Zusammenfassung
Gedächtnisinhalte konkurrieren miteinander um das Erinnern. Der zielgerichtete Gebrauch unseres Gedächtnisses erfordert es deshalb, dass der Zugriff auf unerwünschte oder veraltete Gedächtnisinhalte erschwert und so der Abruf erwünschter oder aktueller Informationen erleichtert wird. Es ist eine alte und prominente Idee, dass im menschlichen Gedächtnis inhibitorische Prozesse aktiv sind, die ...
Zusammenfassung
Gedächtnisinhalte konkurrieren miteinander um das Erinnern. Der zielgerichtete Gebrauch unseres Gedächtnisses erfordert es deshalb, dass der Zugriff auf unerwünschte oder veraltete Gedächtnisinhalte erschwert und so der Abruf erwünschter oder aktueller Informationen erleichtert wird. Es ist eine alte und prominente Idee, dass im menschlichen Gedächtnis inhibitorische Prozesse aktiv sind, die genau diese Funktion erfüllen. In diesem Artikel werden einige neuere kognitive und neurokognitive Befunde zusammengefasst, die direkte Hinweise auf die Existenz solch inhibitorischer Gedächtnisprozesse liefern. Die Befunde weisen auf das Vorliegen einer Vielfalt von inhibitorischen Gedächtnisprozessen hin, die willentlich oder auch automatisch aktiviert werden können. Vergessen wurde und wird immer wieder als eine Schattenseite unseres Gedächtnisses angesehen. Die skizzierten Befunde zeigen jedoch, dass Vergessen (auch) eine wichtige und hilfreiche Eigenschaft unseres Gedächtnisses ist.