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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-508207
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 19 Oktober 2021 |
Begutachter (Erstgutachter): | PD Dr. Klemens Angstwurm |
Tag der Prüfung: | 18 Oktober 0021 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Neurologie |
Stichwörter / Keywords: | Neurologie; Immunadsorption; Plasmapherese; Immunglobuline |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 50820 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Plasmapherese und Immunadsorption werden bei unterschiedlichsten Indikationen angewandt, insbesondere bei Erkrankungen, bei denen eine antikörpervermittelte Pathogenese angenommen wird. Ziel der vorliegenden methodischen Studie war es, die absolute Menge der entfernten Immunglobuline (IgG, IgA und IgM) für die Plasmapherese und Immunadsorption retrospektiv zu ermitteln und zu vergleichen. Um eine ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Plasmapherese und Immunadsorption werden bei unterschiedlichsten Indikationen angewandt, insbesondere bei Erkrankungen, bei denen eine antikörpervermittelte Pathogenese angenommen wird. Ziel der vorliegenden methodischen Studie war es, die absolute Menge der entfernten Immunglobuline (IgG, IgA und IgM) für die Plasmapherese und Immunadsorption retrospektiv zu ermitteln und zu vergleichen. Um eine Vergleichbarkeit der Immunadsorption und Plasmapherese zu gewährleisten, wurde zusätzlich zu der absoluten Menge die prozentuale Immunglobulinreduktion bezogen auf die Serumkonzentration analysiert. Grundvoraussetzung war dafür eine in der Neurologischen Klinik der Universität Regensburg über den Beobachtungszeitraum bestehende verwendete methodische Standardisierung beider Plasmabehandlungsverfahren, um die Behandlungseffektivität anhand des entfernten Immunglobulins abzubilden. In der aktuellen Literatur liegen nur wenige Studien vor, die die Behandlungseffektivität anhand der Immunglobulinreduktion abbilden. Eine Betrachtung der absoluten Menge an entfernten Immunglobulinen und der entsprechenden Reduktion der Serumspiegel fand bislang noch nicht statt. Diese wurden jeweils nach der ersten Behandlungseinheit und nach einem abgeschlossenen Behandlungszyklus verglichen.
Die vorliegende Studie analysierte 78 Patienten retrospektiv, die im Zeitraum von 2014 bis 2017 in der neurologischen Klinik der Universität Regensburg, am Bezirksklinikum Regensburg, behandelt wurden. Ein Großteil der behandelten Patienten befand sich entweder in gegenüber einer konservativen Therapie refraktären Situation oder in einem akuten Krankheitsschub. Viele Patienten erhielten auch abhängig von ihrer Grunderkrankung eine begleitende Therapie mit Kortikosteroiden und/oder Immunsuppressiva.
Die Immunadsorption reduzierte im Vergleich zu dem Plasmaaustausch die Immunglobulinspiegel im Serum nach der ersten Behandlungseinheit für IgG mit 65,3% zu 52,6% für IgG mit 26,6% zu 53,3% und für IgM mit 45,4% zu 57,4%. In absoluten Werten eliminierte die IA nach der ersten Behandlungseinheit 21,7g IgG, 1,0g IgA und 1,5g IgM. Der PA entzog 14g IgG, 2,7g IgA und 1,9g IgM. Nach einem abgeschlossenen Zyklus verzeichnete die IA für IgG eine 80,6%, für IgM 43,5% und für IgM 67,1% Absenkung. Der PA reduzierte IgG um 78,4%, IgA um 75% und IgM um 84,2%. Die IA entzog im Vergleich zu dem PA 40,8g IgG zu 29,4g, 2,2g IgA zu 6,2g und 2,4g IgM zu 4,1g. Die Immunadsorption verzeichnete die größte Reduktion der absoluten Menge an entferntem Immunglobulin G nach erster Behandlung und nach vollendetem Behandlungszyklus. Dieser Unterschied spiegelte sich nicht in den Serumkonzentrationen nach dem gesamten Behandlungszyklus wider. Der Plasmaaustausch bewies eine Überlegenheit in der Effektivität der IgA-Reduktion gegenüber der IA, sowohl bei Reduktion der absoluten Mengen als auch in der Reduzierung der Serumspiegel. Bei der IgM-Reduktion ließ sich nur bezüglich der Konzentrationen, nicht aber bei den absoluten Mengen, eine effizientere Reduktion bei Durchführung des PA aufzeigen. In dem anschließenden Vergleich der Behandlungseffektivität in den Subgruppen, geteilt nach den Diagnosen Myasthenia Gravis und Multiple Sklerose, zeigte sich bezüglich des Immunglobulin G in der absoluten Menge und in der Konzentration nach der ersten Behandlungseinheit wie nach dem gesamten Zyklus keine signifikanten Unterschiede. Hinsichtlich des Outcomes beziehungsweise des Therapieansprechens ergab sich (allerdings bei relativ kleinen Fallzahlen) zwischen den Verfahren kein sicherer Unterschied. Andererseits war die Dauer der Therapie bei IA mit 4 Tagen gegenüber 5 Tagen bei PA kürzer.
Zusammengefasst konnte ein Unterschied in der Effizienz der Reduktion der unter-schiedlichen Immunglobulinklassen zwischen den Plasmabehandlungsverfahren belegt werden. Insbesondere verdeutlichte diese Studie, dass sich die Überlegenheit der Immunadsorption nach einem Behandlungszyklus in der effizienteren und rascheren Reduktion der absoluten entfernten Menge an Immunglobulin G begründet, dem bei neurologisch autoimmunvermittelten Erkrankungen eine große Bedeutung in der Pathogenese zugesprochen wird. Dieser Unterschied ließ sich nicht in der Reduktion der Serumkonzentrationen nach einem Behandlungszyklus abbilden. Konzentrationsangaben zur Abbildung der Effizienz des Therapieverfahrens erscheinen weniger geeignet als die Angabe der Reduktion in absoluten Zahlen. Dies stützt die Vermutung, dass der Therapieerfolg nicht nur anhand der entfernten Menge des für pathogenen erklärten Immunglobulins gemessen werden kann. Vielmehr sind möglicherweise durch die Therapie angestoßene immunologische Prozesse als ursächlich für den Erfolg der Apherese bei neurologischen Erkrankungen anzusehen.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Plasmapheresis and immune adsorption are used in a wide variety of indications, especially in diseases in which an antibody-mediated pathogenesis is assumed. The aim of this methodical study was to retrospectively determine and compare the absolute amount of the removed immunoglobulins (IgG, IgA and IgM) for plasmapheresis and immunoadsorption. To ensure comparability of the immunoadsorption and ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Plasmapheresis and immune adsorption are used in a wide variety of indications, especially in diseases in which an antibody-mediated pathogenesis is assumed. The aim of this methodical study was to retrospectively determine and compare the absolute amount of the removed immunoglobulins (IgG, IgA and IgM) for plasmapheresis and immunoadsorption. To ensure comparability of the immunoadsorption and plasmapheresis, the percentage immunoglobulin reduction based on the serum concentration was analysed in addition to the absolute amount. The basic prerequisite for this was a methodical standardization of both plasma treatment methods used in the neurological clinic of the University of Regensburg over the observation period to map the treatment effectiveness based on the removed immunoglobulin. There are only a few studies in the current literature that depict the effectiveness of treatment based on immunoglobulin reduction. An examination of the absolute amount of immunoglobulins removed and the corresponding reduction in serum levels has not yet taken place. These were compared after the first treatment unit and after a completed treatment cycle.
The present study retrospectively analysed 78 patients who were treated in the neurological clinic of the University of Regensburg, at the Regensburg District Clinic, between 2014 and 2017. Most of the treated patients were either in a refractory situation to conservative therapy or in an acute disease flare-up. Many patients also received concomitant therapy with corticosteroids and or immunosuppressants, depending on their underlying disease.
Compared to the plasma exchange, the immunoadsorption reduced the immunoglobulin levels in the serum after the first treatment unit for IgG with 65.3% to 52.6% for IgG with 26.6% to 53.3% and for IgM with 45.4% to 57, 4%. In absolute terms, the IA eliminated 21.7 g IgG, 1.0 g IgA and 1.5 g IgM after the first treatment unit. The PA withdrew 14g IgG, 2.7g IgA and 1.9g IgM. After a completed cycle, the IA for IgG was 80.6%, for IgM 43.5% and for IgM 67.1%. The PA reduced IgG by 78.4%, IgA by 75% and IgM by 84.2%. Compared to the PA, the IA withdrew 40.8 g of IgG to 29.4 g, 2.2 g of IgA to 6.2 g and 2.4 g of IgM to 4.1 g. Immune adsorption recorded the greatest reduction in the absolute amount of immunoglobulin G removed after the first treatment and after the treatment cycle was completed. This difference was not reflected in the serum concentrations after the entire treatment cycle. The plasma exchange proved a superiority in the effectiveness of the IgA reduction compared to the IA, both in the reduction of the absolute amounts and in the reduction of the serum levels. In the case of the IgM reduction, a more efficient reduction in the implementation of the PA could only be demonstrated regarding the concentrations, but not the absolute amounts. In the subsequent comparison of the treatment effectiveness in the subgroups, divided into the diagnoses of myasthenia gravis and multiple sclerosis, there were no significant differences in the absolute amount and concentration of immunoglobulin G after the first treatment unit or after the entire cycle. Regarding the outcome or the response to therapy, there was no definite difference between the procedures (albeit with a relatively small number of cases). On the other hand, the duration of therapy was shorter for IA with 4 days compared to 5 days for PA.
In summary a difference in the efficiency of the reduction of the different immunoglobulin classes between the plasma treatment processes could be demonstrated. In particular this study made it clear that the superiority of immune adsorption after a treatment cycle is based on the more efficient and faster reduction of the absolute amount of immunoglobulin G, which is of great importance in the pathogenesis of neurologically autoimmune-mediated diseases. This difference could not be reflected in the reduction in serum concentrations after a treatment cycle. Concentration data for depicting the efficiency of the therapy method appear less suitable than the specification of the reduction in absolute numbers. This supports the assumption that the success of the therapy cannot only be measured based on the removed amount of the immunoglobulin declared to be pathogenic. Rather, immunological processes possibly triggered by the therapy are to be regarded as the cause of the success of apheresis in neurological diseases.
Metadaten zuletzt geändert: 19 Okt 2021 06:52