Radiologische Analyse einer frühen postoperativen Tumorprogression bei Patienten mit Glioblastomen- Retrospektive Analyse von klinischen Daten und MR-bildgebenden Parametern von Patienten mit einem primären und rezidivierten Glioblastom
In den letzten 10 Jahren wuchs in der Diagnostik von Gliomen die Bedeutung weiterführender feingeweblicher Untersuchungen und molekulargenetischer Marker sehr stark. Diese Zusatzuntersuchungen inklusive Materialversand führen innerhalb klinischer Studien, zusammen mit der obligatorischen zentralen Referenzhistologie, zu einer nicht zu vernachlässigenden Verzögerung des Therapiebeginns von ...
Abstract (German)
In den letzten 10 Jahren wuchs in der Diagnostik von Gliomen die Bedeutung weiterführender feingeweblicher Untersuchungen und molekulargenetischer Marker sehr stark. Diese Zusatzuntersuchungen inklusive Materialversand führen innerhalb klinischer Studien, zusammen mit der obligatorischen zentralen Referenzhistologie, zu einer nicht zu vernachlässigenden Verzögerung des Therapiebeginns von Patienten die wünschen, im Rahmen einer klinischen Studie behandelt zu werden. Im Rahmen dieser Dissertation sollte daher untersucht werden, ob eine Zeitverzögerung bis zum Therapiebeginn mit dem vermehrten Vorkommen von Frühprogressionen zusammenhing und ob Frühprogressionen wiederum einen Einfluss auf die Prognose der Patienten nahmen.
Dazu wurden in Anlehnung an die RANO Kriterien und unter Hinzunahme der Kriterien „knotige KM- Aufnahme am Resektionsrand“ und „zunehmende KM- Anreicherung an einer zuvor bereits anreichernden Stelle“ die postoperativen und baseline- Schädel MRTs von 22 Studienpatienten mit Ersttherapie eines Glioblastoms und 14 Patienten mit einem Rezidiv- Glioblastom miteinander verglichen. Es erfolgte schließlich für die statistische Analyse die endgültige Einteilung in die vier Gruppen 1) wahrscheinliche Frühprogression, 2) mögliche Frühprogression, 3) unwahrscheinliche Frühprogression und 4) keine Frühprogression und daraufhin eine Korrelation mit dem progresionsfreien Überleben (PFS) und dem Gesamtüberleben (OS).
57% der Patienten mit Ersttherapie (36% mit Rezidiv-Therapie) zeigten eine wahrscheinliche Frühprogression bei einer Wartezeit von durchschnittlich 31 Tagen (bzw. 33 Tagen bei Rezidiv-Therapie) zwischen der Operation und dem Beginn der kombinierten Radiochemotherapie. Im Vergleich zur Gruppe der Patienten ohne Nachweis von Frühprogressionen, die eine mittlere Wartezeit von 28 Tagen (p=0,162 t-Test) (Rezidiv-Patienten: 29,6 Tage, p=0,708 t-Test) aufwiesen, verringerte sich das progressionsfreie Überleben von 403 Tagen auf 189 Tage (HR 3,25, CI 95%, p= 0,002 logrank) und das Gesamtüberleben von 890 auf 455 Tage (HR 14,67, CI 95%, p=0,005 logrank).
Frühprogressionen zu Beginn der Radiochemotherapie waren somit assoziiert mit einer schlechteren Prognose bei Patienten mit Ersttherapie eines Glioblastoms. Desweiteren konnte eine Tendenz zu einer längeren Wartezeit in der Gruppe mit wahrscheinlichem Frühprogress festgestellt werden. Durch Festlegung eines Zeitpunktes für eine obligate baseline-Bildgebung würden solche Veränderungen noch vor Beginn der Therapie erkannt werden und die Therapie könnte danach ausgerichtet werden. Außerdem würde so eine frühe Aussage über die Prognose der Patienten ermöglicht werden. Die Wartezeit bis zum Therapiebeginn lag deutlich über der angestrebten Wartezeit von 3 Wochen, hatte allerdings keinen Einfluss auf die Prognose
Translation of the abstract (English)
Molecular markers define the diagnosis of glioblastoma in the new WHO classification of 2016. However, shipping of material and central review of histology and molecular markers significantly delay treatment start in patients within clinical glioblastoma trials. The aim of this study was to determine, whether a time delay to treatment initiation was accompanied by signs of early tumor progression ...
Translation of the abstract (English)
Molecular markers define the diagnosis of glioblastoma in the new WHO classification of 2016. However, shipping of material and central review of histology and molecular markers significantly delay treatment start in patients within clinical glioblastoma trials. The aim of this study was to determine, whether a time delay to treatment initiation was accompanied by signs of early tumor progression in an MRI before the start of chemoradiotherapy (=baseline MRI), and, if so, whether this influences the survival of glioblastoma patients.
We therefore performed a retrospective analysis of 5 prospective Phase II and III clinical trials for the treatment of patients with high-grade gliomas in first-line and second-line therapy. Based on the RANO criteria we evaluated post-surgery and baseline MRI for signs of early tumor progression from 36 patients (22 first-line, 14 second-line therapy). New contrast enhancement distant from the resection site, nodular and eccentric contrast enhancement at the resection site or a combination of both were used to classify our patients into "no", "unlikely", "possible" and "definite" signs of early progression on baseline MRI. Follow up data were also collected. Survival information was analyzed using the Kaplan–Meier method, and a Cox multivariate analysis was performed to identify independent variables for survival prediction.
57% of patients in first-line therapy (36% in second-line therapy) showed definite signs of early tumor progression after a mean time of 31 days (33 days in second-line therapy) from the early post-surgery MRI to the start of chemoradiotherapy. Compared to the group without signs of early tumor progression, which had a mean time of 28 days (p = 0.162 t- test) (second-line therapy: 29,6 days, p=0,708 t-Test), progression free survival was in first-line therapy reduced from 403 days to 189 days (HR 3,25; CI 95%, p = 0.002, log-rank test) and overall survival from 890 to 455 days (HR 14,67; CI 95%, p=0.005 logrank).
Early tumor progression at the start of therapy is associated with a worse prognosis for glioblastoma patients in first-line therapy. We also observe a trend with a shorter waiting period in the group with no signs of early tumor progression. A standardized baseline MRI might allow for better patient stratification.