erstdiagnose (n=20), dazu nach Alter, Geschlecht und Berufsweg gematchte gesunde Kontrollen (n=20), sowie MS-Patienten mit längerem Krankheitsverlauf (n=20) in ein umfassendes Studiendesign eingeschlossen und bearbeiteten die umfassende, validierte und fahrtauglichkeitsspezifische Testbatterie „DRIVEPLS“ des Wiener Testsystem Verkehr der Firma Schuhfried AG. Bei MS-Patienten mit längerem Krankheitsverlauf konnten multiple Beeinträchtigungen diverser kognitiver Dimensionen im Vergleich zu beiden anderen Studienpools detektiert werden: Logisch- und schlussfolgerndes Denken (p=.001), Belastbarkeit (p<.001), Konzentration (p<.001), Aufmerksamkeit (p<.001), Orientierung (p<.001), visuelle Wahrnehmung (p=.001) sowie das Gesichtsfeld (p=.001). Im Gegensatz dazu zeigten MS-Patienten nach Erstdiagnose sowie die gesunden Kontrollen ähnliche Ergebnisse in allen Subtests des DRIVEPLS auf und erwiesen sich als vergleichbar mit der Normalpopulation. Insgesamt wurden dabei 60% der länger erkrankten MS-Patienten als nicht fahrtauglich detektiert, wohingegen nur 15% der Ersterkrankten und 10% der gesunden Kontrollen ein negatives Testergebnis erreichten. Diese Arbeit betont, dass MS-Patienten mit längerem Krankheitsverlauf multiple kognitive Defizite aufzeigen, die mit einer Reduktion der fahrtauglichkeitsspezifischen Leistungsfähigkeit einhergehen. Eine objektive und nach der Fragestellung ausgerichtete Testbatterie wie das DRIVEPLS könnte dabei als potentielles Screeningtool Einzug in den klinischen Alltag finden und sollte darüber hinaus auch mit den Ergebnissen einer Fahrprüfung verglichen werden. Weitere Studien zur Erfassung der zeitlichen Entwicklung dieser Defizite im
Krankheitsverlauf sowie Interventionen zum Erhalt oder der Verbesserung der
Fahrtauglichkeit sind in Zukunft notwendig, um ein tieferes Verständnis dieser Thematik zu erreichen.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Multiple sclerosis (MS) is an inflammatory and demyelinating disease of the central nervous system with a broad diversity of symptoms and different disease courses. Impairment factors vary not only with respect to motor, visual or somatosensory symptoms, but also include cognitive and executive functions. As a consequence, dysfunctions in different domains may severely impair fitness to drive in ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Multiple sclerosis (MS) is an inflammatory and demyelinating disease of the central nervous system with a broad diversity of symptoms and different disease courses. Impairment factors vary not only with respect to motor, visual or somatosensory symptoms, but also include cognitive and executive functions. As a consequence, dysfunctions in different domains may severely impair fitness to drive in MS. Only a small number of studies have examined the effect of cognitive functions on fitness to drive in patients with MS so far. These studies indicate that dysfunctions in divided and selective attention as well as in visuospatial skills and information processing speed significantly affect driving ability and progress with disease severity. Patients with a first diagnosis of MS (n=20), matched healthy controls (n=20) and MS patients with a prolonged disease duration (n=20) underwent the validated test battery DRIVEPLS by the Vienna-Test-System-TRAFFIC, comprising of various cognitive tasks. MS patients with long term disease showed significant worsening of results in nearly all subtests of the DRIVEPLS. 60% of patients with a prolonged disease duration were revealed as unfit to drive compared to 15% of the newly diagnosed patients with MS and 10% of the healthy controls. Logical reasoning (p=.001), stress tolerance and reaction time in a stressful situation (p<.001) were mostly decreased. Moreover, MS patients with a prolonged disease showed an impairment regarding concentration (p<.001), attention (p<.001), orientation (p<.001), visual perception (p=.001) and field of view (p=.001). In contrast no major differences between healthy controls and newly diagnosed patients with MS were found.
Fitness to drive in patients with MS is an important, but still underestimated issue. Using a computer-based assessment battery on fitness to drive, our study has identified significant MS-related cognitive impairments relevant for driving abilities. Furthermore computer based test systems like DRIVEPLS might be discussed as a potential screening tool for detecting fitness to drive in a clinical setting, though it can not replace an on-road driving test. Given the potential progression of MS to develop more severe cognitive impairments, long term monitoring of driving skills and individual assessments are warranted in this patient group. Furthermore interventional studies in order to examine the effect of training on driving-related cognitive abilities are lacking.