| License: Creative Commons Attribution 4.0 (7MB) |
- URN to cite this document:
- urn:nbn:de:bvb:355-epub-358895
- DOI to cite this document:
- 10.5283/epub.35889
Item type: | Thesis of the University of Regensburg (Other) |
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Series of the University of Regensburg: | Studia Informatica Ratisbonensis |
Volume: | 2 |
Date: | 31 July 2016 |
Referee: | Prof. Dr. Christian Wolff |
Date of exam: | 17 August 2016 |
Institutions: | Languages and Literatures > Institut für Information und Medien, Sprache und Kultur (I:IMSK) > Lehrstuhl für Medieninformatik (Prof. Dr. Christian Wolff) Informatics and Data Science > Lehrstuhl für Medieninformatik (Prof. Dr. Christian Wolff) |
Interdisciplinary Subject Network: | Sehen und Verstehen |
Keywords: | Ästhetik, UI-Attribute, User Interface, Symmetrie, Buntheit, visuelle Komplexität, Persönlichkeit, Geschlecht, Design, UI-Design, Webseiten-Design, Webseiten |
Dewey Decimal Classification: | 000 Computer science, information & general works > 004 Computer science 100 Philosophy & psychology > 150 Psychology |
Status: | Published |
Refereed: | Yes, this version has been refereed |
Created at the University of Regensburg: | Yes |
Item ID: | 35889 |
Abstract (German)
In der vorliegenden Arbeit wird eine empirische Studie präsentiert, bei der das Zusammenwirken von intuitiver und reflektiver Ästhetik, den UI-Attributen Symmetrie, Buntheit, visuelle Komplexität und den personenbezogenen Faktoren Geschlecht und Persönlichkeit bei der ästhetischen Beurteilung von Webseiten untersucht wird. Auf Basis einer Literaturrecherche zu allen relevanten Faktoren wurden ...

Abstract (German)
In der vorliegenden Arbeit wird eine empirische Studie präsentiert, bei der das Zusammenwirken von intuitiver und reflektiver Ästhetik, den UI-Attributen Symmetrie, Buntheit, visuelle Komplexität und den personenbezogenen Faktoren Geschlecht und Persönlichkeit bei der ästhetischen Beurteilung von Webseiten untersucht wird. Auf Basis einer Literaturrecherche zu allen relevanten Faktoren wurden begründete Hypothesen für diese Variablen formuliert. Es wurde schrittweise ein valides Webseiten-Korpus aus 30 Webseiten-Screenshots erstellt, das als Untersuchungsgegenstand genutzt wurde.
In einer empirischen Laborstudie wurden Teilnehmern phasenweise diese Webseiten präsentiert. In der ersten Phase haben die Probanden jede Webseite nach einer Präsentationszeit von 500 ms auf einer Attraktivitätsskala von hässlich bis schön bewertet, um Daten für die intuitive Ästhetik zu erfassen. Die reflektive Ästhetik wurde, gemäß einem Standard der Forschung, in klassische und expressive Ästhetik geteilt. Die klassische Ästhetik steht für bekannte Attraktivitätskriterien eines UIs und die expressive Ästhetik für den Aspekt der Kreativität. In der zweiten Phase bewerteten die Teilnehmer jede Seite mit einem gekürzten Fragebogen zur klassischen und expressiven Ästhetik. Ferner wurde jede Seite auch in Fragebogen-Form nach dem Grad der Symmetrie, der Buntheit und visuellen Komplexität eingeschätzt, sodass diese Attribute gemäß dem subjektiven Empfinden von Teilnehmern operationalisiert wurden. Für diese zweite Phase der reflektiven Beurteilungen konnte die Präsentationszeit von den Teilnehmern selbst kontrolliert werden. Abschließend wurde das Geschlecht und die Persönlichkeit der Teilnehmer erhoben. Die Persönlichkeit wurde mit einem Fragebogen zum Fünf-Faktoren-Modell ermittelt. Die Persönlichkeit der Teilnehmer gliedert sich demnach in die Dimensionen Neurotizismus, Extraversion, Offenheit, Gewissenhaftigkeit und soziale Verträglichkeit.
Über deskriptive Statistiken und informelle Analysen wird im Bezug zum Webseiten-Korpus gezeigt, wie man attraktive und hässliche Seiten gestaltet. Es wird auch untersucht, wie Teilnehmer Symmetrie, Buntheit und visuelle Komplexität interpretieren und wie Webseiten bezüglich unterschiedlicher Ausprägungen dieser Attribute entworfen sind.
Die Ergebnisse der Inferenzstatistik teilen sich in universale Zusammenhänge, die unabhängig von Geschlecht und Persönlichkeit gelten und personenbezogenen Resultate. Es konnten bekannte Ergebnisse aus der Forschung, hier mit methodischer Varianz, wieder belegt oder präzisiert werden. Die intuitive Bewertung ist sehr ähnlich zur reflektiven, jedoch stärker im Zusammenhang mit der klassischen als der expressiven Ästhetik. Webseiten, die bezüglich intuitiver und klassischer Ästhetik attraktiv sind, weisen eine geringe visuelle Komplexität, eine geringe oder moderate Buntheit und eine hohe Symmetrie auf. Webseiten mit hoher expressiver Ästhetik haben ebenfalls eine geringe visuelle Komplexität und eine hohe Symmetrie, jedoch eine hohe Buntheit. Gemäß der Datenlage ist eine hohe intuitive und klassische Ästhetik eine Vorbedingung, um eine hohe expressive Ästhetik zu erlangen.
Es lassen sich nur wenige Besonderheiten bezüglich des Geschlechtes feststellen. Es kann nicht belegt werden, dass eine grundsätzliche Präferenz oder Ablehnung eines Geschlechts für Webseiten besteht. Symmetrie ist ein stärkerer Ästhetik-Prädiktor für Männer als für Frauen. Männer präferieren symmetrische Seiten noch mehr und lehnen asymmetrische Seiten noch stärker ab als Frauen. Die universale Tendenz ist jedoch bei beiden Geschlechtern erkennbar.
Auch für Persönlichkeit lässt sich nicht zeigen, dass eine Dimension mit der grundsätzlichen Ablehnung oder Präferenz von Webseiten zusammenhängt. Für Interaktionseffekte wird die Stichprobe für jede Persönlichkeitsdimension in zwei Gruppen geteilt. Es lassen sich unterschiedliche Relationen feststellen, bei denen die universale Wirkung eines UI-Attributs bei einer Persönlichkeitsgruppe einer Dimension ausgeprägter ist. Interaktionseffekte die gegen die bekannten Tendenzen verlaufen sind selten und punktuell. Introvertierte Personen präferieren bei intuitiver und klassischer Ästhetik unbunte Webseiten, wohingegen extravertierte, entgegen der universalen Tendenz, sehr bunte Webseiten besser bewerten als unbunte. Auch Personen mit hoher Offenheit bevorzugen bei der intuitiven Ästhetik sehr bunte Stimuli, im Gegensatz zu weniger offenen Personen, die unbunte Seiten attraktiver empfinden. Extravertierte Probanden tolerieren hohe visuelle Komplexität bei der ästhetischen Beurteilung. Vor allem bei der expressiven Ästhetik beurteilen sie komplexe und weniger komplexe Seiten gleichwertig während introvertierte Personen komplexe Seiten stark ablehnen und weniger komplexe bevorzugen.
In einer Diskussion werden alle Ergebnisse zusammengefasst, interpretiert und der Bezug zur bisherigen Forschung hergestellt. Wenn möglich werden universale und personenbezogene Gestaltungsempfehlungen formuliert. Im Kontext der Ergebnisse wird der Nutzen personenspezifischer Gestaltung allgemein diskutiert. Man kommt zu dem Schluss, dass die Beachtung bekannter, universaler Design-Prinzipien wichtig ist und personen- oder zielspezifisches Design, gemäß der vorliegenden Studie, nur punktuell nützlich sein kann. Abschließend werden die Grenzen der Studie angesprochen und in einem Ausblick Möglichkeiten erläutert die Forschung zu diesem Thema weiterzuführen.
Metadata last modified: 25 Nov 2020 21:06