Ausgangspunkt für diese Dissertation ist eine widersprüchliche Studienlage, denn der Freiburger Einsilbertest wird seit Jahren immer wieder kritisiert. Bemängelt werden u.a. der Bekanntheitsgrad und die Aktualität der Testwörter, die phonemische Ausgewogenheit, die Test-Retest-Kontinuität und die perzeptive Äquivalenz der Testlistenschwierigkeiten.
Die Zielsetzung dieser Arbeit ist es, den ...
Abstract (German)
Ausgangspunkt für diese Dissertation ist eine widersprüchliche Studienlage, denn der Freiburger Einsilbertest wird seit Jahren immer wieder kritisiert. Bemängelt werden u.a. der Bekanntheitsgrad und die Aktualität der Testwörter, die phonemische Ausgewogenheit, die Test-Retest-Kontinuität und die perzeptive Äquivalenz der Testlistenschwierigkeiten.
Die Zielsetzung dieser Arbeit ist es, den Freiburger Einsilbertest insbesondere auf die perzeptive Testlistenäquivalenz erneut zu überprüfen und eine Empfehlung für die Verwendung der Testlisten auszuprechen.
Material und Methoden
Mit einer Auswahl von 40 Probanden (31 w, 9 m), otologisch unauffällig / normalhörend, ⌀ 22,6 Jahre, Herkunft Südostdeutschland, wurde der Freiburger Einsilbertest an jedem Probanden mit allen 20 Testlisten bei 4 unterschiedlichen Schallpegeln (50 dB, 35 dB, 30 dB und 20 dB) getestet. Die sprachaudiometrische Messung erfolgte monaural und mit dem Kopfhörer Sennheiser HDA200, es folgte eine statistische Auswertung.
Die Arbeit beinhaltet 3 Hypothesen:
1. Hypothese: Es finden sich keine Abweichungen der listenspezifischen mittleren Sprachverständlichkeit zu einer durchschnittlichen Schwierigkeit aus allen Testlisten durchgängig bei allen Sprachpegeln.
2. Hypothese: Es gibt keine Unterschiede der Testlistenschwierigkeit bei einem paarweisen Vergleich zweier Testlisten. Dies wurde bisher noch nicht berücksichtig, hat aber große Auswirkungen auf den Praxisalltag, da ein direkter Ergebnisvergleich von zwei Testlisten in der Praxis am Patient wohl am häufigsten ist, z.B. bei der Vergabe und Überprüfung von Hörgeräten.
3. Hypothese: Es gibt keinen Einfluss der regional spezifischen Sprachentwicklung der Probanden und bei einem Vergleich mit der Arbeit von Baljic et al. (2016) findet sich kein Unterschied bei den testlistenspezifischen Schwierigkeiten der Testlisten.
Ergebnisse und Diskussion
Alle drei Hypothesen werden abgelehnt.
(1) Es wurden zwar nicht durchgängig bei allen Schallpegeln Abweichungen von einer mittleren Testlistenschwierigkeit gefunden, jedoch fiel die Testliste 16 bei 50 dB als schwieriger und die Testliste 15 bei 30 dB als leichter auf, trotz konservativer statistischer Auswertung.
(2) Bei den paarweisen Vergleichen wurden bei mehreren Testlisten signifikante Abweichungen festgestellt, am stärksten betroffen waren die Testlisten 6,12,14,15,16,19, und 20. Die Bedeutung der paarweisen Vergleiche wurde bisher unterschätzt und sollte in Zukunft stärker berücksichtig werden.
(3) Bei der Untersuchung eines Einflusses der regional spezifischen Sprachentwicklung wurde das Verfahren der Vergleichsarbeit von Baljic et al. (2016) verwendet. Dabei zeigten sich bei den auffälligen Testlisten sowohl Unterschiede, als auch Übereinstimmungen. Dies zeigt, dass ein regionaler Einfluss nicht ausgeschlossen werden kann, aber auch nicht der alleinige Faktor ist.
Fazit
Der Freiburger Sprachverständlichkeitstest hat nach wie vor seine Berechtigung bei der Untersuchung der Grundverständlichkeit in Ruhe als kontextfreie Basis.
Aufgrund der widersprüchlichen Studie sollte jedoch in Erwägung gezogen werden, den Test nach beinahe über 50 Jahren zu aktualisieren, oder, soweit möglich, auf Alternativen wie z.B. den Reimtest nach Wallenberg und Kollmeier oder Satztests auszuweichen.
Nach einem Abgleich verschiedener Studien können die Testlisten 3,4,7,9 und 10 am meisten für die Anwendung empfohlen werden, da sie bisher in allen Studien am wenigsten aufgefallen waren.
Am wenigsten zu empfehlen sind dagegen die Testlisten 12 und 15.
Translation of the abstract (English)
The dissertation examines the Freiburger Monosyllable Test, which is the most used audiometric speech intelligibilty test in Germany. It contains 20 lists with 20 monosyllables and many studies assume that the lists are not equally difficult to understand. Furthermore, it is critisized that the monosyllables are not common enough or too ancient for a modern speech audiometry test, as it was ...
Translation of the abstract (English)
The dissertation examines the Freiburger Monosyllable Test, which is the most used audiometric speech intelligibilty test in Germany. It contains 20 lists with 20 monosyllables and many studies assume that the lists are not equally difficult to understand. Furthermore, it is critisized that the monosyllables are not common enough or too ancient for a modern speech audiometry test, as it was designed about 50 years ago and the lists are not phonemically balanced.
40 test persons who were otologically healthy, young and from south-east germany were testet at four different levels of sound pressure / SPL (50dB, 35 dB, 30 dB and 20 dB) with all of the 20 lists.
Three hypotheses were about to check:
(1) Is there a difference of speech intelligibility concerning the average speech intelligibility of all lists? In this study list 16 was significantly more difficult to understand at SPL 50 dB, and list 15 at SPL 30. The test lists are not all equally difficult at any sound pressure level.
(2) Are there significant differences of the speech intelligibility concerning only two list, like a pairwise comparison? This has not been part of researches so far, but seems to be much more important for patients in check-ups, as they often get a direct comparison of two lists when they are about to get a hearing aid. As there are rather many significant results the study proves the importance oft he pairwise comparison. Mostly the lists 6,1214,15,16,19 and 20 were involved.
(3) Does regional speech development have an impact and is there a difference of results comparing to a similar study of Baljic et al. (2016) when using the same methods?
As there are differences, but also commons, the research shows that regional speech has an impact, but not a too strong one.
Conclusion
The Freiburger Monosyllabe Test still has its value in case you want to examine basic speech intelligibility without context. But as it is over 50 years old, a renewal of the test, especially of some monosyllables, seems necessary. After a review of different studies, users should avoid the lists 12 and 15 and rather use the lists 3,4,7,9 and 10 for patients. If possible, users should offer a different kind of speech examination test.