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- URN zum Zitieren dieses Dokuments:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-309623
- DOI zum Zitieren dieses Dokuments:
- 10.5283/epub.30962
Dokumentenart: | Hochschulschrift der Universität Regensburg (Dissertation) |
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Open Access Art: | Primärpublikation |
Datum: | 14 Januar 2015 |
Begutachter (Erstgutachter): | Prof. Dr. Petra Jansen |
Tag der Prüfung: | 28 Oktober 2014 |
Institutionen: | Humanwissenschaften > Institut für Sportwissenschaft |
Stichwörter / Keywords: | evaluatives Konditionieren, sexuelle Präferenz, Ätiologie |
Dewey-Dezimal-Klassifikation: | 100 Philosophie und Psychologie > 150 Psychologie 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften > 610 Medizin |
Status: | Veröffentlicht |
Begutachtet: | Ja, diese Version wurde begutachtet |
An der Universität Regensburg entstanden: | Ja |
Dokumenten-ID: | 30962 |
Zusammenfassung (Deutsch)
Aus einer Vielzahl von Studien ergeben sich Hinweise darauf, dass Lern- insbesondere Konditionierungsprozesse bei der Entwicklung von paraphilen Neigungen eine Rolle spielen könnten. Diesbezügliche Implikationen ergeben sich aus Untersuchungen zur Wirksamkeit von verhaltenstherapeutischen Interventionen zur Veränderung normabweichender sexueller Präferenzen, deskriptiven Untersuchungen, die auf ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Aus einer Vielzahl von Studien ergeben sich Hinweise darauf, dass Lern- insbesondere Konditionierungsprozesse bei der Entwicklung von paraphilen Neigungen eine Rolle spielen könnten. Diesbezügliche Implikationen ergeben sich aus Untersuchungen zur Wirksamkeit von verhaltenstherapeutischen Interventionen zur Veränderung normabweichender sexueller Präferenzen, deskriptiven Untersuchungen, die auf die Relevanz von Erfahrungen für die Entwicklung der sexuellen Präferenz hinweisen, bildgebenden Untersuchungen zu hirnstrukturellen und –funktionellen Unterschieden zwischen Personen mit und ohne normabweichende sexuelle Präferenzen, sowie Arbeiten zur Konditionierung sexueller Erregung an ursprünglich neutrale Stimuli. Bereits vor über 40 Jahren haben sich hierzu auch verschiedene Modellvorstellungen entwickelt, die jedoch vor allem auf klassische sowie operante Konditionierungsprozesse fokussieren, mögliche Effekte evaluativer Konditionierung in diesem Zusammenhang aber außer Acht lassen. Einstellungen und Bewertungen, die durch evaluatives Konditionieren erworben und verändert werden können, haben jedoch großen Einfluss auf das menschliche Verhalten. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit soll aus diesem Grund die Fragestellung untersucht werden, ob Personen mit normabweichenden sexuellen Präferenzen bezüglich ihrer evaluativen Konditionierbarkeit Unterschiede zu Personen ohne entsprechende paraphile Neigungen aufweisen. Weiterhin erscheinen in diesem Zusammenhang mögliche Unterschiede in der Löschbarkeit und Gegenkonditionierbarkeit evaluativ konditionierter Reaktionen von Interesse.
In einem ersten Experiment wurden hierzu eine Gruppe von Sexualstraftätern mit Kindesmissbrauchsdelikt, eine Gruppe von Sexualstraftätern mit Vergewaltigungsdelikt, und eine Gruppe von Nicht-Sexualstraftätern anhand eines Paradigmas zur evaluativen Konditionierung, sowie zur Löschung und Gegenkonditionierung evaluativ konditionierter Reaktionen verglichen. Im Rahmen dieses Experimentes konnten in keiner der untersuchten Gruppen die erwarteten Effekte der evaluativen Konditionierung, Löschung und Gegenkonditionierung abgebildet werden. Als Ursache dieser Ergebnisse kamen zunächst sowohl Mängel des verwendeten evaluativen Konditionie-rungsparadigmas als auch eine geringe Compliance der Probanden infrage. Die sich aus Experiment I ergebenden Gruppenunterschiede waren im Hinblick auf die Untersuchungshypothese dementsprechend nicht sinnvoll interpretierbar.
Aufgrund der Ergebnisse von Experiment I wurde im Rahmen eines zweiten Experimentes das verwendete evaluative Konditionierungsparadigma überprüft. Hierbei konnte gezeigt werden, dass in einer Stichprobe aus der Allgemeinbevölkerung die erwarteten Effekte der evaluativen Konditionierung, sowie der Gegenkonditionierung zu zwei Testzeitpunkten im Abstand einer Woche abgebildet werden konnten. Außerdem zeigte sich ein Effekt der Extinktionsphase auf die im Rahmen der Konditionierungsphase positiv gepaarten Stimuli. Insgesamt konnte damit festgestellt werden, dass die fehlenden Effekte evaluativer Konditionierung, sowie der Löschung und Gegenkonditionierung evaluativ konditionierter Reaktionen aus Experiment I nicht auf das verwendete EC-Paradigma zurückgeführt werden können.
Im Rahmen eines dritten Experiments wurde die evaluative Konditionierbarkeit, sowie die Löschbarkeit und Gegenkonditionierbarkeit einer Gruppe von Personen mit sadomasochistischen Neigungen und einer Gruppe von Personen ohne normabweichende sexuelle Präferenzen verglichen. Hier konnte in der Gruppe der Personen mit sadomasochistischen Neigungen eine geringere Ansprechbarkeit auf eine evaluative Konditionierung mit negativen Stimuli, sowie eine stärkere Ansprechbarkeit auf evalua-tive Konditionierung mit positiven Stimuli nachgewiesen werden. Im Hinblick auf die Löschbarkeit und Gegenkonditionierbarkeit evaluativ konditionierter Reaktionen ergaben sich keine Gruppenunterschiede.
Zusammenfassend konnten im Rahmen der vorliegenden Arbeit damit zum ersten Mal Besonderheiten der evaluativen Konditionierbarkeit von Personen mit normabweichenden sexuellen Präferenzen aufgezeigt werden, welche auch mit theoretischen Überlegungen zum Einfluss von evaluativen Konditionierungsprozessen auf die Entwicklung paraphiler Neigungen übereinstimmen. Weitere Forschung zu Besonderheiten der evaluativen Konditionierbarkeit von Personen mit normabweichenden sexuellen Präferenzen unter Berücksichtigung der methodischen Verbesserungen, die sich aus den im Rahmen der vorliegenden Arbeit berichteten Experimenten ergeben, erscheint dementsprechend in jedem Fall lohnenswert.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Many studies indicate that processes of learning and conditioning may play an important role in the development of paraphilias. Evidence for such connection comes from research about behavioral interventions to modify sexual preferences, descriptive studies that point to the relevance of experience for the development of sexual preferences, fMRI-studies about differences between subjects with or ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
Many studies indicate that processes of learning and conditioning may play an important role in the development of paraphilias. Evidence for such connection comes from research about behavioral interventions to modify sexual preferences, descriptive studies that point to the relevance of experience for the development of sexual preferences, fMRI-studies about differences between subjects with or without paraphilia, and research about conditioning of sexual arousal on primarily neutral stimuli. For the past 40 years different models have focused their attention on explaining the development of paraphilias through processes of classical and operant conditioning. Despite a significant influence of evaluative conditioning on human behavior, its relevance for the development of paraphilias has not been recognized yet. Consequently, this study examined differences in evaluative conditionability in subjects with paraphilic sexual preferences and subjects without such preferences. Furthermore, potential differences in erasing and contra-conditioning of evaluative conditioned reactions were investigated.
In a first experiment a group of incarcerated child-molesters, a group of incarcerated rapists, and a group of incarcerated non-sex-offenders participated in a series of paradigms of evaluative conditioning as well as erasing and contra-conditioning of evaluative conditioned reactions. None of the groups showed the expected effects of evaluative conditioning, erasing and contra-conditioning. Possible deficits of the paradigm as well as poor subject compliance were assumed to be responsible for these results. Therefore, differences between the groups of experiment 1 could not be reasonably interpreted.
As a result of experiment 1, the used paradigm of evaluative conditioning was examined in a second experiment. Therefore an overall population sample of 80 men and women aged between 18 and 60 years was investigated. The expected effects of evaluative conditioning as well as contra-conditioning occurred twice within a one week interval. Additionally, an effect of the extinction phase on positively paired stimuli during conditioning was shown. As a consequence, the lack of effects of evaluative conditioning, erasing and contra-conditioning of evaluative conditioned effects in experiment 1 was not a result of the applied evaluative conditioning-paradigm.
In a third experiment evaluative conditionability, erasability and contra-conditionability of a group of persons with sadomasochistic inclinations and a group of persons without paraphilic sexual preferences were compared. Subjects with sadomasochistic inclinations showed a poorer response on evaluative conditioning with negative stimuli and a stronger response on evaluative conditioning with positive stimuli. No differences in erasability and contra-conditionability of evaluative conditioned reactions were found between both groups.
This is the first series of studies to show evidence of special characteristics of evaluative conditionability of persons with paraphilic sexual preferences. Further research on the specifics of evaluative conditionability of persons with paraphilic sexual preferences that considers the methodological improvements resulting from the reported experiments is required.
Metadaten zuletzt geändert: 26 Nov 2020 00:37