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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-323431
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 27 August 2015 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Berthold Langguth |
Tag der Prüfung: | 28 Juli 2015 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie |
Stichwörter / Keywords: | tinnitus, headache, migraine, trigeminal system |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 32343 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Tinnitus ist ein in der Bevölkerung weit verbreitetes Symptom und Kopfschmerz wird oftmals sogar als „Volkskrankheit Nummer 1“ beschrieben. Viele Patienten mit Tinnitus leiden zusätzlich an einem Kopfschmerzsyndrom und von einem Zusammenhang beider Symptome wird allgemein ausgegangen, wobei es bislang kaum Arbeiten gibt, welche diesen genauer untersuchen. Ziel der vorliegenden Studie ist es das ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Tinnitus ist ein in der Bevölkerung weit verbreitetes Symptom und Kopfschmerz wird oftmals sogar als „Volkskrankheit Nummer 1“ beschrieben. Viele Patienten mit Tinnitus leiden zusätzlich an einem Kopfschmerzsyndrom und von einem Zusammenhang beider Symptome wird allgemein ausgegangen, wobei es bislang kaum Arbeiten gibt, welche diesen genauer untersuchen.
Ziel der vorliegenden Studie ist es das gemeinsame Auftreten von Tinnitus und Kopfschmerz näher zu beleuchten, eine gegenseitige Beeinflussung der Symptome zu untersuchen und herauszufinden, ob sich aus den klinischen Charakteristika Hinweise auf pathophysiologische Zusammenhänge ergeben und ob bestimmte Kombinationen von Tinnitus und Kopfschmerz möglicherweise auf einen Subtyp des Tinnitus hinweisen könnten. Ein besseres Verständnis bezüglich der gegenseitigen Beeinflussung von Tinnitus und Kopfschmerz könnte Erkenntnisse für eine zielgerichtete Therapie der betroffenen Patienten liefern.
Mittels einer Fragebogenumfrage wurden Daten von Patienten mit Tinnitus des Tinnituszentrums Regensburg, welche zusätzliche an einem Kopfschmerzsyndrom leiden eingeholt. Für insgesamt 193 Patienten konnten die Ergebnisse des hierbei verwendeten Tinnitus- und Kopfschmerzfragebogens zusammen mit weiteren Informationen aus der Datenbank ausgewertet werden. Neben demographischen Aspekten wurde der Zusammenhang von Tinnitus und Kopfschmerz bezüglich Lateralität, gegenseitiger Beeinflussung, sowie der Einfluss von Kopfschmerz auf die Tinnitusbelastung und das Auftreten von Komorbiditäten untersucht.
Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Tinnitusbelastung sowie das Auftreten weiterer Komorbiditäten von der Kopfschmerzart, der Kopfschmerzseite als auch insbesondere vom chronologischen Auftreten der beiden Symptome Tinnitus und Kopfschmerz sowie von ihrer gegenseitigen akuten und chronischen Beeinflussung abhängig ist.
Bezüglich der Lateralität von Kopfschmerz und Tinnitus zeigte sich zum einen, dass nicht einseitiger Kopfschmerz überzufällig häufig mit nicht einseitigem Tinnitus vergesellschaftet ist. Zum anderen wurde festgestellt, dass die Symptome bei einseitigem Auftreten überzufällig häufig auf der gleichen Seite auftreten.
Vor allem nicht einseitiger und linksseitiger Kopfschmerz zeigten eine Assoziation mit einer höheren Tinnitusbelastung, einer verminderten Lebensqualität sowie einem gehäuften Auftreten von Komorbiditäten wie Schwindel, Nackenschmerzen, Kiefergelenksbeschwerden, Depressionen, Hyperakusis und Hörminderung.
Insgesamt zeigte sich, dass linksseitiger Kopfschmerz auf die meisten der untersuchten Variablen einen größeren Einfluss als rechtsseitiger Kopfschmerz besitzt.
Hinsichtlich der Kopfschmerzart wurde festgestellt, dass jedes Auftreten von Kopfschmerz, unabhängig der Kopfschmerzart zu einer Zunahme der Tinnitusbelastung, sowie zu einem gehäuften Auftreten von Schwindel, Nackenschmerzen und Kiefergelenksbeschwerden führt.
Clusterkopfschmerz scheint mit einer verminderten Lebensqualität sowie mit dem gehäuften Auftreten von Depressionen assoziiert zu sein. Patienten mit Tinnitus und zusätzlicher Migräne scheinen gehäuft an Hyperakusis zu leiden, häufiger eine psychiatrische Therapie in Anspruch zu nehmen und vermehrt die Fähigkeit zu besitzen, ihren Tinnitus durch somatische Manöver modulieren zu können.
Außerdem zeigte sich eine positive Korrelation zwischen der Anzahl an Kopfschmerztagen pro Monat und der Tinnitusbelastung.
Die Ergebnisse der Studie bestätigen die Annahme einer gegenseitigen Beeinflussung der Symptome Tinnitus und Kopfschmerz und lassen vermuten, dass die Kombination aus Tinnitus und Migräne einen extra Subtyp des Tinnitus darstellen könnte. Dies ist möglicherweise durch eine gemeinsame Pathophysiologie im trigeminovaskulären System erklärbar. In verschiedenen Studien konnte eine erhöhte Aktivierung des trigeminovaskulären Systems während des Auftretens von Migräneattacken beobachtetet werden und verschiedene pathophysiologische Mechanismen weisen auf die Entstehung eines trigeminal induzierten Tinnitus hin. Hinsichtlich einer gemeinsamen Pathophysiologie ist auch die Kombination aus Tinnitus und Clusterkopfschmerz bezüglich einer höheren Tinnitusbelastung interessant, da Clusterkopfschmerz in die Gruppe der trigeminoautonomen Kopfschmerzformen gehört.
Ein großes Ziel der Tinnitusforschung ist es unter anderem, individuelle Therapiekonzepte für einzelne Patientengruppen bzw. Tinnitus-Subtypen zu finden. Patienten mit Tinnitus und komorbidem Kopfschmerz könnten hierbei eine eigene Gruppe unter den Patienten mit Tinnitus darstellen und verschiedene Ergebnisse der Studie weisen darauf hin, dass die erfolgreiche Therapie eines Kopfschmerzsyndroms zu einer Reduktion der Tinnitusbeschwerden führen könnte. Dies verdeutlicht die Bedeutsamkeit einer ausführlichen (Kopfschmerz-) Anamnese und Diagnostik bei Patienten mit Tinnitus. Weitere Studien werden nötig sein um einzelne Zusammenhänge der beiden Symptome Tinnitus und Kopfschmerz genauer zu beleuchten. Auch bezüglich der sicheren Identifizierung eines neuen Tinnitus-Subtyps von welchem Patienten mit Tinnitus und zusätzlicher Migräne betroffen sein könnten, müssen weitere Studien Erkenntnisse hinsichtlich der Pathophysiologie dieser Symptome liefern.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Tinnitus is a common symptom and headache is a widespread disease. A lot of patients with tinnitus report headache and an interdependence of the two diseases is suspected but up to now there are only few studies about it. With this study we aimed to find out if headache and tinnitus are interdependent conditions, if there might exist a common pathophysiology and if a particular combination of ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Tinnitus is a common symptom and headache is a widespread disease. A lot of patients with tinnitus report headache and an interdependence of the two diseases is suspected but up to now there are only few studies about it.
With this study we aimed to find out if headache and tinnitus are interdependent conditions, if there might exist a common pathophysiology and if a particular combination of tinnitus and headache may represent a sub-type of tinnitus.
A better understanding of the interaction of tinnitus and headache may lead to ideas for a specific therapy of the concerned patients.
Patients of the Tinnitus Center Regensburg who declared, that they are suffering from headache were invited to fill in a headache questionnaire and additional questions with respect to the interdependence of tinnitus and headache. The results of 193 patients could be used and analyzed together with already stored information of the database of the Tinnitus Center.
Besides demographic aspects, the interdependence of tinnitus and headache concerning laterality, the influence of each other, the influence of headache on the tinnitus severity and the occurrence of comorbidity were analyzed.
The results of the study showed that tinnitus severity and the occurrence of comorbidity are dependent on the type of headache, headache laterality, the chronological occurrence of the two symptoms tinnitus and headache and the acute and chronic influence on each other.
There was a significant relationship between headache and tinnitus laterality, in all non-unilateral, left-sided and right-sided tinnitus the corresponding headache types was more frequently encountered.
There was an association between non-unilateral and left-sided headache with a higher distress of tinnitus, a lower quality of life and a higher occurrence of comorbidities like vertigo, neck pain, temporomandibular joint complaints, depression, hyperacusis and hearing loss.
On most of the analyzed items, left-sided headache showed a higher influence than right-sided headache.
With respect to headache-type, each type of headache resulted in higher tinnitus distress and in higher prevalence for vertigo, TMJ complaints and neck pain. There seems to be an association between cluster-headache and a lower quality of life and a higher prevalence of depression. Patients with tinnitus and migraine could rather modulate their tinnitus by somatic manoeuvres, had higher hyperacusis scores and were more often in current psychiatric treatment. There was shown a positive correlation between the number of days with headache and tinnitus distress.
The results of the study confirm the assumption of an interdependency of the symptoms tinnitus and headache and suggest that the combination of tinnitus and migraine may present a specific sub-type of tinnitus, linked via similar pathophysiological mechanisms of the trigeminal system. There are several studies which describe a high activity of the trigeminal system during migraine attacks and there also seems to be an association between the trigeminal system and the development of tinnitus.
Some of the important aims of the tinnitus research are to find individual therapies for several groups of patients and to detect sub-types of tinnitus. Patients with tinnitus and headache might represent such a special group of tinnitus patients and several results of this study suggest that a successful therapy of headache may cause a reduction of the tinnitus distress.
Because of that, for patients with tinnitus it seems to be important to make a detailed medical (headache) history.
Further studies are needed to analyze the interrelationship between tinnitus and headache and the pathophysiology of these symptoms.
Metadaten zuletzt geändert: 25 Nov 2020 15:36