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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-307694
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.30769
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 22 September 2014 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Göran Hajak |
Tag der Prüfung: | 17 September 2014 |
Institutionen: | Medizin > Lehrstuhl für Psychiatrie und Psychotherapie |
Stichwörter / Keywords: | Theory of Mind, Exekutivfunktionen, Schizophrenie, Arbeitsgedächtnis, Inhibition, Flexibilität, Negativsymptomatik, psychosoziales Funktionsniveau |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 30769 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Schizophreniepatienten in der Theory of Mind (ToM) Defizite aufweisen (Mazza et al., 2001; Pousa et al., 2008; Sprong et al., 2007). Besonders im Lösen von ToM-Aufgaben zweiter Ordnung (SO) haben schizophrene Patienten Schwierigkeiten (Doody et al., 1998; Mo et al., 2008). Dabei spielt die Negativsymptomatik eine bedeutende Rolle in der Beeinträchtigung ...

Zusammenfassung (Deutsch)
Verschiedene Studien haben gezeigt, dass Schizophreniepatienten in der Theory of Mind (ToM) Defizite aufweisen (Mazza et al., 2001; Pousa et al., 2008; Sprong et al., 2007). Besonders im Lösen von ToM-Aufgaben zweiter Ordnung (SO) haben schizophrene Patienten Schwierigkeiten (Doody et al., 1998; Mo et al., 2008). Dabei spielt die Negativsymptomatik eine bedeutende Rolle in der Beeinträchtigung der ToM-Leistung (Pickup & Frith, 2001; Urbach et al., 2013). Auch in den Exekutivfunktionen (EF), insbesondere im Arbeitsgedächtnis, in der Inhibition und in der Flexibilität konnten Minder-leistungen schizophrener Patienten gegenüber gesunden Probanden aufgezeigt werden (Dickinson, Ramsey & Gold, 2007; Fioravanti et al., 2005; Heinrichs & Zakzanis, 1998). Zusammenhänge zwischen der ToM und den EF wurden bereits bei gesunden Erwachsenen festgestellt (Chasiots & Kießling, 2004). Auch bei Schizophrenen wurden Zusammenhänge zwischen der ToM und den EF bereits untersucht (vgl. Janssen et al., 2003; Langdon et al., 2001; Pickup, 2008). Allgemeine kognitive Minderleistungen, wie Defizite in den EF, können ein ToM-Defizit verursachen (Brüne, 2003; Doody et al., 1998; Fanning, Bell & Fiszdon, 2012). Dennoch können Minderleistungen in der ToM und in den EF auch unabhängig voneinander auftreten (Janssen et al., 2003; Pickup, 2008). Des Weiteren scheinen sowohl die ToM als auch die EF Einfluss auf die Psychopathologie zu nehmen und somit für ein gutes psychosoziales Funktionsniveau mitverantwortlich zu sein (Kee, Kern & Green, 1998; Roder et al., 2011; vgl. Schmidt & Roder, 2012).
In dieser klinischen Studie wurden 36 schizophrene Patienten in ToM-Aufgaben mit einer gesunden Kontrollgruppe verglichen. Dabei wurden anlehnend an das Sally-Anne-Paradigma von Baron-Cohen, Leslie und Frith (1985) sowohl False-Belief-Aufgaben erster (FB) und zweiter Ordnung (SO) als auch True-Belief- (TB) und Realitäts-Aufgaben (Realität) in nonverbalen Bildergeschichten geprüft. Die schizophrenen Patienten schnitten in sämtlichen ToM-Aufgaben schlechter ab, als die gesunde Kontrollgruppe. Dieses Ergebnis stimmt mit den Studien von Mazza et al. (2001) und Roncone et al. (2002) überein; jene haben Minderleistungen schizophrener Probanden in den gestellten ToM-Aufgaben festgestellt. Innerhalb der Schizophrenie-gruppe zeigten sich signifikante Unterschiede zwischen den TB-, FB- und SO-Aufgaben bezüglich der Realität. Folglich wiesen die schizophrenen Patienten in Aufgaben, für deren richtige Lösung eine Mentalisierungsfähigkeit bentötigt wird, die größten Leistungsdefizite in dieser Arbeit auf. Besondere Schwierigkeiten zeigten die Schizophrenie-patienten in der Bearbeitung der SO-Aufgaben, welche sich nicht nur in einer verminderten Trefferanzahl, sog. „Hits“ äußerte, sondern auch in einer verlängerten Reaktionszeit. Des Weiteren schnitten die schizophrenen Patienten in den ToM-Aufgaben umso schlechter ab, je stärker die Negativsymptomatik ausgeprägt war, welche anhand der PANSS (Kay, Fiszbein & Opler, 1987) gemessen wurde.
Die Schizophreniepatienten wurden im weiteren Verlauf mittels eines computergestützten Programms (TAP; Zimmermann und Fimm, 1992) in EF-Aufgaben zum Arbeitsgedächtnis, zur Inhibition und zur Flexibilität geprüft. Hier erzielten die Patienten in allen drei Subgruppen der EF Leistungen, die im Normbereich lagen. Zudem stellten auch Hill et al. (2002) und Reichenberg et al. (2001) in ihren Studien normwertige Leistungen in der Kognition fest. Im Weiteren zeigte sich in dieser Arbeit, dass Leistungen in den EF-Aufgaben das psychosoziale Funktionsniveau beeinflussten. Je schlechter das Abschneiden schizophrener Patienten im Arbeitsgedächtnis und in der Flexibilität, desto stärker waren die Patienten im psychosozialen Funktionsniveau beeinträchtigt, welches mit der PSP (Juckel et al., 2008) gemessen wurde. Dieses Ergebnis bestätigt somit den Einfluss neuro-kognitiver Fähigkeiten auf das psychosoziale Funktionsniveau, wie Kee, Kern und Green (1998) bereits in einem Modell veranschaulicht haben.
Um mögliche Zusammenhänge zwischen der ToM und den EF aufzeigen zu können, wurden die beiden Komponenten miteinander verglichen. Zusammenhänge konnten zwischen den TB- bzw. FB-Aufgaben und den EF festgestellt werden, nicht aber zwischen SO-Aufgaben und den EF. Diese Sachlage scheint auf den ersten Blick kontrovers zu sein. Bezogen auf die FB- bzw. SO-Aufgaben und die EF zeigten bereits diverse Studien widersprüchlige Sachlagen (Bora et al., 2007; Langdon et al., 2001; Murphy, 1998). Dennoch weisen auch die Ergebnisse in dieser Dissertation darauf hin, dass die EF Einfluss auf die ToM haben kann aber beide Konstrukte möglicherweise unabhängig voneinander betrachtet werden können (vgl. Pickup, 2008). Des Weiteren muss sich der Proband zum Beantworten der TB-Aufgaben entscheiden, welcher Pfad für die Antwortfindung der Richtige ist, ob er der Realität folgt oder das Mentalisieren anwendet. Dieser Vorgang scheint an die EF gekoppelt zu sein. Aus diesem Grund ist es nicht verwunderlich, dass die TB-Aufgaben in dieser Arbeit mit dem Arbeits-gedächtnis, der Inhibition und der Flexibilität korrelierten.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Various studies have shown, that schizophrenia patients show deficiencies in the theory of mind (ToM) (Mazza et al., 2001; Pousa et al., 2008; Sprong et al., 2007). Especially while solving ToM-tasks of the second order schizophrenia patients have difficulties (Doody et al., 1998; Mo et al., 2008). Negativ symptoms play a significant role in the interference of the ToM-accomplishment (Pickup & ...

Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Various studies have shown, that schizophrenia patients show deficiencies in the theory of mind (ToM) (Mazza et al., 2001; Pousa et al., 2008; Sprong et al., 2007). Especially while solving ToM-tasks of the second order schizophrenia patients have difficulties (Doody et al., 1998; Mo et al., 2008). Negativ symptoms play a significant role in the interference of the ToM-accomplishment (Pickup & Frith, 2001; Urbach et al., 2013). Also in the executive functioning (EF), particularly in the working memory, the inhibition and the flexibility, a deficient performance could be shown against healthy participants (Dickinson, Ramsey & Gold, 2007; Fioravanti et al., 2005; Heinrichs & Zakzanis, 1998). Connections between ToM and EF could already be determined towards healthy adults (Chasiots & Kießling, 2004). Connections between ToM and EF among schizophrenia patients have been observed as well (Janssen et al., 2003; Langdon et al., 2001; Pickup, 2008). General cognitive deficient performances such as deficiencies in the EF could cause a ToM deficancy (Brüne, 2003; Doody et al., 1998; Fanning, Bell & Fiszdon, 2012). However, the deficient performances in the ToM and the EF can occur independantly (Janssen et al., 2003; Pickup, 2008). Furthermore the ToM and the EF seem to have influence on the psychopathology and thereby contributes to a good psychosocial functioning level (Kee, Kern & Green, 1998; Roder et al., 2011; Schmidt & Roder, 2012).
In this clinical study schizophrenia patients have been compared in ToM tasks to a healthy comparison group. In doing so, false-belief-tasks of the first (FB) and second order (SO) as well as true-Belief (TB) and reality-tasks (reality) in non verbal picture stories were checked. This happened in reflection of the Sally-Anne-Paradigma of Baron-Cohen, Leslie and Frith (1985). The schizophrenia patients performed worse than the health comparison group in the ToM-tasks. This result agrees with the studies of Mazza et al. (2001) and Roncone et al. (2002). They discovered deficient performances of schizophrenic patients in the ToM-tasks. Within the schizophrenic group significant differences between TB-, FB- and SO-tasks in relation of the reality could be noticed. Consequently, the schizophrenic patients exhibited the biggest deficient performances in tasks that required a metallization ability to achieve the correct solution.
Particular difficulties were noticeable in the processing of SO-tasks. Not only could this be seen at the reduced number of hits, but also at the increased reaction time. The schizophrenic patients performed less well in the ToM-tasks the stronger the negative symptoms were marked. This was measured by the PANNSS (Kay, Fiszbein & Opler, 1987).
The schizophrenic patients were checked in terms of EF-tasks regarding working memory, inhibition and flexibility by means of a computerized program (TAP; Zimmermann and Fimm, 1992). All patients achieved in all three sub groups of EF performances that were in the normal range. In addition, Hill et al. (2002) and Reichenberg et al. (2001) noticed standard performances in the cognition as well. Furthermore this work showed, that performances of the EF-tasks have an influence on the psychosocial functioning level. The worse the patients performed in the working memory and the flexibility, the stronger the patients were affected in the psychosocial functioning level. That was measured via PSP (Juckel et al., 2008) This result confirms the influence of neurocognitive abilities on psychosocial functioning level, as Kee, Kern and Green (1998) have already illustrated.
To be able to show possible connections between ToM and EF, the two components were compared with each other. Connections could be noticed between TB-, FB- and EF-tasks. There was no connection between SO-tasks and EF. At first sight, this situation seems to be controversial. Referring to the FB-, SO- and EF tasks, several studies already showed the inconsistency of the situations (Bora et al., 2007; Langdon et al., 2001; Murphy, 1998). The results of this thesis point out as well, that the EF-tasks can have an influence on the ToM, but both constructs can be possibly regarded separately from each other (Pickup, 2008). In order to answer the TB-tasks, the participant has to decide what direction to go, whether he or she follows reality or prefers to mentalize. This operation seems to be linked to the EF. That is why it is not astonishing, that the TB-tasks of this work correlate with the working memory, inhibition and flexibility.
Metadaten zuletzt geändert: 26 Nov 2020 00:45