Zusammenfassung (Deutsch)
Das Auftreten einer Epilepsie bei an MS erkrankten Personen wird bereits seit längerer Zeit als Krankheitsspektrum der MS betrachtet. Obwohl sie eher eine Minderheit der MS-Patienten betrifft, ist das Risiko der Entwicklung epileptischer Anfälle unter diesen Personen etwa drei- bis sechsmal höher als in der Normalbevölkerung. Der pathophysiologische Mechanismus, durch welchen epileptische Anfälle ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Das Auftreten einer Epilepsie bei an MS erkrankten Personen wird bereits seit längerer Zeit als Krankheitsspektrum der MS betrachtet. Obwohl sie eher eine Minderheit der MS-Patienten betrifft, ist das Risiko der Entwicklung epileptischer Anfälle unter diesen Personen etwa drei- bis sechsmal höher als in der Normalbevölkerung. Der pathophysiologische Mechanismus, durch welchen epileptische Anfälle bei diesen Patienten auftreten, konnte bisher noch nicht geklärt werden, ebenso wenig wurde der genaue ursächliche Zusammenhang zwischen beiden Erkrankungen entdeckt. Trotzdem lässt die vermehrte Manifestation einer Epilepsie unter an MS erkrankten Menschen die Annahme einer zugrundeliegenden kausalen Verbindung zu. Anhand MR-tomografischer Studien konnte nachgewiesen werden, dass MS-Patienten mit gleichzeitig bestehender Epilepsie eine erhöhte Anzahl sowohl kortikaler als auch subkortikaler Läsionen aufzeigen, was wiederum die Vermutung stärkt, das Auftreten epileptischer Anfälle könne in Assoziation zu diesen Läsionen stehen. Zudem verfügen bestimmte Medikamente, unter anderem beispielsweise Interferon-beta, über prokonvulsive Fähigkeiten, die bei der Frage nach der Ursache für das gleichzeitige Auftreten beider Erkrankungen ebenfalls berücksichtigt werden sollten.
Ob und inwieweit die Epilepsie als Comorbidität den klinischen Verlauf und die Langzeitprognose der MS beeinflusst, ist bisher allerdings noch unklar. Es scheint jedoch so, als würden epileptische Anfälle die Belastung der Betroffenen durch ihre Erkrankung - physisch wie psychisch - weiter erhöhen.
Im Rahmen der vorliegenden Arbeit erfolgte die genauere Betrachtung eines solchen Patientenkollektivs. Hierzu wurden, unter Zuhilfenahme einer EDV-Suchanfrage und unter Durchsicht der Akten des Archivs der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Universität Regensburg am Bezirksklinikum, ausgehend von 1267 MS-Patienten, 23 Personen (1,82 %) identifiziert, die sowohl an einer MS als auch an einer Epilepsie bzw. an epileptischen Anfällen leiden und sich im Zeitraum zwischen 2003 und 2015 in der genannten Klinik vorstellten. Nachdem die Akten dieser Patienten gesammelt worden waren, erfolgte die Auswertung der Daten und die Beschreibung dieses Patientenkollektivs.
Mehrheitlich entwickelten sich die epileptischen Anfälle nach der Erstmanifestation der MS und demnach während des Krankheitsverlaufs, wobei als vorherrschende Verlaufsformen die RRMS und die SPMS imponierten. Dementsprechend darf vermutet werden, dass die MS als ein ursächlicher Faktor für die Ausbildung epileptischer Anfälle bei diesen Personen fungiert und die Epilepsie unabhängig vom Subtyp der MS, jedoch nicht bei der PPMS, auftreten kann.
Zumeist präsentierten die Probanden Anfälle fokalen Ursprungs, welche wiederum mehrheitlich in bilateral tonisch-klonische Anfälle übergingen, wohingegen Anfälle mit generalisiertem Beginn nicht nachgewiesen werden konnten.
Sowohl die Schwere als auch die Frequenz der Anfälle waren von Person zu Person sehr unterschiedlich. Dementsprechend waren einige der Patienten stärker von der Epilepsie betroffen und präsentierten häufig wiederkehrende Anfälle, während andere wiederum eine nicht so starke Einschränkung aufgrund lediglich einiger weniger epileptischer Anfälle erfuhren.
Zukünftige Beschäftigungen und Forschungen auf diesem Gebiet bleiben unerlässlich, um zum einen die Ursache des Auftretens epileptischer Anfälle bei an MS erkrankten Personen bzw. deren möglicherweise bestehenden kausalen Zusammenhang zu identifizieren und zum anderen die Lebensqualität der Patienten dauerhaft zu verbessern.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Even though seizures only affect a minority of patients with MS, they are still a serious problem. The occurrence of seizures has been considered being part of the disease spectrum of MS for a long time. Several studies indicate that the risk of developing seizures is up to six times higher in MS patients as compared to the general population. NMR-tomographic studies have shown an association ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Even though seizures only affect a minority of patients with MS, they are still a serious problem. The occurrence of seizures has been considered being part of the disease spectrum of MS for a long time. Several studies indicate that the risk of developing seizures is up to six times higher in MS patients as compared to the general population. NMR-tomographic studies have shown an association between grey matter lesions and the appearance of epilepsy. Furthermore, some medications used in treating MS, such as interferon beta, may increase the risk of generating seizures.
Whether and to what extent the manifestation of seizures and epilepsy in MS patients influences the clinical course and the long-term prognosis of the MS has not been sufficiently clarified.
We identified 23 individuals (1.82 %) out of 1267 patients with MS which simultaneously suffered from MS and seizures or epilepsy and presented themselves at the Department of Neurology of the University of Regensburg in Germany between 2003 and 2015. As it is a retrospective study, the identification of the individuals was done with the help
of the electronic admission system of the hospital and a computer search query, as well as by scrutinizing medical records of the MS patients for evidence of seizures and epilepsy within the individual archives of the hospital. Subsequently, the medical records of the patients with MS and seizures or epilepsy were collected and retrospectively reviewed.
The findings of this study indicate that there is a higher risk of developing seizures when having MS as compared to the general population. The fact that in most cases, seizures occurred after the first manifestation of MS indicates that they may be the consequence of MS. Furthermore, it seems as if a relation between some immunomodulatory therapies and the development and frequency of seizures in MS patients could be possible but must be proven in further studies due to limited data availability at present. Moreover, the high frequency of RRMS and SPMS as well as of focal epilepsy supports the idea, that cortical lesions occurring in MS patients may play an important role in comorbid epilepsy. Some patients had their seizures before developing SPMS while seizures in others appeared after evolving SPMS. This may indicate that epilepsy is a marker of more aggressive forms of MS but could also suggest that progressive forms of
MS are more likely to generate seizures.