| Lizenz: Creative Commons Namensnennung 4.0 International (1MB) |
- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-515002
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.51500
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
---|---|
Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 26 Januar 2022 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Christoph Wiese |
Tag der Prüfung: | 24 Januar 2022 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Anästhesiologie |
Stichwörter / Keywords: | Therapielimitierung, Umfrage, perioperative Betreuung, Anästhesie |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 51500 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Eine steigende Anzahl an Deutschen mit Vorsorgeplanung, eine alternde Bevölkerung und mehr Operationen an Patienten in fortgeschrittenem Alter machen es wahrscheinlich, zunehmend Patienten mit Therapielimitierungen im perioperativen Setting zu begegnen. Dabei kann eine Behandlung beispielsweise über eine Patientenverfügung aus Eigeninitiative eingeschränkt werden oder die Therapielimitierung wird ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Eine steigende Anzahl an Deutschen mit Vorsorgeplanung, eine alternde Bevölkerung und mehr Operationen an Patienten in fortgeschrittenem Alter machen es wahrscheinlich, zunehmend Patienten mit Therapielimitierungen im perioperativen Setting zu begegnen. Dabei kann eine Behandlung beispielsweise über eine Patientenverfügung aus Eigeninitiative eingeschränkt werden oder die Therapielimitierung wird durch den Behandler festgelegt bei fehlender medizinischer Indikation. Während bereits seit den 1990er Jahren in der englischsprachigen Literatur ein reger Meinungsaustausch zum Umgang mit perioperativer Therapielimitierung stattfindet und die ASA eine entsprechende Leitlinie mittlerweile mehrmals aktualisiert hat, lässt sich in Deutschland zu dieser Thematik wenig finden. Um diesem Thema auch in Deutschland besser gerecht zu werden, wurde in der vorliegenden Fragebogenstudie ein Meinungsbild deutscher Anästhesisten zum Thema perioperative Therapielimitierung erhoben. Dazu wurden alle Anästhesisten des E-Mailverteilers der DGAI eingeladen, einen Fragebogen, welcher insgesamt 55 Items und die Möglichkeit einen Kommentar frei zu formulieren beinhaltete, online zu bearbeiten. Mit insgesamt 1112 vollständig bearbeiteten Fragebögen ergab sich eine Rücklaufquote von knapp 10%. Inhaltlich wurde der Fragebogen in die Abschnitte Allgemeines, Prämedikationsgespräch, Intraoperatives Verhalten, Entscheidungsfindung und Lösungsansätze aufgeteilt. Die Ergebnisse der Umfrage wurden mittels SPSS ausgewertet und in Abhängigkeit von dem Weiterbildungsstand der Teilnehmer analysiert. Die Facharztquote belief sich auf 84,9% mit überwiegend an einer Klinik tätigen Anästhesisten. Mehrheitlich sehen die Teilnehmer ein präoperatives Gespräch mit dem Patienten über Therapielimitierung als vorteilhaft an, wobei der Zeitfaktor ein Problem darstellt. Ob über Therapielimitierungen gesprochen wird, wird am ehesten von der Behandlungssituation und den Komorbiditäten des Patienten abhängig gemacht. Die Sorge Patienten zu verunsichern, wird als häufigster Grund genannt auf ein solches Gespräch zu verzichten. Ärzte in Weiterbildung gaben häufiger an eigene Unsicherheiten mit dem Thema zu haben. Im Umfrageteil intraoperatives Verhalten wurden zwei Patienten vorgestellt, die sich einer Operation unterziehen mussten und sich beide gegen intraoperative Reanimationsmaßnahmen aussprachen. Im ersten Fall handelte es sich um eine palliative Patientin zur symptomkontrollierenden Operation. Im zweiten Fall sollten die Teilnehmer einen ansonsten gesunden Patienten elektiv, anästhesiologisch betreuen. In beiden Fällen kam es aus unterschiedlichen Gründen zu einem intraoperativen Herz-Kreislaufstillstand mit der Frage nach der Wahrscheinlichkeit für die Einleitung von Reanimationsmaßnahmen. Jeder fünfte Teilnehmer lehnt die intraoperative Betreuung des elektiven Patienten im zweiten Fall ab, was eine Konfliktsituation zwischen Patientenwillen und der eigenen Einschätzung des richtigen Handelns widerspiegelt. In diesem Umfrageteil zeigte sich darüber hinaus, dass es den Teilnehmern leichter fiel eine Therapielimitierung in einer palliativen Behandlungssituation aufrechtzuerhalten. Zudem wurden in beiden Fällen, in denen der Kreislaufzusammenbruch durch den Anästhesisten selbst verursacht war, Reanimationsmaßnahmen eher eingeleitet als bei einem schicksalhaften Verlauf oder einer akzidentellen Gefäßverletzung durch den Chirurgen. Im letzten Umfrageabschnitt zeigte sich, dass die befragten Anästhesisten es mehrheitlich befürworten die Prämedikation zu nutzen, bestimmte Patientengruppen zu bestärken, sich über Therapiewünsche am Lebensende Gedanken zu machen. Sollte ein Patient perioperativ eine Wiederbelebung ablehnen, so wird neben einem ausführlichen Gespräch mit dem Narkosearzt auch die Einbindung des zuständigen Chirurgen als notwendig erachtet. Außerdem wird für einen derartigen Fall die Entwicklung eines gesonderten Formulars zum Umgang mit perioperativer Therapielimitierung grundsätzlich als sinnvoll erachtet, wobei Ärzte in Weiterbildung dies signifikant häufiger wünschten. Von den vorgeschlagenen Inhalten wird unter anderem die konkrete Benennung der abgelehnten Maßnahmen für die perioperative und stationäre Versorgung als wichtig erachtet. Zum Schluss des letzten Umfrageteils gaben 220 Teilnehmer Kommentare zu Problemen, die sich ihrer Meinung nach bei Anwendung perioperativer Therapielimitierung ergeben. Dabei wurde unter anderem angemerkt, dass die Prämedikation oft zu kurzfristig vor einer Operation stattfindet, um mit einem Patienten über Therapiewünsche zu sprechen. Außerdem sahen Teilnehmer Schwierigkeiten in der Konsensfindung mit der chirurgischen Fachdisziplin. Neben Herausforderungen wurden auch Ideen und Vorschläge skizziert, die bei der Umsetzung perioperativer Therapiebegrenzung hilfreich sein könnten. So wurde beispielsweise der Wunsch einer Leitlinie zu diesem Thema zum Ausdruck gebracht und vorgeschlagen, ein Therapiebegrenzungsgespräch von der Prämedikationsvisite zu separieren.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
An increasing number of Germans with advanced care planning, an aging population and more operations on elderly patients make it likely to increasingly encounter patients with directives that limit therapy in the perioperative setting. For example, a treatment can be restricted one's own initiative via advance directive or therapy limitation is determined by the practitioner in the absence of a ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
An increasing number of Germans with advanced care planning, an aging population and more operations on elderly patients make it likely to increasingly encounter patients with directives that limit therapy in the perioperative setting. For example, a treatment can be restricted one's own initiative via advance directive or therapy limitation is determined by the practitioner in the absence of a medical indication. While there has been a lively exchange of views in English-language literature on how to deal with perioperative therapy limitation since the 1990s and the ASA has now updated a corresponding guideline several times, little can be found in Germany on this topic. In order to do better justice to this topic in Germany, attitudes of German anesthesiologists toward the subject of perioperative therapy limitation were gathered in the present questionnaire study. For this purpose, all members of the DGAI were invited by e-mail to participate in the online survey, which included a total of 55 items and the possibility to formulate a free comment. 1,112 participants answered the questionnaire completely, the response rate was just under 10%. The survey was divided into the sections General, Premedication Interview, Intraoperative Behavior, Decision Making and Solutions. The results of the survey were evaluated using SPSS and analyzed relative to the level of training of the participants. The specialist quota was 84.9% with anesthesiologists working mainly at a clinic. Most participants regard a preoperative conversation with the patient about therapy limitation as beneficial, with the time factor being a problem. Whether therapy limitations are discussed is most likely to depend on the treatment situation and the comorbidities of the patient. The worry of unsettling patients is mentioned as the most common reason to refrain from such a conversation. Assistant physicians more often stated that they had their own uncertainties with the topic. In the part of the survey regarding intraoperative behavior, two patients were presented who were about to undergo surgery, both had declined intraoperative resuscitation. The first case was a palliative patient for symptom-controlling surgery. In the second case, the participants had to provide elective, anesthesia to an otherwise healthy patient. In both cases, intraoperative cardiac arrest occurred for different reasons. The probability of initiating resuscitation was enquired. Every fifth anesthesiologist rejects the intraoperative care of the elective patient in the second case, which reflects a conflict situation between the patient's will and their own assessment of the right action. This part of the survey also showed that it was easier for the participants to maintain a therapy limitation in a palliative treatment situation. In addition, in both cases resuscitation measures were more likely to be initiated if the circulatory arrest was caused by the anesthesiologist himself, than in the case of a fateful course or accidental vascular injury by the surgeon. The last section of the survey revealed the majority of anesthesiologists are in favor of using premedication visit, to encourage certain patient groups to think about treatment wishes at the end of life. If a patient refuses perioperative resuscitation, in addition to a detailed discussion with the anesthesiologist, the involvement of the responsible surgeon is considered necessary. Furthermore, the development of a separate form for dealing with perioperative therapy limitation is generally considered useful, whereby assistant physicians desire this significantly more often. Of the proposed contents, inter alia, the concrete naming of the rejected measures for perioperative and inpatient care is considered important. At the end of the survey, 220 participants commented on problems that they believe arise with the use of perioperative therapy limitation. It was noted that the premedication often takes place too shortly before surgery to talk with a patient about therapy wishes. Participants also mentioned difficulties in finding consensus with the surgical discipline. In addition to challenges, ideas and suggestions were outlined that could be helpful in the implementation of perioperative therapy limitation. For example, the desire for a guideline on this topic was expressed and it was proposed to separate a therapy limiting discussion from the premedication visit.
Metadaten zuletzt geändert: 30 Jul 2024 11:54