Hintergrund: Kopfverletzungen sind im Fußball über alle Leistungsniveaus gesehen häufig. Im Wettkampf ist der Kopf-Hals-Bereich die am zweit häufigsten verletzte Region nach der unteren Extremität. Viele Publikationen behandeln die Auswirkungen des Kopfballspiels auf das Gehirn und die langfristigen Einschränkungen durch zahlreiche Gehirnerschütterungen. Diese Arbeit soll jedoch einen ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Hintergrund: Kopfverletzungen sind im Fußball über alle Leistungsniveaus gesehen häufig. Im Wettkampf ist der Kopf-Hals-Bereich die am zweit häufigsten verletzte Region nach der unteren Extremität. Viele Publikationen behandeln die Auswirkungen des Kopfballspiels auf das Gehirn und die langfristigen Einschränkungen durch zahlreiche Gehirnerschütterungen. Diese Arbeit soll jedoch einen Erkenntnisgewinn in der Epidemiologie von Kopfbällen und Kopfverletzungen im Profifußball bringen, da dies noch wenig erforscht ist. Denn ohne diese statistischen Zahlen würden Kopfballanzahl pro Spiel bzw. pro Spielerkarriere nur Schätzungen bleiben. Außerdem bieten diese Daten zahlreiche Ansätze zur Prävention.
Methodik: Alle 612 Spiele der 1. und 2. Deutschen Herrenfußball Bundesliga in der Saison 2017/18 wurden einer quantitativen Analyse unterzogen. Dies bedeutet, dass in jedem dieser Spiele die Kopfballanzahl und die Anzahl an Kopfverletzungen ermittelt wurde. Die Verletzungssituationen wurden als sogenannte Critical Incidents (CI), also Situationen, deren Umstände eine Kopfverletzung wahrscheinlich machen, definiert.
Zudem erfolgte bei einem zufällig ausgewählten Spiel pro Spieltag und Liga (also insg. 68) eine qualitative Analyse der Kopfballsituationen und Kopftraumen. Dafür wurde bei jedem Kopfball ein selbst ausgearbeiteter Online-Fragebogen ausgefüllt, der den betroffenen Kopfball ganz genau beschreibt. Dasselbe wurde bei den Verletzungen durchgeführt.
Ergebnisse: In besagten 612 Spielen wurden 73.100 Kopfbälle gezählt, wodurch sich ein Mittelwert von 119 KB/Spiel (SD: +/- 30,1) ergibt. Die Spielerposition mit den meisten Kopfbällen ist die Innenverteidigung mit 34,2% und die häufigste Feldposition das defensive Mittelfeld (32,3%). In knapp über der Hälfte der Kopfbälle befindet sich der Spieler im Zweikampf (51%). In diesen Zweikämpfen agiert der köpfende Sportler zu 25,4% mit seinem Ellbogen mindestens auf Schulterhöhe, sein Gegenspieler in 18,8% der Fälle.
Die absolute Anzahl an Verletzungssituationen beträgt 276, pro Spiel 0,45 (SD +/- 0,74). Die Position mit den meisten Verletzungen ist wieder die Innenverteidigung mit 30,8% und der eigene 16-Meter-Raum stellt sich als gefährlichste Feldposition dar (29,5%).
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Der direkte Kontakt durch den Ball bringt in 16,9% der Fälle ein Trauma hervor, der Rest wird hauptsächlich durch Spieler-Spieler-Kontakt ausgelöst. In 82,1% passiert die Verletzungssituation nicht in einem durch den Schiedsrichter bewerteten Foulspiel.
Schlussfolgerungen: Diese Studie liefert als erste epidemiologische Daten zum Kopfballspiel und zu Kopfverletzungen. Damit kann ein realistisches Abbild des Spielbetriebs gegeben und vorhandene Literatur neu bewertet werden. Fußball ist ein Kontaktsport und deswegen werden Kopfverletzungen leider immer ein Teil des Spiels bleiben. Die ermittelten Daten bieten aber Ansätze zur Prävention, wie zum Beispiel der strengeren Ahndung des gefährlichen Spiels mit dem Ellbogen und einer besseren Kopfballschulung.
Diese Datenerhebung beachtet aber nur die Wettkampfsituation, weshalb die Frage zur Trainingsbelastung daraus nicht beantwortet werden kann. Der Anreiz zu weiterführender Forschung ist somit gegeben.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Purpose: Head injuries are quite common in professional and amateur football (soccer). During matches, head and neck are the second most injured regions following lower limb. There are many papers about the consequences of heading and long-term impairments caused by concussions. This dissertation should gain some knowledge about the epidemiology of headers and head injuries in professional ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Purpose: Head injuries are quite common in professional and amateur football (soccer). During matches, head and neck are the second most injured regions following lower limb. There are many papers about the consequences of heading and long-term impairments caused by concussions. This dissertation should gain some knowledge about the epidemiology of headers and head injuries in professional football. Without these statistical data, we can only estimate the number of headers per game or through a whole playing career. On top of that, the statistics deliver some approaches for prevention.
Methods: All 612 matches of the 1st and 2nd German male Bundesliga during the 2017/18 season were subjected to a quantitative analysis. This means that in each of these games the number of headers and head injuries were determined. The injury situations were defined as so-called critical incidents (CI), which are probable head injury situations. For one game per matchday and division (so a total of 68), a qualitative analysis was performed. An online questionnaire was filled in for each
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header, which describes it quite accurately. Head-injury situations were treated the same.
Results: In these 612 professional football matches, a total number of 73,100 headers was ascertained, which makes an average of 119 headers/game (SD +/- 30.1). Central defenders head most frequently (34.2%), and defensive midfield is the leading region on the pitch (32.3%). 51% of the headers are performed during a tackling, where the heading sportsman puts his elbow on or above shoulder level in 25.4% of all tackles and the opponent in 18.8%.
Furthermore, 276 head-injury situations were recorded, a mean of 0.45 (SD: +/- 0.74) per game. Central defenders are the most endangered players (30.8% of all injuries) and the own penalty area is the most dangerous spot on the field (29.5%). The impact of the ball causes a trauma in 16.9% of all cases, the rest is mainly caused by player-to-player impacts. 82.1% of the injury situations were not ruled as a foul by the referee.
Conclusions: This study is the first to provide epidemiological data on headers and head injuries in professional male football. In this way, it shows realistic match situations and existing literature can be re-evaluated. Taking part in a contact sport, football players will always be at risk of head injuries. But the collected data gives some preventive approach, like tighter interpretation of the rules or better heading education.
This collection of data only focuses on headers during competition, the exposure during practise cannot be valued, so further research is needed.