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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-452920
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.45292
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 12 April 2021 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Dr. Torsten E. Reichert |
Tag der Prüfung: | 17 März 2021 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Kinder- und Jugendmedizin |
Stichwörter / Keywords: | Kinder und Jugendliche, neurokognitive Entwicklung, pädiatrische Lebertransplantation, WISC IV |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 45292 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Kinder und Jugendliche mit einer Lebererkrankung und einer dadurch notwendigen Lebertrans- plantation leiden neben den somatischen Folgen der Erkrankung häufig unter Beeinträchtigun- gen ihrer neurokognitiven Entwicklung. Die Datenlage zur kognitiven Entwicklung nach einer pädiatrischen Lebertransplantation ist bislang noch spärlich und dieses unzureichende Wissen erschwert die psychologische ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Kinder und Jugendliche mit einer Lebererkrankung und einer dadurch notwendigen Lebertrans- plantation leiden neben den somatischen Folgen der Erkrankung häufig unter Beeinträchtigun- gen ihrer neurokognitiven Entwicklung. Die Datenlage zur kognitiven Entwicklung nach einer pädiatrischen Lebertransplantation ist bislang noch spärlich und dieses unzureichende Wissen erschwert die psychologische und neurokognitive Nachsorge bei Kindern und Jugendlichen nach Lebertransplantation. Vor allem fehlen empirische Kenntnisse zu Kindern und Jugendli- chen mit schweren kognitiven Beeinträchtigungen, Entwicklungsunterschieden bei unterschied- lichen Grunderkrankungen (akutes Leberversagen versus chronische Grunderkrankung) sowie über den Einfluss medizinischer und sozialer Parameter auf den Verlauf der neurokognitiven Entwicklung.
Untersuchungsdesign: In dieser Promotionsarbeit an der KUNO Regensburg wurden auf explo- rativer Basis prä-, intra- und postoperative Variablen, Spender- und Organ-Parameter der ersten Lebertransplantation sowie soziale Faktoren mit der neurokognitiven Entwicklung von 36 Kin- dern und Jugendlichen (zwischen 6 und 17 Jahren) in einen Zusammenhang gestellt. Zentrale Operationalisierung der neurokognitiven Entwicklung war der Intelligenztest WISC IV. Kinder und Jugendliche mit schweren kognitiven Beeinträchtigungen, die nicht getestet werden konn- ten, wurden in die Gruppe mit IQ<70 mitaufgenommen.
Relevante IQ-Gruppen wie eine Intelligenzminderung (IQ<70 vs. IQ≥70) und unterdurch- schnittliche Entwicklungen (IQ<85 vs. IQ≥85) wurden mittels univariater Analysen systema- tisch verglichen und anschließend gemeinsam auf signifikante Zusammenhänge hin in multiva- riaten Regressionen (Modell- und Ausschlussverfahren) untersucht. Kinder und Jugendliche mit einer chronischen Grunderkrankung bildeten eine wesentliche Unterstichprobe.
Wesentliche Ergebnisse: Im mittleren Alter von 9,58 Jahren (6-16,9 Jahre) hatten sich 17 der 36 Patienten kognitiv durchschnittlich entwickelt (IQ≥85), 11 zeigten eine Beeinträchtigung (70≤IQ<85) und 8 von 36 Patienten (22%) hatten eine Intelligenzminderung (IQ<70), 5 davon hatten schwere kognitive Beeinträchtigungen.
Assoziierte Risikofaktoren für eine Intelligenzminderung (IQ<70) waren in der Gesamtkohorte insbesondere Komplikationen (p≤0,05): Infektionen zum Zeitpunkt der Ltx, Reanimationen wäh- rend und nach der Ltx, schwere Sepsen mit Behandlung auf Intensivstation nach der Ltx, erhöhte CRP-Werte innerhalb der ersten 10 Tage nach Ltx sowie neurologische Komplikationen undFolgeoperationen innerhalb der ersten sechs Monate. Frühe postoperative Laborparameter wie ein niedriger pH-Wert an Tag 0 sowie die erhöhte Menge an Drainageverlust an Tag 1 nach Ltx zeigten ebenfalls einen signifikanten Zusammenhang. Bei Patienten mit chronischer Grunder- krankung konnten keine Zusammenhänge mit neurologischen Komplikationen gezeigt werden.
Potenzielle Risikofaktoren für eine unterdurchschnittliche kognitive Entwicklung (IQ<85) waren in der Gesamtkohorte leichtere Komplikationen (p≤0,05), v.a. frühe postoperative Entzündungs- indikatoren (SIRS-Kriterien, pH-Wert), aber auch eine höhere Anzahl Folgeoperationen inner- halb der ersten sechs Monate nach Ltx. Bei Patienten mit chronischer Grunderkrankung zeigten darüber hinaus eine notwendige Retransplantation sowie Laborparameter, die mit der Leberer- krankung in Verbindung stehen können, wie der AP-Wert, einen signifikanten Zusammenhang. Spender- und Organvariablen zeigten in diesen Analysen keine signifikanten Assoziationen.
Bei der Betrachtung der Gruppe von Kindern und Jugendlichen ohne schwere kognitive Beein- trächtigung zeigten Kinder und Jugendliche mit akutem Leberversagen höhere IQ- Durchschnittswerte als Kinder und Jugendliche mit chronischer Grunderkrankung oder die Ge- samtkohorte. Deren Mittelwert wich im Vergleich nicht signifikant von der Normstichprobe ab. Während in der Gesamtkohorte mittels schrittweiser Vorwärtsregression eine Abstoßungsreak- tion signifikant assoziierte, war es in der Gruppe der Kinder und Jugendlichen mit chronischer Grunderkrankung die Anzahl der SIRS Kriterien an Tag 1 nach der Ltx - ein Wert, der auf eine Entzündungsreaktion hindeutet.
Interpretation: Zusammenfassend lässt sich aus den Ergebnissen dieser single-center Studie fol- gern, dass vermutlich ein komplexes Zusammenwirken unterschiedlicher Parameter im Verlauf der Lebertransplantation, nicht die Lebertransplantation per se, mit einem höheren Risiko für eine beeinträchtigte kognitive Entwicklung in Zusammenhang steht. In zukünftigen Studien mit größerer Fallzahl sollten deshalb verstärkt medizinische Komplikationen der frühen postopera- tiven Phase (vor allem in einem sehr jungen Alter) nach der Ltx sowie die Chronifizierung und damit die Schwere der bestehenden Vorerkrankung berücksichtigt werden. Zusätzlich sollte ein Vorher-Nachher-Design gewählt werden.
Fazit: In der klinischen Praxis sollte die Aufmerksamkeit insbesondere auf die Reduktion von Komplikationen im frühen post-operativen Verlauf gerichtet, ebenso auf die Bedeutung der Grunderkrankung stärker eingegangen werden. Risikogruppen sollten entsprechend engmaschig neurologisch und psychologisch nachgesorgt und Fördermaßnahmen sowie soziale Unterstützung frühzeitig eingeleitet und begleitet werden.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Data on cognitive function after pLT are rare, particularly regarding children with cognitive impairment. From 2016 to 2018, we evaluated cognitive function in 36 patients after pLT aged 6-17 years with the WISC IV (at least 1 year after trans- plantation) and analyzed potential risk factors for cognitive impairment (IQ < 70) by means of retrospective medical data (peri-, intra-, and ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Data on cognitive function after pLT are rare, particularly regarding children with cognitive impairment. From 2016 to 2018, we evaluated cognitive function in 36 patients after pLT aged 6-17 years with the WISC IV (at least 1 year after trans- plantation) and analyzed potential risk factors for cognitive impairment (IQ < 70) by means of retrospective medical data (peri-, intra-, and post-operative factors, and donor and specific organ data of the primary liver transplant) on an exploratory base. At a median age of 9.6 years (range = 6-16.9), 22% of patients were cognitive im- paired (IQ < 70; including five untestable patients with severe cognitive impairment). Children tested with the WISC IV scored within the lower normal range but differed significantly from normal population. Strongest associations showed infections at pLT, development of severe sepsis requiring intensive care within the first 6 months after pLT, neurological complications within the first 10 days and the occurrence of CPR during or after pLT, and as early laboratory variables pH value on day 0 after pLT. In our analysis, neither intraoperative factors nor donor-specific factors seemed to influence cognitive outcome. In our small cohort, medical complications before and after pLT but not transplantation itself had an influence on cognitive outcome. As such, children experiencing medical problems before and in the early post-operative phase after pLT should be closely evaluated in larger samples regarding their neuro- logical and psychomotor development during vulnerable phases and should receive early educational support to improve long-term cognitive function
Metadaten zuletzt geändert: 14 Apr 2021 07:00