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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-597580
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.59758
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 10 Dezember 2024 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Kilian Weigand |
Tag der Prüfung: | 25 November 2024 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Innere Medizin I |
Stichwörter / Keywords: | Notfallendoskopie; gastrointestinale Blutung; gastrointestinale Ischämie; Bolusobstruktion; ERCP |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 59758 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Endoskopie spielt eine entscheidende Rolle in der Diagnostik und Therapie akuter gastroenterologischer Krankheitsbilder, wie der gastrointestinalen Blutung, der gastrointestinalen Ischämie, der Bolusobstruktion und Fremdkörperingestion sowie der Gallenwegsobstruktion. Eine der größten Herausforderungen für den zu diesem Zweck eingesetzten endoskopischen Bereitschaftsdienst außerhalb der ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die Endoskopie spielt eine entscheidende Rolle in der Diagnostik und Therapie akuter gastroenterologischer Krankheitsbilder, wie der gastrointestinalen Blutung, der gastrointestinalen Ischämie, der Bolusobstruktion und Fremdkörperingestion sowie der Gallenwegsobstruktion. Eine der größten Herausforderungen für den zu diesem Zweck eingesetzten endoskopischen Bereitschaftsdienst außerhalb der Regelarbeitszeit besteht in der richtigen Indikationsstellung zur Notfallendoskopie, die eine zielgerichtete Interpretation von Faktoren wie der klinischen Symptomatik der Patienten, Laborbefunden und bildgebenden Verfahren voraussetzt. Adäquate Zeitintervalle bis zur Durchführung einer Notfallendoskopie sowie die in diesem Rahmen zu ergreifenden diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen werden für einzelne Krankheitsbilder stetig im Rahmen von Leitlinien und Studien diskutiert und verifiziert. Die aktuelle Studienlage spiegelt einen Trend wider, der ein vorrangig konservatives Vorgehen im Sinne einer Durchführung dringlicher Endoskopien im nächsten Regeldienst favorisiert, was auch mit einer geringeren Morbidität und keiner erhöhten Mortalität der Patienten einhergeht.
Um diese Fragestellung in ihrer Gesamtheit zu beleuchten, wurden im Rahmen dieser Arbeit die am Universitätsklinikum Regensburg durchgeführten Notfallendoskopien in den Jahren 2016, 2017 und 2018 im Hinblick auf demographische Aspekte, die Indikationsstellung, die erhobenen Befunde und Interventionen, sowie das Outcome der Patienten hin untersucht. Hierbei fanden sich nicht nur Unterschiede in der Häufigkeitsverteilung, sondern auch zeitliche, sowie geschlechts- und altersspezifische Unterschiede einzelner Notfallindikationen und Untersuchungsarten. Von den insgesamt 1139 innerhalb unseres Untersuchungszeitraumes durchgeführten Notfallendoskopien wurden beinahe zwei Drittel an männlichen Patienten durchgeführt und auch beinahe zwei Drittel erfolgten zur Frage nach einer gastrointestinalen Blutung, womit sich diese als die mit Abstand häufigste Indikation zur Notfallendoskopie darstellte. Zeichen einer gastrointestinalen Blutung fanden sich in etwa der Hälfte dieser Fälle und hiervon wurden in wiederum etwa der Hälfte der Fälle endoskopische Maßnahmen zur Hämostase ergriffen. Während sich bei den meisten Untersuchungsarten und Indikationen nur diskrete Differenzen bezüglich der zeitlichen Häufung an Wochentagen beziehungsweise an Wochenenden und Feiertagen abzeichneten, ergaben unsere Analysen, dass die nach der ÖGD und Koloskopie dritthäufigste Untersuchungsart, die ERCP, fast ausschließlich an Wochenenden und Feiertagen durchgeführt wurde. Im Hinblick auf die Indikationsstellung zur Notfallendoskopie zeigte sich weiterhin, dass weder die klinische Symptomatik, z.B. im Sinne von Blutungszeichen, noch Laborparameter wie Hämoglobin- und Lactatwerte oder auch bildgebende Verfahren wie CT-Untersuchungen isoliert hinreichend zielführend sind. Bei 15% aller gastrointestinalen Blutungen handelte es sich um variköse Blutungen bei vorbekannter Leberzirrhose, welche eine mit anderen Studien vergleichbar hohe Mortalitätsrate aufwies. Gleichsam war die Prognose der zur Frage nach einer gastrointestinalen Ischämie als insgesamt zweithäufigste Notfallindikation endoskopierten Patienten deutlich vermindert, unabhängig davon, ob die Entscheidung folglich für oder wider eine operative Intervention fiel. Bei der Frage nach Fremdkörperingestionen als dritthäufigste Notfallindikation lag der Schwerpunkt der Häufigkeitsverteilung bei den weiblichen Patienten an Wochentagen und in diesen Fällen war eine endoskopische Therapie nahezu immer erfolgreich.
Die Ergebnisse dieser Arbeit leisten einen entscheidenden Beitrag zur richtigen Indikationsstellung in der Notfallendoskopie, die in Verbindung mit der hierfür erforderlichen Expertise der endoskopischen Dienstärzte nicht nur Voraussetzung für die Einhaltung der höchsten Qualitätsstandards in der Patientenversorgung ist, sondern darüber hinaus auch medizinökonomische Aspekte maßgeblich beeinflusst. Jedoch zeigen unsere Daten im Einklang mit der aktuellen Studienlage, dass die Indikation zur Notfallendoskopie nicht nur im Allgemeinen restriktiver erfolgen sollte. Auch in den speziellen Fällen notfallmäßig durchgeführter ERCP-Untersuchungen und komplexer endoskopischer Interventionen, die die Bereitstellung eines entsprechend erfahrenen Oberarztes für den Bereitschaftsdienst erfordern, gilt es, die Dienstverteilung auf eine Weise zu beschränken, dass die erforderlichen Zeitintervalle bis zur Notfallendoskopie komplikationslos eingehalten werden können. Eine anderweitige Überdiagnostik und -therapie wirkt sich weder positiv auf die Morbidität und Mortalität der Patienten aus, noch ist sie im Hinblick auf ein ressourcenschonendes Vorgehen zu befürworten.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Endoscopy plays a crucial role in the diagnosis and treatment of acute gastroenterological conditions such as gastrointestinal bleeding, gastrointestinal ischemia, bolus obstruction and foreign body intestinal obstruction as well as bile duct obstruction. One of the greatest challenges for the endoscopic on-call service deployed for this purpose outside normal working hours is the correct ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Endoscopy plays a crucial role in the diagnosis and treatment of acute gastroenterological conditions such as gastrointestinal bleeding, gastrointestinal ischemia, bolus obstruction and foreign body intestinal obstruction as well as bile duct obstruction. One of the greatest challenges for the endoscopic on-call service deployed for this purpose outside normal working hours is the correct indication for emergency endoscopy, which requires a targeted interpretation of factors such as the patient's clinical symptoms, laboratory findings and imaging procedures. Adequate time intervals until an emergency endoscopy is performed and the diagnostic and therapeutic measures to be taken in this context are constantly being discussed and verified for individual clinical pictures within the framework of guidelines and studies. The current study situation reflects a trend that favors a primarily conservative approach in the sense of performing urgent endoscopies in the next regular service, which is also associated with lower morbidity and no increased mortality of patients.
In order to shed light on this issue in its entirety, this study examined the emergency endoscopies performed at the University Hospital Regensburg in 2016, 2017 and 2018 with regard to demographic aspects, indications, findings and interventions, as well as patient outcomes. This not only revealed differences in the frequency distribution, but also temporal, gender- and age-specific differences in individual emergency indications and examination types. Of the total of 1139 emergency endoscopies performed during our study period, almost two thirds were performed on male patients and almost two thirds were also performed to investigate gastrointestinal bleeding, making this by far the most common indication for emergency endoscopy. Signs of gastrointestinal bleeding were found in about half of these cases and of these, endoscopic measures for hemostasis were taken in about half of the cases. While for most types of examination and indications there were only discrete differences in the frequency of weekdays, weekends and public holidays, our analyses showed that the third most common type of examination after OGD and colonoscopy, ERCP, was performed almost exclusively on weekends and public holidays. With regard to the indication for emergency endoscopy, it was also shown that neither the clinical symptoms, e.g. in terms of signs of bleeding, nor laboratory parameters such as haemoglobin and lactate levels or imaging procedures such as CT examinations are sufficiently useful in isolation. 15% of all gastrointestinal bleedings were variceal bleedings with known liver cirrhosis, which had a mortality rate comparable to other studies. At the same time, the prognosis of patients endoscoped for gastrointestinal ischemia, the second most common emergency indication overall, was significantly reduced, regardless of whether the decision was for or against surgical intervention. In the case of foreign body ingestion as the third most common emergency indication, the frequency distribution focused on female patients on weekdays and endoscopic treatment was almost always successful in these cases.
The results of this study make a decisive contribution to the correct indication in emergency endoscopy, which, in conjunction with the necessary expertise of the endoscopic service physicians, is not only a prerequisite for compliance with the highest quality standards in patient care, but also significantly influences medical-economic aspects. However, in line with the current study situation, our data show that the indication for emergency endoscopy should not only be more restrictive in general. Even in the special cases of emergency ERCP examinations and complex endoscopic interventions, which require the provision of an appropriately experienced senior physician for the on-call service, it is important to limit the allocation of services in such a way that the required time intervals until emergency endoscopy can be adhered to without complications. Other forms of overdiagnosis and overtreatment do not have a positive effect on patient morbidity and mortality, nor can they be advocated in terms of a resource-conserving approach.
Metadaten zuletzt geändert: 10 Dez 2024 13:36