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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-531645
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.53164
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 22 November 2022 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Johannes Helmbrecht |
Tag der Prüfung: | 14 November 2022 |
Institutionen: | Sprach- und Literatur- und Kulturwissenschaften > Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur (I:IMSK) Sprach- und Literatur- und Kulturwissenschaften > Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur (I:IMSK) > Lehrstuhl für Allgemeine und vergleichende Sprachwissenschaft |
Stichwörter / Keywords: | Evidentialität, epistemische Modalität, typlogische Untersuchung |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 400 Sprache > 400 Sprachwissenschaft, Linguistik |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 53164 |
Zusammenfassung (Deutsch)
In der Linguistik versteht man unter Evidentialität die Angabe der Quelle, aus der ein Sprecher die Information über den in seiner Äußerung beschriebenen Sachverhalt bezieht, z. B. Peter soll ein guter Koch sein; hier sind Berichte anderer die Basis der Information. Als epistemische Modalität hingegen bezeichnet man eine Wertung seitens des Sprechers bezüglich der Wahrscheinlichkeit, dass der von ...
Zusammenfassung (Deutsch)
In der Linguistik versteht man unter Evidentialität die Angabe der Quelle, aus der ein Sprecher die Information über den in seiner Äußerung beschriebenen Sachverhalt bezieht, z. B. Peter soll ein guter Koch sein; hier sind Berichte anderer die Basis der Information. Als epistemische Modalität hingegen bezeichnet man eine Wertung seitens des Sprechers bezüglich der Wahrscheinlichkeit, dass der von ihm geäußerte Sachverhalt wahr ist, z. B. Peter muss ein guter Koch sein; dieser Satz drückt einen hohen Überzeugungsgrad auf Seiten des Sprechers aus, dass Peter tatsächlich ein guter Koch ist.
In einigen (vor allem germanischen) Sprachen kann teilweise ein enger Zusammen-hang zwischen diesen beiden Kategorien beobachtet werden. Dies ist allerdings nicht immer so: Bereits in unmittelbarer Sprachnachbarschaft findet man eine andere Situation vor. So fällt zum Beispiel bei der Betrachtung romanischer Sprachen auf, dass meist keine solche Beziehung zwischen Evidentialität und epistemischer Modalität gegeben ist; genauso ist im nicht-indogermanischen Raum eine direkte Verbindung oft nicht vorhanden.
Zwar existieren bereits Untersuchungen sowohl zu Evidentialität als auch zu (epistemischer) Modalität; eine umfassende typologische Studie des Zusammenhangs dieser bei-den Kategorien in Sprachen verschiedener Sprachfamilien fehlt allerdings noch. Zudem gibt es in der Forschung unterschiedliche Ansichten zum Verhältnis zwischen Evidentialität und epistemischer Modalität. Die bisherigen Hypothesen sind die folgenden:
1. Evidentialität ist ein Teilgebiet epistemischer Modalität.
2. Epistemische Modalität ist ein Teilgebiet von Evidentialität.
3. Epistemische Modalität und Evidentialität sind zwei separate Kategorien mit Überlappung.
4. Epistemische Modalität und Evidentialität sind zwei separate Kategorien ohne Überlappung.
5. Evidentialität und epistemische Modalität sind zwei separate Kategorien, die beide Subkategorien der gleichen übergeordneten Kategorie sind.
6. Evidentialität und epistemische Modalität sind eine Kategorie bzw. sind identisch.
Das Ziel der Arbeit ist, Antworten auf die folgenden Fragestellungen zu finden:
1. Wie ist das Verhältnis von Evidentialität und epistemischer Modalität in den Sprachen der Welt? Besteht eine Überschneidung oder sind es zwei separate Kategorien?
2. Gibt es universelle, übereinzelsprachliche Muster oder Tendenzen?
Die Arbeit soll durch Klärung dieser Fragen die Lücke schließen, die aufgrund des Fehlens einer umfassenden typologischen Untersuchung bezüglich des sprachlichen und kognitiven Zusammenhangs von Evidentialität und epistemischer Modalität besteht. Dadurch kann das Verständnis dieser beiden Kategorien verbessert werden und der Dissens, der bis heute in der Forschungsliteratur hinsichtlich der Relation von Evidentialität und epistemischer Modalität besteht, verringert werden.
Für die Untersuchung wurde ein repräsentatives Sprachsample von 76 Sprachen er-stellt, wobei auf genetische, typologische und areale Diversität geachtet wurde. Die Daten stammen überwiegend aus Sekundärliteratur (z. B. deskriptive Grammatiken, Wörterbücher, Aufsätze in Sammelbänden, Artikel in Fachzeitschriften). Die qualitative sowie quantitative Auswertung der Sprachen zeigt, dass in der Mehrheit der Sprachen im Sprachsample Evidentialität und epistemische Modalität durch unterschiedliche Formensets ausgedrückt wer-den. Dies deutet darauf hin, dass Evidentialität und epistemische Modalität auch funktional zwei separate Kategorien darstellen. Dennoch sind bei den Markern häufig Konnotationen der jeweils anderen Kategorie festzustellen, was darauf schließen lässt, dass die Kategorien – trotz einer konzeptuellen Trennung – dennoch semantisch eng miteinander verknüpft sind. In der Arbeit konnten zudem absolute bzw. statistische Universalien bezüglich der übereinzelsprachlichen Tendenzen der epistemischen Nebenbedeutungen evidentialer Marker auf-gestellt werden.
Die Ergebnisse dieser Arbeit können die Grundlage für weitere Studien sein (auch aus Wissenschaftsbereichen neben der Linguistik), aufgrund derer auch übersprachliche Schlüsse hinsichtlich der beiden Kategorien gezogen werden können.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
There is an old disagreement in the typological literature on the relationship between evidentiality and epistemic modality. The following views can be found: 1. Evidentiality is a subdomain of epistemic modality. 2. Epistemic modality is a subdomain of evidentiality. 3. Epistemic modality and evidentiality are two different categories that overlap. 4. Epistemic modality and evidentiality ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
There is an old disagreement in the typological literature on the relationship between evidentiality and epistemic modality. The following views can be found:
1. Evidentiality is a subdomain of epistemic modality.
2. Epistemic modality is a subdomain of evidentiality.
3. Epistemic modality and evidentiality are two different categories that overlap.
4. Epistemic modality and evidentiality are two different categories that do not overlap.
5. Epistemic modality and evidentiality are two different categories that are both subdomains of the same category.
6. Epistemic modality and evidentiality are one category and / or have identical functions.
The aim of the study is to find answers to the following questions:
1. What is the relation between evidentiality and epistemic modality in the languages of the world? Are they two separate categories or is there an overlap?
2. Are there universal, cross-linguistic patterns or tendencies regarding that relation?
For the study, a representative sample of 76 languages has been chosen; genealogical, typological and areal diversity has been taken into account. Data come mainly from secondary literature (e. g. descriptive grammar, dictionaries, journal papers etc.). The qualitative as well as quantitative interpretation of the data collected from the 76 languages leads to the conclusion that evidentiality and epistemic modality constitute two functionally separate categories. The study offers therefore a typological confirmation of the above-mentioned position 4 concerning the relationship of evidentiality and epistemic modality. This hypothesis is supported by the finding that in the majority of the analysed languages evidentiality and epistemic modality are expressed by different markers. There are, however, recurring semantic interrelations in that evidential markers frequently have epistemic connotations; this suggests that – despite a functional separation – there is a close semantic link between the two categories. The study demonstrates universal tendencies regarding the epistemic connotations of evidentials and offers pragmatical explanations for the findings.
Metadaten zuletzt geändert: 19 Mrz 2024 05:39