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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-456369
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.45636
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 11 Mai 2021 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Poschlod Peter |
Tag der Prüfung: | 6 Mai 2021 |
Institutionen: | Biologie und Vorklinische Medizin > Institut für Pflanzenwissenschaften > Lehrstuhl für Ökologie und Naturschutzbiologie (Prof. Dr. Peter Poschlod) |
Stichwörter / Keywords: | alpine farming, palaeobotany, palynology, pedoanthracology, land use history, |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 500 Naturwissenschaften und Mathematik > 500 Naturwissenschaften 500 Naturwissenschaften und Mathematik > 570 Biowissenschaften, Biologie 500 Naturwissenschaften und Mathematik > 580 Pflanzen (Botanik) |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 45636 |
Zusammenfassung (Englisch)
Mountain pastures belong to the most species rich habitats in Central Europe. They were shaped by centuries or even millennia of traditional low intensity land use practices. Land use changes in recent decades put these mountain pastures under increasing pressure. Intensification of easily accessible areas and abandonment of remote and steep grasslands have led to biodiversity and habitat losses. ...
Zusammenfassung (Englisch)
Mountain pastures belong to the most species rich habitats in Central Europe. They were shaped by centuries or even millennia of traditional low intensity land use practices. Land use changes in recent decades put these mountain pastures under increasing pressure. Intensification of easily accessible areas and abandonment of remote and steep grasslands have led to biodiversity and habitat losses. This puts them increasingly in the focus of nature conservation efforts. For the effective protection and for the development of suitable management methods, knowledge about the history of these habitats becomes increasingly important. The present thesis therefore aims to shed light on the history and the roots of alpine farming in the Alps, with a special focus on the hitherto neglected Bavarian Alps. In the second chapter, scientific literature concerning the age of alpine farming practices at high altitudes in the Alps is reviewed. Archaeological, archaeobotanical and linguistic studies show a very early beginning of mountain pasture use across the Alps beginning in the Bronze Age around 2000 BC. Few palynological studies even indicate Neolithic pasture use at high altitudes in the central Alps. Clear evidence from other scientific disciplines for this finding is however missing. The literature review also shows that research on that topic is concentrated in few hot-spot areas, and large parts of the Alps remain uninvestigated. Especially in the German part of the Northern Alps, conclusive research about the history and onset of alpine farming is missing. Chapter 3 therefore presents a multiproxy research project about the onset of mountain pasture use in the district of Miesbach in the Bavarian Alps. Palynological, pedoanthracological and geochemical methods were used in this study. The results confirm findings from other parts of the Alps with very strong evidence of alpine farming beginning in the Iron Age around 750 BC. Presence of pasture indicator pollen species and especially evidence of slash and burn activities during the Bronze Age indicate an even earlier onset of alpine farming practices in this region. The presence of open landscape indicator species in the pollen record, and findings of soil charcoals, dating to the Neolithic Age at nearly 5000 BC indicate human activities also during the Neolithic Age. These indicators of human influence on the local vegetation, however, could also originate from late Mesolithic hunters, who burned the forest to gain open landscape for hunting purposes. Chapter 4 presents more detailed results of the pedoanthracological study. Three phases with increased fire activity could be detected. The first one dating to the Neolithic Age, the second one dating to the Bronze Age and the third to the Middle Ages. This corresponds well to findings of other studies about increased human impact on the vegetation during these times. Identification of the soil charcoal fragments revealed that current forest composition is well reflected in the charcoal spectrum. The missing stratigraphy, probably caused by strong erosion events, prevents an assignment of the different soil layers to different time periods. Interpretations about the development of the forest composition based on soil charcoal analysis are therefore not possible. In conclusion the results of this thesis show that mountain pastures are not only valuable because of their outstanding biodiversity, but they are also an incredibly valuable cultural heritage and one of the very few habitats with a comparatively constant land use history stretching back over several millennia.
Übersetzung der Zusammenfassung (Deutsch)
Almweiden gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Sie wurden geprägt durch Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende traditioneller Landnutzungspraktiken. Landnutzungsänderungen in den letzten Jahrzehnten setzen diese Almweiden zunehmend unter Druck. Die Intensivierung leicht zugänglicher Gebiete und die Aufgabe abgelegener und steiler Flächen haben zu Biodiversitäts- und ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Deutsch)
Almweiden gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Sie wurden geprägt durch Jahrhunderte oder sogar Jahrtausende traditioneller Landnutzungspraktiken. Landnutzungsänderungen in den letzten Jahrzehnten setzen diese Almweiden zunehmend unter Druck. Die Intensivierung leicht zugänglicher Gebiete und die Aufgabe abgelegener und steiler Flächen haben zu Biodiversitäts- und Lebensraumverlusten geführt. Damit stehen Almweiden zunehmend im Fokus des Naturschutzes. Für einen wirksamen Schutz und die Entwicklung geeigneter Pflegemaßnahmen gewinnt das Wissen über die Nutzungsgeschichte dieser Lebensräume immer mehr an Bedeutung. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher mit der Geschichte und den Wurzeln der Almwirtschaft in den Alpen, wobei ein besonderer Schwerpunkt auf den bisher vernachlässigten bayerischen Alpen liegt.
In Kapitel 2 dieser Arbeit wird die wissenschaftliche Literatur zum Alter der Almwirtschaft in den Alpen zusammengefasst. Archäologische, archäobotanische und linguistische Studien zeigen einen sehr frühen Beginn der Nutzung von Bergweiden in den Alpen ab der Bronzezeit um ca. 2000 v. Chr. Einige palynologische Studien weisen sogar auf eine neolithische Weidenutzung in den Zentralalpen hin. Es fehlen jedoch eindeutige Beweise aus anderen wissenschaftlichen Disziplinen für diesen Befund. Die Literaturübersicht zeigt auch, dass sich die Forschung zu diesem Thema auf einege Hot-Spot-Gebiete konzentriert und manche Teile der Alpen noch nicht untersucht wurden. Insbesondere im deutschen Teil der Nordalpen fehlen schlüssige Untersuchungen zur Geschichte und zum Beginn der alpinen Landwirtschaft.
In Kapitel 3 wird daher ein pollenanalytisches Forschungsprojekt zum Beginn der Nutzung von Almweiden im Landkreis Miesbach in den bayerischen Alpen vorgestellt. In dieser Studie wurden palynologische, pedoanthrakologische und geochemische Methoden verwendet. Die Ergebnisse bestätigen Befunde aus anderen Teilen der Alpen mit deutlichen Hinweisen auf alpine Weidewirtschaft spätestens seit der Eisenzeit um 750 v. Chr. Die Funde von Pollen typischer Weidezeiger und insbesondere Hinweise auf Brandrodungsaktivitäten während der Bronzezeit deuten auf einen noch früheren Beginn der Almwirtschaft in dieser Region hin. Funde von Pollen typischer Offenlandarten im Pollendiagramm und der Fund von Holzkohle aus der Jungsteinzeit um ca. 5000 v. Chr. zeigen menschliche Aktivitäten sogar während der Jungsteinzeit an. Diese Indikatoren für menschlichen Einfluss auf die lokale Vegetation könnten jedoch auch von spätmesolithischen Jägern stammen, die durch die Rodung des Waldes die Landschaft für Jagdzwecke geöffnet haben.
Kapitel 4 enthält detailliertere Ergebnisse der pedoanthrakologischen Studie. Es konnten drei Phasen mit erhöhter Feueraktivität festgestellt werden. Die älteste stammt aus der Jungsteinzeit, die zweite aus der Bronzezeit und die dritte aus dem Mittelalter. Dies ist in Einklang mit den Ergebnissen vieler weiterer Studien, die für diese Zeiten ebenfalls Phasen intensiverer Landnutzung zeigen. Die Identifizierung der Holzkohlefragmente ergab, dass sich die aktuelle Waldzusammensetzung gut im Holzkohlespektrum widerspiegelt. Die fehlende Stratigraphie, wahrscheinlich verursacht durch starke Erosionsereignisse, verhindert eine Zuordnung der Bodenschichten zu verschiedenen Zeiträumen. Interpretationen über die zeitliche Entwicklung der Waldzusammensetzung auf der Grundlage dieser Holzkohle-Analyse sind daher nicht möglich. Zusammenfassend zeigen die Ergebnisse dieser Arbeit, dass Almweiden nicht nur wegen ihrer herausragenden Artenvielfalt wertvoll sind, sondern durch ihre vergleichsweise konstante Landnutzungsgeschichte über mehrere Jahrtausende auch ein unglaublich wertvolles kulturelles Erbe darstellen.
Metadaten zuletzt geändert: 11 Mai 2021 12:06