Die Studienlage zur psychischen Belastung der Angehörigen von Intensivpatienten wächst stetig, allerdings beziehen sich die meisten Studien auf die akute Belastung während der Intensivbehandlung, bzw. untersuchen nur eine kurzfristige Periode nach der Entlassung.
Stattdessen wird in dieser Studie untersucht, ob der Intensivaufenthalt bei Angehörigen von kritisch kranken Patienten auch noch drei ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Studienlage zur psychischen Belastung der Angehörigen von Intensivpatienten wächst stetig, allerdings beziehen sich die meisten Studien auf die akute Belastung während der Intensivbehandlung, bzw. untersuchen nur eine kurzfristige Periode nach der Entlassung.
Stattdessen wird in dieser Studie untersucht, ob der Intensivaufenthalt bei Angehörigen von kritisch kranken Patienten auch noch drei bis sechs Monate nach der Entlassung aus dem Krankenhaus eine psychische Belastung in Form von Depression, Panikstörung und posttraumatischer Belastungsstörung hervorruft. Dafür wurden Angehörige auf einer als „angehörigenfreundlich“ zertifizierten Intensivstation als Studienteilnehmer rekrutiert und mittels Selbstbeurteilungsfragebögen während des Aufenthalts, sowie drei und sechs Monate nach Entlassung aus dem Krankenhaus zur psychischen Belastung befragt. Zudem wurde geprüft, ob es Faktoren gibt, die das Auftreten der psychischen Erkrankungen und deren Verlauf positiv oder negativ beeinflussen. Zuletzt wurde ein Vergleich mit aktuellen Studien zu diesen Krankheitsbildern durchgeführt, um auf einen etwaigen Einfluss der angehörigenfreundlichen Umgebung auf die psychische Belastung schließen zu können.
Es konnte eine hohe psychische Belastung während des Aufenthalts festgestellt werden: es erfüllten 46,3% der Studienteilnehmer die Kriterien für eine Major Depression, bei 15% galt eine PTBS als wahrscheinlich und 7,5% litten an einem Paniksyndrom. Diese starke Belastung nahm jedoch im zeitlichen Verlauf stetig ab und nach sechs Monaten war keine Person mehr von Symptomen einer PTBS oder einer Panikstörung betroffen und nur 5,3% der teilnehmenden Personen erfüllte Kriterien für eine Major Depression. Es zeigte sich mehrfach ein signifikanter Einfluss der Zeit, so waren die Scores für Depression und PTBS nach drei und sechs Monaten signifikant niedriger als während der Intensivbehandlung. Als beeinflussende Variablen konnten weibliches Geschlecht, Behandlungsdauer sowie erhöhte Scores bei den vorherigen Befragungen festgestellt werden. Im Vergleich zu der aktuellen Studienlage sind diese Prävalenzen tendenziell geringer und nehmen vor allem im zeitlichen Verlauf stärker ab. Dies legt den Schluss nahe, dass durch eine angehörigenfreundliche Intensivstation sich die psychische Belastung wahrscheinlich nachhaltig verringern lässt und Angehörige sich in der Zeit nach der Entlassung wieder besser von der Belastung erholen können. Um konkretere Aussagen über den Einfluss der angehörigenfreundlichen Intensivstation auf die psychische Belastung der Angehörigen während und nach der Zeit einer Intensivbehandlung treffen zu können, müssen in Zukunft weitere, größer angelegte Studien durchgeführt werden. Auch andere mögliche Einflussfaktoren können nur anhand von größeren, gegebenenfalls multizentrierten Studien sicher bestimmt werden.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The body of studies on the psychological distress of relatives of ICU patients is growing steadily; however, most studies refer to acute distress during ICU treatment, or examine only a short-term period after discharge.
Instead, this study investigates whether intensive care stays continue to cause psychological distress in the form of depression, panic disorder, and post-traumatic stress ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
The body of studies on the psychological distress of relatives of ICU patients is growing steadily; however, most studies refer to acute distress during ICU treatment, or examine only a short-term period after discharge.
Instead, this study investigates whether intensive care stays continue to cause psychological distress in the form of depression, panic disorder, and post-traumatic stress disorder in relatives of critically ill patients three to six months after discharge from the hospital. For this purpose, relatives in an intensive care unit certified as "family-friendly" were recruited as study participants and asked about psychological distress by means of self-report questionnaires during their stay, as well as three and six months after discharge from the hospital. In addition, we examined whether there were factors that positively or negatively influenced the occurrence of mental illness and its course. Lastly, a comparison was made with recent studies on these clinical pictures in order to be able to conclude on any influence of the family-friendly environment on psychological distress.
High psychological distress during the stay was found: 46.3% of the study participants met the criteria for major depression, 15% were considered likely to have PTSD, and 7.5% suffered from panic syndrome. However, this severe distress decreased steadily over time, and after six months no person was affected by symptoms of PTSD or panic disorder, and only 5.3% of the participating subjects met criteria for major depression. A significant influence of time was shown on several occasions, with scores for depression and PTSD significantly lower after three and six months than during intensive treatment. Female gender, treatment duration, and elevated scores at previous interviews were found to be influencing variables. Compared to the current study situation, these prevalences tend to be lower and decrease more, especially over time. This suggests that a family-friendly ICU is likely to reduce psychological distress in the long term and help family members recover better from distress in the post-discharge period. In order to be able to make more concrete statements about the influence of the family-friendly intensive care unit on the psychological burden of the relatives during and after the period of intensive care treatment, further, larger-scale studies must be conducted in the future. Other possible influencing factors can also only be determined with certainty on the basis of larger, possibly multicenter studies.