Zusammenfassung (Deutsch)
Die vorliegende Studie geht der Frage auf den Grund, welche Rolle die alkoholbezogene Selbstwirksamkeit bzw. Abstinenzzuversicht im Rückfallgeschehen spielt. Im Gegensatz zu anderen Studien wurde in dieser Arbeit nicht nur die generelle Selbstwirksamkeit untersucht, sondern es wurden unterschiedliche Kategorien von Situationen beleuchtet, in denen Patienten rückfällig werden können. So war eine ...
Zusammenfassung (Deutsch)
Die vorliegende Studie geht der Frage auf den Grund, welche Rolle die alkoholbezogene Selbstwirksamkeit bzw. Abstinenzzuversicht im Rückfallgeschehen spielt. Im Gegensatz zu anderen Studien wurde in dieser Arbeit nicht nur die generelle Selbstwirksamkeit untersucht, sondern es wurden unterschiedliche Kategorien von Situationen beleuchtet, in denen Patienten rückfällig werden können. So war eine bessere Differenzierung der Kategorien von Situationen möglich, die eine besondere Gefährdung für die Abstinenz von Alkoholabhängigen nach einem Entzug darstellen.
Dazu wurden 120 alkoholabhängige Patienten (DSM-IV, ICD-10) während ihrer bis zu zweiwöchigen stationären Entzugsbehandlung sowie drei, sechs und zwölf Monate danach mittels standardisierter Fragebögen (AASE: Alcohol Abstinence Self-Efficacy Scale und KAZ-35: Kurzfragebogen zur Abstinenzzuversicht) befragt. Inhalt der Befragungen waren Angaben zur subjektiven Versuchung, erneut Alkohol zu trinken, bzw. zur Zuversicht, abstinent bleiben zu können. Durch die Wahl der Untersuchungszeitpunkte zu Beginn und zum Ende der Entzugstherapie wurde ein Einblick in eine weitgefasste Gruppe von Alkoholabhängigen vermittelt – im Vergleich zu anderen Studien, die sich vor allem mit Patienten in länger dauernden Entwöhnungstherapien befassten. Letztere stellen eine hochselektierte Teilgruppe von Patienten dar, da nur maximal zehn Prozent der Alkoholabhängigen ein solches Therapieangebot wahrnehmen, während das vorliegende Patientenkollektiv all diejenigen Alkoholabhängigen repräsentiert, die sich in eine Entzugsbehandlung begeben.
In dieser Stichprobe wurden mögliche Unterschiede zwischen Frauen und Männern sowie zwischen den Gruppen der später abstinenten und rückfälligen Patienten erfasst. Nach zwölf Monaten wurde erfragt, ob die Patienten rückfällig geworden waren.
Ergebnisse waren:
- Situationen, die mit negativen Gefühlslagen einhergehen, stellten die größte Gefahr für einen Rückfall dar: Patienten aller Gruppierungen gaben in dieser Kategorie die höchste Versuchung an, wieder rückfällig zu werden, bzw. die geringste Zuversicht, abstinent zu bleiben.
- Im Geschlechtervergleich zeigte sich, dass Frauen tendenziell zuversichtlicher als Männer sind, abstinent zu bleiben, während Männer eine tendenziell höhere Versuchung als Frauen angaben, wieder Alkohol zu trinken. Diese Unterschiede wiesen ein unterschiedliches Signifikanzniveau auf.
- Später abstinente Patienten waren hinsichtlich ihrer Abstinenz zum Zeitpunkt der Entlassung zuversichtlicher als später Rückfällige und fühlten sich weniger versucht, Alkohol zu konsumieren.
- Die Angabe der Abstinenzzuversicht bezüglich Situationen, die mit negativen Gefühlen assoziiert sind, eignet sich für die Vorhersage der Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls: je höher die subjektiv wahrgenommene Zuversicht ist, in diesen Situationen abstinent zu bleiben, desto geringer ist das Risiko eines Rückfalls.
Aus den Ergebnissen lässt sich ableiten, dass es von großer klinischer Relevanz ist, Defizite in der Selbstwirksamkeit von Patienten frühzeitig zu erkennen und sie therapeutisch gezielt zu bearbeiten. Auch wenn man anhand der Abstinenzzuversicht nicht mit Sicherheit voraussagen kann, ob ein Patient rückfällig wird oder nicht, so kann man doch Hinweise darauf erhalten, inwieweit der Patient seine „Schwächen“ kognitiv erfasst hat. Dies ist ein guter Anknüpfungspunkt, um in der Therapie Alkoholabhängiger Bewältigungsstrategien für gefährdende Situationen zu erarbeiten, damit innere Ressourcen gefördert und somit die Selbstwirksamkeit gestärkt wird und ein Rückfall an Wahrscheinlichkeit verliert.
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
In this study, we examined the influence of alcohol dependent patients’ self-efficacy and expectancy on success rate in maintaining alcohol abstinence. In contrast to previous studies, we highlighted various categories of situations that contribute to alcohol relapse. Therefore it is possible to define categories of situations which compromise the cure rate from alcohol addiction.
120 alcohol ...
Übersetzung der Zusammenfassung (Englisch)
In this study, we examined the influence of alcohol dependent patients’ self-efficacy and expectancy on success rate in maintaining alcohol abstinence. In contrast to previous studies, we highlighted various categories of situations that contribute to alcohol relapse. Therefore it is possible to define categories of situations which compromise the cure rate from alcohol addiction.
120 alcohol dependent patients (ICD-10, DSM-IV) were surveyed with standardized questionnaires (AASE: alcohol abstinence self-efficace scale; KAZ-35: Kurzfragebogen zur Abstinenzzuversicht) during their 2 week inpatient detoxification treatment as well as 3, 6 and 12 months post-discharge. The questionnaires surveyed subjective temptation to consume alcohol and confidence in staying abstinent. We were able to gain comprehensive insight into a group of alcohol-addicted patients by choosing survey points at the beginning and at the end of the inpatient detoxification therapy. Previous studies mainly observed patients undergoing a longer detoxification, which led to only a highly selective subgroup of alcohol-dependent patients – approximately 10 % of the patient population qualify for long-term therapy. In comparison, our study includes a patient cohort representative of all patients undergoing detoxification therapy.
This study examines potential differences between male and female patients as well as patients that suffered relapse or managed to achieve abstinence later on.
12 months after detoxification therapy we surveyed the outcome:
- Situations of negative affect correlated most strongly with relapse: patients in all subgroups acknowledged the highest risk for relapse – or lowest confidence in staying abstinent, respectively – in this category.
- Female patients tend to be more confident in staying abstinent, whereas men reported a higher risk of temptation to drink alcohol. Differences were statistically significant.
- Patients successful in maintaining abstinence are more confident in their future abstinence at the point of discharge from inpatient detoxification therapy than patients who experience relapse.
- Confidence in staying abstinent in emotionally negative situations predicts the probability for potential relapse: the higher the subjectively perceived confidence in staying abstinent in emotionally negative situations, the lower the actual risk for relapse.
These results suggest clinical relevance in detecting deficits in self-efficacy and the potential to therapeutically remedy these deficits. Self-efficacy does not predict probability of relapse but it hints at a patient’s ability to cognitively apprehend his or her weaknesses. This allows therapists to work on coping strategies for threatening situations, thereby reinforce resources, strengthen self-efficacy, and decrease risk of relapse.